„Stalking“

And now for something completely different. Was genau ist Stalking oder auf Deutsch Nachstellung? Wer sich §238 StGB anschaut, der bekommt die juristisch seit 2007 gültige Definition des Begriffs:

(1) Wer einem Menschen unbefugt nachstellt, indem er beharrlich

1. seine räumliche Nähe aufsucht,
2. unter Verwendung von Telekommunikationsmitteln oder sonstigen Mitteln der Kommunikation oder über Dritte Kontakt zu ihm herzustellen versucht,
3. unter missbräuchlicher Verwendung von dessen personenbezogenen Daten Bestellungen von Waren oder Dienstleistungen für ihn aufgibt oder Dritte veranlasst, mit diesem Kontakt aufzunehmen,
4. ihn mit der Verletzung von Leben, körperlicher Unversehrtheit, Gesundheit oder Freiheit seiner selbst oder einer ihm nahe stehenden Person bedroht oder
5. eine andere vergleichbare Handlung vornimmt

und dadurch seine Lebensgestaltung schwerwiegend beeinträchtigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

Also genau das und nichts anderes definiert das deutsche Rechtssystem als Stalking. Stalking ist eine Straftat und kann entsprechend rechtlich verfolgt werden. Die Juristen haben damit ein klar definiertes Bild, was zum Komplex Stalking gehört und was nicht.

Showtime: Unfrei. Unfrei fühlt sich gestalkt, weil sie in gewissen Kreisen wohl einen gewissen Ruf weg hat und offenkundig da keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt, weil der Ruf im Laufe der Zeit nicht verschwand noch wirklich besser wird. Nur ist das schon wirklich Stalking? Solange es niemand gibt, der auch nur teilweise ins oben beschrieben Muster fällt und mit ihr so verfährt, ist die Antwort aus rechtlicher Sicht: natürlich nein.

Das, was sie erlebt, ist sicher alles andere als angenehm. Solange es aber niemand gibt, der wie oben handelt, ist das beileibe kein Stalking, sondern nur ein schlichtes „Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es hinaus.“ Es ist übles Getratsche, ja, und auch das macht meist keinen Spaß, wem schon. Stalking aber ist eine gänzlich andere Sache als das, und ja, die Menschen waren, sind und werden immer sehr nachtragend sein.

Der wohl passendere Begriff für den Komplex wäre Cybermobbing. Das könnte dann schon wiederum zutreffend sein, wenn da jemand(e) systematisch agiert.

Es ist nicht so gut, wie es sein könnte aber auch nicht so schlecht, für wie manche es halten

Was ich damit meine ist ganz einfach die Entwicklung der bezahlten Abos von World of Warcraft. Nachdem es mit dem offiziellen Erscheinen der Erweiterung „Mists of Pandaria“ am 25.9.2012 gelang, endlich wieder über die magische Grenze von über 10 Millionen Abos zu gelangen – man war offiziell bei genau 10,2 Millionen, ein Plus von 1,2 Millionen gegenüber dem Ende von Cataclysmus – so kennt seitdem die Entwicklung nur noch eine Richtung: ab in den Keller. Im 4. Quartal 2012 gab es denn noch knapp 9,6 Millionen Abos und im 1. Quartal 2013 sank die Zahl nochmal umso schneller auf momentan 8,3 Millionen. Dies ist also ein Minus von 1,3 Millionen Abos innerhalb der ersten drei Monate des Jahres 2013.

Erklärungsversuche
Nun ist da die interessante Frage ja: woher bitte genau kommt dieser doch massive Rückgang? Eine Firma wie Blizzard ist ja nicht dumm, die rechnen immer nach dem Erscheinen mit ein wenig Schwund, viele pausieren auch zwischen Patches oder spielen zwischendurch was anderes, außerdem gibt es ja auch in WoW das allseits bekannte Sommerloch.

Also geht ein Hersteller eines solchen Produktes sicherlich von einem gewissen Schwund im Laufe der Zeit aus, den er mit Hilfe von diversen Taktiken mildern will. Klar. Aber ich bin mir auch sicher, dass diese 1,3 Millionen Abos weniger innerhalb des ersten Quartals 2013 doch um einiges größer liegt, als was sich Blizzard schlimmstenfalls an Schwund für diesen Zeitraum erhofft hatte.

