Die Überdehnung der Landmasse Gors

Momentan scheint die deutsche, goreanische Gemeinschaft mal wieder an einem Punkt in ihrer Entwicklung angelangt zu sein, in der die Bauwut fröhliche Urstände feiert. Wie Fredi schon bei sich drüben schrieb, gibt es im Moment so viel an der Pilgerreise teilnehmende Orte und Sims wie noch nie zuvor. Das ist ein Trend, der natürlich auch Folgen hat, es ist immer so eine Pendelbewegung, mal gibt es mehr, mal weniger Sims.

Momentan also gibt es so viele Sims wie wohl schon lange nicht mehr in der Geschichte des deutschen Gors seit 2008. 2008 war, das dürfen wir alle nicht vergessen, das Jahr in dem die Homesteadsims umgestellt worden sind – die waren damals billig, gut fürs RP geeignet und so gab es derer viele. Als die Preise erhöht und das Avatarlimit halbiert wurde, da schrumpften auf einmal viele der großen Verbünde drastisch zusammen, wie sollte das auch anders sein.

Nun ist es so, dass zwei Gegebenheiten zusammen kommen: ein bei vielen gefühlter Rückgang der Menge an Spielern, der sich mit verschiedenen Faktoren erklären lässt, unter anderem der gesunkenen Spitze der täglichen Logins, was auf sowieso weniger aktive Leute in Second Life schließen lässt als auch dem Fakt, dass Gor nicht mehr der Hype wie früher ist, sondern in den Köpfen etabliertes RP. Die zweite Sache ist nun, dass es mehr Spielfläche als jemals zuvor gibt.

Das bedeutet schon alleine rein rechnerisch gibt es pro Sim weniger Avatare als früher, die da noch spielen könnten, wenn sie wollten. Da nicht jede Sim aber von Mieteinnahmen unabhängig ist, sorgt das dafür, dass sich die Sims nun die darauf angewiesen sind um die Mieter teilweise mit Kampfpreisen balgen und skeptisch auf die Sims schauen, die erst einmal furios gestartet sind, ihre realistischen Preise unterbieten und jeden nehmen, der da so ankommen mag. Auf Dauer ist das eine Sache, die nicht gut gehen wird und es ist schon jetzt absehbar, dass in spätestens zwei, drei Monaten einige der jetzt noch existierenden Sims einfach nicht mehr da sein werden. Die Landmasse ist mehr oder minder auch ein Markt, und spätestens wenn bei einigen Besitzern sich die Erkenntnis durchsetzen wird, dass es mehr Angebot als Nachfrage gibt, werden sie ihre Sims verkleinern oder ganz abstossen und es dabei wieder zu einer Schrumpfung kommen.

Momentan sind wir aber davon noch weit entfernt, es ist mal wieder ein richtiger Gründungsschwung, jeder bäckt sich irgendwie gerade sein eigenes Lieblingsgor, so scheint es, und alle Nase lang macht eine neue Sim auf. Dann aber wundern sich die Leute wiederum, sofern es sich dabei nicht um bereits etablierte Gruppen handelt, wieso sie ausser dem typischen Wanderzirkus der unzufriedenene/ungern gesehenen Spieler, also den Gruppenhoppern, keine Spieler für all ihre ach so wichtigen Rollen finden.

Was übrigens ist ein realistischer Mietpreise? Viele begreifen schon nicht, dass sie wenn sie auf einer Sim sich einmieten, sie nicht nur für ihre eigenen Prims zahlen, sondern auch die sonstige Infrastruktur ja je nach Finanzierungsmodell bezahlt werden muss. Wenn sich z.B. ein Pantherstamm wo ansiedelt, was wäre der denn ohne Wald? Eben… nichts, aber die Bäume und all das müssen auch bezahlt werden, irgendwer bezahlt letzten Endes immer die Rechnung, denn sonst ist die Sim schneller weg bei Linden Lab als man Piep sagen kann!

