Der Wegezoll bei der Telekom beginnt

Die Telekom hat in Deutschland einen der größten Kundenstämme in Sachen Internetnutzung. Die Telekom hat sich bisher beharrlich geweigert, am zentralen Peeringpunkt DECIX in Frankfurt/Main teilzunehmen. Wer eine gute Verbindung zur Telekom in der Vergangenheit haben wollte, der musste mit der Telekom an irgendwelchen Standorten in der Pampas mit ihr ein Peering eingehen und sich dazu eine teure Standleitung mieten, die natürlich für teures Geld nur die Telekom bereitstellen kann.

Die Provider, die sich das geschenkt hatten, haben ihren Traffic zur Telekom über Level 3 Communications in den USA geroutet, da es ganz einfach billiger ist als es zur Telekom direkt zu routen.

Nun hat die EU kürzlich die Netzneutralität gekippt und wo ein Trog ist, da kommen die Schweine. Die Telekom jedenfalls fängt nun an, ihre Kunden doppelt bezahlen zu lassen. „Oh, du hast da aber ein schönes Angebot, wäre doch schade, wenn das bei meinen Kunden nur langsam erreichbar wäre, nicht? Aber gegen Bezahlung einer kleinen Summe kann ich dafür sorgen, dass das nicht so ist…“

Das ist nichts anderes als moderne Schutzgelderpressung und Wegelagerei, aber es ist legal dank der EU. Es wurde von Netzaktivisten oft genug davor gewarnt und nun ist es Wirklichkeit geworden. Bei der Hetzner Online AG gibt es nun einen Spezialtarif namens „Double Paid Traffic“ für all diejenigen, die einen gescheiten Uplink zur Telekom benötigen. Kostenpunkt: 5€/Monat extra.

So etwas kommt dabei heraus, wenn ein Monopolist seine Kunden als Druckmittel benutzen kann und darf, um seine Gewinninteressen gegenüber Dritten durchzusetzen. Es ist auch kundenfeindlich, denn die Kunden bezahlen schließlich bereits für einen ordentlichen Internetzugang und können das auch zu Recht erwarten; aber die Telekom stellt das nur noch sicher, wenn die Serverbetreiber nochmal zusätzlich dafür bezahlen.

Und das Spiel wird sie sicherlich nicht nur bei kleinen Betreibern probieren, sondern auch bei den Schwergewichten der Branche, allen voran Google. Wer übrigens meint, bei Vodafone/Kabel Deutschland sei er besser dran, der irrt, denn auch die haben genau solche Pläne schon vorsorglich angekündigt.

Spiel und Spaß mit der Telekom!

Früher in den 90ern gab’s die wunderbar und unterhaltsame Verbrauchersendung „Wie bitte?!?“, die von Gert Müller-Geerbes moderiert wurde und die alltäglichen Ärgernisse von Verbrauchern mit bockigen Firmen, Behörden und ähnlichem gekonnt auf die Schippe nahm. Die realen Geschichten wurden von einem Stamm von drei bis vier Schauspielern in Form von Sketchen vorgetragen und meistens reichte die Erwähnung der Sendung aus, dass diese Firmen und Behörden sich dann bewegten.

Stammgast in dieser Sendung waren „die drei mit den Mützen“, die deutsche Telekom. Drei total unfähige Mitarbeiter, die ihrer Chefin (dargestellt von April Hailer) mächtig auf die Nerven gingen und sie fast immer am Ende des Sketches zielgenau in eine Ohnmacht manövrierten. Und so sah damals das Ganze dann beispielsweise aus. Die Telekom war, wen wundert es bei einem solch großen und kundenfreundlichen Konzern, Stammgast in der Sendereihe, keine Sendung ohne die Telekom.

Ja, und die Geschichten waren schon damals so schrecklich wie heute, beispielsweise gab es da den Frisörsalon, der über ein Jahr lang vergeblich auf einen Telefonanschluss wartete, keinen gelegt bekam und daran pleite ging. Der Witz an der Sache: die örtliche Niederlassung der Telekom war genau das Gebäude auf der anderen Straßenseite. Und, und und…

Und bis heute hat sich daran nichts geändert, im Gegenteil. Die Telekom will ja nun DSL erdrosseln und beteuert aber gleichzeitig natürlich, dass sie pro Netzneutralität sind. Das sind sie aber eben nicht, denn sie wollen die Neutralität in Wirklichkeit abschaffen und sich den Traffic doppelt bezahlen lassen.

