Autor: Bartholomew Gallacher
Die Intros von Sailor Moon
Animes ist japanischer Zeichentrick, der sich durch seinen eigenen Stil auszeichnet, vor allem um die Augen. Es ist ein sehr erfolgreicher Export der japanischen Populärkultur.
In Deutschland kann man Anime grob in zwei Phasen einteilen: es gab viele Serien, die einfach Ende der 70er/Anfang der 80er so im Kinderprogramm liefen, ohne das der Begriff schon populär war. Dabei wurden häufig auch Serien, die sich klar an ein erwachsenes Publikum richteten, gesendet, und notfalls kindgerecht geschnitten.
Bekannte Serien dieser Phase sind z.B. Heidi – an der Serie war Hayao Miyazaki beteiligt, der später zu einer wahren Legende der Branche mit Filmen wie „Nausicaä aus dem Tal der Winde“, „Prinzessin Mononoke“ oder „Chihiros Reise ins Zauberland“ aufstieg -, Pinocchio, Biene Maja, Anne mit den roten Haaren, Nils Holgersson, Captain Future u.v.m.
In den frühern 1990ern kam dann die Zeitenwende, nämlich die ersten Animes wurden gesendet, die bewusst auch so vermarktet wurden. Einer der allerersten Animes dabei überhaupt war die episch lange Saga von „Sailor Moon“ im ZDF. Sailor Moon war für viele der damaligen Generation der bewusste Einstieg in die Welt der Animes, und dank 200 Folgen war es damals populär, und ist es bis heute. Dabei ist Sailor Moon im Grunde auch ein Anime, das sich weniger an Kinder richtet, denn es geht dabei um das Erwachsen werden.
Das ZDF ließ sich natürlich nicht lumpen und verpasste der Serie, wie es damals so üblich war und bei vielen Animes zuvor bereits geschah, eine komplett neu komponierte und auf Deutsch gesungene Titelmelodie, die mit dem Original absolut nichts mehr zu tun hat. Es hat dabei starke Anleihen am damaligen Euro Dance. Dementsprechend ist dieses Lied für viele heute eine sehr lieb gewonnene Erinnerung an die Kindheit.
Mein Problem damit ist nur, dass ich diese Version einfach nur platt und furchtbar finde. Ich kann damit absolut nichts anfangen, da das im Vergleich zum Original einfach nur ein schlechter Witz ist.
Hier nun der originale Vorspann von Staffel 1 auf Japanisch – das Lied ist zwar auch nicht besonders komplex, aber immer noch um Welten besser als die deutsche Version und passt auch besser.
Die Serie wurde übrigens 2014 als „Sailor Moon Crystal“ neu verfilmt, die sich dabei näher an den Manga hält. Und das ist zu der ersten Staffel wiederum das Intro.
INFP considered harmful
Oder: warum Persönlichkeitstests nach Myers-Briggs nichts taugen.
Wer einigermaßen aufmerksam durch Second Life läuft, dem wird vor allem bei englischsprachigen Profilen auffallen, dass die Leute häufig irgendwelche vier zunächst willkürlich erscheinende Buchstaben nennen, wie z.B. ISTJ oder ESFJ. Diese Buchstaben sollen dabei die wichtigsten Charakterzüge der Person sei.
Dieser Mensch hat sich vorher freiwillig dem Test nach Myers-Briggs unterzogen, und als Ergebnis kommt dann so etwas dabei heraus. Dieser Test ist vor allem in den USA beliebt, und die dahinter steckende Wirtschaft erzeugt damit immerhin dreistellige Millionenumsätze jedes Jahr. Über zwei Millionen solcher Tests werden dort jährlich durchgeführt, darunter in vielen Behörden, Schulen und Firmen.
Der Test wird dort häufig in vielen Bereichen des Alltags benutzt. Es klingt ja auch schön: einfach nur paar Fragen in Ruhe beantworten, und am Ende hat man etwas, was einen gut beschreibt.
Genau hier ist dann das Problem: wie immer, wenn etwas zu schön erscheint um wahr zu sein, dann ist es das auch.
Der Test selber geht auf Carl Jung zurück, und einer Reihe von Beobachtungen und Hypothesen, die er in den 1920er Jahren machte. Auf Grundlage dieser Thesen entwickelten dann in den 1940ern Katharine Briggs und Isabel Briggs Myers den heute nach ihnen benannten Test. Selbst Carl Jung sah seine Thesen als zu starke Vereinfachungen an, die wissenschaftlich wenig taugen.
Das Problem an dem Test ist, dass Jungs Ideen wissenschaftlich nicht haltbar sind. Der Mensch lässt sich weniger in Kategorien unterteilten, sondern häufig mehr in Spektren. Auch ist die Forschung einfach weiter, und viele Teilnehmer werden häufig bei zwei Testdurchläufen deutlich unterschiedlich kategorisiert.