So ist das aber eben bei Spielen, die noch einem Abomodell folgen: wenn es den Spielern zu zeitaufwendig wird oder sie schlicht und einfach keine Lust mehr haben, dann kündigen sie erstmal und kommen irgendwann wieder. Andere Mütter haben auch schöne Töchter, es ist aber die Frage, ob sie sich eben mit diesen wirklich anfreunden können oder nicht, und wenn nicht, sind sie irgendwann wieder in WoW anzutreffen.

Blizzard selber sieht einen der Gründe für den Rückgang übrigens so:

There has been less engagement by casual players.

Der andere sei in einer massiven Kündigungswelle in China begründet, wo Free to Play Standard sei und inzwischen viele mit WoW eben durch. A-ha, da ist er also wieder, der ach so böse Casual. Es gibt kaum ein anderes Spiel, in dem dieser Begriff Casual – was nichts anderes als Gelegenheitsspieler bedeutet – dermaßen negativ belegt ist wie in World of Warcraft, und in dem es Myriaden an Definitionen gibt, was denn nun bitte genau einen Casual ausmacht und was nicht.

Die meisten benutzen Casual in dem Sinne von „kann nix, will alles in Arsch geschoben kriegen, ist eine Raid-/PVP-Bremse und heult ansonsten immer, ständig und überall nur rum. Kurz gesagt: nervt nur, das Spiel wäre besser ohne sie dran.“

Das ist, wenn viele es als Schimpfwort benutzen, nunmal die gängigste Definition zu dem Wort. Andere sind da ein wenig humaner und sehen als Casual in erster Linie eben einen Gelegenheitsspieler an, der pro Woche nur ein gewisses Zeitkontingent aufbringen kann/will und betonen dabei noch gleichzeitig, dass nur „weil“ diese Leute weniger zeitlich aktiv sein können/wollen als der vermeintliche Rest in WoW, das nicht automatisch bedeuten würde, dass das nun allesamt automatisch grottenschlechte Spieler seien. Im Gegenteil, viele dieser Casuals leisten doch ganz famose Dinge, wenn man denn genauer hinschaue (und mal ehrlich: wer bitte kann/will sich für die Hardprogressphasen im aktuellen Addon und Raid wirklich bis zu 16 Stunden täglich an die Kiste hinsetzen und daddeln? Das vermögen nicht mehr viele zu leisten.)

Dennoch ist und bleibt der Casual das Lieblingshassziel Nummer Eins vieler Spieler, der Hauptgrund und Sündenbock für alle möglichen schlechten Entwicklungen. Es gibt ja auch nicht wenige Leute die der Meinung sind, man solle das Spiel wieder fordernder machen (Inis im Schwierigkeits erhöhen, Flugmounts komplett abschaffen, Questreihen einführen, um in Raids gelangen zu können und dergleichen mehr), damit das Spiel wieder an Tiefe gewänne. Viele erinnern sich dann auch noch so gerne an Classic, dass damals ja vermeintlich auch alles besser war (war es nur teilweise), und dass das Spiel im Vergleich dazu heute doch nur noch ein schlechter Witz sei. Mag sein, aber man ist nunmal im Jahre neun des Spielbetriebs, da ist es nur logisch, dass die Spielerschaft sich verändert und das Spiel sich ebenfalls, sonst wäre es schon längst nicht mehr auf dem Markt.

Übrigens wer mal genauer wissen will, wie manche sich da die Rückkehr zu den Gummistiefeln aus Holz vorstellen, der möge mal sich diesen Post auf Englisch durchlesen. Der machte doch massiv die Runde und fand einiges an Zustimmung. Andere träumen von der Wiedereinführung von Waffenskills, dass man wenn man levelt wieder einen Lehrer aufsuchen muss, um die neuen Zauber zu lernen, und und und…

Wie dem auch sei, Blizzard selber ist ja der Meinung, die Casuals seien ihnen davon gelaufen. Tja. Woran das wohl liegen mag? Der einfachste Grund dürfte darin liegen, dass sie es anfangs massiv mit den Dailies übertrieben haben. Diese waren gefühlt endlos, hirnlos, stupide und im Grunde nur finsterste Maloche und Timesink, mehr aber auch nicht, wie beim Goldenen Lotus. Inzwischen gab’s da ja eine gewisse Entwicklung und sie klatschen die Dailies auch nicht mehr nur so lieblos dahin.

