Ist TrueCrypt unsicher?

Momentan hat die freie Softwareszene ein gewaltiges Beben erschüttert, und keiner weiß so recht, woran man wirklich ist. Einige kennen vielleicht das freie Verschlüsselungsprogramm TrueCrypt: man kann damit Dateien oder komplette Festplatten verschlüsseln, es läuft unter Windows, Mac OS X und Linux gleichermaßen gut und vor allem auch so, dass man es portabel installieren kann sowie es einfachst zu bedienen ist. Viele Menschen benutzen es weltweit, um sensible Daten zu schützen, wie zum Beispiel der Sicherheitsexperte Bruce Schneier (genauer: er nutzte es) oder Edward Snowden.

TrueCrypt wurde dabei von einem Team an Entwicklern verfasst, deren Identität weitgehend unbekannt ist und sich nur selten in der Öffentlichkeit oder per Email zu irgendetwas äußern. Es ist seit über 10 Jahren bereits verfügbar und sein Quellcode offen verfügbar. TrueCrypt stand bisher im Ruf, weitgehend vertrauenswürdig und sicher zu sein, auch ist gerade momentan eine kommerzielle Sicherheitsprüfung des Quellcodes auf Schwachstellen und mögliche Hintertüren im vollen Gange, die bisher nichts schlimmes zu Tage förderte.

Also ist alles gut im TrueCrypt-Land, so sollte man meinen, aber weit gefehlt: seit ca. zwei Tagen hat sich die Webseite von TrueCrypt dramatisch verändert. Dort, wo bisher eine recht gut gemachte Webpräsenz unter www.truecrypt.org erreichbar war, findet sich nur noch eine im Vergleich dazu recht lieblos und schludrig dahingestellte Warnung, man solle die Software nicht mehr benutzen, da sie nicht mehr sicher sei. Warum TrueCrypt auf einmal unsicher geworden sei, darüber schweigt sich die neue Seite einfach aus.

Als Grund für die Einstellung der Software wird dabei das offizielle Supportende von Windows XP angegeben. Auch die Empfehlungen, welche Software man anstelle von TrueCrypt benutzen sollten, wirken komisch, denn unter Windows wird BitLocker empfohlen, das vermutlich eine serienmäßige Hintertür für die NSA eingebaut haben dürfte, für Mac OS X FileVault und unter Linux solle man einfach installieren, was man installieren wolle. A-ha. Und es gibt eine neue Version der Software zum Download namens 7.2, die aber nur noch das Entschlüsseln ermöglicht und nicht mehr verschlüsselt.

Alles in allem wirkt es auf den ersten Blick sehr sonderbar und so, als wäre da ein Hacker unterwegs gewesen. Der Fakt allerdings, dass die neuen Downloadpakete mit dem digitalen Schlüssel des Entwicklerteams signiert worden sind, machen das dann doch recht unwahrscheinlich. Solch ein Hacker hätte nämlich erst die Identität der Entwickler herausfinden müssen, sich dann noch den Schlüssel besorgen müssen plus das Passwort, mit dem man diesen benutzen kann. Es ist zwar möglich, aber extrem unwahrscheinlich.

Also ist es wahrscheinlicher, dass die Seite selber nicht gehackt ist, sondern echt vom Entwicklerteam so verändert wurde und sie nun keine Lust mehr haben, TrueCrypt weiter zu entwickeln. Die Frage, die man sich dabei stellen muss, ist aber: warum auf einmal das und warum auf einmal so, dass sie alles daran setzen, das bisherige Vertrauen in ihr Produkt nachhaltig zu zerstören?

Auch da gibt es wieder mindestens vier Möglichkeiten, nämlich:

  1. es gab einen Streit im Entwicklerteam und einer der Entwickler, der den Schlüssel hat, wählte diesen Weg als Rache, während der Rest weiter machen will,
  2. die Entwickler sahen sich möglicher, staatlicher Repression ausgesetzt und wurden gezwungen, die Entwicklung einzustellen, dürfen aber darüber nichts sagen (die National Security Letters in den USA kommen da einem in den Sinn und wie mit der Fa. Lavabit verfahren wurde),
  3. oder aber die Entwickler hatten wirklich einfach nur keine Lust mehr und fertig,
  4. TrueCrypt war in Wirklichkeit das Projekt irgendeines Geheimdienstes, niemals sicher und so zogen sie nun den Stecker.

