Der 11. September und die üblichen Verdächtigen

Heute jährt sich zum zehnten Mal der 11. September. Vor genau zehn Jahren passierte der Anschlag auf das damalige World Trade Center in New York City, der politisch gesehen die Welt veränderte und bis heute nachwirkt. Einiges an dem Anschlag ist noch nach wie vor nicht richtig aufgeklärt und die Verschwörungstheorien darüber schießen wie Pilze aus dem Boden, aber ganz egal wer nun hinter diesem Anschlag stand, ob Al-Qaida oder wie manche ja vermuten die US-Regierung, ganz einfacher Fakt ist und bleibt, dass damals nach offiziellen Angaben 2983 Menschen sinnlos das Leben verloren haben.

Nun ist der 11. September eines der Ereignisse, dass in der öffentlichen Wahrnehmung immer und immer wieder vorkommt. Das hat dann zur Folge, dass sich natürlich auch die Mitmenschen an das Datum erinnern und darüber trauern. Das ist menschlich, und wenn sie den Opfern gedenken wollen, dann sollen sie es auch tun. So war es gestern auch in GaD der Fall gewesen, einige gedachten bereits der Opfer und für mich persönlich ist das eine diffizile Abwägung. Die Gruppe hat sicherlich nicht den Fokus darauf und es hat nichts mit der Charta zu tun, aber mal im Ernst, soll man Trauernde noch treten? Ich finde nicht. Manche mögen sich dann daran stören, aber Trauer ist menschlich, sie gehört dann auch zu so einer Gruppe dazu und wenn es andere in einem solchen Fall stört, dann mögen sie einfach bitte ruhig bleiben, das gebietet alleine schon einem der Anstand.

Es war dann aber so, dass gestern jemand tatsächlich eine Diskussion über die vermeintlich wahren Hintergründe, die Ungereimtheiten und Verschwörungstheorien hinter dem 11. September anfangen wollte und da war dann bei mir sofort der Ofen aus. Die Opfer des Anschlags wurden politisch gesehen schon für so viel Müll missbraucht, da braucht es nicht am Vortage des Jahrestages noch eine Diskussion darüber, was denn tatsächlich dahinterstecken möge. Diese Diskussion aber wollte wer anfangen, und als es dann von mir die offizielle Meldung gab, dass ich alle Beiträge nach der Mitteilung in der Richtung mit Stummschaltung belegen werde, war Ruhe im Karton. Dafür ging dann die Diskussion in Egad los.

Zuerst einmal kam da das übliche Zensurgeschrei und ach, wie kann man nur. Nun, GaD ist eben primär nicht als Unterhaltungsgruppe für einige Personen gedacht, aber sie verhalten sich manchmal so. Und dann ging in Egad die Verschwörungsdiskussion los, die in GaD wegen meines Eingriffs nicht stattfand.

Meine Fresse, solchen Mist habe ich schon wirklich schon lange nicht mehr gelesen gehabt und es war eine eindrucksvolle Bestätigung, dass mein Nein richtig war. Da war wirklich alles an Argumenten dabei, was man sich nur vorstellen kann. Es fing damit an, dass die Zahl der Opfer geschönt sein könnte. Jemand ließ sich zu der Bemerkung hinreißen, wenn man trauern wolle, dann traueren sie fortan für jeden, der beim Aufhalten von Hitler gestorben sei, dann könnte man das jeden Tag machen. Gaga, was ein Argument, dass es wegen so etwas Trauertage gibt scheint man nicht zu wissen. Weiter ging es über das Totschlagargument, wer wegen einer Lüge trauere, der solle SL aus lassen und wer wegen einer Lüge wie 9/11 trauere, dem ist ohnehin nicht zu helfen, da ist ein Youtubelink und guckst du – das ist die Wahrheit!

„Nett“ war auch die Argumentation, es wäre Eigenverschulden der USA gewesen und die USA hätten Bin Laden dafür bezahlt, andere halten Al-Qaida gleich ganz für eine Erfindung der USA, wieder welche zweifelten gleich ganz daran, dass Bin Laden überhaupt etwas damit zu tun hatte, denn wieso bitte haben sie die Flugzeuge nicht dann in die Twin Towers gerammt, als mehr Leute in den Büros waren? Und lauter ähnlicher Mist mehr, dazu dann noch wo die Lichterketten für die Taliban blieben, die von den Amis mißhandelt und gefoltert wurden.

