Linden Lab – gefangen im Geschäftsmodell der Landpreise

Ich erinnere mich noch genau daran, als wäre es erst gestern und ich in 2006 hier in Second Life das erste Mal einloggte. Damals war es toll und schick, Land zu haben, zu besitzen und zu bebauen. Die Möglichkeiten, mit denen man bauen konnte, waren damals noch deutlich weniger als heute, natürlich gab es auch damals schon eine Industrie, die einem bereitwillig alles mögliche verkaufte, aber der Geist, der damals durch Second Life wehte, war damals noch ein ganz anderer als der heutige.

Damals versuchten sehr viele, selber kleine Gegenstände zu bauen und probierten ihr Glück in den Sachen, die sie eben meinten zu können und verkauften es teilweise oder verschenkten es sogar unter der Hand. Wer nicht so viel Geld hatte, der mietete sich billig irgendwo etwas auf dem Mainland, das damals noch deutlich wilder, wüster, belebter war und teilweise von Plagen wie „Mr. Lee’s Greater Hong Kong“ Werbetafeln durchzogen war.

Wer mehr Geld übrig hatte, der ging auf eine private Sim. Private Sims kosteten damals noch nur 195 US$/Monat, aber aus der Zeit stammte dann auch die Erhöhung auf 295 US$/Monat. Begründet wurde das mit der Einführung neuer Server und der Preis hielt sich dann bis heute. Bereits bestehende Sims wurden aber nicht auf den neuen Preis umgestellt und sind seitdem als sog. grandfathered Sims bekannt.

Überhaupt Land, ja Linden Lab versteigerte damals eine Sim nach der anderen, die zum Mainland angedockt wurde, für teilweise irrsinnige Beträge bis zu 4000 US$. Da es sehr viele Interessenten gab und die Lieferzeiten für die Hardware lang war, kam damals Linden Lab mit der Befriedigung der Nachfrage nicht nach und es erhöhte drastisch den Preis. Manche sahen Land einfach als eine Art neue Wertanlage an und teilweise erreichte damals der Quadratmeter Preise von 12 L$ oder mehr.

Häufig hatten die Käufer einfach keinen Plan davon, was sie mit ihrer Sim anstellen sollten und bauten dann entweder eine lieblose, weitere Mall drauf, die keiner haben wollte, weil es schon mehrere Dutzend gut gehende Malls und um Clubs herum gab oder sie parzellierten die Sim einfach und stellten die Parzellen dann zum Verkauf aus. Der Plan ging meistens eher selten auf und damals wurde sehr viel Geld sehr schnell verbrannt.

Es war auch die Zeit, in der alles möglich schien, und die Landbarone wie Anshe Chung groß und populär wurden. Diese ging ja in die Geschichte als erste Millionärin von Second Life ein, weil die Summe ihrer Landmasse den Wert von einer Million US$ überschritt. Später stiegen die bekannten Samwer-Brüder in ihre Firma ein und vermutlich ist sie inzwischen eine echte Millionärin geworden.

Jedenfalls Land war damals etwas, was man haben musste. Land zu besitzen, das gehörte zum guten Ton, um zu lernen, leben, zu bauen, anzugeben, das Gefühl zu haben, ein Stück Heimat in Second Life zu haben. Man ging auch auf seine Nachbarn zu, wenn man sich an was störte, dann gab’s dafür eben Skyboxen und es wehte ein sehr starkter Pioniergeist durch Second Life. Second Life war damals und vor allem eben Bastelstube, Wilder Westen und das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Und wenn man mal im Urlaub war oder paar Monate weg, auch kein Problem, man bezahlte sein Land dennoch meistens brav weiter, denn man wollte es ja auf gar keinen Fall aufgeben, dieses wertvolle, liebgewonnene, virtuelle Stück Freiheit.

Diese Zeit ist ja schon lange vorbei. Der erste Fehler, den sich Linden Lab leistete, war 2008 das Abschaffen der Homesteadsims. Diese verkauften sich einfach zu gut und leisteten für den Geschmack Linden Labs zu viel für zu wenig Geld: man bekam eine Sim, die immerhin 40 Avatare beherbergen konnte und 3750 Prims aufnahm für gerade einmal sage und schreibe lumpige 75 US$/Monat. Solch einen Kaufrausch wie bei den Homesteadsims hatte Linden Lab nie erlebt, und bald schon war ein stattlicher Anteil aller Sims im Grid genau das. Viele Bewohner, denen eine solche Sim alleine noch zu teuer war, taten sich einfach mit ein oder zwei Freunden zusammen, mieteten eine an und waren furchtbar glücklich. Das war schon was, so eine Sim für sich alleine, die man bebauen konnte wie man wollte und die Leistung war auch in Ordnung.