Die Aussagen, die man also nach Myers-Briggs bekommt, sind einfach nur unbrauchbarer Müll. Man sollte dem genau so viel Wert wie eine Horoskop beimessen – es kann der persönlichen Unterhaltung dienen, mehr aber steckt nicht dahinter.
Mehr dazu wird noch hier erklärt: https://www.vox.com/2014/7/15/5881947/myers-briggs-personality-test-meaningless
Second Life auf mobilen Geräten
Linden Lab bastelt – mal wieder – an einem Second Life Viewer, der auf mobilen Geräten unter iOS und Android läuft.
Das Teil befindet sich noch massiv in der Entwicklung, also gibt es bisher nur ein Demo-Video, in dem die wesentlichen Funktionen gezeigt werden.
Das Video ist aber interessant, weil LL ausdrücklich davon spricht, dass sie überrascht sind, wie flüssig Second Life auf den Geräten läuft. Das lässt also stark darauf schließen, dass sie keinen Cloud Gaming-Ansatz verfolgen, d.h. irgendwo steht ein Server in einem Rechenzentrum mit fetter Grafikkarte, sondern der Viewer direkt auf dem Gerät läuft.
Als benutzte 3D-Engine wird dabei Unity erwähnt. Sollte das also stimmen, dann bedeutet das nichts anderes, als dass Linden Lab endlich Second Life auf eine moderne Grafik-Engine portiert.
Mehr noch, da Unity auch unter Windows, MacOS und Linux verfügbar ist, sollte dann eine Portierung davon in Richtung normale PCs keine zu große Sache mehr darstellen.
Ich habe gesehen: „The Consultant“
Christoph Waltz hat es mal wieder getan: in der achtteiligen Serie – jede Episode um 30 Minuten – „The Consultant“ auf Amazon Prime Video spielt er eine moralisch fragwürdige, böse wirkende aber auch irgendwie charmante Person.
Die Serie ist eine bitterböse Parodie auf den Alltag von US-amerikanischen Softwarefirmen, vor allem aber Startups.
Die Rahmenhandlung ist dabei schnell erklärt: die Firma CompWare in Los Angeles stellt Smartphone-Spiele her, und deren junger Gründer Mr. Sang gilt als eine Art Genie. Dieser droht aber an seinem frühen Erfolg zu zerbrechen, und die Finanzen sind auch viel schlechter als alle Angestellten wissen.
Eines Tages wird Sang völlig unerwartet durch einen Schulkind ermordet, und sofort steht ein sehr undurchsichtiger, älterer Unternehmensberater im akkuraten Anzug namens Regus Patoff auf der Matte, den bei CompWare keiner kennt. Patoff behauptet, von Sang vor dessen Tod als Berater engagiert worden zu sein, um die Firma wieder auf Vordermann zu bringen. Als ihm keiner glaubt, hat er sogar einen Vertrag dabei das zu beweisen.
Patoff beginnt also sofort in der Chefetage seine Arbeit, er bürstet mit sehr rigrosen Maßnahmen die Firma einmal komplett gegen den Strich und holt aus seinen Mitarbeitern alles heraus, was es rauszuholen gibt. Patoff führt dabei die Firma mit sehr altmodischen Werkzeugen, aber ihm wagt auch keiner zu widersprechenn. Am Ende hat er mit seinen Methoden Erfolg, aber um welchen Preis.
Die Serie dreht sich dabei neben Patoff um die Personal-Assistentin Elaine Hayman, den Programmierer Craig Horne so wie dessen Verlobte Patti. Sehr bald wird deutlich, dass mit Patoff so einiges nicht zu stimmen scheint und vor allem Elaine mit Craig machen sich daran, das Geheimnis zu lüften.
Sehr schnell wird schon klar, als jemand eine Seifenkiste herumträgt, dass der Name Patoffs nur ein Pseudonym ist, das auf der Abkürzung „Reg. U.S. Pat. Off.“ basiert, also „registriert beim US Patentamt.“ Patoff ist völlig skrupellos und manipuliert die Mitarbeiter nach Belieben, um seine Ziele zu erreichen.
Auch wird im Laufe der Serie angedeutet, dass es sich bei ihm nicht um einen Menschen handeln könnte. Was er aber genau ist, das wird auch nicht aufgeklärt: ist er ein Roboter, der Teufel oder etwas anderes? Man wird da völlig im Dunkeln gelassen. Waltz spielt seinen Bösewicht mit gewohnter Qualität und ist dabei so raumgreifend, dass die anderen Schauspieler es schwer haben neben ihm zu bestehen. Gerade wegen der kurzen Spieldauer wird vieles nur angedeutet, aber nicht wirklich aufgelöst, was die Serie noch deutlich düsterer hätte machen können.
Das ist auch der Aspekt, an dem die Serie krankt – die Grundidee ist solide mit einem überragenden Waltz, der die Serie zu großen Teilen fast schon alleine trägt, aber eben auch nicht wirklich gut umgesetzt.
Alles in allem gute Unterhaltung, die aber deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Kann man problemlos schauen, wenn man dunkle Komödien mag.