Gegen 4 spricht, dass der Quellcode offen verfügbar ist und bisher im Audit nichts wesentliches gefunden wurde, was aber nicht heißt, dass man noch nichts finden wird. Auch untersucht das Audit ja den Quellcode, aber nicht die Downloadpakete, in denen könnte man ja noch Backdoors eingearbeitet haben. Außerdem würde gerade ein Geheimdienst ja wollen, dass man sein Produkt einsetzt und ein solch weit benutzes Ding wie TrueCrypt wohl kaum mit solch einer Aktion es beenden, denn das wäre ja gegen seine Interessen. Allerdings gelang es neulich jemandem, aus dem Quellcode dasselbe Paket zu bauen wie es zum Download in der Version 7.1a unter Windows zur Verfügung stand, also ist auch das eher unwahrscheinlich.

Gegen 3 sprechen die komischen Empfehlungen, die die Entwickler geben. Wenn jemandem wirklich Sicherheit so wichtig ist, dann wird der nicht auf einmal BitLocker oder FileVault einsetzen noch es empfehlen.

Also bleibt 1 oder 2. Beides ist möglich, und wenn es 2 sein sollte, dann werden wir es so schnell wohl nicht erfahren. Dazu kommt ja, dass keiner weiß, aus welchem Land die Entwickler eigentlich stammen und welchen Gefahren sie sich da möglicherweise ausgesetzt sähen.

Persönlich halte ich Möglichkeit 2 für wahrscheinlicher, denn wenn es 1 wäre, also der interne Streit, dann hätte sich nach über drei Tagen inzwischen sicher mindestens ein weiterer Entwickler vom Team dazu irgendwie geäußert oder gar die alte Seite wieder hergestellt. Was es letzten Endes aber wirklich ist, das muss die Zeit erst noch zeigen, es weiß eben keiner. Übrigens hat sich bei Twitter auch was getan, nämlich bei Steven Barnhart hat sich per Email ein Entwickler des Teams namens „David“ gemeldet, der die Einstellung des Produktes einfach damit begründe, dass man keine Lust mehr habe und nein, es stünde keine staatliche Repression dahinter. Ob man dem nun trauen schenken kann oder nicht, auch das ist wieder ungewiß.

Überhaupt zeigt all diese Heimlichtuerei um die Entwickler ein großes Grundproblem von TrueCrypt: warum bitte haben wir die ganze Zeit lang einem Team von Entwicklern in dieser sensiblen Angelegenheit vertraut, das keiner kennt und die ihre Identität systematisch verheimlichen?

Bruce Schneier jedenfalls ist erst einmal wieder auf PGP Disk umgestiegen, wie es scheint. Die Version 7.2 der Software sollte man besser mit Vorsicht beäugen, d.h. gar nicht benutzen, solange keiner das Programmpaket auf mögliche Hintertüren durchsucht hat. Es gibt bereits Bestrebungen, wie beispielsweise unter www.truecrypt.ch, die Software als Fork weiter zu entwickeln. Eines steht dabei schon fest: TrueCrypt wird sie dann nicht mehr heißen können, weil das ein eingetragenes Warenzeichen ist.

So oder so, es ist alles nur sehr merkwürdig, viel im Dunkeln und was das alles genau soll, kann bis auf die Entwickler vielleicht keiner so recht sagen. Es bleibt also viel Raum für Spekulationen aller Art übrig.

Als Lehre aus dem Desaster sollte man, so finde ich, bei einem so wichtigen Stück Software einem anonymen Entwicklerteam, das keiner wirklich kennt, nicht mehr vertrauen. Gerade bei solchen Programmen ist es wichtig, dass man auch weiß, wer dahinter steht (und Satoshi Nakamoto von Bitcoin kennt bisher auch keiner).

Dichterische Freiheit

Was, so glaube ich, vielen Lesern von allen möglichen Rollenspielblogs nicht bewusst ist, ist die Tatsache, dass die meistens ganz banale Tätigkeiten mit einem Glorienschein erzählerisch ausschmücken, der so im Spiel niemals statt fand. Einige Schreiber solcher Blogs haben darin eine gerade zu unerreichte Meisterschaft erlangt. Wenn man deren Rollenspielblogs liest und das mit dem Spiel vergleicht, wie man es erlebt hat, dann ist das oft ein dermaßen krasser Unterschied wie zwischen einem Drei-Sterne-Restaurant mit Menü und McFress.

