Gute Filme: der große Diktator

Charles Spencer Chaplin, besser bekannt unter dem Namen Charlie Chaplin mit Melone und Bambusstock, wurde am 16. April 1889 geboren. Vier Tage später kam Adolf Hitler in Braunau am Inn auf die Welt. Die Biographie beider Personen weist einige deutliche Parallelen auf, während Chaplin aber zum Komiker und Weltstar wurde, wurde Hitler zum Diktator des dritten Reichs. Beiden gemeinsam war der zu kleine Schnurrbart und sicher eine gegenseitige Abneigung.

1938 begann Chaplin mit den Planungen für einen Film, der sich um die Nazidiktatur drehen sollte und schonungslos als das entlarven, was sie ist: menchenverachtend, unberechenbar, gewalttätig und gefährlich. Der Film war für ihn eine Premiere, weil es sein erster Tonfilm überhaupt war, obwohl die Technologie schon seit ca. 1930 verfügbar war. Da 1938 in den USA viele noch sich bei Hitler anbiedern wollten, Hollywood inklusive, finanzierte Chaplin den Film komplett selbst, denn in der Form hätte das kein Studio übernommen oder ihm zu sehr verwässert. Chaplin spielte dabei in einer Doppelrolle einen namenlosen, jüdischen Friseur und den fiktiven Diktator Adenoid Hynkel unter dem Zeichen des Doppelkreuzes.

Die Handlung: ein kleiner, jüdischer Friseur (Chaplin) wird im ersten Weltkrieg dazu abkommandiert, die Kanone dicke Bertha abzufeuern. Sein Vorgesetzter Schultz bekommt angeblich kriegswichtige Informationen, die den Sieg bedeuten können und soll die ins Hauptquartier fliegen. Der jüdische Friseur fliegt mit Schultz mit, es kommt zu einem Unfall und der Friseur verliert sein Gedächtnis, weswegen er jahrelang in einer Anstalt leben musste und von den politischen Veränderungen in seinem Heimatland Tomania nichts mitbekam. Dabei rettete er aber Schultz das Leben.

In Tomanien schwang sich der rechte Diktator Adenoid Hynkel zum neuen Alleinherrscher auf, der die Juden in Ghettos nach Gutdünken drangsaliert und Einmarschpläne ins Nachbarland Osterlich hegt. Nachdem der Friseur, der Hynkel verblüffend ähnlich sieht, zurück in seinen Laden kommt, landet er unsanft in der neuen Wirklichkeit und erfährt es am eigenen Leib, was es nun bedeutet, ein Jude zu sein.

Hynkel will derweil einen Kredit bei einem reichen Juden bekommen, weil er nicht genug Geld für eine Invasion in Osterlich hat; daher behandeln seine Schergen die Juden einige Zeit lang relativ normal. Als das nicht klappt, ist es aber auch damit wieder vorbei. Es kommt dann zu einem Staatsbesuch von Benzino Napaloni (Mussolini), Diktator von Bakteria, den er beeindrucken will und dabei zu allerlei grotesken Szenen. Ebenfalls ihr Fett weg bekommen Goebbels als Propagandaminister Garbitsch (klingt stark nach garbage, also Müll) und Hermann Göring als Feldmarschall Herring

Am Vorabend des Einmarschs in Osterlich geht der Diktator auf Entenjagd und wird von seinen Leuten festgenommen, die ihn für den kleinen Friseur halten. Der kleine Friseur wiederum wird für Hynkel gehalten, bekommt eine neue Uniform und muss am Tag darauf – man hat gerade Osterlich annektiert – in der Hauptstadt dieses Landes eine Rede halten, und das tut er dann auch: eine flammende Rede des Menschen Chaplin an die Menschlichkeit.

Der Film ist nach wie vor sehr sehenswert und funktioniert trotz des Alters von 74 Jahren sehr gut. Premiere war im Herbst 1940, während der Dreharbeiten fand die Invasion in Polen und noch andere Sachen statt, von den Konzentrationslagern damals wusste noch niemand etwas.

Albert Speer bezeichnete einmal den Film als „die beste Dokumentation über das dritte Reich“, und nachweislich befand sich eine Kopie des Films auch in Hitlers Reichskanzlei und wurde dort zweimal im eigenen Kinosaal vorgeführt. Wem, das weiß keiner mehr.

Man benötigte 170 Drehtage für den Film, es war der letzte Film, in dem Chaplin als kleiner Tramp auftrat und sein erster Tonfilm, zudem wurde der Film sein kommerziell erfolgreichster überhaupt. Der Film enthält etliche lustige Slapstickszenen, aber auch einige klassische Szenen der Filmgeschichte überhaupt.

Zuerst einmal hier die Rede von Adenoid Hynkel; Chaplin bedient sich dabei eines sog. Grammelots, eine sinnlose Kunstsprache, die aber vertraut klingt.

Dann hier der Tanz des wahnsinnigen Diktators mit einer Weltkugel. Diese Weltkugel befand sich übrigens auch in der realen Reichskanzlei Hitlers und Chaplin war beim Dreh um die 50 Jahre alt.

Und hier dann noch die Abschlußrede des Friseurs an die Soldaten; viele sehen das als Stilbruch an, dies tut dem Film aber keinen Abbruch.

Der Film ist eindeutig einer der Klassiker der Filmgeschichte und nach wie vor die beste Satire auf das dritte Reich, zudem noch die beste zeitgenössische Satire und das alles gedreht, als die Wirren des zweiten Weltkriegs erst anfingen. Chaplin machte sich mit dem Film viele Feinde, die den Dreh nur zu gerne verhindert hätten und dies auch versuchten. Präsident Roosevelt selber aber ließ ihm ausrichten, er habe seine volle Unterstützung und er solle den Film unbedingt drehen.

Im dritten Reich war der Film natürlich verboten und nach dem zweiten Weltkrieg blieb er noch lange im Giftschrank. Die bundesdeutsche Uraufführung war im Jahre 1958 und in der DDR erst sogar 1980.