Es war ein erschreckendes Panoptikum dessen, zu welchen unterirdischen, intellektuellen Tiefflügen der menschliche Geist fähig ist, es war in gewisser Weise eine Schändung der Toten vom 11.9. und zeigte mir eindrucksvoll: mein Bauchgefühl, genau so eine Diskussion besser abzuwürgen, hatte mich nicht getrogen.

Das Problem mit Meshkleidung

Second Life lebt davon, dass wir (fast) alle versuchen, unser idealisiertes Selbst zu bauen. Viele von uns verbringen Stunden und mehr damit, ihren Shape zu perfektionieren, Kleidung zu kaufen, Accesoires zu basteln, und und und… manche verfallen in SL regelrechten Kauforgien und der virtuelle Kleiderschrank ist bestens gefüllt. Davon lebt in SL ein ganzer Wirtschaftszweig gut, und man ist darauf bedacht, die Kundschaft zu bedienen und ihr immer etwas Neues bieten zu können, die Fashion-Blogs und ihre Vielzahl spricht darüber Bände.

Nun ist es also so, dass es die erste Kleidung gibt, die auf Meshes basiert. An und für sich eine gute Sache, das erste Mal kann man – sofern der Rechner und die Grafikkarte potent genug ist – einen realistischen Schattenwurf auf der Kleidung sehen, diese bewegt sich ordentlich mit dem Avatar, und und und… wenn, ja wenn da nicht ein doch recht grosser Wermutstropfen wäre: die Meshgebilde passen sich nicht automatisch dem eigenen Shape an. Das liegt einfach daran, dass Meshes in der Logik des Viewers direkt am Bone, also Knochen des Avatars getragen werden. Damit können sie sich besser als alles bisher mit dem Avatar bewegen, aber der Shape interessiert die Meshes nicht die Bohne.

Die Meshes wiederum kann man, wenn überhaupt, nicht wirklich gut an den Shape anpassen. Das führt dann dazu, dass man bei Meshkleidung entweder den eigenen Shape an die Kleidung anpassen muss, was für viele ein grosser Verlust der eigenen Identität wäre, oder aber man muss einen Alpha-Layer tragen, der die entsprechenden Teile des Avatars unsichtbar macht. So oder so, Meshkleidung kommt bei den besseren Designern inzwischen aus dem Grund in drei oder vier verschiedenen Standardgrössen daher, das ist dann auf einmal wie im echten Leben, vielleicht wird es noch mehr werden. Nur ist natürlich nicht jeder Willens, seine Kleidung so anzupassen und hätte lieber einen Automatismus im Viewer, der den Shape automagisch berücksichtigt.

Es gibt im Bugtracker JIRA von Linden Lab durchaus Änderungswünsche wie z.B. diesen hier, dass sich das ändert und sicher noch andere mehr. Die Frage ist, ob Linden Lab auf seine Kunden und damit uns hören wird oder aber mal wieder nicht.

Second Life, dessen Hardwareanforderungen und ihre Wirkung auf die Allgemeinheit – eine Polemik

Momentan höre ich neben dem üblichen Genöhle in world über die ach so ungeheuren Hardwareanforderungen vom Viewer 2 immer und immer wieder die Besorgnis, dass gerade Mitmenschen, die finanziell nicht so liquide sind, mit dem stetigen Anstieg der Hardwareandorferungen – viele vermuten fälschlicherweise, dass Mesh auch nochmal dazu ordentlich beitragen wird – mehr und mehr aus Second Life hinausgedrängt werden. Fakt ist sicherlich, dass sich nicht jeder unbedingt einen neuen Prozessor oder alleine für den besseren SL-Genuss eine neue Grafikkarte, und sei es schon für 50 €, leisten kann oder will. Jeder hat seine eigene Sichtweise darüber, was er mit seinem Geld anfangen will, und damit unterschiedliche Schwerpunkte.

Halte ich aber nun dieses Geheule für stichhaltig? Nein, das tue ich nicht, noch finde ich es schlimm, dass die Hardwareanforderungen im Laufe der Zeit gestiegen sind, Mitleid selber habe ich da auch keines. Wozu denn auch?