Aus einem einfachen Satz wie: „Otto ging den gewohnten Weg von zuhause runter in die Stadt zum Markt“ wird dann auf einmal gleich ein halber Roman, so wie:

Otto ging mal wieder den mehrfach gewundenen, schlecht gepflasterten Weg von seinem halb verfallenem Haus in Richtung des städtischen Marktplatzes hinunter. Müde schlurfend setzten sich seine Füße in Bewegung, und das leise Geräusch beim Gehen war kaum wahrnehmbar, noch riß es ihn aus seinen Gedanken an seine verstorbene Frau Irmgard. Seine alten, abgelaufenen Lederschuhe hatten noch genug Sohle und keine Löcher, so dass ihm das Fühlen des kalten Steins an diesem Herbstmorgen erspart blieb. Einer trüben Suppe gleich versperrte ihm aber der Nebel die weitere Sicht auf seine Heimat, die zu ihm fast immer nur hart und ungerecht in seinem langem Leben war, was seine ohnehin schon schlechte Stimmung auch nicht weiter erhellte. Das typische Schreien der Marktweiber riß ihn abrupt aus seinen Gedanken, er war angekommen und machte sich behände auf die Suche nach neuem, irdenen Geschirr für seine bescheidene, kleine Küche.

Irgendwie so eben. Natürlich liest sich so etwas besser und erzeugt mehr Immersion, aber es birgt auch eine Gefahr, nämlich wenn man bereits so im Spiel in seiner eigenen Gedankenwelt gefangen ist, dass man gewisse plotwichtige Sachen im Spiel nicht formuliert, aber in seinem Blog und nur da. Das kommt sicher vor und ist nicht der Sinn der Sache.

Man sollte also beim Lesen von Rollenspielblogs immer daran denken, dass da sehr viel dichterische Freiheit mit schwingt und die meisten Sachen so, wie im Blog geschrieben, im Spiel niemals stattfanden. Sonst geht man möglicherweise auf eine Sim und erwartet ein Mörderspiel, wenn man dann aber sieht, die kochen ja auch nur mit Wasser, ist man möglicherweise zu recht enttäucht.

 

Ich habe gelesen: „Wolfsbraut“ von Chris Dell

Ich habe neulich den ersten Teil des Romanzyklus „Nemesis“, nämlich „Wolfsbraut“ von Chris Dell gelesen. Chris Dell ist ein Pseudonym für einen Autor, der hauptsächlich im BDSM-Bereich angesiedelte Romane schreibt. Diese sind auf seiner Homepage kostenlos als PDF; teilweise auch als illustriertes PDF, verfügbar und erfreuen sich offenkundig in der Szene recht guter Beliebtheit.

Das Thema ist der Sadomasoschismus, naja ein starker Anteil daran. Der Autor will keine große Literatur schreiben, das sagt er in seinem Vorwort, sondern anregende Geschichten und ein paar ernstere Betrachtungen provozieren. „Wolfsbraut“ selber ist ein Sado-Maso-Roman, und soll eher entspannend als stressig sein, aber gerne anregend.

Das sind schon immerhin gewisse Ansprüche, die der Autor an sich stellt und erfüllen will.

Worum geht es um Wolfsbraut? Kurz gesagt ist die Grundgeschichte das Märchen vom hässlichen Entlein, das unerwartet seine Erfüllung findet und dann zum stolzen Schwan mutiert, der mit sich und seiner Welt im Einklang ist.

Es geht dabei um eine Jurastudentin namens Michelle, die durch den Kontakt zu einer besonderen Frau mit BDSM in Berührung kommt, in die Szene eintritt, einen knapp 20 Jahre älteren Mann kennenlernt, der sich zu ihrem Herrn macht und sie nach und nach nach seinen Wünschen umgestaltet. Das Umgestalten ist dabei wörtlich zu nehmen, er nimmt diverse Körpermodifikationen an ihr vor, wie beispielsweise eine Brustvergrößerung, künstliche Versteifung einiger Finger, ein dauerhaftes Korsett und andere Dinge.

Michelle, die als Jurastudentin anfing, findet dabei ihre Bestimmung und in dem Lebensstil ihre Erfüllung, und am Ende heiratet sie ihren Jürgen von Denkwitz als „Fetischding.“ Es gibt auch einen gewissen Vorher-Nachher-Moment, denn vorher kämpfte sie für Frauenrechte, und als sie nach der Wandlung erneut auf ihre alten Studentenfreunde trifft, ist ein Teil schockiert aber ein unscheinbarer Junge, mit dem sie anfangs nicht viel anfangen konnte, entwickelt sich selbst zum Dom und macht seine Freundin Babettte, die ebenfalls devot ist, zu seiner Sklavin.