Eigentlich sind realistische Preise für Simmiete nichts weiter als simple Rechnerei. Aber oft sind dazu viele Menschen unfähig, wie es scheint. Was wäre auf einer Fullprim-Sim also ein realistischer Preis, den es zu nehmen gilt, wenn die Vermieter noch einen Teil der Sim selber tragen, aber die einmietenden Gruppen ihre Prims wirklich selbst bezahlen sollten?

Ich gehe dabei von folgendem Szenario aus: jemand mietet sich eine Sim bei einem amerikanischen Vermieter, wie z.B. Highlife Rentals (von dem war z.B. das frühere Scagnar der Feuerbringer), bei dem man die Miete in world per Linden Dollar bezahlen kann. Das hat den Vorteil, dass man als Europäer nicht die Mehrwertsteuer bezahlen muss und so bekommt man das Ding um einiges deutlich günstiger im Vergleich zum eigenen Kauf direkt bei Linden Lab. So.

Die Rechnung ist dabei einfach: eine private Region mit 15000 Prims Kapazität zu mieten kostet bei Linden Lab im Monat 295 US$, das sind umgerechnet etwa 76.000 Linden Dollar bzw. 218 Euro. Nun wird der Vermieter natürich noch ein wenig drauf schlagen. Würde ich die Sim direkt bei Linden Lab mieten, dann hätte ich als Kosten im Monat 218 Euro + 19% Mwst., also ca. 260 Euro zu bezahlen, das macht in etwa 90000 L$ im Monat.

Schon aus der Rechnung kann man sehen: wer es schaffen sollte, seine Sim bei einem US-Amerikaner zu mieten, der kann doch einiges im Monat sparen und so sein Land entweder billiger anbieten oder aber zu normalen Preisen und macht dennoch einen besseren Schnitt. Gewusst wie.

Natürlich werden die Vermieter die Sims kaum zum Selbstkostenpreis weiter reichen, sondern auch noch eine gewisse Marge für sich einbehalten, es kann aber sein, man findet einen, der sich dennoch schon alleine deswegen rentiert. So kostet eine Fullprimsim gemietet bei High Life Rentals 90.000 L$, das ist z.B. gegenüber Anshe Chung wo eine Fullprimsim im Monat ca. 100.000 L$ und mehr kostet, günstig. So oder so… wer ein wenig recherchiert, der kann schon recht günstige Mietpreise in world finden.

Aber gehen wir mal von 90.000 L$ im Monat aus, was ist dann ein realistischer Preis pro Prim, den man nehmen müsste, um die Selbstkosten herein zu bekommen? Nun… man nehme die 90.000, teile die durch 15.000 und kommt so auf 6 L$ pro Prim im Monat. Das ist also eine Art Richtwert, da aber viele RP-Sims aus Gründen der Spielbarkeit meistens 2-3000 Prims frei lassen, die so niemals genutzt werden, aber dennoch bezahlt werden müssen, muss er also schon höher liegen.

Wenn ich mal vom unteren Limit, also ständig 2000 freie Prims, ausgehe, dann ist auch das einfache Prozentrechnung: 2000 / 15000 = 0,13 – also etwa 13 Prozent, die der monatliche Primpreis höher sein muss. Das macht dann 6 L$ * 0,13 = 7,8 L$ oder in etwa 8 L$ pro Prim im Monat.

Dieser Wert – acht Lindendollar pro Prim und Monat oder zwei Lindendollar pro Prim und Woche – ist daher eine Richtgröße, die viele Vermieter aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht dauerhaft unterbieten können werden oder wollen. Wer dauerhaft weniger nimmt, der hat entweder einen starken Geldgeber im Hintergrund, der ständig Zuschüsse gibt oder kann schlicht und einfach nicht rechnen.

Da natürlich nicht jeder die Sim für 90000 L$ im Monat mieten kann bzw. das bezahlen wird, realistischerweise liegt bei den meisten wohl die monatliche Spanne für 15000 Prims zwischen 90000 – 100000 L$ – sind 8 L$/Monat für mich wirtschaftlich als absolute Untergrenze anzusehen, was man pro Prim verlangen sollte.

