Die Gilde „Divine“ oder: familiär heißt nicht immer freundlich

Vor einiger Zeit war ich mit meinem Todesritter, den ich damals auf Blut richtig ausbaute, auf Einladung der damaligen Gildenchefin in die Gilde „Divine“ auf Antonidas gekommen.

Divine ist kurz gesagt eine Fungilde mit einigen Raidambitionierten. Es gibt keine feste Stammgruppe, alles kann nichts muss. Damals begannen sie gerade damit, Flex zu gehen.

Es gibt ja den alten Spruch, dass nicht ohne Grund in der DDR-Einheitspartei SED alle Schwestern und Brüder waren, da man sich Familie bekanntlich nicht aussuchen kann, Freunde aber schon. Diese Gilde zeigte mir, was da dran ist.

Mein Gastspiel in der Gilde dauerte knapp zwei Wochen, danach war Schluss. Die Gilde ist gespalten in zwei Lager, zum Einen diejenigen, die einfach so WoW spielen, was absolut in Ordnung ist, aber deswegen deutlich zu wenig zu tun haben und aus jeder Mücke sofort einen Elefanten machen und diejenigen, die gerne Raiden würden und das auch könnten, sofern die dazu die passende Gruppe finden.

Das Drama begann damit, als ich das erste Mal in der Gilde Flexraid Teil 1 mit ging. Es war gildenintern, ich glaube 13 Leute und die Qualität doch sehr durchmischt. Es gab gut ausgerüstete Leute, die wussten, was sie tun und den Rest, der irgendwas tat, beispielsweise ein Windläufermönch mit GS 510, der nur knapp 60 K DPS fuhr oder eine Heildruidin GS 492, deren Charakter komplett unversockelt und unverzaubert war sowie die Frechheit besaß, da allen Ernstes mit einer GS 397er-Waffe aus Cataclysmus aufzutauchen. Anders kann man es da nicht bezeichnen.

Es war als drei Stunden angesetzt und war alles andere als ein glatter Durchmarsch, die gefallenen Beschützer lagen im 9. Anlauf erst und dann ging’s noch zu Norushen, verbleibende Dauer: ca. 45 Minuten.

Dann erklärte ich Norushen in aller Ausführlichkeit und teilte noch die Leute ein, die runter gingen, wir probierten es, klappte natürlich nicht, wie auch, wenn Heilung und Schaden vorne und hinten nicht stimmen. Danach gab’s noch einen kurzen Appell von mir an die Meute, wenn sie schon in den Flex reingehen, mögen sie bitte auch ihre Charaktere pflegen und das war’s.

Vordergründig durfte ich mir „Toll gemacht“ und „Endlich mal einer, der die Bosse kennt und erklärt“ anhören, hintenrum aber meckerten sie, die Bosserklärungen seien viel zu lange gewesen. Tja.

Lustiger wurde es dann allerdings noch, als ich selber einen alten NHC-Raid ansetzte, nämlich die Terasse des endlosen Frühlings. Vorher probierte das jemand anders, er setzte Samstag abends Mogushan an für Sonntag 14 Uhr und wunderte sich dann, als um die Uhrzeit kaum jemand da war. Wie aber auch, wenn nur vier fest zusagten und vier vorläufig? Eben.

Ich kann „vorläufig“ im Kalender absolut nicht gebrauchen, denn wenn Leute sich „vorläufig“ anmelden, dann ist der Ärger vorprogrammiert. 95% dieser Leute sind im Zweifelsfall nämlich einfach nicht da, und dann muss ich anfangen zu suchen, um den Raid aufzufüllen. Oder aber die noch bessere Variante, man hat den Raid dann aufgefüllt und ist bereits unterwegs, sie kommen dann aber auf einmal doch online und mosern rum, warum man die Aushilfe nicht rauswirft und sie mit rein nimmt, denn dafür sie man schließlich ja eine Gilde.

Daher gibt es bei Einladungen, die ich mache, „vorläufig“ nicht und ich weise dick und fett im Einladungstext darauf hin,„VORLÄUFIGE ANMELDUNG GILT ALS ABGELEHNT!“

Also erstellte ich an einem Mittwoch die Einladung und wies darauf hin, ebenso dass Samstag ab 20 Uhr dann die Ab- oder Zusage zu dem Raid erfolgt. Der Raidtermin war Sonntag, 20 Uhr.

Ich halte es für Erwachsene absolut zumutbar, dass sie sich einen Tag vorher festlegen, ob sie nun mit wollen oder nicht. Ich habe nämlich in erster Linie am Raidtermin eine Verpflichtung gegenüber denjenigen, die fest zugesagt haben und in den Raid gehen wollen und nicht gegenüber denjenigen, die sich nicht entscheiden können und im Zweifelsfall nicht da sind.

