Das Gryphel-Projekt

Liebhaber des alten Knubbelmacs kommen beim Gryphel-Projekt voll und ganz auf ihre Kosten. Das Ziel des Projekts ist es dabei, Software die von 1984 bis 1996 auf Macs lief, zu bewahren und erhalten.

Was damals Hightech war, das läuft heute auf jedem Smartphone, wenn man es haben will in deutlich besserer Auflösung. Spannend ist es dennoch, mal wieder die alte Software unter dem Emulator Mini vMac zum Laufen zu bringen. Übrigens hat dankenswerterweise Apple, man sollte es nicht glauben, ein Herz für diese Enthusiasten und stellt nach wie vor kostenlos alte Versionen von OS 6-7 bei sich zum Download bereit. Damit kann man das Grundsystem für solche Abenteuer direkt mit originaler Applesoftware zum Laufen bringen, und das vollkommen legal. Na, wenn das mal nichts ist!

Auf der Projektseite gibt es denn auch viele Downloads zu legaler Software, die man sich dann in seiner virtuellen Maschine installieren kann. Und mal ehrlich: so ein kleiner, verlorener vMac auf einem 24″-Display wirkt schon irgendwie amüsant!

Es ist auf jeden Fall spannend, da mal die alten Softwareperlen zu holen, die man lange verloren geglaubt hat. Interessant ist es auch für diejenigen, die alte Macprogramme wie Photoshop 1.0 vom Computer History Museum ausprobieren wollen. Manche Bedienkonzepte habe sich dann doch überraschend lange gehalten.

Ich persönlich nutze den Emulator, um ab und an Dark Castle und Beyond Dark Castle zu spielen. Dieses Plattformspiele wurde von Jonathan Gay programmiert und der nicht mehr existenten Firma Silicon Beach Software veröffentlicht, die auch Superpaint publizierte. Jonathan Gay selber schrieb spätere andere Software, er ist der geistige Urheber von Flash, was fast auf jedem PC installiert ist.

Und wer sich keinen Emulator installieren will, der greift hier zu einer in Flash progammierten Webemulation, die kann dann zwar nicht alles, aber manches.

http://www.youtube.com/watch?v=KCkbp4wurW0

Linden Lab muss 2013 endlich seinen iMac bauen!

Ich erinnere mich noch genau an das Jahr 1998. Die 90er-Jahre waren für Apple, dem heute ach so lukrativen Konzern von Weltruf, alles andere als besonders einfach und gemütlich. Microsoft schickte sich an, mit Hilfe von Windows dem Macintosh mächtig Konkurrenz zu machen und Apple hatte keine klare Linie damals gehabt. Macs galten damals als zu langsam, zu teuer, zu veraltet, unsexy und als Nischenwerkzeug für einige, wenige reiche Spinner und Kreativlinge, mehr auch nicht. Trotz einiger Produkte, die ihrer Zeit deutlich voraus waren wie der Newton, schaffte es Apple nicht wirklich, damals noch auf Dauer profitabel zu arbeiten.

Vor allem das in die Jahre gekommene Mac OS 8 hatte so eine Tücken, es war ziemlich hausbacken, instabil und nicht mehr wirklich an die Erfordernisse der damaligen Zeit erweiterbar. Es war auch die Zeit, in der es für ein kurzes Fenster anderen Herstellern möglich war, von Apple die Mac-Technologie zu lizenzieren und eigene Clones legal zu bauen, genauer von 1995 bis 1997. Man wollte so seinen Marktanteil von 7% ausbauen, und einige der Clones waren deutlich besser als die Originale von Apple selber und billiger.

Es half aber alles nichts, da die Grundlage von vorne bis hinten nicht stimmte, und man baute mit großer Kraftanstrengung an einem neuen Betriebssystem, das alles ändern sollte. Macs basierten damals auf der Power-PC-Technologie von IBM und liefen nicht mit Intel-CPUs. Man arbeitete intern mit Hochdruck an dem neuen System namens Copland, aber kam nicht so recht von der Stelle und irgendwann entschied sich das Management für die in der Branche übliche Variante: wenn du schon selber nichts gebacken kriegst, dann sieh zu, was du dir kaufen kannst. Man durchkämmte den Markt und fand zwei Übernahmekandidaten, die zukunftsweisende Betriebssysteme vorzuweisen hatten und ging mit denen in Verhandlungen, die Technik zu lizenzieren oder die Firma gleich zu übernehmen.