Diese Schere führt dazu, dass inzwischen manch etablierte Sim, die reelle Preise von Anfang an nehmen muss, weil eben kein zu großzügiger Geldgeber im Hintergrund wirkt, das Nachsehen hat, wenn es denn auf anderen Sims diverse Lockvogelangebote gibt, und die gibt es gerade tatsächlich oder gar manche Simbesitzer Gruppen kostenlos aufnehmen.

Beides gibt es gerade, und ich gehe davon aus, dass recht bald einige Sims wieder von der Bildfläche verschwinden werden und die Landmasse schrumpfen wird. Diese Schrumpfung wird kommen, da bin ich mir sicher, die Frage ist nicht ob sondern nur wann und manch etablierter Sim gut tun.

Mesh Jira SH-2374 läuft unter „ferner liefen“

Die Featureidee von Maxwell Graf für einen Parametric Mesh Deformer wurde von Linden Lab bearbeitet und der Idee wurde kommentarlos der Status „Maybe“, also Vielleicht irgendwann einmal verpasst. Das ist schlecht.

Kurz für alle, die nicht wissen worum es geht, nochmal eine Erklärung: das Hauptproblem bei Meshkleidung besteht darin, dass diese sich nicht automatisch dem Avatarshape anpasst. Die Designer liefern daher die Kleidung meistens in mehreren Größen aus, aber mitunter bleibt es dennoch nicht aus, dass man seinen Shape verändern muss, damit die Kleidung nicht komisch aussieht. Das bedeutet für Kunden und Designer einen Haufen Mehrarbeit, für manche Kunden ist es sowieso ein absolutes No Go, ihren Avatar an Kleidung anpassen zu müssen, waren sie es doch bisher umgekehrt gewohnt. Für viele ist der Shape wichtiger Bestandteil der virtuellen Identität und wird nicht einfach mal so über Bord geworfen.

All das könnte man ändern, wenn es diesen „Parametric Mesh Deformer“ gäbe. Diesen zu implementieren ist eine Sache von Linden Lab. Linden Lab aber zeigt nun offen mit dieser Einstufung überhaupt gar kein gesteigertes Interesse daran, dieses Problem beheben zu wollen, im Gegenteil. Dabei zeigt Blue Mars, dass es anders geht, denn dort ist genau solch ein Deformer implementiert und erspart den Kunden und Designern viel unnötige Arbeit.

Also wenn ihr wollt, dass Linden Lab vielleicht doch noch seine Meinung ändert, dann bleibt nur eines übrig: stimmt dort ab, sofern noch nicht geschehen, um weiterhin Flagge zu zeigen und somit Linde Lab eindrucksvoll „Wir wollen das!“ zu demonstrieren.

Preisfrage: was ist hier verbesserungswürdig?

Anbei ein Bild, wie man es auf so vielen RP-Sims findet (die Sim von der das hier ist, ist dabei beliebig austauschbar und herzlich egal) mit der Preisfrage: was wurde hier nicht optimal gelöst?

Leere Skybox
Leere Skybox

Ganz einfach: man hat auf der Sim eine recht große Skybox als möglichen Marktplatz zur Miete verbaut, aber fast alle Plätze sind leer. Das ist eine Sache, die auf vielen Sims vorkommt und denkbar schlecht gemacht ist, sendet sie doch unterschwellig das Signal: „Hoppla, hier ist nichts los, hier lohnt das Werben nicht, denn sonst müsste ja hier alles vermietet sein.“  Schlimmer wird es nur noch, wenn man dann die Würfel von Hipporent und ähnlichem überall deutlich sehen kann. So oder so, wer mit so einer megagroßen Skybox anfängt, der muss sich nicht wundern, wenn er sie möglicherweise schlecht bis gar nie wirklich vermietet bekommt.

Besser ist es, die Skybox anfangs bewusst klein zu bauen und dann nach Bedarf schrittweise zu vergrössern, denn so wirkt das eindeutig besser. Eigentlich sollte man meinen, dass dieser psychologische Kniff ein alter Hut ist und wohl bekannt, aber man trifft diesen Lapsus immer und immer wieder an. Dabei ist der Mechanismus einfach: solange man den potentiellen Mietern das Gefühl gibt, Platz sei knapp und beliebt, steigt die Bereitschaft zur Miete und man kann möglicherweise auch leicht höhere Mieten verlangen. Hat man dagegen riesige Leerstände in Hülle und Fülle ist das natürlich nicht mehr gegeben.

