Einige Gedanken zu World of Warcraft

Nachdem ich einige Zeit lang mal WoW ausprobierte, dazu meine persönlichen Gedanken zu dem Spiel. Es macht ja stark das Wort von der WoW-Sucht die Runde; sicher, diese Leute gibt es durchaus, das Schwierige an der Sache ist dann aber erst einmal, wie man diese Leute erreicht. Solange sie nicht selber zur Einsicht gelangen, dass mit ihnen etwas nicht stimmt, ist jeder Hilfsversuch vergeben.

WoW als Spiel ist von Blizzard so gestaltet worden, dass man als Normalo einige Zeit braucht, um das Ziel (Level 80, ab Anfang Dezember Level 85) auch zu erreichen. Je länger der Kunde sein Abonnement von 12 € pro Monat aufrecht erhält, desto mehr Geld verdient man natürlich mit ihm und die drei Erweiterungen (The Burning Crusade, Wrath of the Lich King und Cataclysm) wollen schließlich auch an den Mann gebracht werden.

Dabei ist das Levelsystem geschickt gemacht, der Aufstieg geschieht am Anfang recht einfach, aber danach wird der Abstand von Level zu Level natürlich mehr. Die Erfahrungspunkte wachsen nicht linear, sondern steiler als das.

WoW weckt im Menschen einen der Urinstinkte überhaupt, den Jäger und Sammler. Man ist ständig auf der Jagd nach EPs und sammelt gute Items, seien das Waffen, Rüstungen und dergleichen, die einen weiterbringen. So funktioniert das. Dazu kommt, dass man ab einem gewissen Grad der Entwicklung seines Avatars sich stark mit der Idee konfrontiert sieht, in irgendeine der vielen Gilden einzutreten, da man so besser vorankommt und es Rätsel gibt, wo man einfach nur als Gruppe bestehen kann. Damit hat man dann einen Haufen neuer Freunde, die es aber natürlich nur in WoW gibt und außerhalb des Spiels gibt es meistens weniger Kontakt. Je nach Art der Gilde aber auch, vor allem wenn es eine Raidgilde ist, ist man damit dann gezwungen, seine Onlinezeiten stark auszuweiten, um mit dem Rest der Gruppe mithalten zu können. Gut, es zwingt einem keiner dazu, in eine Raidgilde einzutreten, aber sobald man es macht, hat man besser massiv Zeit für Gruppenkämpfe zur Verfügung.

Irgendwann sind dann viele soweit, dass sie sich eben von WoW gehörig ihr Leben diktieren lassen, „Ja, ich brauche nur noch Item XY“, „Nur noch schnell den Quest“ usw., weil der nächste Level ja nur noch X EPs entfernt ist und hey, das schafft man doch noch locker heute, wenn man sich ranhält.

Manche wollen auch am Ende ihren Avatar von den Items perfektionieren und den mit Gegenständen ausrüsten, die es nur in Dungeons mit diversen Bossen gibt, wobei die Wahrscheinlichkeit, dass Boss X das gesuchte Item Y beim Tod fallen lässt, mehr oder minder gering ist. Also macht man den Dungeon, dessen Durchwanderung dann durchaus auch je nach Größe lange genug dauert, mehrfach, bis man es eben hat.

Daneben enthält ja auch WoW Berufe, die man üben kann, aber zum Üben braucht man auch Zeit, wenn man sie in Meisterschaft perfektionieren will. Manche Rohstoffe gibt es eben nicht im Handel erhältlich, wenn dann nur im Auktionshaus oder man holt sie sich selber. Farmen nennt man das.

Und wenn dann manche mit ihrem Hauptavatar am Ende der Fahnenstange angelangt sind, weil er alles hat, was es zu erringen gab, fangen sie einen neuen an, entweder in einer anderen Klasse oder gar Rasse, um mal zu schauen, wie das denn so ist.

Die Quests sind in WoW dabei integraler Bestandteil des Wachstums, da man durch das Questen schneller nach oben klettern kann als ohne. Allerdings sind die Quests dabei nicht besonders einfallsreich, sondern laufen in der Mehrheit immer nach Schema F ab. Entweder ist es „Bring Gegenstand von A nach B“ oder aber „Töte die Anzahl N von Monstern dort und dort und bring mir Y Zungen/Herzen/sonstwas von denen mit.“

Das macht aber auch nichts, da das Hauptaugenmerk von WoW eindeutig auf dem Kampf liegt, zu komplexe Rätsel will man da gar nicht haben, es soll ja für den werten Kunden einfach sein. Dabei steigt der Schwierigkeitsgrad ständig sanft nach oben, fast unmerklich aber dennoch, an.

Die NPCs selber, die man dann angreift, haben auch meistens die Intelligenz von Monstern aus „Serious Sam“ oder anders gesagt: sie sind dumm wie Stroh. Ihre einzige Intelligenz besteht darin, wenn es sich um aggressive Monster handelt, sich auf den Spieler alleine oder in Pulks zu stürzen um diesen anzugreifen, wenn er einem zu nahe kommt und fertig. Mehr ist da meistens nicht dahinter. Das macht aber auch nichts, denn so funktioniert das doch ganz gut.

Im Gruppenkampf, der ein wichtiger Bestandteil des Konzepts ist, gibt es auch meistens eine gewisse Rollenverteilung. Eine gute Gruppe besteht immer mindestens aus einem Nahkämpfer, der vorne kämpft und die Monster vom Rest der Gruppe fernhält, der Tank genannt wird (engl. Tank für Panzer), dann idealerweise mindestens aus einem Heiler (Healer genannt) sowie den Fernkämpfern, die zwar massig Schaden austeilen, aber nicht Einstecken können (Damage Dealers, also Magier und dergleichen).

Kurz und gut: WoW an sich ist ein Spiel, das natürlich von seinen Machern darauf getrimmt worden ist, dass es den Spieler möglichst lange an den Computer fesseln soll, für soziale Bindungen an das Spiel sorgt und dass dieses auch erstaunlich gut schafft. Logisch, je länger er es spielt, desto mehr Geld gibt er dafür aus, später gibt er vielleicht alleine das Geld dafür aus, dass man seine Avatare nicht löscht.

Solange man Geld dafür ausgibt, sagen sich auch viele „Hey, ich gebe dafür Geld aus, also spiele ich es auch weiter!“ – und so kommt es dann.

Man kommt schnell rein und wieder raus, es gibt ein klar vorgegebenes Ziel und bis man das Ziel (momentan noch Level 80) als Normalsterblicher erreicht hat, dürften mindestens 2-3 Monate vergehen. Spieler, die bereits WoW-Erfahrung haben, schaffen das dann mitunter auch schneller, aber anfangs rennt sicher keiner nur so durch die Level durch.

Wenn man sich das vor Augen führt, sollte man sich auch im Vorfeld darüber Gedanken machen, wie man damit umgeht. Das Spiel kann süchtig machen, damit das aber auch wirklich im Einzelfall geschieht, muss die Person dafür anfällig sein.

Wer wirklich mit WoW anfangen will, der sollte sich im Vorfeld wirklich ein hartes Zeitbudget dafür einteilen, meinetwegen nicht mehr als zwei Stunden am Tag das spielen und das dann eisern einhalten, sich ggf. dabei auch selbst kontrollieren. Ansonsten kann es sehr schnell und vor allem schneller, als einem lieb ist, uferlos werden, denn der Moment wo man sich sagt „Ey, der Level geht heute noch, WENN…“ und dann auch geneigt ist, so zu handeln, ist manchmal sehr schnell erreicht.