Linden Lab zog da nach einiger Zeit dann ja sehr schnell den Stecker, begrenzte die Anzahl der Avatare auf 20 und erhöhte den Preis auf 125 US$, und es war um die Herrlichkeit geschehen. So schnell, wie der Boom kam, war er auch wieder weg, die Spielerschaft grollte und viele Sims gingen den Bach runter, darunter auch viele Rollenspielsims, und es wurde damals viel Vertrauen zerstört.

Es war der Anfang vom Rückgang der Sims im Grid, danach stagnierte es lange Zeit auf hohem Niveau und seitdem ist es ja ständig sinkend. Und damit hat natürlich Linden Lab inzwischen ein gewaltiges Problem, denn Second Life finanziert sich hauptsächlich durch sein virtuelles Land. Sicher, Linden Lab hat auch noch einige andere Quellen für den Gelderwerb um Second Life wie den Währungsumtausch, Servicegebühren und die Premiumkonten, aber keine dieser Sparten kann wirklich die Landpreise als Haupteinnahmequelle ablösen.

Nun ist Linden Lab ja nicht dumm und hat es schon früher probiert, ein wenig zu diversizifieren, beispielsweise durch die Entwicklung von Spielen, einer Art „Business In House Second Life“ und anderem mehr, aber bisher hat keine dieser Anstrengungen das geschafft, die Abhängigkeit von den Landpreisen abzulösen.

Dabei ist es ja interessant, dass es vor Urzeiten in Second Life keine Landpreise gab. Man bezahlte ursprünglich für anderes, nämlich die Mitgliederschaft, nur war das nicht tragfähig genug. Es gibt dazu ein Interview irgendwo mit Rosedale, in dem er darüber berichtet, dass er damals von seinem Mitarbeiter dann ein spezielles Buch zu lesen bekam und daraufhin das Geschäftsmodell auf Landverkäufe umgestellt wurde.

Und dieses Konzept hat ja Linden Lab lange Jahre auch gute Dienste geleistet, nur sind diese Zeiten inzwischen vorbei. Viele Bewohner empfinden heute Landpreise eindeutig als zu teuer im Vergleich dafür, was man bekommt. Land ist heute etwas, auf das man nicht mehr stolz ist, es zu besitzen und ist auch nichts mehr, dass man wie früher auf jeden Fall besitzen will oder muss, weil es zum guten Ton gehört. Land ist heute nur noch für die meisten ganz einfach Mittel zum Zweck, man braucht es eben, wenn man gewisse Sachen erledigen muss und achtet peinlich genau auf den Preis, und wenn man es nicht mehr benötigt, dann gibt man es eben wieder auf, denn es gibt davon ja genug und überreichlich. Außerdem sehen viele Shopbesitzer dank des Marketplace auch nicht mehr die Notwendigkeit, in world noch einen Laden aufzubauen, wenn der beliebter und schneller so wie zuverlässiger funktioniert. Dies ist also eine gewisse Form des Kannibalismus innerhalb von Linden Lab, der Marketplace hat sehr viel Land aufgefressen und nutzlos gemacht.

Dazu kommen noch die ständig sinkenden Spielerzahlen und damit hat dann Linden Lab ja inzwischen ein Problem. Sie entwickeln sicher nicht grundlos Sansar als Next Generation Virtual World, solange dieses aber nicht in Betrieb ist, solange muss Second Life weiter funktionieren und auch die Entwicklungskosten für Sansar einspielen können. Das bedeutet, dass Linden Lab auf gewisse Mindesteinnahmen und -profite aus Second Life einfach angewiesen ist, die es aber tendenziell immer schwerer erzielen dürfte.

Heute ist Second Life vor allem eine kunterbunte Einkaufs- und „Ich hab Spaß“-Welt, in der das Selbermachen deutlich zurückgetreten ist und das geänderte Verhalten der Bewohner schlägt sich natürlich auch in der Landpreisentwicklung so wie dem Bedarf an Land wieder. Die Gründergeneration, sofern es sie noch gibt, und den Gründergeist früherer Tage spürt man wohl noch am ehesten auf dem Mainland, viele sind auch einfach weiter gezogen und haben nun in Opensim ihren Spaß, denn dort kann man häufig diesen Pioniergeist früherer Tage noch deutlich spüren, der Second Life weitestgehend verloren gegangen ist.