Ja wie auch immer, es war dann Sonntag Mittag und ich hing mal wieder mit der Gildenchefin in der Leitung, weil die was wollte. Die war schon paar Tage bei mir Dauergast und meinte immer, ich solle „entspannter“ werden, es hätte Beschwerden gegeben, kam aber nie auf den Punkt, was sie denn nun genau wolle noch wer sich da beschwert hätte.

Am Sonntag war es dann soweit, ich hatte sie mittags erneut in der Leitung mit der Ansage, ich würde nicht in die Gilde passen und möge sie bitte daher verlassen. Als Grund gab sie an, dass es Beschwerden wegen meiner Raidplanung gegeben hätte, genauer das „Vorläufig“. Das sei eine Sache, die könne man in der Gilde ja so nicht machen – intern sprach sie dann davon, ich hätte alles zu progresstechnisch (!!!) aufziehen wollen. Selten so gelacht, sowas von hanebüchen.

Wie auch immer, der Raid jedenfalls war voll, es war aber mein Termin und tanken dürfe ich das Ganze dann schon noch. Ha ha und ha. Die pflegen da wirklich einen „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“-Stiefel, der schon einmalig ist.

Also ging ich aus der Gilde raus mit allen Charakteren, aber hielt den Termin aufrecht. Abends schlug dann die übliche Warteschlange zu und fraß den Raid auf, kann man nichts machen, war auch nicht weiter schade drum.

Eine Woche später fragte dann ein Mitglied der Gilde mal bei mir nach, warum ich denn raus gegangen sei, denn es sei doch schade, dass ich weg sei – und ich erzählte dem das mal in Ruhe. Er fand das alles nur sehr komisch, bohrte in der Gilde nach und fing an, seinerseits Fragen zu stellen, was nach etwa einer Dreiviertelstunde mit einem Rauswurf quittiert wurde.

Dann hatte ich erneut die Gildenchefin in der Leitung, es kam ein Gesülze Marke „Das war doch nichts persönliches, ich schätze dich weiterhin als Spieler, aber wieso setzt du dich nicht mit mir hin und frägst, wenn du Fragen hast direkt mich? Wieso schickst du denn jemanden vor?“ Tja, nur habe ich das eben nicht getan, dass jemand von alleine irgendwann Fragen stellen könnte, lag da nur in der Natur der Sache.

Aber so erfuhr ich dann noch einige weitere Hintergründe dieses heuchlerischen Haufens und es war interessant.

Bemerkenswert war schon, dass nie jemand von all den Leuten, die (angeblich) ein Problem mit mir hatten, den Mumm hatte, sich direkt mit mir auseinander zu setzen. Dafür waren sich die Herrschaften alle zu fein oder feige? Wie auch immer.

Nein, die gingen immer sofort zur Gildenchefin und wussten da genau, welche Knöpfe sie zu drücken hatten, damit die so handelt, wie sie es wollten und das tat sie denn auch. Und von der Chefin erfuhr ich immer nur „Es gab Beschwerden“, aber von wem eigentlich nicht.

Danach erfuhr ich allerdings Ross und Reiter. Ja, das mit der „vorläufigen“ Anmeldung störte ausgerechnet die Heildruidin mit ihrem Mann. Zu mir war sie vordergründig immer nett und da kam nie was, in Wirklichkeit ging sie damit aber zur Gildenchefin und beschwerte sich, weil ja nicht sein kann, dass ich meinen Raid so plane, wie ich es für richtig halte, wenn Madame es denn missfällt.

Praktischerweise war Madame denn noch gleichzeitig Offi in der Gilde und Mitglied des Gildenrats, also fällte sie mal eben zusammen schnell mit der Gildenchefin die Entscheidung, dass ich in die Gilde nicht mehr passen würde.

Tja. Natürlich ist das in einer Gilde möglich, wäre es aber ein ordentliches Gericht, dann wäre dies eindeutig ein Fall von Befangenheit. Schon mal davon gehört?

Und so kam es dann eben, was kommen musste: einigen gefiel meine Nase nicht, aber die waren alle hintenrum, heulten sich immer bei der Gildenchefin aus und letzten Endes Rauswurf, weil die lieber den Weg des geringsten Widerstandes ging als mal ihren Sauhaufen an Gilde aufzuräumen. Im Grunde tut sie mir leid, das macht die Sache denn aber auch nicht wirklich besser.

Was bleibt also? Es war eine interessante Lektion, dass „familiär“ und „freundlich“ in mancher Gilde gleichbedeutend mit „hinten rum“ und „maximalem Dramalama“ sind. Bei Divine ist das jedenfalls eindeutig der Fall. Später sprach ich dann noch mit einem mir bekannten, früheren Exmitglied der Gilde, der auch gewisse Sachen raidtechnisch auf die Reihe bringen wollte, und stellte fest: es war eine sich wiederholende Geschichte.