Second Life hat gegenüber 2010 ca. 650 Sims&1 Million US$ an Umsatz verloren

Tyche Shepherd mit ihrer Seite Grid Survey hat es sich schon lange erfolgreich zur Aufgabe gemacht, zwischen den Zeilen der von Seiten Linden Labs veröffentlichten Statistiken zu lesen und darüber hinaus durch eigene Erhebungen tragfähiges Datenmaterial zu sammeln, was die wirtschaftliche Lage von Linden Lab anbelangt. Da Linden Lab nach wie vor eine private Firma ist, ist Linden Lab nicht verpflichtet, irgendwelche Quartalszahlen zu veröffentlichen wie andere US-Firmen – und tut das entsprechend nicht. Jährlicher Umsatz und Gewinn sind Größen, über die man nur spekulieren kann, aber die man nicht nachlesen kann.

Eine der wichtigsten Einnahmequellen für Linden Lab sind und bleiben die Landmieten, geschätzte 80% des Umsatzes macht Linden Lab nach wie vor damit (mehr bei New World Notes). Nun hat nach Shepherd Second Life von Januar 2011 bis August 2011 insgesamt 647 Sims verloren. Dies macht, sofern man von der typischen Verteilung der Sims (58% sind Fullprimsims) ausgeht (Fullprim/Homestead) ca. 1.000.800 US$ weniger Umsatz im Jahr für Linden Lab, bzw. ein Rückgang von geschätzt 5.173.000 US$ auf 5.083.000 US$ monatliche Einnahmen durch Landgebühren nach Shepherd.

James Wagner Au mutmaßt, dass Landgebühren alleine wegen der zu hohen Preise längerfristig als Haupteinnahmequelle für Linden Lab ausgedient haben werden und deshalb verstärkt der Zusatznutzen für die Premiumkunden ausgebaut werden würde. So oder so ist er der Meinung, dass Linden Lab dringend etliche, wirklich neue Benutzer bräuchte, damit der Umsatzrückgang auf lange Sicht nicht im bedrohlichen Bereich lande.

Die Diskussionen bei New World Notes in den Kommentaren sind interessant, die Mehrheit stimmt überein, dass Land zu teuer ist und langsam Opensimulator – obwohl technisch nicht auf der Höhe mit Second Life – für viele ein „good enough“ Erlebnis bedeuten würde.

High Noon in Talbot oder: der Memoiren 3. Teil

Die alles entscheidende OOC-Sitzung

Die OOC-Sitzung vom 15. Januar 2009.

Am Donnerstag, den 15. Januar 2009 war zur alles entscheidenden OOC-Sitzung eingeladen worden (wer es ganz genau mag, kann sich die längliche Einladung, die zugleich als virtuelle Tischvorlage diente, hier in Ruhe bei Google Docs nachlesen). Die wichtigsten Ideen waren bereits bekannt, teilweise wurde schon eifrig vorgebaut und auch zur Finanzierung gab es vor allem die Idee des Solidaritätsprinzips, was blieb uns auch anderes übrig? Es hatte im Dezember schon mal mehr als gut geklappt, wieso sollte es nicht auch für den Februar 2009 und darüber hinaus klappen?

Es ist und blieb eben das Prinzip Hoffnung, auf das man setzte. Wäre das Geld nicht zusammengekommen, dann hätte die Besitzerin spätestens nach dem kommenden Sonntag die Sim zum Verkauf ausgeschrieben gehabt.

Die Sitzung startete mit 21:30 Uhr unter der Woche recht spät, aber das war Absicht, da ja auch genügend Spieler Familie/Arbeit und somit besseres zu tun hatte, als schon direkt um 19 Uhr sich vor den Kasten zu hocken. Aber für die Dauer sollte die Sitzung dann doch recht lange dauern, und es wurde auch richtig zäh, da es ums Ganze ging. Damit man auch wirklich unter sich ist und nicht gestört wird, fand die ganze Sitzung in einer dafür eigens errichteten per Teleporter erreichbaren Skybox statt. Keiner ahnte wohl zu Beginn, dass diese Sitzung gute vier Stunden dauern wird.

