Wissenschaftliche Grundlagen für Endzeitrollenspiele
Meistens sind ja Endzeitrollenspiele in Second Life doch recht fantastisch und basieren beispielsweise auf einem freigesetzten Virus oder einem Terroranschlag durch Atombombenexplosion, wodurch eine Region eben in Quarantäne ist, verseucht und möglicherweise noch mit diversen Mutanten versehen, die dann besondere Fähigkeiten haben. (Unregulierte Mutanten können alles und sind sowieso der Tod jedes ernstzunehmenden Rollenspiels.)
Wie aber wäre es, wenn man einmal ein Endzeitrollenspiel auf eine etwas realistischere Grnudlage stellen würde, also beispielsweise die Weiterentwicklung unserer Welt in dreißig bis vierzig Jahren? Das ist ein Zeitraum, der einerseits noch in dem Rahmen ist, dass wir ihn erleben könnten, andererseits weit genug weg, dass wir längst nicht mehr die politische und technische Entwicklung wirklich gut voraussagen können. Manche Sachen hat eben kein Zukunftsforscher wirklich auf dem Plan gehabt, wie beispielsweise den Siegeszug der Mobiltelefone, das mobile Internet mit Smartphones oder das Ipad. Da ist also sehr viel Luft für alles Mögliche drin.
Was aber eignet sich denn als Grundlage für solch ein Szenario Marke „die Welt in 30 Jahren ist total im Arsch“? Ich bin da der Meinung, man sollte sich einfach den Klassiker der Zukunftsforschung nehmen, nämlich die Studie „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome aus dem Jahre 1972. Damals setzten sich genügend kluge Leute zusammen und projektierten, wie es mit der Weltwirtschaft in der Zukunft aussehen könnte. Das Buch wurde viel diskutiert, viel zerrissen, aber ist und bleibt eine der traditionsreichsten, wachstumskritischen Publikationen, die wir eben haben.
Warum also sollte man nicht einmal anstelle von irgendwelchen phantastischen Szenarios dieses Buch und die mögliche Welt der Zukunft, die es beschreibt, als Grundlage für ein Endzeitrollenspiel nehmen? Also weniger Omega Mann, mehr Soylent Green als die Marschrichtung für ein Rollenspiel, in dem dann eben viele um’s Überleben kämpfen!
Natürlich werden sicher einige auch sagen, wieso sollte man ausgerechnet dieses Buch nehmen, das mindestens zwei Updates seit 1972 erhielt und bisher leben wir immer noch recht und und in einem rechten Wohlstand in unserer Gesellschaft?
Die Antwort darauf ist ganz einfach: weil es bisher nicht wirklich jemand getan hat und die möglichen Folgen, die darin beschrieben werden, eben deutlich näher an der möglichen Realität sind.
Ein noch wichtigerer Grund ist, dass eine Forschergruppe der Universität Melbourne dis bisherigen Aussagen des Originals von 1972 einer wissenschaftlichen Überprüfung unterzog. Die Erkenntnisse aus dieser Überprüfung haben es jedenfalls in sich, denn die damaligen Vorhersagen der Studie wurden mit Daten einer MIT-Studie verglichen, die auf realen Datenerhebungen zu dem Thema bestehen.
Das Ergebnis: in allen wichtigen Punkten stimmt die damalige Vorhersage des Club of Rome mit der Studie des MIT überein, die damalige Prognose ist also mit der Realität im Einklang. Offensichtlich haben die Leute vom Club of Rome damals auffallend gut gearbeitet – oder die Studie aus Melbourne ist Mist. Das kann man sich wohl aussuchen.
Wenn die Studie aber auch weiterhin Recht behalten sollte, dann beginnt nun langsam die Phase des wirtschaftlichen Abstiegs und Verfalls, wobei der Zeitraum mit von 2015 – 2030 recht großzügig gehalten ist. Erste Anzeichen aber wären schon sichtbar.
Was nicht bedeutet, dass es dazu kommen muss, aber so langsam wohl sich die Wirtschaft endlich mal an die neuen Gegebenheiten anpassen werden muss, weil die Menschheit ansonsten langfristig eben ein gewaltiges Problem haben wird.
Mögliche Ideen dazu gibt es ja schon, beispielsweise „Power to Gas“ als Energiespeicher für die gewaltigen Strommengen, die heutzutage in Deutschland die erneuerbaren Energien produzieren, die aber meistens dann, wenn man sie nicht gebrauchen kann. „Power to Gas“ steht dabei dafür, dass man die überschüssige Energie von Windrädern und dergleichen dazu benutzt, mit Hilfe der Elektrolyse aus Wasser Wasserstoff zu gewinnen und Kohlendioxid aus der Atmosphäre dazu benutzt, aus beidem dann Methan herzustellen. Dieses Gas könnte dann recht einfach gespeichert werden und wenn wirklich Bedarf besteht, in Gaskraftwerken verstromt werden. Dazu kommt, dass die dazu benötigte Infrastruktur eben schon längst vorhanden ist.
Und was wäre ein guter Standort für solche Gaskraftwerke? Wie wäre es denn mit den bisherigen Standorten von Kernkraftwerken? Hochspannungsleitungen und entsprechende Umspannwerke gibt es dort bereits sowieso, sowie Gewässer, denen man genügend Wasser zur Herstellung von Methan entziehen kann. Dann müsste man dorthin nur noch eine Pipeline und ggf. einen Gasspeicher stellen und kann die bisherige Infrastruktur sehr gut weiter nutzen.
Das wäre doch mal eine wirklich runde Sache. Jedenfalls ist dieses grundlegende Konzept „Power to Gas“ ein Baustein für die Energiewende, den viele Physiker als höchst interessant ansehen.