Der Niedergang von Flickr

Flickr ist ein gutes Beispiel dafür, was mit einem Dienst passiert, wenn der Betreiber es mit der Monetarisierung übertreibt: er verliert an Bedeutung und einen Großteil seiner früheren Benutzer .

Flickr selber startete 2004, und war als soziales Netzwerk für Fotos gedacht. Im selben Jahr startete übrigens auch Facebook.

2005 dann wurde Flickr von Yahoo übernommen. Dies war ein zweischneidiges Schwert: einerseits hatte Yahoo damals genügend Geld und Reichweite, um den Dienst ordentlich zu vergrößern. Andererseits aber war Flickr im Yahoo-Universum nur ein Dienst von vielen, und bekam daher nicht immer besonders viel Aufmerksamkeit ab.

Im Jahr 2010 entstand dann die erste richtige Konkurrenz mit Instagram, die auf eine andere Zielgruppe setzte: Smartphones. Instagram wuchs sehr schnell, während Flickr ein wenig vor sich hin dümpelte.

2013 dann erhöhte Flickr beim kostenlosen Konto das Speichervolumen auf 1 Terabyte. Das war ein sehr gewagtes Unterfangen, denn solch eine Menge an Speicher kostet richtig Geld, sowohl direkt als auch im Backup. Manche fingen darauf an, Flickr als Cloudersatz zu Dropbox zu verwenden. Oder luden an Fotos alles hoch, was die Festplatte eben so hergab. Der Schritt sorgte für eine enorme Popularität bei all den Leuten, die einfach umsonst Unmengen an Daten in der Cloud speichern wollten. Für Yahoo mag sich das damals durch die Werbeeinnahmen gerechnet haben, und wenn nicht, so war im Konzern noch genügend Geld dafür vorhanden.

2018 dann wurde Flickr dann an SmugMug verkauft, einem mittelständischen Wettbewerber. Der Schritt wurde mit einer Mischung aus Sorge und Aufbruchstimmung beobachtet, denn SmugMug hatte sicher die Expertise, den Dienst zeitgemäß weiter zu entwickeln aber auch zeitgleich nicht die finanziellen Mittel wie Yahoo.

Es folgte auch sehr bald die erste Zäsur: SmugMug schaffte sehr schnell nach dem Kauf das Speicherlimit von 1 TB ab, und beschränkte kostenlose Konten auf maximal 1000 Fotos. Wer mehr darstellen wollte, der musste fortan einen Pro-Zugang erwerben.

Damit war dann die Firma erstmal all die Datenmessis los. Dieser Schrott war wohl seinerzeit für Smugmug eine wirtschaftliche Notwendigkeit.

Alleine aber dieser Schritt brachte wohl nicht den erwünschten Zuwachs an Abonennten, denn danach wurde der Dienst schrittweise weiter in diversen Punkten restriktiver und schlechter:

  1. Am 1. Mai 2022 wurden die AGBs dahingehend aktualisiert, dass freie Konten ab sofort nur noch jugendfreie Inhalte veröffentlichen dürfen. Wer dagegen erwachseneres Material veröffentlichen will, kann das nur noch mit einem Abo machen. Der Grund dafür dürfte wohl sein, dass Flickr auch lange Zeit als eine Art Aktbildseite mit entsprechenden Fotos mißbraucht wurde.

    Diese Änderung wurde danach automatisiert durchgesetzt und ist der Grund dafür, dass viele SL-Bewohner mit kostenlosen Zugang auf einmal ihre Fotos nicht mehr sahen, da die von einer KI als „nicht jugendfrei“ eingestuft wurden und damit als Verstoß gegen die neue AGB. Wer seine Fotos dennoch wieder auf Flickr sichtbar machen wollte sah sich in der Regel dann dazu gezwungen ein Abo zu erwerben.