Naja.

Also was halte ich von dem Roman? Es gibt manche Leute, die sehen ihn als eine Art Erfüllung und Offenbarung an, aber wird er wirklich diesen Ansprüchen gerecht?

Nein.

Die Geschichte ist einfach viel zu glatt, viel zu konstruiert und viel zu vorhersehbar, als dass sie das sein könnte, sie ist nicht einmal wirklich anregend. Das, was man geboten bekommt, ist bestenfalls auf dem Niveau eines schlechten Groschenromans – mehr aber auch nicht.

Das einzig Gute an der Sache ist, dass das PDF kostenlos verfügbar ist, denn hätte ich ernsthaft dafür Geld ausgegeben, dann hätte ich mich darüber wohl geärgert. Der Teil 2 des Nemesis-Zyklus, „Tollwut“, behandelt dann eine andere Geschichte einige Jahre nach „Wolfsbraut“, in der es im Grunde aber auch wieder um das Coming Out und seine Folgen geht – und wirklich besser und anspruchsvoller ist diese Geschichte nun auch nicht.

Nach dem Lesen der ersten beiden Teile ist mir jedenfalls die Lust auf den Rest eindeutig vergangen.

Voodoo für die Augen und Ohren

Ich habe heute mal seit längerem wieder den Fehler gemacht und mir eine Audiozeitschrift, die neuerdings auch ihre Weisheiten für den Videobereich zum Besten gibt, gelesen. In dieser Zeitung wurde ein HDMI-Kabel der Firma Oehlbach als Referenz gepriesen, das auf schlappen 5 Metern um die 80 Euro kostet, also der Meter stolze 16 Euro.

Das Kabel kann in Sachen HDMI zwar so ziemlich alles übertragen, was der Standard gerade hergibt, ist aber auch sonst massiv ausgestattet, um das Signal ja überaus „qualitätsvoll“ zu übertragen: Goldkontakte, PVC-Umschirmung und allen anderen möglichen Schnickschnack, damit das arme Signal ja keinerlei Qualitätsverluste erleiden muss. Und die Leute meinen dann, dass sie mit so einem Kabel ein besseres Bild bekommen als mit einem Vergleichskabel, das bei zwei Metern gerade mal zehn Euro kostet.

Ernsthaft: wer so viel Geld für ein Kabel von Oehlbach ausgibt, der hat die digitale Signalübertragung nicht verstanden! Digital bedeutet, entweder es wird ein Signal übertragen oder eben keines, und um solche Informationen gut zu übertragen, braucht es keinen Voodoo irgendwelcher Art auch immer.

Aber der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge, und wo es Leute gibt, die für einen Meter Audiokabel auch schon mal 1000 Euro ausgeben, da sind die 80 Euro für Oehlbach doch wieder fast schon ein Schnäppchen! Der dumme August kauft es und wer intelligent ist, der spart sich solch ein Kabel und investiert das gesparte Geld dann gleich lieber in Blurays!

Gor Extended oder: Port Victoria

Nea und Beric haben heute ihr neuestes Kind, Port Victoria, vorgestellt. Dies tritt spielerisch die Nachfolge von Neuville-sur-Mer an und ist ein kleiner Verbund aus einer Fullprimsim im Süden (Time to play, auf der früher Neuville stand) und einer Homesteadsim im Norden (Everest Hills), die die Hafenanlagen enthält.

Nachdem Neuville ein neuzeitliches Erd-RP war, kehrt man mit Port Victoria zurück nach Gor, aber nicht ganz, sondern ein wenig weiter gedacht oder anders realisiert, je nachdem, wie man es sehen will.

Offiziell nennen sie es Gor EXtended für „Gor erweitert“, was dafür steht, dass die meisten Grundzüge von Gor beibehalten werden, manches aber abgewandelt gespielt wird.

Was also ist GorEx? Gor strikter an die römische Antike angelehnt, also die Grundlagen von Gor minus den Kleiderkodex für die Frauen, denn die laufen nun wie in der römischen Antike (hier als Beispiel Vega) herum und kein Beischlafgesetz für die freien Frauen, ebenso wird die Sklaverei stärker an die römische Antike angelehnt.