Und sie kamen wirklich alle: die Simbesitzerin Saba Collas, der Schatzmeister Diabolus, die Heilerinnen Vicky und Opalja, Admiral Gerd, Commander Mart samt seiner Gefährtin Fröschchen, Skip der Schmied, der schon damals ein starkes Faible für Sculpties hatte (und heute seinen eigenen, sehenswerten Sculptieladen hat), Lucivar der Krieger, Gino der Stadtschreiber, der Baumeister samt Kajira, die Event-Planerin und und und… an alle kann ich mich unmöglich noch erinnern.

Als ich die Sitzung eröffnete, führten wir zuerst als Procedere und um es in der kurzen Dauer durchzukriegen, eine Meldeliste ein. Jeder, der etwas sagen wollte, sollte zuerst nur „@“ sagen und kam dann (meistens) nach der Reihe nach dran.

Nach kurzem Vorgeplänkel landeten wir direkt auch schon bei der Finanzierung und diskutierten diese. Es machte ja schließlich keinen Sinn, groß über Rollenspiel und sonstige Dinge zu diskutieren, wenn dafür kein tragfähiges Fundament dafür da ist.

Die geplante Lösung dazu sah folgendermaßen aus: die Sim sollte an Diabolus kostenfrei überschrieben werden, Saba wollte sie schnellstmöglich loswerden und wirklich verschenken. Diabolus wollte dafür einen neuen Avatar samt Paypal-Konto einrichten einrichten, und jeder Spieler hätte seine monatliche Spielgebühr über einen Button auf einer Webseite einzahlen können. Soweit sah die Idee aus.

Es geht ans Eingemachte…

Die alten Kriegerwohnungen in Talbot.

Bei Geld hört die Freundschaft auf, so sagt man ja. Immer, wenn es daran geht, wirklich Zahlemann und Söhne machen zu müssen, werden die Diskussionen lang und länger, so war es auch hier gewesen. Saba erzählte zuerst, wie sie sich die Simübergabe vorstellte und Diabolus sein Paypal-Zahlungsmodell. Ebenso wurde berichtet, wann die Lindens genau das Geld im Voraus abbuchen und was passieren würde, wenn mal nicht genügend Geld eingegangen wäre. Zudem wollte Saba alle Prims, die noch ihr gehörte, soweit möglich an Diabolus verkaufen, so dass er die völlige Gewalt über die Sim hätte.

Eine kurze Idee war es, jemanden zu finden, der als Unternehmer die Umsatzsteuer ausweisen kann, aber das wurde schnell wieder verworfen.

Dann ging es endgültig ans Eingemachte, nämlich darum, wer eigentlich wirklich bereit wäre, zu zahlen und in welchem Masse er das leisten könne. Bei damals noch etwa 15 Spielern hätte man grob 14,5 Personen gebraucht, die jeden Monat 20 Euro bezahlen. Und ab da wurde es dann richtig interessant.

Einige wollten, dass es eine öffentliche Liste gibt, wer wieviel bezahlt – andere wollten eben genau das nicht. Das ganze Modell kam uns sehr wackelig vor, man hätte sich so von Monat zu Monat gehangelt, was auch der Realität entsprochen hätte. Glücklich waren wir alle nicht damit gewesen, aber es zeichnete sich zu dem Zeitpunkt eben auch keine bessere Lösungsmöglichkeit ab. Zu dem Zeitpunkt lagen die monatlichen Mieteinnahmen der Sim bei ca. 57.000 L$, also lag die noch aufzubringende Summe bei ca. 45.000 L$ plus evtl. ein kleines Finanzpolster für schlechtere Tage.

Hochgerechnet kamen wir als Mindestmietpreis auf 7,33 L$ pro Prim im Monat. Darunter Land anzubieten wäre glatter finanzieller Selbstmord gewesen.