Dass Linden Lab mit den Landpreisen ein Problem hat, das kann man daran sehen, dass sie vor einiger Zeit gewisse Gebühren um den Landkauf abgesenkt haben, die Mieten für das Land aber nicht. Dies ist ein deutliches Zeichen, dass Linden Lab wieder gerne mehr Land vermieten würde, aber im Grunde auch nur ein halber, erzwungenermaßen eben halbherziger Schritt, denn Land verkauft sich nunmal auf Dauer nicht über die Gebühren alleine, sondern die Mieten – und an denen hat Linden Lab nichts wirklich geändert.

Würde Linden Lab die Mieten absenken, dann hätte es weniger Einnahmen. Es würde sicher zu einem gewissen Anstieg der Landmasse kommen, vielleicht sogar verbunden mit einem Anstieg an Bewohnern, aber es wird dann schwer werden, das heutige Einnahmeniveau wieder zu erreichen. Aber genau dieses benötigen sie wohl für diverse Sachen wie Sansar, und daher können sie es sich nicht leisten, die Preise wirklich zu senken, wie es sinnvoll wäre, wenn man neues Land verkaufen wollte.

Linden Lab hat zwar im Bereich virtuelle Welten noch immer bis auf Nischen keine weitere Konkurrenz außer sich selbst, aber es steht sich selbst nun mit den Landpreisen auch im Weg. Sie müssten sie eigentlich senken, was sie aber nicht können, solange sie nicht genügend breit aufgestellt und diversifiziert sind, was schon diverse CEOS als Problem gesehen und in Angriff genommen hatten, aber daran bisher immer scheiterten.

So ist also Linden Lab aktuell in der Zwickmühle gefangen, dass sie auf Landpreise angewiesen sind und kein funktionierendes Alternativmodell, beispielsweise in Form von Abos, haben. Wobei ich es auch für zweifelhaft halte, dass in der heutigen Zeit noch ein Abomodell funktionieren würde.

Ich rechne jedenfalls erst dann mit einer spürbaren Senkung der Landpreise, wenn Linden Lab Sansar offiziell freigegeben hat und Sansar dann genügend Profite macht, so dass Second Life nicht mehr die Cash Cow des Unternehmens darstellt. Ob dies dann gut oder schlecht für Second Life sein wird, das bleibt abzuwarten, denn es würde so langsam zu einem Produkt zweiten Ranges werden und diese werden dann häufig zwar noch weiter gepflegt und monetär abgemolken, eben weil es geht, aber wirkliche Neuerungen wären dann eben auch nicht mehr zu erwarten.

Mit anderen Worten: Second Life ist für Linden Lab aus einer Vielzahl an Gründen, die sie teilweise selbst verschuldet haben, aber auch nicht ändern können, ein sinkendes Schiff und Sansar für den Fortbestand des Unternehmens überlebenswichtig.

Ob dieser Plan aufgehen wird oder nicht, das kann zum jetzigen Zeitpunkt keiner sagen, aber wir werden es in diesem Jahr sicher noch in den Anfängen erleb

Es kreiste der Berg und er gebar eine Maus

So oder ähnlich kann man nun den Endkundenpreis für das Oculus Rift in Höhe von 699€ bezeichnen. Die meisten Spieler hofften ja mehr auf den Bereich von 3-400€. Da man neben der Brille auch noch einen recht potenten Rechner benötigt, dürfte das den anfänglichen Marktstart deutlich erschweren.

Aber mal ehrlich: wenn man sich das Interview mit den Machern durchliest, der behauptet, man verdiene an der Hardware nichts, dann erscheint das bei der Aufzählung all der Komponenten sogar durchaus glaubwürdig.

Und andererseits ist es auch ein wenig unfair gegenüber den Herstellern, denn beim Iphone von Apple jammert auch keiner über die Preise und es verkauft sich millionenfach. Ein Iphone 6s kostet in der kleinsten Version 739€, die Hardwarekosten liegen geschätzt bei 236 US$, also in etwa. Und da beschwert sich keiner, obwohl es sogar Wegwerfartikel mit fest eingebauten Akkumulatoren und ohne Speichererweiterungsmöglichkeit durch den Benutzer sind.

Aber bei der Oculus Rift ist es wie bei jeder neuen Technologie, finde ich: es startet mit einem relativ hohen Preis, und wenn dann die Massenproduktion einsetzt, dürfte es die nächsten Jahre deutlich günstiger zu haben sein. Wer aber ein Early Adopter sein will, der muss eben dafür mehr zahlen, so war es schon immer und wird es wohl immer sein.

Update: wie es aussieht, hat man aktuell ca. sechs Monate Lieferzeit. Prost!