Der erste Kandidat war der Hersteller von BeOS. Dieses alternative Betriebssystem wurde von einem ehemaligen Manager namens Jean-Louis Gassée konzipiert, der seine Firma dafür bereits 1990 gründete. Letzten Endes scheiterte die Übernahme am Preis.

Der zweite Kandidat war die Firme NeXT gewesen. NeXT war die damals aktuelle Computerfirma von Steve Jobs, welche er nach Apple gründete und die die Workstation der Zukunft bauen wollte. Jobs‘ neue Firma sah sich im Gegensatz zu Apple mit dem Luxusproblem konfrontiert, dass anfangs durch schon damals Jobs immenses Privatvermögen für alles zu viel Geld zur Verfügung stand im Gegensatz zu Apple Ende der 70er, wo man extrem haushalten musste. Die NeXT-Cubes sahen toll aus, hatten mit NeXT-Step ein schickes Betriebssystem auf UNIX-Basis vorzuweisen und waren dazu auch noch innovativ: es waren die ersten Rechner mit CD-ROM-Laufwerk serienmäßig, die ersten, wo die CPU des Rechners die Ansteuerung eines Laserdruckers übernahm und vieles mehr. Gedacht waren die Cubes hauptsächlich für Bildungseinrichtungen, aber sie waren teuer, verkauften sich nicht wirklich gut und irgendwann am Ende des Firmenlebens stellte man den Verkauf von Hardware ein und konzentrierte sich auf das Betriebssystem. Das wollte man weiter entwickeln und man sah in diesem Geschäftsfeld seine Zukunft. Viele meinen auch, Jobs wurde mit Apple zuerst erfolgreich, aber erst mit NeXT lernte er auch, ein erfolgreicher Geschäftsmann zu sein.

Nun, 1996 wurde dann NeXT von Apple eingekauft und ab 1997 gehörte Steve Jobs wieder dem Vorstand von Apple an. Jobs löste auch recht bald den glücklosen Gil Amelio als Geschäftsführer ab und gab sich den Titel „iCeo“, für Interims CEO. Auf Jobs Kappe gingen damals einige unpopuläre Entscheidungen, wie die Einstellung der Newton-Produktlinie und ein Geschäft mit Microsoft. Microsoft, welches damals ein Kartellverfahren in den USA an den Backen kleben hatte, wollte nicht wirklich als Monopolist dastehen und kaufte für 160 Millionen US$ stimmrechtslose Aktien von Apple. Mehr noch, Microsoft versprach sogar auf einmal seine schon damals marktbeherrschende Office-Suite auf den Mac zu portieren und die nächsten Jahre anbieten zu wollen. Auch das ging auf Jobs Kappe, weil er messerscharf erkannte, dass der Macintosh ohne Office sich im Bürobereich nicht wirklich sehen lassen kann und war ein kluger Schachzug. Im Gegenzug wurde der Internet Explorer zum Standardbrowser von Mac OS, an Safari war damals noch lange nicht zu denken.

Als Jobs damals die strategische Partnerschaft auf einer Keynote bekanntgab und auf einmal Bill Gates auf die Leinwand projiziert wurde, erntete er Pfiffe und Buh-Rufe. Für viele war eben dieser Richtungswechsel bis dahin undenkbar gewesen, man mochte Microsoft nicht und entsprechend fiel die Reaktion aus, aber letzten Endes behielt Jobs mit seiner Entscheidung recht.

Jobs machte sich dann auch weiter daran, alte Zöpfe abzuschneiden, die Produktlinien wurden massiv verschlankt, und Copland wurde eingestellt. Das neue Betriebssystem von Apple sollte auf Basis von NeXT-Step entwickelt werden, und daraus wurde dann später Mac OS X. Dieses erschien dann im Jahr 2001.

Jobs war aber auch klar, dass er bis dahin ein neues, zugkräftiges Produkt benötigt, welches Apple wieder finanziellen Spielraum und Gewinne verschafft, denn der Umbau von NeXT-Step würde zwei bis drei Jahre brauchen. Er brach auch da mit der bisherigen Linie und heraus kam dabei der erste iMac in 1998. Das Ding war für Apple eine Revolution und Rückkehr zu alten Wurzeln, seit langem der erste Rechner, der wieder im Monitorgehäuse integriert war, der erste Rechner nur mit USB serienmäßig (die PC-Welt übernahm USB erst viel später), knallbunte Farben und er lief mit dem glücklosen Mac OS 8, später Mac OS 9, vor allem aber auch leise, da er keinen Lüfter benötigte und so keiner verbaut wurde. Bis zu der Zeit galt Apple auch als potentieller Übernahmekandidat, ein guter Markenname einer wackligen Firma, gerüchteweise war beispielsweise Sony an Apple damals interessiert.