Das möchte ich gerne einmal genauer ausführen: die Hardwareanfordungen von Second Life an sich sind nach wie vor sehr moderat. Linden Lab empfiehlt einen Prozessor ab 2 Ghz Taktfrequenz oder besser, dazu eine Grafikkarte der 9000er-Serie von Nvidia an aufwärts bzw. ab Radeon 4000 bei ATI. Das sind nun längst nicht die dicken Brummer, die man braucht, um ein Deus Ex Human Revolution flüssig auf seinem Rechner spielen zu können, sondern Karten der vorvorletzten Generation, wenn überhaupt.

Sicher ist, dass die Anforderungen im Laufe der Zeit gestiegen sind. Aber warum sind sie gestiegen? Weil wir Bewohner von Second Life alle nach Innovation geschrien haben, diese erwartet haben und wollten, dass sich die Plattform technisch weiter entwickelt, darum! Wer nun einmal schöne Wolken am Himmel mit Windlight gezeichnet haben will, wer Sculpties genießen will, wer Glow-Rendering oder gar Schatten haben will, der bezahlt dies mit höheren Hardwareanforderungen, da beißt die Maus keinen Faden ab. Meshes selber werden vom Handling her, wenn man es richtig macht, sogar den Prozessor samt GPU weniger belasten als Sculpties, so viel dazu.

Ich selber sehe es so: natürlich hätte Second Life auch weiterhin niedrigere Hardwareanforderungen stellen können, doch wären wir damit glücklich und was wäre der Preis? Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir alle im Jahr 2006 herum liefen. Wenn man ab einem gewissen Zeitpunkt gesagt hätte: so, jetzt gibt’s den Schnitt und ab jetzt gibt’s keine grafischen Verbesserungen mehr, ja das wäre möglich gewesen aber unschön. Wenn ich mir anschaue, mit welchen Texturen und Attachments der durchschnittliche Avatar 2006 herum lief und wie es dazu im Vergleich heute aussieht, dann ist es doch nun einmal so, dass der heutige Avatar von der Leistungsanforderung her einen viel größeren Fußabdruck hat. Warum? Weil er viel mehr Attachments hat, die Haare sind ungleich raffinierter, man trägt einen Haufen Skripte am Körper und dazu kommen noch viele, viele Sculpties. Ein Avatar heutzutage hat da manchmal die Last von 10 Avataren früher.

Wenn wir also nun fordern würden, dass die Hardwareanforderungen nicht mehr steigen oder geringer werden – ja, warum fangen wir dann nicht bei uns selber an und laufen wieder einfacher herum? Wer braucht schon Primhaare mit Flexies, wenn es die Lindenhaare gibt? Wozu Schuhe tragen, wenn es eine Textur am Avatar auch genauso tut und früher der von den Lindens vorgesehene Weg gewesen ist? Wozu brauchen wir denn einen AO, wenn man auch so durch die Gegend watscheln kann wie eine Ente? Die Antworten natürlich auf all diese Fragen lauten: wir brauchen es, weil wir fast alle schön aussehen wollen, weil wir diese Möglichkeiten auch sonst mehr als oft genug nutzen wollen. Daher wollen und brauchen wir es, denn das Bessere ist immer des Guten Feind!

Da aber die ständig wachsenden Anforderungen und Wünsche an den eigenen Avatar nunmal auch mit ständig wachsenden Anforderungen an die Hardware einhergehen, müssen wir uns da wahrlich nicht beschweren, wenn Linden Lab denn angibt, dass der Viewer nun einmal mehr Rechenleistung braucht als früher. Linden Lab zeigt damit nämlich nur den Status Quo auf einer Entwicklung, die wir so wollten und wir so verursacht haben! Alles andere ist nämlich in die eigene Tasche gelogen. Wir wollten es so haben und bekamen es so, fertig!