Heute nämlich hat die Terrorkom ihre Pläne veröffentlicht, sich das Durchleiten von Diensten wie Youtube und dergleichen, die von den Kunden der Telekom massiv nachgefragt werden, monetär von deren Betreibern vergüten zu lassen. Das ist genau das, was die Telekom angeblich nicht will, nämlich das Abschaffen der Netzneutralität.

Denn der Traffic, den sich die Telekom da von Google extra bezahlen lassen will, der ist in Wirklichkeit schon bezahlt. So aber will man gleich doppelt abkassieren: einmal für das Bereitstellen der Leitungen zum Kunden und dann noch von den Anbietern. Google selber hat da einen pragmatischen Ansatz, der bisher auch gut funktionierte und bei Knotenpunkten wie dem DE-CIX praktiziert wird, der da lautet: wir richten für euch kostenlos in unserem Rechenzentrum ein Peering ein und eure Kunden haben fortan wunderbar ruckelfreie Videos. Kabel Deutschland beispielsweise hat solch ein Peering mit Google, daher ist Youtube bei denen einfach nur ein Genuss.

Die Drosselkom aber mag das so nicht haben, denn daran verdient sie ja so nicht genug. Obwohl es für sie, dank Leitungen überall hin natürlich kein Problem wäre, da ihre Technik zu installieren, machen sie das nicht, denn das wäre ja schlecht für die Bilanz. Nein, im Falle von Google halten sie nun unverblümt die Hand auf und wollen Zahlemann&Söhne. Ansonsten fahren sie da auch gerne die Strategie, wenn ein potentieller Peeringpartner groß genug ist, den nicht von vorne herein abzulehnen, sondern sie bieten ihm ein Peering an einem Standort eigener Wahl an plus Vertrag für die Leitung, versteht sich, die dorthin nur die Telekom legen kann. So und nicht anders funktioniert das Spiel.

Und die momentanen feuchten Träume zur Monetarisierung sind so eine Sache, die eigentlich mal das wettbewerbsrechtlich überprüft gehören. Denn die Kunden bezahlen bisher für die Leitungen und das, was sie als „Managed Service“ anpreisen ist in Wirklichkeit nichts anderes als eine Erpressung der Anbieter, damit sie ihre Kunden im Netz der Telekom überhaupt noch gut genug erreichen können. Wenn das Schule macht, dann aber mal gute Nacht Marie!

Übrigens ist das im Bereich des Mobilfunks ja nicht anders, die Volumengrenzen dort spotten jeder Beschreibung und angeblich ist das so, weil der Traffic sowieso schon kaum Gewinn einbringt bla Bla BLA! Komisch nur, dass man bei der Telekom einen Spezialtarif ordern kann, mit dem man dann über Mobilfunk sich dann Spotify bis zur Vergasung geben kann! Anders gesagt: die Telekom lügt da wie gedruckt!

Als Essenz bleibt, dass eine Prüfung der Regulierungsbehörde mal nötig wäre, man da aber nicht viel erwarten darf. Letztendlich hinkt Deutschland beim Ausbau des Internets sowieso schon im Vergleich zu anderen Industrienationen hinterher, der Digital Divide wird immer größer und der vermeintliche Retter LTE in den ländlichen Gebieten ist und bleibt einfach nur eine Lachnummer. Es ist besser als nichts, aber nichts ersetzt wirklich eine DSL-Leitung dauerhaft.

Wünschenswert wäre es, dass da die Politiker endlich mal aufwachen und den Netzausbau in staatlicher Hand vorantreiben. Ja, das wird einiges an Kosten verursachen, aber wenn man so Pleitebanken wie die HRE rettet, wovon kaum einer wirklich etwas hat, dann kann man sich auch mal gerade zur jetzigen Zeit einen Ausbau der Infrastruktur leisten, wovon dann viele etwas haben. Ach und das Leitungsnetz sollte man der Telekom wieder wegnehmen oder es besser regulieren, denn solch ein Mist kommt eben dabei heraus, wenn es in der Hand eines privaten – wenn auch immer noch mindestens halbstaatlichen – profitgierigen Konzerns ist.