Ansonsten gibt man sich mit dem Siegel: „GorEx – jetzt auch mit Drehbuch!“ selbstironisch, ist ja gerade die Sache, Nea sei eine starke Drehbuchspielerin ein Vorwurf, den man häufiger zu hören bekommt. Das ist schon geschickt gemacht, wenn man das nun aufgreift und so gerade mal umdreht.

Victoria selber sieht natürlich auch stark römisch aus und es gibt eine Rahmenhandlung: ein Administrator steht zur Wiederwahl und mindestens drei Häuser in der Stadt buhlen um den Platz, also wollen ihn beerben. Es gibt in Victoria feste Spieltage und zwei Arten von Rollen, die normalen Rollen (Kategorie 1) und die plottragenden Rollen (Kategorie 2). Wohnraum wird kostenlos zur Verfügung gestellt. Für freie Rollen wird eine Bewerbung verlangt und dann gibt es erst einmal zwei Wochen Probezeit, bevor man aufgenommen wird. Ebenso ist das Gründen weiterer Häuser möglich, wenn man darauf Lust hat, dazu gehören dann wenigstens zwei freie Personen. Kämpfe finden per Würfel oder Gorean Meter statt.

Wegen der Änderung am Setting gehen Nea und Cato davon aus, dass es nicht wirklich zu Interaktionen mit anderen Sims kommen wird. Dies sei zwar möglich, aber dann wohl doch recht unwahrscheinlich.

Die Sim steht ab sofort zur OOC und ist damit für jeden zur Besichtigung offen; der offizielle Spielbetrieb soll kommenden Sonntag abend aufgenommen werden.

Gut gebaut ist sie allemal, ob es allerdings ein dermaßen modifiziertes Gorsetting wirklich dauerhaft schafft, genug Spieler anzuziehen, wo Interaktionen mit externen Sims gerade deswegen als eher unwahrscheinlich betrachtet werden, bleibt abzuwarten. Ob das nun Fluch oder Segen ist, ich weiß es nicht.

Gibt es in Second Life einen Markt für reife Frauenskins?

Ich hockte gerade eben im Black Heaven Dreams und wir hatten eine leidenschaftliche Diskussion darüber, dass die Frauenskins in Second Life immer jünger würden und das nicht jedem gefallen würde, es würde an Skins um die 40 Jahre herum fehlen. Nun war man dort der Meinung, dies sei eine rentable Marktlücke und wenn nur ein Hersteller es mal schaffen würde, solch einen Skin zu bauen, dann würde sich das sicherlich rentieren, denn es gäbe sicher sofort genug Nachfrage dafür und es sei schade, dass das bisher kein Hersteller gewagt habe.

Ich war da gänzlich anderer Meinung, nämlich dass wenn dafür genug Nachfrage da wäre, es zumindest einen Hersteller gäbe, der so etwas im Programm hätte. Also haben wir hier das typische Henne-Ei-Problem und was zuerst da war.

Nun bin ich der Ansicht, dass dies eine Nische ist, es gäbe sicher einige, die sich solch einen Skin kaufen würden. Die Frage ist aber, ob es genügend gäbe, die sich solch einen Skin kaufen würden, damit mal ein Skindesigner wirklich sich hinsetzt und das Arbeiten anfängt. Ich bin da der Meinung: nein, die gibt es nicht wirklich. Anders gesagt: das Angebot macht nicht die Nachfrage, sondern die Nachfrage das Angebot und solange die Nachfrage danach zu gering ist, gibt es eben kein Angebot. Second Life ist nunmal Turbokapitalismus pur und genau so funktioniert das im Bereich der Skindesigner inzwischen.

Ich gehe dabei von folgenden Dingen aus:

  • wenn dies wirklich ein Markt wäre, dann hätte doch im Laufe von inzwischen elf Jahre Second Life Geschichte zumindest eine Hand voll an Designern sich mal daran probiert und noch heutzutage mindestens einen solchen Skin im Programm. Das muss ja kein bekannter Designer sein, aber es gäbe sie dennoch und wenn er so eine Nische besetzt, dann spricht sich das ja herum. Ich kenne da aber keinen einzigen Namen. Also fällt das schon einmal weg.
  • wenn heutzutage ein Skindesigner solch einen Skin inkl. Makeups und auf der Höhe der Zeit mit Appliern und allem möglichen Schnickschnack erstellt, dann ist das eine reine Arbeitszeit von 40-60 Stunden. An diese Arbeit setzt sich nur jemand, der sich dann auch sicher ist, danach solch einen Skin ordentlich verkaufen zu können, denn für einen reinen Testballon alleine ist das schon ein ziemliches Wagnis.
  • Die Skindesigner schreiben gerne gegenseitig voneinander ab und sind risikoscheu, eben weil die Erstellung eines neuen Skins so viel Arbeit bedeutet und so lange dauert. Da setzen die meisten lieber darauf, was sich erfahrungsgemäß gut verkauft und gut geht.
  • Ein solcher Skin, wenn er den heutigen Qualitätsansprüchen nicht ganz entsprechen würde, würde nicht gekauft werden.
  • Früher war es vom Aufwand her bedeutend einfacher einen guten Skin zu erstellen, als das heute der Fall ist.
  • Und ja, die meisten Skindesigner denken und handeln unter betriebswirtschaftlichen Kriterien. Das ist nunmal so.