Sollte Linden Lab auf den technischen Fortschritt – und damit wir alle – verzichten wollen und sogar verzichten, nur weil es einen Haufen Bedenkenträger gibt, die der Meinung sind, es gäbe eine gewisse Anzahl an Leuten, die ihren Rechner dann nicht aufrüsten können und so aus Second Life gedrängt werden? Ich denke nicht, denn es ist nunmal so: Second Life entwickelt sich weiter, ebenso wie sich die Computertechnik rasant weiter entwickelt und man bekommt das, wofür man bezahlt. Selbst leicht ältere Computer sind noch gut geeignet, sich in SL zu bewegen, man darf aber natürlich keine Wunder erwarten. Man bekommt eben genau das, wofür man bezahlt, und auch wenn es bedauerlich ist, dass es Manche tatsächlich aus Second Life vertreiben könnte und vielleicht auch tut, wäre es falsch verstandene Rücksichtsnahme. Wir alle sind der Motor des Fortschritts, dass es immer komplexer wird und wir (fast) alle wollen das auch so! Denkt mal darüber nach.

Kommet zu mir, meine Schafe!

In Second Life gibt es unter anderem die goreanischen Sims und Simverbünde Südland, Ivalo, Caithris, Anjum, Freya, Farnacium, Folkvangar, Hrungnir, Isle of Chains, Ti und Trudvangar, nach aktuellem Stand sind das 19 Sims. Allen diesen ist mehr oder minder gemeinsam, dass sie den Gorean Meter benutzen und Combat mit Waffen dieses Meters innerhalb gewisser Regeln erlauben.

Alle diese Sims nutzen eine gemeinsam gepflegte Liste, in der festgehalten wird, welche Waffen erlaubt sind oder auch nicht. Das ist schön und finde ich gut, immerhin mal eine Sache, auf die sich gemeinsam viele Simbesitzer also einigen konnten. Gemeinhin ist diese Liste bekannt als die „gemeinsame Waffenliste“ und an vielen Orten einseh- sowie abgreifbar.

Nun kommen und vergehen ja Waffenhersteller, z.B. gibt es AC Creations nicht mehr, die früher sehr populär gewesen sind, ähnlich ist es mit iPwn oder kleineren Marken. Die Waffenherstellung ist eben eine sehr anstrengende Sache in Second Life, manchmal klappt auch wohl nur Trial und Error richtig, weil man sehr stark auf die Physik angewiesen ist und längst nicht alles in Sachen Physik mit LSL wirklich gut dokumentiert worden ist.

Die Liste hat auch einen weiteren Vorteil, wenn ein neuer Waffenhersteller auf den Plan tritt und seine Waffen auf diesen 19 Sims zugelassen haben will, dann muss er nicht ein halbes Dutzend Simbesitzer oder mehr anschreiben zwecks Zulassung, sondern nur einen der offiziellen Tester dieser Liste und falls dessen Bescheid positiv ist sowie man sich mit den Kollegen einig, ist die Waffe oder der Hersteller auf allen 19 Sims zugelassen. Es ist also eine große Arbeitserleichterung.

Nun kam ich wie die Jungfrau zum Kinde an einen der Posten als Waffentester für diese Liste (vulgo: wurde gefragt), ich bin seit dem 28.8. einer der vier offiziellen Ansprechpartner für Waffentests dieser gemeinsamen Waffenliste. Na, ich bin mal gespannt, was das nun bringen wird…

Blogs als RP-Verhinderungsmaschinen

Bei mir ist heute das Blog „ganzweisserschwan“ aus der Blogroll rausgeflogen. Nicht, weil es nicht mehr gepflegt werden würde und es damit keine aktuellen Inhalte mehr gibt, im Gegenteil, sondern gerade wegen der aktuellen Inhalte und wegen der Art und Weise der Präsentation! Es gibt gewisse Sachen, auf die ich persönlich nicht weiter verlinken will noch verlinken muss, dieses Blog gehört für mich ab sofort mit dazu.

Der Grund liegt im Posting „Wirtshaussklavin vs. Exotin“, und da dort auch weiterhin in Zukunft ähnliche Kracher auf teilweise derbstem Gossenniveau zu erwarten sind, in dem Rollenspieler aufs übelste beleidigt und samt Namen an den Pranger gestellt werden, weigere ich mich, noch weiterhin nach dort zu verlinken und somit für zusätzliche Awareness betreffs dieses Blogs zu sorgen.

Das Blog ist für mich ab sofort Geschichte und wird hier nach diesem Post von mir hier nicht mehr erwähnt werden.

Änderungen an der Blogroll

Und es wird wieder mal Zeit, die Blogroll zu aktualisieren.

Weggefallen ist:

  • Kajirarolls, das momentan nur noch einem geladenen Publikum zur Verfügung steht und somit für die Mehrheit nicht mehr lesbar ist.