Aber das störte auf einmal niemanden. Das Produkt an und für sich war so begehrenswert, dass der recht wacklige Unterbau an Betriebssystem niemand weiter störte. Man konnte den Rechner einfach auspacken, anwerfen und war keine zehn Minuten später schon im Internet, für damalige Verhältnisse eine kleine Revolution. Recht günstig war er  auch und so verkaufte sich das Ding wie nix und leitete die Rückkehr Apples in die dauerhafte Profitzone ein. Ipod, Mac OS X und andere Meilensteine kamen dann ab 2001.

Was kann man daraus lernen? Völlig egal, ob nun dein Produkt gute Leistungen erbringt oder auch nicht, solange es sexy genug wirkt und die Grundfunktionen gut genug sind und du es geschickt in Szene zu setzen weißt, dann wird es sich auch verkaufen. Linden Lab kann daraus nur lernen, wenn sie wirklich Second Life wieder mehr Leben einhauchen wollen, dann sind zwar die vielen Änderungen der letzten Zeit gut und schön, aber sie werden keine neuen Benutzer nach Second Life bringen. Dazu bräuchte es andere Dinge, wie ein wirklich einfach zu erlernender Viewer mit geringer Lernkurve, Community Gateway und Second Life muss einfach sexy wirken. Fertig. Wenn sie das schaffen sollten, einen solchen WOW-Effekt für Second Life zu erzeugen, dann kriegen sie auch wieder neue Benutzer und das schon bei der jetzigen Grundfunktionalität.

Für mich ist Linden Lab in einer ähnlichen Lage wie Apple damals, als Jobs wiederkam: es gibt ein nach wie vor gutes Produkt, das aber nicht mehr wirklich nachgefragt wird und dabei besser an den Kunden gebracht werden könnte. Dafür muss man dann eben aber auch etwas aktiv tun. Kein Mensch interessiert sich für all das Tech-Blabla, mit denen sich die Enthusiasten in den Foren die Köpfe einschlagen wie Mesh, Rigged Mesh, Parametric Mesh Deformer, Sculpties, Vivox, Voice, Avatar Baking und so vieles mehr. Sie wollen einfach, dass es gut funktioniert und einfach zu bedienen ist, fertig. Sollte man dahin kommen, und Viewer 2 war zwar die richtige Idee aber die falsche Umsetzung, dann ist viel damit getan.

Oder wie Jobs auch mal sagte:

People think it’s this veneer — that the designers are handed this box and told, ‚Make it look good!‘ That’s not what we think design is. It’s not just what it looks like and feels like. Design is how it works.

Also auf gut Deutsch:

Die Menschen denken, es sei diese Fassade, dass man den Designern eine Box gibt und ihnen sagt: „Schaut zu, dass es gut aussieht.“ Das ist nicht die Art und Weise, wie Design funktioniert. Es geht nicht nur darum, wie es aussieht und sich anfühlt. Design geht darum, wie es funktioniert.

Was dabei allerdings das Problem ist, wenn man für eine bestimmte und recht klar umrissene Zielgruppe Produkte entwirft, auch das sagte schon Steve Jobs so:

Es ist sehr schwer, Produkte für bestimmte Zielgruppen zu bauen. Meistens wissen diese Leute nicht, was sie wollen, bis du es ihnen zeigst.

Übrigens kommt es dabei gar nicht so sehr für solche Innovationen auf das verfügbare Geld an, denn auch da sagte Jobs mal dies 1998 zur Entstehung des Macintosh 1984:

Innovation hat absolut gar nichts damit zu tun, wie groß dein Etat für Forschung und Entwicklung ist. Als Apple den Macintosh herausbrachte, gab IBM im Jahr mindestens 100 mal so viel für Forschung und Entwicklung aus als wir. Es geht nicht ums Geld. Es geht darum, welche Mitarbeiter du hast, wie du sie führst und wieviel du aus ihnen herauskitzeln kannst.