Yahoo soll zerschlagen werden

Der Aufsichtsrat des glücklosen, früheren Internetpioniers Yahoo! überlegt gerade, das Internetgeschäft abzugeben und alles, was sich noch irgendwie lohnt, zu verkaufen. Das kommt nicht überraschend, wenn man sich überlegt, dass Yahoo! seit Jahren nicht mehr richtig in die Pötte kommt, was Innovation und Gewinn angeht. 

Sollte es zur Zerschlagung kommen, dann ist die interessante Frage, wo die noch funktionierenden Internetangebote von Yahoo! landen werden und ob sie wie bisher weiter betrieben werden oder möglicherweise wieder Geld kosten. Konkret denke ich da an Flickr, die seinerzeit von Yahoo! gekauft wurden und früher Geld kosteten.  Sollte es zur Zerschlagung kommen, dann ist Flickr einer der besten Verkaufskandidaten überhaupt. 

Der Wegezoll bei der Telekom beginnt

Die Telekom hat in Deutschland einen der größten Kundenstämme in Sachen Internetnutzung. Die Telekom hat sich bisher beharrlich geweigert, am zentralen Peeringpunkt DECIX in Frankfurt/Main teilzunehmen. Wer eine gute Verbindung zur Telekom in der Vergangenheit haben wollte, der musste mit der Telekom an irgendwelchen Standorten in der Pampas mit ihr ein Peering eingehen und sich dazu eine teure Standleitung mieten, die natürlich für teures Geld nur die Telekom bereitstellen kann.

Die Provider, die sich das geschenkt hatten, haben ihren Traffic zur Telekom über Level 3 Communications in den USA geroutet, da es ganz einfach billiger ist als es zur Telekom direkt zu routen.

Nun hat die EU kürzlich die Netzneutralität gekippt und wo ein Trog ist, da kommen die Schweine. Die Telekom jedenfalls fängt nun an, ihre Kunden doppelt bezahlen zu lassen. „Oh, du hast da aber ein schönes Angebot, wäre doch schade, wenn das bei meinen Kunden nur langsam erreichbar wäre, nicht? Aber gegen Bezahlung einer kleinen Summe kann ich dafür sorgen, dass das nicht so ist…“

Das ist nichts anderes als moderne Schutzgelderpressung und Wegelagerei, aber es ist legal dank der EU. Es wurde von Netzaktivisten oft genug davor gewarnt und nun ist es Wirklichkeit geworden. Bei der Hetzner Online AG gibt es nun einen Spezialtarif namens „Double Paid Traffic“ für all diejenigen, die einen gescheiten Uplink zur Telekom benötigen. Kostenpunkt: 5€/Monat extra.

So etwas kommt dabei heraus, wenn ein Monopolist seine Kunden als Druckmittel benutzen kann und darf, um seine Gewinninteressen gegenüber Dritten durchzusetzen. Es ist auch kundenfeindlich, denn die Kunden bezahlen schließlich bereits für einen ordentlichen Internetzugang und können das auch zu Recht erwarten; aber die Telekom stellt das nur noch sicher, wenn die Serverbetreiber nochmal zusätzlich dafür bezahlen.

Und das Spiel wird sie sicherlich nicht nur bei kleinen Betreibern probieren, sondern auch bei den Schwergewichten der Branche, allen voran Google. Wer übrigens meint, bei Vodafone/Kabel Deutschland sei er besser dran, der irrt, denn auch die haben genau solche Pläne schon vorsorglich angekündigt.

Swish Hair von Lelutka

Bei Lelutka hat man brandaktuell eine neue Methode erfunden, wie man zusätzliche Grafik- und Rechenleistung vergeuden gebrauchen kann und das in ein Produkt gegossen, welches sich „Swish Hair“ nennt. Swish Hair sind dabei Haare aus Mesh, bei denen sich einzelne Teile selbständig und ständig ein wenig bewegen, um so eine realistischeres Haargefühl simulieren zu können.

Klingt bekannt? Richtig, das gab’s schon früher, nämlich bei Haaren mit Flexiprims, dies hier aber bewegt sich weniger und dafür gesteuerter. Ob man’s wirklich haben will? Nein, es sieht im Video zwar schon recht ordentlich aus, aber bewegt sich noch zu ungewollt und zu langsam, als dass es wirklich einen großen Nutzen noch Sinn haben könnte. Besser ist es, mal ein paar Produktzyklen abzuwarten, bis sich das so richtig eingependelt hat.

https://www.youtube.com/watch?v=CQ3rBQb_AMQ