Neu hinzugekommen sind:

Rezepte für Anfänger, heute: wie backe ich mir einen Kritiker?

Liebes Tagebuch!

Leider habe ich dich in letzter Zeit extrem vernachlässigt, aber du weißt ja, meine Horde von einem guten Dutzend Sklavinnen frisst mir langsam die Haare vom Kopf und überhaupt bin ich ja so ein Unmensch, dass ich sie ständig züchtigen, prügeln, schlagen und vögeln muss, weil ich kein richtiger Mann bin, sondern Angst vor allem Weiblichen mitsamt ihrer Meinung habe und mich nur dann stark fühle, wenn ich sie unterdrücken kann! Welcher Vollpfosten hat nur die Emanzipation der Frau erfunden und wieso reden die überhaupt inzwischen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist und kümmern sich nicht lieber wie früher auch zu Urgroßvaters Zeiten um die drei Ks, deren Erfüllung das Leben der Frau doch ausmacht: Kinder, Kirche, Küche!

Egal. Ich habe ja in den letzten Tagen auch an einem Anti-Thread teilgenommen und da kam mir die Idee, dass es doch viel zu wenig kritische Mitmenschen gibt und ich sie mal einfach nach dem Vorbild der dort erfolgreichen Kritiker backen sollte.

Also, heute backe ich mir einen Kritiker, dazu gehört dann die Frage, was für Zutaten benötige ich und wie bereite ich sie zu. Kritik ist normal die Kunst der Beurteilung, des Auseinanderhaltens von Fakten, der Infragestellung in Bezug auf einen Sachverhalt oder eine Person. Das bedeutet, dass der Kritiker sich zunächst einmal seine Meinung bildet und dann diese je nachdem von negativ über neutral bis nach positiv ausfallen kann, dabei kann er aber auch im Laufe der Zeit die Meinung mal wechseln. Wie langweilig! Nein, besser ist es sich als ausgewiesener Gegner einer Sache als Kritiker zu tarnen. Gegner sind, nun ja, gegen eine Sache, aber unter dem Deckmäntelchen des Kritikers erweckt man ja den Anschein, das man sich damit auseinandergesetzt hat und manchen Aspekten auch positive Seiten abgewinnen könnte. Das alles wollen wir nicht, aber der Gegner im Kritikerpelz wirkt schon gleich einmal viel freundlicher.

Wie also backe ich mir meinen „Kritiker“? Man nehme:

  • eine feste Meinung, von der man nicht abrücken will, sondern die bereits von Anfang an feststeht und die man durchdrücken will,
  • die Tarnung der eigentlichen Gegnerschaft als Kritiker,
  • Rosinenpickerei, wenn der Gegner mal persönlich wird, ist man gleich beleidigt und vor allem ist er ja so unsachlich, nicht neutral oder noch gar schlimmeres, hach wie schrecklich, all die guten Ansätze der letzten tausend Posts sind mit einem einzigen Post für immer dahin, aber wenn man mal selber die Schiene fährt, ist das etwas gänzlich anderes und wenn der Widerpart aufjault unterstellen wir ihm einfach praktischerweise, dass das doch alles nicht so schlimm sei und er das ertragen müsse, denn sonst wäre er hier falsch mit seiner Meinung, oder kurz gesagt: man spiele als leidenschaftlicher Täter und Provokateur in der Diskussion die Opferrolle so überzeugend, dass der Rest der werten Leserschaft das nicht mehr durchblickt, mit einem Sympathie empfindet und den Widerpart im Rudel mal so richtig zur Schnecke macht,
  • die stillschweigende Bedeutungsverschiebung von gut klingenden Begriffen wie Toleranz oder Konsens in die Richtung, die einem persönlich passt, denn natürlich bedeutet Toleranz nur, dass nur sein darf, was ich haben will und Konsens, dass alles nach meiner Pfeife zu tanzen hat,
  • wenn das dann noch alles nicht hilft, dann packe man mal eben als Totschlagargument die Nazikeule heraus, das hilft garantiert immer,
  • einen festen Stamm an Fanboys und Fangirls, die bereitwillig und unkritisch einem nach dem Munde reden,
  • ganz praktisch ist auch die Zerfaserung des Threads, indem man sich dumm stellt und jeden Sachverhalt, den man selber recherchieren könnte, lieber haarklein erklären lässt, damit vergrault man schon sehr viele geduldige Mitmenschen und wenn das alleine nicht hilft, macht man im Thread noch viele, schöne Off-Topic-Inseln auf, damit er episch-breit und vor allem streckenweise meilenweit vom Thema entfernt wird, gut kommt auch ab und an das Kritisieren der mangelhaften Rechtschreibung vom Rest,
  • wenn der Kritiker intelligent wirkend agieren soll, dann gibt er ruhig ab und an auch mal einen kleinen Fehler zu, der aber nichts wirklich zur Sache tut, das macht ihn gleich viel menschlicher und sympathischer,
  • dazu hat sich auch das Einbringen von simplen Binsenweisheiten wie „Getroffene Hunde bellen“ oder „Wer so etwas macht, der macht sich die Ideen dahinter zu eigen“ oder „Wenn alles so harmlos ist, wie du sagst, was diskutieren wir hier dann tagelang darüber?“ bewährt, denn nur wenige schaffen es, die scheinbaren Widersprüche wirklich restlos aufzulösen und damit erreicht man dann einen schönen Zirkelschluss geschaffen, der dem eigenen Ziel nur nutzen kann, Hauptsache es merkt keiner, wie man selber ständig die Sache befeuert,
  • und wenn alles nichts hilft, dann hole man die Communitymoralkeule heraus und bejammere man eben, wie sehr diese unleidige Diskussion doch hier das vorher ach so tolle Klima im Forum vergiften würde, wobei man dann wohlwissentlich verschweigt, dass es diese Meinung bei vielen auch schon vorher im Forum gab.

