Anonymous und die Piraten
Tja, heute erlaube ich mir mal einen persönlichen Beitrag hier zu posten, der mit virtuellen Welten bestenfalls am Rande zu tun hat. Was ist das Wesen aller virtuellen Welten? Die Übertragung, natürlich. Das Internet. Und dank Edward Snowden wissen wir ja inzwischen das, was wir schon alle sowieso geahnt hatten und wo die Zyniker wohl noch am ehesten als nüchterne Realisten gelten müssen: wir werden alle überwacht. So oder so.
Nun gibt es ja in Deutschland seit einigen Jahren eine neue, junge frische und orangene Partei, die sich das Thema Netzpolitik auf die Fahnen schrieb und zuerst eine ganze Reihe von Achtungserfolgen einfuhr, inzwischen aber in der Bedeutungslosigkeit zu versenken droht: die Piraten. Genau die.
Gernot Hassknecht gab den Piraten neulich folgenden, gut gemeinten Rat mit auf den Weg:
http://www.youtube.com/watch?v=m7kz1164_2I
Ja, da kann es einem warm ums Herz werden, wenn er so schreit, obwohl er mit vielem in der Sache sicher recht hat.
Nun durfte ich in einer lokalen Mailingliste der Piraten etwas lesen, das mich doch sehr verwunderte. Dabei geht es um folgendes: Anonymous, das globale und anonyme Hackerkollektiv, ist dabei in Deutschland eine Reihe von Ortsgruppierungen bzw. Ortsverbänden zu gründen. Als ich das las, da dachte ich mir schon erst einmal verwundernd die Augen reibend: „Hä? Wie bitte? Sinn und Zweck von Anonymous war doch bisher die Anonymität, und nun geben die sich Strukturen, die ähnlich einer Partei sind? Ortsgruppierungen? Was kommt da als nächstes? Eine Partei?“
Also doch recht unerwartet. Im Prinzip kann ja jeder so etwas gründen, denn wer garantiert bei dem Konstrukt dann schon erstmal, dass da auch wirklich drin ist was drauf steht? Aber es kommt noch besser: diese teilweise gerade entstehenden Ortsgruppen suchen oft eine Zusammenarbeit mit den Ortsverbänden der Piratenpartei.
Das Beste daran ist aber: es gibt Ortsverbände, die machen da nicht auf rein informeller Ebene, sondern als Ortsverband mit. Also und genau da komme ich nicht mehr mit: wenn man schon eine junge, aufstrebende Partei ist und sein will, dann ist es natürlich wichtig, nach allen Richtungen hin Dialogbereitschaft zu zeigen und mit denen zu reden. Keine Frage.
Aber muss man das dann auch ausgerechnet mit Gruppierungen tun, die bestenfalls in einer legalen Grauzone agieren, mögen deren Zielsetzungen noch so ehrenvoll sein? Da könnte ja auch was auf die eigene Partei zurück fallen und da bin ich der Meinung: offiziell als Partei ein klares Nein, wenn dann informell auf rein persönlicher Ebene und fertig. Alles andere kann und wird im Wahlkampf ,wenn denn nur schlecht kommen.
Und die Piratenpartei ist nunmal noch längst nicht die CDU, die da Narrenfreiheit hat. Der Piratenpartei kann und wird man das zu passender Zeit ankreiden, und das sogar sehr heftig.
So also ist das nichts weiterer als ein weiterer Grund dafür, wieso aus den Piraten 2013 nicht mehr viel werden wird. Sie sind entzaubert und kriegen es einfach nicht mehr wirklich im Moment gebacken, noch etwas auf die Beine zu stellen und ihnen fehlen einfach einige telegene Köpfe, die die Inhalte prominent transportieren. Nicht, dass es die in der Partei nicht gäbe, aber sie sitzen nunmal meist an den falschen Stellen. Adieu ihr Piraten, ihr ward eine schöne Idee, eure Zeit ist aber erstmal um, solange ihr euch nicht neu erfindet.