Heute war Chaostag in Belnend gewesen. Die ganze Woche war es ruhig gewesen, dafür kamen heute alle möglichen Leute, die Kampf gerne mögen und ansonsten weniger mit Rollenspiel glänzen, geballt nacheinander und holten sich alle nacheinander eine verdammt blutige Nase. Hätte ich Eintrittskarten verkauft, wäre ich reich dabei geworden. Es schien, als hätten die nur alle darauf gewartet, heute loszulegen, aber es machte Laune und sorgte für mindestens 3 Stunden Unterhaltung am Stück, ab und an nichts dagegen, auch wenn es rollenspieltechnisch nicht viel mit Rollenspiel am Hut hatte. Aber es war lustig, und als man erst mal warm geschossen war, kam ständig williger Nachschub.
Zuerst kam eine Welle von gar fürchterlichen Piraten bedrohlich auf uns zugeschwappt, die bei uns schon liebe Stammgäste sind, enterten sogleich mutigst die Stadt und es gab einen zähen Kampf, in dem wir aber die Oberhand behielten. Neben den üblichen Schwunderscheinungen – sprich, dauernde Selbstentfesselung, Teleports raus und dergleichen, blieben aber doch einige in der Stadt als Gefangene. Danach kam die Kür, nämlich das Spielen mit den Gefangenen. Da die meisten dieser Piraten den typischen Größenwahn Marke dicke Lippe zeigten, ließ ich irgendwann meine frei – sowas mag ich einfach nicht.
Eine meiner ehemaligen Gefangenen machte dann noch ein wenig Stress, und so kam ich zu einer weiteren Gefangenen, die mit High Heels munter im Wald herumrannte und auch sonst ins typische Raster „Gor ist Kampf und Kampf ist toll“ passte. Auch diese schien leicht an einem etwas komischen Konzept der Gefangenschaft festzuhalten, stieß Drohungen und was weiß ich noch aus. Da platzte mir dann endgültig der Geduldsfaden und ich las ihr mal vor genügend anderen Avataren vor der Herberge in character die Leviten, wie eigentlich rollengerechtes Verhalten als Gefangene aussehen könnte.
Dabei kamen folgende Sätze heraus, die sie gleich mal so gar nicht verstand und sich danach so richtig abgewatscht fühlte:
Bartholomew Gallacher umspielt nur kurzerhand wieder leicht überredend seinen Knauf: „Sag mal, was ist das Problem ständig mit euch… Frauen. Ihr kommt hierher, seid hier Gefangene, und meint dann noch immer, lautstarke Reden schwingen zu können und eine dicke Lippe. Ihr habt sie doch nicht mehr alle im Karton, aber wirklich! Mit so was kann ich nun gleich mal gar nichts anfangen… wozu auch.“
Bartholomew Gallacher fährt weiter in Ruhe fort: „Da seid ihr was weiß ich wie viele Tagesreisen von eurer Heimat weg, hier gefangen und da sollte man meinen, das würde euch ein wenig Angst machen und Demut lehren, immerhin seid ihr hier uns auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Aber nääää, das Einzige was da immer kommt, ist eine dicke Lippe, Todesdrohungen, Beleidigungen und was weiß ich noch alles. Also wirklich… und da soll es einem nicht vergehen.“
Bartholomew Gallacher fährt dann noch fort mit seiner Gardinenpredigt: „Immerhin bist du meine Gefangene, und ich kann mit dir machen, was ich will. Du könntest dich unterwerfen, ich könnte dich auch gleich zu Sleenfutter verarbeiten, aber da bekommen die armen Viecher ja nur entsetzliche Bauchschmerzen. Ich denke… ich zeige mich heute mal selbstsüchtig und lasse dich einfach am Hafen gehen.“ und wirft einen Blick rüber: „Wie klingt das?“
Es war eine harsche Gardinenpredigt, die ihre Wirkung nicht verfehlte, ich ließ sie am Ende dann einfach laufen und die gute Frau verstand out of character mal eben so gleich gar nicht, wie ihr da geschehen ist, ich schätze einfach, so etwas hat die gute Frau in der geballten Form bisher noch nicht erlebt noch ist sie das gewohnt.
Sie meldete sich nach der Freilassung noch kurz per IM bei mir, sie sage mal dazu gar nichts und schüttele lieber nur den Kopf, ich erwiderte nur „Arrividerci.“ und dann kam von ihr noch „Mute und gut ist – lerne erstmal Gor.“ und so ging sie ihrer Wege.
Seitdem prangert in ihrem Profil offen folgendes in der Sektion No RP „Bartholomew Gallacher keine worte zu dem“ – tja, was bin ich aber auch für ein schlimmer Finger, sowas, das ist tatsächlich mein erstes No-RP seit fast überhaupt zwei Jahren – und ich kann nicht einmal sagen, dass es mir in dem Fall leid täte. Im Gegenteil.