Sicher gibt es noch mehr, liebes Tagebuch, was man in den Kritiker packen könnte, aber schon mit diesen netten Zutaten wird daraus eine runde Mischung, die jede unliebsame Diskussion früher oder später gezielt und effektiv zum Erliegen bringt. Also alles in allem eine gute Sache, und denke daran, wer so handelt, der hat die Macht! Du hast die Macht, also nutze sie fleißig, um deine Gegner mit einem freundlichen Lächeln auf deinem Mund reihenweise niederzumachen.

Ui, da ist gerade wieder ein Champignon, der zu viel Kopf zeigt, den muss ich nun unbedingt absäbeln gehen! Auf bald, liebes Tagebuch!

Lügen mit Statistik

Einfach so und weil ich gerade in einem Forum ein wenig Rohdaten interpretiert habe, mal zwei weiterführende Links zum Thema Statistik und deren Interpretation:

  1. „Lügen mit Statistik“ ist eine Webseite, die sich genau damit befasst – nämlich wie lügt man mit Statistiken, wie kann man das entdecken, wie durchschaut man es und was kann man daraus lernen. Sehr empfehlenswert für alle Menschen, die das graue Ding zwischen ihren Ohren nicht nur zum Betrachten ihrer Glotze benutzen wollen, sondern lieber selbständig den Dingen auf den Grund gehen und sich kritisch mit ihrer Umwelt auseinandersetzen wollen.
  2. Wer lieber totes Holz hat, für den ist ja ein Buch zu dieser Thematik eine gute Wahl. Der Klassiker dabei ist das Taschenbuch mit dem bezeichnenden Titel „So lügt man mit Statistik“ von Walter Krämer. Der Autor hat eine Professur für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der TU Dortmund inne, also weiß er sehr gut worüber er schreibt.

Danach sieht die Welt gleich anders aus und dümmer wird man davon allemal nicht, zumal all diese Tricksereien ständig um uns herum passieren und geschehen, teilweise mit Absicht, teilweise auch einfach aus Unwissenheit.

Allgemein sollte man bei der Betrachtung jeder Statistik sich aber zumindest diese Fragen stellen, schon alleine die Antworten darauf sind mitunter sehr erhellend und man kann schon bei der Fragestellung alleine ja sehr viel tricksen:

  1. Welche Absicht steckt wohl dahinter?
  2. Fehlen Angaben?
  3. Wurde etwas verschwiegen?
  4. Woher stammen die Stichproben und wie wurden Sie erhoben?
  5. Wie verlässlich sind die zugrundeliegenden Daten?
  6. Sind die Schlussfolgerungen zulässig?