    Viele SL-Bewohner haben daraufhin Flickr den Rücken gekehrt. Als Reaktion auf diese Bannwelle entstand dann in Frankreich das private, soziale Netzwerk Primfeed. Primfeed positionierte sich von Anfang an als Flickr-Alternative, da dort nicht jugendfreie Inhalte kostenlos erlaubt sind.
  2. Am 15. Mai 2025 führte Flickr bei kostenlosen Zugängen eine Beschränkung der maximalen Downloadgröße ein: auch wenn 4K- oder 8K-Aufnahmen hinterlegt sind, so können diese nur noch dann runtergeladen werden, wenn das zum Foto gehörende Konto Flickr Pro ist. Sonst wird der Download maximal auf 1024 Pixel Breite reduziert und mehr ist nicht möglich.

Die Frage ist also, in welche Richtung sich Flickr weiter entwickeln wird. Das Beenden des 1TB-Irrsinns war nötig, die anderen Schritte weniger. Diese dienen alleine dazu mittels künstlicher Verschlechterung mehr Kunden ins Abo zu bekommen.

Für den normalen SL-Bewohner, der einfach nur ab und an Strandfotos und ähnliches wie früher auf Flickr veröffentlichen wollte ist die Plattform gestorben. Es bleiben damit noch die Landschaftsfotografen, und Pros übrig. Flickr selber ist ja auch nach wie vor soziales Netzwerk, durch diese Schritte aber dürfte eine nicht kleine Anzahl an Leuten Flickr den Rücken gekehrt haben, so dass die Plattform an Relevanz verloren hat.

Primfeed selber wiederum hat auch seine eigenen, subtilen Einschränkungen um Benutzer zu einem Abo zu bewegen. Die wichtigste ist dabei, dass kostenlose Benutzer Bilder von maximal 1500×1500 Pixeln hochladen dürfen. Wer mehr will oder braucht, der muss bei Primfeed ein Abo abschließen, das ähnlich teuer wie Flickr ist.

Die wichtigsten Unterschiede zwischen dem Basis-Zugang von Flickr und Primfeed:

FlickrPrimfeed
Uploads größer 1500×1500 Pixel erlaubt?JaNein
Moderate/nicht jugendfreie Inhalte erlaubt?NeinJa
Mehr als 1000 Fotos erlaubt?NeinJa
Download von Fotos per Link möglich?(*)JaNein
Download > 1024 Pixel Breite möglich?NeinNein

(*): wer mit seinem Webbrowser umgehen kann, der speichert einfach das Foto direkt in diesem. Das ist allerdings etwas umständlicher als eine direkte Download-Funktion.

Kurz gesagt bedeutet dies, dass Primfeed Basic im Vergleich zu Flickr Basic kein vollwertiger Ersatz ist, sondern auch ein Kompromiss mit anderen Schwerpunkten.

Vor allem das Limit von maximal 1500×1500 Pixeln ist eine sehr harte Einschränkung, denn bei guten Fotografien auf Flickr ist es im SL-Bereich durchaus üblich, Fotos von 6000×4000 Pixeln oder mehr zu veröffentlichen. Dies sorgt für eine bessere Qualität. Primfeed erlaubt das nicht, so dass die darstellbare Qualität im Basis-Zugang im Vergleich zu Flickr deutlich schlechter ist.

Als Folge bedeutet das, dass beide Dienste bleiben werden. Wer eben kostenbewusst ist und einfach nur eine kostenlose Ablage für seinen Schmuddelkram ohne zu hohe Qualitätsansprüche braucht, der wird bei Primfeed glücklich.

Wer dagegen umsonst normale Bilder in hoher Qualität veröffentlichen will, der wird bei Flickr glücklich.

Und wer Schmuddelkram in hoher Qualität publizieren will, der hat die Wahl zwischen Flickr Pro und Primfeed Pro, denn hohe Qualität kostet eben bei Primfeed Geld und bei Flickr das Recht, sie dann zu veröffentlichen. Ähnlich kosten tun beide Dienste auch.

Da Smugmug aber sicher nicht das Ende der Möglichkeiten erreicht hat bleibt abzuwarten, welche weiteren Einschränkungen noch bei Flickr kommen mögen, um die Leute mehr zum Abo zu drängen.