Wegen dieser hat ja das Addon nun auch bei vielen den Spitznamen „Mists of Farmdaria“ weg, und das völlig zu Recht. Wer sich übrigens mal die Patchnotes seit 5.0.4 bis 5.3 in Ruhe durchliest und die Klassenmechaniken, die sich sowieso jedesmal sehr massiv änderten, außer acht lässt, der wird vor allem einen Bereich sehen, den Blizzard massiv ausgebaut hat: nämlich den Spielbereich für die Casuals. Blizzard hat seit 5.0.4 alles daran gesetzt, denen das Spiel schmackhafter zu machen und diese zu halten, der LFR wurde massiv vereinfacht (Stichwort: Deppennerf, besser bekannt als Unnachgiebigkeit, für jedes Sterben am Boss kriegt man 5% mehr Leben, Schaden und Heilleistung zugedacht), die Dailies massiv entschärft, Ruf für die aktuelle Fraktion gibt’s automatisch seit 5.2 im LFR/aktuellen Raid nur wie Wappenrock nur dass man keinen tragen muss, und und und… offenkundig haben die Sachen bis Patch 5.2 in der Menge jedenfalls nicht ausgereicht, den Weggang zu mildern.

Blizzard ist ja seit dem Erscheinen in diesem Bereich nur noch im Fehlerbeseitigungsmodus, sie versuchen zusammen zu kitten, was sie anfangs an Porzellan zerschlugen. Nur ich bezweifle, dass ihnen das noch wirklich gelingen wird. Ich sehe das deutliche Parallelen zu Microsoft Windows Vista: ein neues Produkt muss von Anfang an auf ganzer Linie am Tag seines Erscheinens überzeugen. Schafft es das nicht, dann hat es ab dem Datum einfach seinen Ruf weg und man kann nachbessern, was man will, es liegt nur noch wie Sauerbier in den Regalen und keiner will es haben. Vista war nach seinem Erscheinen als lahmarschiger Ressourcenfresser verschrien, was später Microsoft mit einem Service Pack gut in den Griff bekam, ansonsten grundsolide, nur wollte es danach einfach keiner mehr wirklich haben. Die ganze Welt klammerte sich an Windows XP. Mists of Pandaria hat eben seinen Ruf als Dailyhölle weg, und obwohl die Dailies längst nicht mehr so massiv und wichtig sind wie anfangs, wird Blizzard das auch in dieser Erweiterung nicht mehr aus den Köpfen der Leute rauskriegen.

Dazu kommt eben, dass auch manche Spieler einfach mit dem ganzen Asien-Setting und Pandaren im speziellen absolut nichts anfangen können. Sei’s drum.

Und woher kommt das?
Ja, da ist sich die Community auch uneins: viele meinen, es käme daher, weil Blizzard die Casuals zu sehr versucht habe zu hofieren. Andere wiederum sind der Meinung, es käme vor allem daher, weil Blizzard es einfach versuche, alles und jedem Recht zu machen, dabei zu sehr auf die Community hören würde und zu wenig auf die eigenen Erfahrungen vertrauen.

Mag zwar sein, aber wenn man sich wiederum anschaut, wie nach jeder Klassenänderung des Gejaule in den Foren wie beispielsweise „Schurken sind im PVP immer noch unbrauchbar! FAIL, sind aber nichts anderes von Blizz gewohnt!“ losgeht, dann geht Blizzard sicherlich längst nicht auf alles ein, was die Community denn gerne so haben würde.

Raids und Geisterrealms
Ein weiteres Thema sind Raids und Realms: im Unterschied zu Drachenseele, vor allem nach all den Nerfs, haben es die aktuellen Schlachtzüge seit Mogushangewölbe eben im Normalmodus schon in sich. Der Raidkader muss deutlich beweglicher sein als früher, es gibt Bossfähigkeiten, mit denen ein einzelner es schafft die ganze Gruppe über den Jordan gehen zu lassen, wenn er nicht schnell genug und richtig schaltet und auch sonst sind in Raidgruppen deutlich weniger unterwegs als zu Cataclysmus.

Häufig hört man dann die Standardbeschwerde „Dank LFR kriegen wir keine Spieler mehr!“, wobei die Zielgruppe für den LFR primär diejenigen sind, die ohnehin normal niemals in normale Raidgruppen gegangen wären. Also so richtig ist das dann nunmal nicht. Der LFR ist für zwei Sachen gut: Charaktere möglichst schnell ausrüsten und für Gelegenheitsspieler, die nicht in Raidgruppen können/wollen, da sein, um ihnen mal die Raidinhalte zwanglos zu zeigen. Fertig.