Sommerloch?

Am Freitag abend war es soweit, wir starteten von meiner Gruppe aus ein länger geplantes, gemeinsames RP. Die Idee war ganz einfach mal wieder als geschlossene Karawane durch einen vorher ausgesuchten Simverbund zu ziehen, um so außerhalb mal etwas Flagge zu zeigen, zwei bis drei Tage innerhalb des Verbundes aktiv zu sein, zu kampieren und zu schauen, wem man so im Rollenspiel begegnet. Der Grund für die Reise war die Auslieferung von 30 Thalarions, diese wurden als Avatarattachments mitgenommen und auch sonst hatte jeder entweder ein Reittier oder einen Wagen mit sich, das er zog. Alles in allem war dies eine Gruppe von etwa 15 Avataren, die so mitmachte und durch die Sims marschierte. Wer eifriger Radargucker ist, der hätte dabei auch zunächst auf die Idee kommen können, dies sei ein Raid, so aber ist es nicht gewesen.

Alles in allem eine bewährte Idee, wir hatten das schon einmal vor zwei Jahren so in einem anderen Verbund gemacht gehabt und es kam durchweg mehrheitlich positiv an. Am Freitag war es denn so, dass die erste Sim auf der wir wirklich Mitspieler entdeckten, eine Homesteadsim gewesen ist, die mit dieser Avatarlast einfach nicht zurechtkam. Es kam, wie es eben so kommen musste, ein unendlicher Megalag und die Kollegen flogen reihenweise aus SL, da die Sim irgendwo länger zwischen 0,1 – 2 FPS hatte. Also war danach das Kommando zurück und weiter zum ausgesuchten Rastplatz.

Nach längerem Irren und Wirren kamen wir denn auch erfolgreich beim Rastplatz an und bauten Wägen, Zelte und dergleichen auf, es war schön. Eine Händlerin schipperte auf einem kleinen Floß im Wasser an uns vorbei und wunderte sich kräftig, dass da auf einmal so ein Menschenauflauf zu finden ist. Ansonsten wirkte aber alles recht verwaist und leer, es standen überall zwar Gebäude, aber wir trafen nur vereinzelt auf weitere Mitspieler.

Woher kommt das, ist schon das berüchtigte Sommerloch oder war es einfach eine schlechte Zeit für solch ein RP? Ich glaube, die Antwort darauf zu finden wird wohl nie ganz gelingen, inzwischen sind alle wieder zuhause gut angekommen, aber so etwas werden wir sicher irgendwann noch einmal probieren.

Yo, behold my mad typing skillz!!!

Bei Zasta gibt es gerade drüben in den Kommentaren zum gestrigen Blogpost eine mittlere Diskussion über den Sinn und Unsinn von Paraemoting. Paraemoting, was ist das? Dazu muss man für diejenigen, die diesen Terminus technicus nicht kennen, kurz ausholen.

Also: Paragraph ist das englische Wort für Absatz, ganz simpel. Das Para in Paraemote kommt daher, also ein Emote, der für sich alleine gesprochen schon einen guten Absatz füllt. Andere, synonym dafür verwendete Begriffe sind auch Para-RP, Roleplay in Paragraphs oder einfach Rollenspiel in ganzen Absätzen. Wie das in der Praxis aussehen kann, findet man in Kommentar zwölf bei Zasta schön erklärt, daher einfach mal dahin verlinkt als Beispiel.

Nun ist es aber so, dass Rollenspiel in Absätzen nicht immer angebracht oder gerne gesehen ist. Die Gründe dafür sind vielfältig. Wenn jemand ständig nur solche Klopper loslässt, dann stört es den Fluss des RPs an sich mitunter gewaltig und irgendwann schaltet der Rest der mitlesenden Spieler nur noch geistig auf Durchzug, das geschieht bei vielen früher oder später. Also es kommt auf die Situation darauf an. Dann ist es auch so, dass natürlich nicht jeder Mitspieler gleich schnell im Schreiben auf der Tastatur ist. In der Zeit, in der einer meinetwegen gerade mal mühsam im Zweifingersuchsystem einige Wörter zusammenstellt, tippt der andere schon einen fein ziselierten Fünfzeiler mit wunderschönen Beschreibungen.