Und damit wird es eben schwer, dass so etwas eben mal entsteht. Entweder jemand wagt es wirklich einmal mit einem Testballon, aber da greifen wieder die 11 Jahre Geschichte, also ist es ziemlich wahrscheinlich, das gab es mindestens schon einige Male, und hat dann damit wirtschaftlichen Erfolg – oder eben nicht.

Jedenfalls mit Diskussionen darüber alleine, dass da ein Markt dafür sein könnte und sich das gut verkaufen würde bin ich mir sicher setzt sich kein Skinhersteller hin und macht nun genau so etwas.

Wenn, dann müsste man mal sammeln gehen und das Bündeln, um die Nachfrage zu verdeutlichen. Das heißt, beispielsweise eine Gruppe von 100-200 Avataren bilden und zu dem Designer hergehen und sagen „wir hätten gerne solch einen Skin und würden den sicher kaufen“, dann könnte das in der Tat mindestens mal einen dazu bewegen, da aktiv zu werden.

Diese Anzahl sollte es aber dann auch schon sein, denn ich gehe bei den Designern von folgender Rechnung aus:

40 Arbeitsstunden x 20 € = 800 €, die sie erst einmal an Arbeitszeit investieren. Für einen Grafiker ist das noch billig. Wenn der den Skin dann für 1500 L$ verkauft, was 4,57 € bedeutet, dann sind wir da bei 800 € / 4,57 € = 175 Skins in etwa, die weg gehen müssten, damit die reine Investition an Arbeitszeit wieder drin ist.

Diese Denkweise muss nicht jedem gefallen, aber so handeln nunmal inzwischen die meisten Designer. Der Markt ist hart umkämpft und in der Zeit, wo sie einen solchen Skin erstellen, könnten sie auch einen der typischen Brot-und-Butterskins erstellen, der sich dann auf jeden Fall sehr gut verkaufen könnte. Das ist dann eben unternehmerisches Risiko.

Als andere Möglichkeit stelle ich mir eine Crowdfunding-Kampagne bei Kickstarter vor, warum auch nicht. Man sucht sich den Designer seiner Wahl, und wenn ein gewisses Budget erreicht wird, dann setzt der sich eben hin und entwirft so einen Skin.

Angebot und Nachfrage, ein Markt eben, die meisten Skindesigner machen das inzwischen weniger als Hobby. Nur so kommt man eben wohl zu einem solchen Skin und nicht anders, man muss als Kunde seinen Wunsch äußern, bündeln und dann könnte das was werden. Aber nur darauf hoffen, dass irgendwann mal wer so etwas startet, das kann gut gehen, aber auch eben nicht.

Störungen früher und heute

Heute ist es ja mal seit langem wieder zu einer längeren, ungeplanten Störung des Second Life Grids gekommen.

Eigentlich zeigt mir das nur, wie zuverlässig und stabil inzwischen Second Life als Plattform läuft, denn die letzte derart gravierende Störung dieser Art ist Wochen, wenn nicht gar Monate her. Früher dagegen gab es so etwas mindestens einmal die Woche und zwar immer genau dann Mittwochs, wenn für den Patchday das komplette Grid runtergefahren wurde, um die neue Serverversion aufzuspielen. Und dieser Patchday dauerte oft gerne einige Stunden länger als geplant, das war völlig normal, dass man da Wetten darüber abschloss, wann das Grid denn nun wirklich wieder online ist.

Das war vor der Erfindung des Rolling Restarts. Auch wenn der manchmal etwas nervig ist, so sorgt er dennoch dafür, dass im Falle eines Updates das Grid oben bleiben kann und nur ein kleiner Teil kurzzeitig nicht erreichbar ist. Damit kann ich verdammt gut leben.