Parallel zu der Diskussion meldeten sich die Spieler bei Dia in IMs mit den Beträgen, die sie monatlich zu zahlen in der Lage bereit wären. Von Anfang an signalisierte Dia mir dabei in regelmäßigen Wasserstandsmeldungen, dass die sich abzeichnende Tendenz düster aussieht, und der nötige Mietbetrag bei diesen Beträgen (die ich nie zu Gesicht bekam, wieso auch?) niemals zusammen kommen würde, also die Sim im Februar 2009 spätestens aus Gor weg gewesen wäre.

Knapp zwei Stunden nach Beginn der Sitzung ließ dann Dia auch die Bombe platzen und sagte, er lehne es ab, das Risiko einzugehen, da die ihm bisher genannten Beträge niemals auch nur annäherungsweise dafür ausreichen würden, die Miete zu bestreiten. Natürlich kam diese Botschaft nicht gut an, und es wurde munter weiter diskutiert, schließlich ging er einen Kompromiss in der Form ein, dass sich noch bis zum kommenden Sonntag die Leute weiter bei ihm mit neuen Geldzusagen melden könnten und dann würde er entscheiden. Damit konnte dann die Mehrheit zumindest beruhigter schlafen.

Einige waren auf einmal bereit, um den Februar zu retten, auch größere Einmalzahlungen zu leisten. So oder so, es reichte aber nicht und wurde ein wenig hektisch, und dünnte sich auch langsam aus.

Es kam auch die Idee, Saba doch noch zu überreden, weiterhin die Besitzerin zu spielen und dass die Spielerschaft doch kräftigst Geld zuschiessen würde, um die Sim zu erhalten. Das aber hatte sie im Vorfeld schon abgelehnt gehabt.

Es zeigte sich schlicht und einfach, dass eine solche Simfinanzierung viel zu wackelig gewesen und schlichtweg nicht machbar gewesen wäre. Es kam die Idee auf, es wie in Carima zu machen, aber mit 15 Leuten wäre auch das absolut illusorisch gewesen.

Als alternative Idee kam auf, wenn man schon die Sim nicht halten kann, zumindest sich als Gruppe irgendwo eine Parzelle zu mieten und dort weiterzumachen – oder eine Homesteadsim zu nehmen. Aber so richtig wollte das dann zu der späten Stunde keiner mehr wirklich in Angriff nehmen.

Als ich dann nach drei Stunden Sitzung diese schloss, passierte das vollkommen Unerwartete: unter uns weilte schon die ganze Zeit in Kajiraform unser Nichtretter, und dieser offenbarte sich in einem Dramenauftritt, der sich gewaschen hatte!

Die überraschende Offenbarung, oder: unser Nichtretter watscht uns alle ab…

Der Nichtretter war dabei eine Spielerin gewesen, die eine besonders nette, weich lächelnde Kajira gab. Sie sollte vor allem goreanische Events aus dem Hut zaubern und war seinerzeit dafür von Saba angeworben worden. In der kurzen Zeit nach meiner Wahl bis zur OOC-Sitzung zeichnete sie sich vor allem dadurch aus, dass sie mir gegenüber keine eigene Meinung formulieren wollte/konnte und mit ihrer Meinung ständig hinter dem Berg hielt.

Meine Fresse, das änderte jetzt aber nach Sitzungsende radikal, die Hälfte der Leute war schon gegangen, da lederte sie auf einmal so richtig derbe los.

Ihr Drama begann damit, dass sie ankündigte, Talbot zu verlassen. Gut, das alleine interessierte noch keinen noch wäre das was besonderes gewesen, sie war nicht lange dabei gewesen, es war ein sinkendes Schiff, die Äußerung war verständlich.

Dann meinte sie, Talbot sei tot, es ginge schon seit Wochen den Berg ab. Dass es schon längere Zeit bergab ging, war wirklich keine bahnbrechende Erkenntnis noch neu, und dass es zu dem Zeitpunkt schon eine halbe Leiche gewesen ist, auch nicht Aber es kam noch besser, denn dann sagte sie, was ihr wirklich missfiel, und um es kurz zu machen: wir hatten eine äußerst gekränkte Künstlerseele vor uns!