Da gutes RP auch das Warten auf den Gegenüber enthält, wird dadurch das RP sehr langwierig und stockend, dafür aber mitunter atmosphärisch dicht. Man kann natürlich auch, um es den eingefleischten Paraemotern – wie ich es manchmal gerne tue – einen ausgiebigen Tagtraum emoten, wie man sich in einem malerischen Wald wähnt, durch den warme Winde lau die Wipfel der Bäume streichelnd wehen, und das ganze so aufblähen, dass es wunderschön zu lesen ist, in sich stimmig, aber zum eigentlichen Fortgang des Rollenspiel nichts, aber auch absolut gar nichts beiträgt. Wenn eben alle ständig nur noch meinen Romane schreiben zu müssen und schon alleine das Stopfen von möglichst vielen Worten in einen ewig langen Schachtelsatz oder mehreren, aneinander gereihten Sätzen für gutes Rollenspiel halten, dann braucht man schon mal locker für die Begrüssung in einer Taverne eine halbe Stunde – und es langweilt nur ungemein. Das Rollenspiel hat dann einfach kein Fortkommen mehr, es wird zäher als ein drei Tage lang im Mund befindlicher Kaugummi und ebenso unappetitlich und entsprechend wird es dann auch oft. Schlimmstenfalls degradiert es, wird langweilig und zwei Leute hauen sich dann noch gegenseitig ihre Satzungeheuer ständig um die Ohren, während der Rest lieber in IMs sexelt oder einfach geht.

Es kommt dabei eben immer auf die Situation drauf an. Im Zweier-RP mag es sehr schön sein, wenn ich mir aber eine voll besetzte Wirtschaft wie den Feuerkrug in Kasra vorstelle, dann ist das meistens nicht angebracht. Schließlich kann man auch kaum noch bei Paraemotes dann wirklich flexibel und angemessen auf Neuankömmlinge oder sein Umfeld reagieren.

Zudem bedeuten möglichst viele Worte alleine nicht gleichzeitig gutes RP, man kann auch in einem Dreizeiler locker – den manche Paraemoter als zu wenig verschmähen – mitunter sehr viel reinpacken. Es heißt ja nicht umsonst bei vielen Texten „Fasse dich kurz!“, also so viel wie gerade nötig und so wenig wie möglich, und da gerade für das tägliche RP bei vielen auch nur ein begrenztes Zeitkontingent zur Verfügung steht, ist das auch ein Dienst an der Allgemeinheit und ein wichtiger Beitrag zum guten Miteinander im Rollenspiel. Wie schon gesagt, ewig lange Sätze machen automatisch noch kein gutes RP.

Bei mir persönlich ist es nun so, dass ich durchaus in der Lage bin wenn ich will Paraemoting in epischer Breite zu betreiben. Allerdings kommt es mir dabei auf die Situation an als auch auf den Gegenüber und meistens mag ich es einfach nicht. Ich könnte ziemlich locker, wenn ich wollte, viele Mitspieler an die Wand spielen, weil ich einfach fähig bin die Emotes in einer Geschwindigkeit rauszuhauen, wo der Durchschnitt alleine für das Tippen doppelt so lange braucht. Aber dazu bin ich nicht im Spiel noch ist das meine Vorstellung von gutem Spiel. Es ist bestenfalls in der Form nur ein Schwanzvergleich wer den längsten Ömmel hat, mehr auch nicht.

Wer übrigens mal seine Tippgeschwindigkeit testen will, der kann sich die Seite typera.tk anschauen. Java muss dazu allerdings auf dem eigenen Rechner installiert sein, sonst geht es nicht! Meine Ergebnisse des letzten Durchlaufs sehen dabei wie folgt aus, wäre ich etwas konzentrierter dann wäre es noch ein wenig besser:

Your score: 478 keys per minute ~ 95 words per minute
Language/mode: de
Ranking: Very fast.
Comparison: 2% of 11868 registered TyperA users using this language have typed a better result; 98% have a lower or equal result.

Das bedeutet 478 Anschläge oder 95 Wörter in der Minute, von 11868 registrierten Benutzern sind in der Sprache Deutsch zwei Prozent besser, 98% haben bestenfalls dasselbe oder niedrigere Resultate.

Kurz und gut, Paraemoting ist immer nur ein Mittel zum Zweck und darf niemals zum alleinigen Zweck werden!