Blizzard wollte ja mit seinem neuen Addon „Warlords of Draenor“, das inzwischen bei vielen „Boredom of Draenor“ oder auch „Borelords of Draenor“ genannt wird, vom Start weg vieles anders, besser und vor allem richtig machen.

Also war die Idee, man schafft eine parallele Zeitlinie und lässt das Gebiet einer der bisher beliebtesten Erweiterungen, nämlich von „The Burning Crusade“ vor seiner Verwüstung wiederauferstehen. Dies hatte für viele seinen Reiz, weil TBC von vielen als eines der besten oder gar das Beste Addon bisher angesehen wird, die Meinungen teilen sich da zwischen „Wrath of the Lich King“ und dem eben auf.

Blizzard wollte auch das Raiden vereinfachen; früher waren häufig die größten Beschwerden aus dem Raidlager, dass man neben dem Raid zu viel Zeit für Dailies, Berufe und Farmen aufbringen müsste und außerdem das Twinken viel zu lange dauern würde.

Blizzard hat auf all diese Beschwerden reagiert und gewaltige Veränderungen eingebaut:

  • gegen eine Gebühr von 50€ kriegt man jeden beliebigen Charakter von 1 direkt auf 90 katapultiert und ein solcher Boost liegt jeder Erweiterung kostenlos beim Kauf bei,
  • jeder Spieler bekommt nun eine Art Farmville in WoW verpasst, nämlich die Garnison. In der Garnison kann man sich im Laufe der Zeit so ziemlich alles herstellen lassen, was einem das Herz so begehrt und wird zum reinen Selbstversorger. Berufe skillen oder noch Materialien und Rezepte für seine Berufe sammeln? Sinnlos, das macht nun die Garnison. Noch Sachen im Auktionshaus kaufen oder verkaufen? Vieles dank der Garnison nun überflüssig.
  • die Zeit selber, die man benötigt, um ohne Instanzen einen Charakter von Level 90 auf Level 100 zu bringen, dürfte je nach Geschwindigkeit des Spielers ca. 15-20 Stunden benötigen. Und das für 10 Level, so schnell ging das bisher kaum, das Maximallevel zu erreichen,
  • das Umschmieden wurde komplett entfernt,
  • jeder Charakter erreicht automatisch Trefferwertung/Waffenkunde-Caps,
  • die meisten Sockelsteine, Sockel und Verzauberungen wurden entfernt,
  • die Charakterwerte (Stats) wurden vereinfacht, alte Werte gestrichen und (zu viele) neue Werte eingeführt, von denen die Entwickler einen Teil schon wieder wie Mehrfachschlag entfernen wollen,
  • in die heroischen Inis kommt man nur noch rein, wenn man in der jeweiligen Skillung mit dem jeweiligen Charakter die Feuerprobe auf Silber besteht – für manche offenkundig ein Ding der Unmöglichkeit, an dem sie schier verzweifeln,
  • der LFR wurde weiter vereinfacht, ein Flügel soll aktuell nur noch 15-20 Minuten dauern. Ob das stimmt, keine Ahnung. Jedenfalls sieht nun die Rüstung aus dem LFR optisch deutlich schlechter als die Rüstung aus den normalen Raids aus und Setboni gibt’s auf den Rüstungen im LFR auch keine mehr,
  • Berufe bringen keinerlei Boni mehr für die Charakterwerte,
  • alle Klassen wurden radikal vereinfacht, Zauber gestrichen oder zu passiven Talenten umgewandelt. In der Beta verkündeten die Entwickler stolz, man könne nun den Gleichgewichtsdruiden, also die Eule aka Moonkin, nun problemlos mit dem Controller einer Xbox spielen. Vielen Spielern sind die Klassen nun deutlich zu einfach und deutlich zu sehr fader Einheitsbrei geworden.

Dazu kommt noch als fragwürdige Dreingabe, dass Fliegen auch auf dem Maximallevel nicht möglich ist und auch im kommenden Patch weiterhin nicht möglich sein wird. Gerade dieses Flugverbot spaltet die Spielerschaft sehr extrem.

In meinen Augen ist Warlords of Draenor ein extrem auf die Raid zugeschnittenes Addon, das die Raider bedienen soll, indem es den Arbeitsaufwand abseits des Raids massiv reduziert hat. Nebenbei hat es aber auch so ziemlich alle Berufe kaputt gemacht, denn wozu noch die Arbeit machen, wenn man das Meiste von der Garnison auch so geliefert bekommt? Dazu kommt auf viele Berufe aktuell ein Cooldown.

Gerade aber dass es die Berufe kaputt gemacht hat, nehmen Blizzard viele Spieler übel, die eben weder wirklich PVP noch Raids gemacht haben, sondern eben lieber Twinks gebaut und im Auktionshaus ihren Spaß gehabt haben.

Außerdem ist ein weiteres Problem ganz einfach, dass sich vieles sehr stark wie mit der heißen Nadel gestrickt anfühlt und es im Endspielbereich eben außer Raids und PVP gefühlt deutlich weniger zu tun gibt als früher. Viele Spieler beklagen die mangelnde Vielfalt und Langeweile, sowie dass man ja im Prinzip nur noch in der Garnison rumhängt, weil man da zwar der Kommandant ist, aber diese ständig wie in Farmville am Laufen halten müsse.

Und ich kann es durchaus nachvollziehen. Für Spieler, die eben keiner der großen, beiden klassischen Bereiche anspricht, ist Warlords of Draenor in der Tat eher mit Inhalten dünn besät. Es sind zu Beginn des Addons ja mindestens drei Millionen Abos wieder reaktiviert worden, aber ich denke, davon werden auch sehr viele schneller wieder weg sein, als Blizzard lieb ist, denn für viele haben sie’s diesmal ordentlich vergeigt.

2 Gedanke zu “Boredom of Draenor oder: gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht”
  1. Nee, questgestütztes Grinden, Farmville und Timesink ergeben plötzlich sogar Sinn, wenn man die Ankündigung für die Spielzeit-Tokens gelesen hat. Alles nur Vorbereitung für den demnächstigen semi-Free 2 Pay Asia-Grinder WoW.

    1. Die Ankündigung habe ich gelesen. Gerade das spaltet die Spieler ja momentan erst recht, das Vorbild dürfte dafür u.a. CREDD aus Wildstar sein.

      Nur sind sie schön dumm, ihre eigene Cash-Cow so zu schlachten, wo in der Tat mit WoD mindestens 3,2 Millionen Abos reaktiviert worden sind. Die sind dann genau so schnell wieder weg, wie sie eben kamen.

      Aber unter dem Aspekt macht es Sinn, und MOP dürfte längst nicht der Erfolg in Asien gewesen sein, den man gerne gehabt hätte, also probiert man es eben auf diesem Weg.

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