Sie sei ja mit großen Plänen hergekommen gewesen, wollte ein besonderes Gor schaffen, aber inzwischen sei ihr alles viel zu kleinkariert wie in einem Kaninchenzüchterverein und dafür gäbe sie kein Geld aus. Mit kleinkariert war übrigens ich gemeint, das sagte sie auch unumwunden offen, damit jeder Bescheid weiß, was die Stunde geschlagen habe.

Dann kam als Höhepunkt des Dramas die Offenbarung: sie hätte locker das Geld, die Sim zu übernehmen und auch zu finanzieren, aber wofür bitte solle sie denn monatlich so viel Geld ausgeben, was es woanders in Gor besser gäbe? Vor ihrem Urlaub wäre noch Feuer da gewesen, aber dies sei nicht mehr da, Während sie so weiter ihre Reden schwang sagte ich ernst gemeint nur, dass ich nicht an dem Posten kleben würde und wenn jemand meint, es besser zu können, könne er es gerne probieren.

Jedenfalls der höchst dramatische, selbstgerechte und thetralische Dialog von ihr lief ununterbrochen weiter, und oh Wunder, das Orakel in Form unseres Nichtretters hatte auf einmal doch eine Meinung, die es nun auch äußerte. Diese war kurz gesagt diese: die Leute wären im Laufe der Zeit immer fader und fader geworden, bis letzten Endes als Höhepunkt dieser Entwicklung ich aufgetaucht gewesen wäre, und zu allem Überfluss wollte ich ja auch so etwas schreckliches wie OOC-Parties einrichten. Seitdem sei ich für unseren Nichtretter tot gewesen.

Ihre Gardinenpredigt ging in der Form dann munter weiter, und des gekränkten Künstlerseelchens Hauptproblem war, dass ich alles kaputt machen würde, unfähig zu strukturiertem Denken sei (den Vorwurf hatte ich davor und danach nie mehr in meinem Leben gehört), keine Visionen hätte, die die Leute mitreissen würden, sondern eben Vereinsmeierei betreiben, sie sei seit über einem Jahr bei Ubaren und Administratoren gewesen, und ich sei der schlechtest Admin ever, den sie jemals erlebt habe.

Kurz und gut, es war der selbstgefällige Auftritt einer Dramenqueen, wie er im Buche stand, und keiner der sonst noch anwesenden Personen war mit ihr einer Meinung. Ich meine, was für Visionen soll man auch schon groß entwickeln können, wenn es erst einmal darum geht, den Fortbestand der Sim an sich innerhalb von weniger als einer Woche zu retten. Da muss man eben Prioritäten setzen und eines nach dem Anderen abarbeiten. Wir hatten ja diverse Ideen bereits durchdacht und diese in der Einladung auch mitgeteilt gehabt, aber die Diskussion über die Simfinanzierung war einfach wichtiger.

Es war denn auch schon gegen 1 Uhr gewesen, also Zeit genug, schlafen zu gehen. Aber es sollte dann am nächsten Tag noch besser kommen.

Wie im antiken Theater: Deus ex machina!

Am Freitag morgen dann kam es zu einer faustdicken Überraschung: es gab von Saba in der Talbotgruppe eine Mitteilung, dass sie einen Käufer für die Sim gefunden hätte, der sie in der Form erhalten wolle. Es handelte sich dabei um einen alten Freund von ihr, der bisher auf einer Nachbarsim eine Burg bewohnte und es sich leisten konnte, die Sim zu übernehmen.

Bisher war er nicht wirklich stark im Spiel in Erscheinung getreten, und nun kaufte dieser uns allen doch recht unbekannte Graf die Sim Talbot. Alle waren zuerst einmal erleichtert, dass die Sim nun weiter Bestand hat – zumindest ließ die Gruppenmitteilung daran keinen Zweifel. Tatsächlich bestand sie unter der Eigentümerschaft des Grafen noch bis Mai 2010.

Andererseits aber war nun eine große Ungewißheit da: wer ist der Graf, was will er, was ändert sich? Also wurde schnellstens eine nächste OOC-Sitzung am Sonntag, den 18. Januar 2009, anberaumt, die nur ein Ziel hatte: sich gegenseitig kennenzulernen. Doch dazu dann später mehr.