Es war einmal irgendwo ein altehrwürdiger Angelverein. Dieser Verein war in seinem Orte fest verwurzelt und hatte recht günstige Beiträge. Diese zu niedrigen Beiträge waren alles andere als kostendeckend und sollten dafür sorgen, dass es an Neumitgliedern nicht mangelt. Um den Fehlbetrag zu erwirtschaften veranstaltete dieser Angelverein jedes Jahr im Sommer ein Fischfest: zu diesem Fest, das 2 Tage dauerte, musste jeder ran, der konnte und mit anpacken.

Meistens ging die Rechnung auf und man erwirtschaftete mühsam einen Gewinn von bis zu 2000 Euro. Allerdings begann im Laufe der Jahre die Begeisterung der Vereinsmitglieder für dieses Fest zu bröckeln, denn die freiwilligen Helfer wurden immer weniger und weniger. Während der Aufbau der Zelte freitags noch kein Problem darstellte, so war der Abbau montags ein Riesenproblem, da es meist an Helfern mangelte: entweder kamen sie so nicht oder mussten arbeiten. So blieb dann diese wichtige Arbeit im Grunde immer an denselben hängen, die sich für den Verein aufopferten und in mühevoller Arbeit montags doch die Sachen fristgerecht abbauten und sich abrackerten. Also verrichteten einige wenige im Grunde die Arbeit vieler Mitglieder, aber der Rest baute darauf. Getreu dem Motto: Team – toll, ein anderer macht’s!

Irgendwann aber kamen diese ruhigen und geduldigen Helden des Vereins auch an die Grenzen ihrer Leidensfähigkeit und sie hatten die Faxen dicke. Ihnen stank es, immer und immer wieder alleine am Montag dastehen zu müssen und ihre Bereitschaft, dieses Fest zu betreiben sank rapide von Jahr zu Jahr, da sich neue Helfer einfach nicht finden ließen.

Als dann eines Jahres das komplette Fest verregnet war und der Verein deswegen daran sogar Miese machte, reichte es ihnen und sie witterten ihre Chance. Sie rechneten aus, um wieviel Euro der jährliche Mitgliedsbeitrag erhöht werden müsste, um die bisherigen Einnahmen aus dem Fischfest auf diesem Wege in die Vereinskasse zu bekommen und setzten auf der Mitgliederversammlung genau diese Beitragserhöhung auch durch.

Einige, wenige Mitglieder, die es eben immer gibt, nahmen das als Grund, dem Verein den Rücken zu kehren. Für das kommende Jahr kündigte die bisherige Festleitung dann an, das Fest nicht mehr zu veranstalten, es sei denn, jemand anderes fände sich in der Versammlung, der das übernehmen würde. Es gab zwar einige Interessenten, die das tun wollten, aber letztendlich umgesetzt haben die das dann nie.

Und so kam es, dass dieser Verein nun schon seit Jahren sein früheres, jährliches Fischfest nicht mehr veranstaltet, aber dennoch weiterhin existiert, weil seine Mitglieder erkannt haben, dass es letzten Endes einfach besser ist, direkt die Beiträge bedarfsdeckend zu erhöhen und so eine stabile Einnahmenseite zu bekommen als jedes Jahr erneut sich für ein Fest abzurackern, dessen Ausgang vom Wetter abhängt und damit dann letztendlich die Exístenz des Vereins davon abhängig zu machen.

Alle sind glücklich und zufrieden und dem alten Fest und den alten Zeiten weint keiner mehr auch nur eine Träne nach; im Gegenteil fragen sich manche insgeheim tatsächlich hinter vorgehaltener Hand, wieso sie diesen einfachen Schritt der Beitragserhöhung nicht schon vor Jahren so gegangen sind.

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