Dank der Anonymität in diesen Gruppen geht’s dabei meistens so kuschelig zu wie bei den Flodders. Mindestens. Wer schon immer mal sehen wollte, zu welchen grotesken Leistungen die Menschheit fähig ist, wenn sie sich vermeintlich anonym fühlt, der findet hier einen unendlichen Quell der Freude und Unterhaltung. Manches könnte man so glatt verfilmen und auf RTL2 senden, denn es ist und bleibt nunmal absolut kein Aushängeschild.

Apropos Aushängeschild, große Teile der Community sind nun auch für’s Spiel absolut keines. Für manche sicher auch ein Grund, zu gehen.

Schwerer wiegen da schon die Realms. Die Beschwerden darüber, dass vereinzelte Realms einfach nur noch tot sind und zu Geisterrealms mutiert seien, sind nun beileibe nicht neu, sondern gehen mindestens bis ins Jahr 2010 zurück. Es ist nun eine einfache Tatsache, dass die momentan aktive Realmstruktur für das Spielermaximum zu Zeiten von „Wrath of the Lich King“ ausgelegt worden ist, als es über 12 Millionen Abos gab. Die Spieler gingen, die Realms blieben und damit inzwischen eine starke Migration von mittleren bis kleineren hin zu den vollen. Der letzte auf denen macht dann Totentanz und das Licht aus. Blizzard verdient sich daran eine goldene Nase und macht ansonsten nichts, das Problem zu beseitigen. Wozu auch, denn Zahlemann&Söhne klappt eben bisher doch noch einfach viel zu gut.

Nur ist es eben auf solchen Realms auch so, dass es noch zu Cataclysmus gut möglich war, dort Raidgruppen ins Leben zu rufen und zu betreiben. Mit MOP ist das, als hätte man einen Schalter umgelegt, denn häufig merken die Leute dort vor allem eines: die guten Spieler sind weg bzw. genauer nicht mehr so zahlreich vorhanden. Viele Gruppen sind dort erstens teilweise am Schwierigkeitsgrad mancher Bosse wie Elegon oder Garalon zerbrochen, oder aber einfach daran, dass die Leistungsträger irgendwann einfach auf einen der vollen Realms wie Blackmoore oder Aegwynn gingen und so ein Loch hinterließen, das keiner mehr stopfen konnte. Deswegen sind auch inzwischen viele Raidgilden auf diese Realms komplett transferiert, und ein Ende davon ist eben bisher nicht absehbar.

Was wird…
Blizzard ist und bleibt Blizzard. Sie werden alles tun, um die Abozahlen mindestens stabil zu halten, wenn nicht gar vielleicht mit dem Erscheinen von Patch 5.4 wieder etwas zu steigern. Patch 5.4 wird einen neuen Raid mit voraussichtlich 12 Bossen bringen, und wenn man sich die Geschwindigkeit anschaut, in der momentan Blizzard die Patches so raushaut, dürfte dieser voraussichtlich Ende August/Anfang September kommen. Da ist dann der Sommer bald vorbei und das Spielen könnte für einige wieder interessanter werden.

Ansonsten wird Blizzard wohl kaum auf die Leute hören, die der Meinung sind, man müsse nur möglichst viel Schwierigkeit wieder einbauen und Annehmlichkeiten ausbauen, schon werde das Spiel wieder tiefer und interessanter. Der Zug dürfte schon seit langem endgültig abgefahren sein. Wenn man sich dazu Blizzards Meinung anschaut, dass eben die Gelegenheitsspieler sich weniger engagieren würden, dann muss man auch kein Albert Einstein sein um daraus zu folgern, dass sie alles versuchen werden, diese wichtige Zielgruppe wieder stärker an’s Spiel zu binden und vor allem im Spiel zu halten.

Was das dann genau bedeuten wird, das wird sich noch zeigen. So richtig dürften sie da auch erst mit Patch 5.4 losbrettern, denn der liegt dafür zeitlich eben genau richtig. Und den Rest muss man sehen, manches lässt sich sicherlich nicht mehr bereinigen, aber man ist ja lernfähig und ich bin mir sicher, bei der nächsten bereits geplanten Erweiterung machen sie dann wieder manches anders. Ob nun besser oder schlechter, das wird sich dann eben zeigen.