Die Überdehnung der Landmasse Gors

Momentan scheint die deutsche, goreanische Gemeinschaft mal wieder an einem Punkt in ihrer Entwicklung angelangt zu sein, in der die Bauwut fröhliche Urstände feiert. Wie Fredi schon bei sich drüben schrieb, gibt es im Moment so viel an der Pilgerreise teilnehmende Orte und Sims wie noch nie zuvor. Das ist ein Trend, der natürlich auch Folgen hat, es ist immer so eine Pendelbewegung, mal gibt es mehr, mal weniger Sims.

Momentan also gibt es so viele Sims wie wohl schon lange nicht mehr in der Geschichte des deutschen Gors seit 2008. 2008 war, das dürfen wir alle nicht vergessen, das Jahr in dem die Homesteadsims umgestellt worden sind – die waren damals billig, gut fürs RP geeignet und so gab es derer viele. Als die Preise erhöht und das Avatarlimit halbiert wurde, da schrumpften auf einmal viele der großen Verbünde drastisch zusammen, wie sollte das auch anders sein.

Nun ist es so, dass zwei Gegebenheiten zusammen kommen: ein bei vielen gefühlter Rückgang der Menge an Spielern, der sich mit verschiedenen Faktoren erklären lässt, unter anderem der gesunkenen Spitze der täglichen Logins, was auf sowieso weniger aktive Leute in Second Life schließen lässt als auch dem Fakt, dass Gor nicht mehr der Hype wie früher ist, sondern in den Köpfen etabliertes RP. Die zweite Sache ist nun, dass es mehr Spielfläche als jemals zuvor gibt.

Das bedeutet schon alleine rein rechnerisch gibt es pro Sim weniger Avatare als früher, die da noch spielen könnten, wenn sie wollten. Da nicht jede Sim aber von Mieteinnahmen unabhängig ist, sorgt das dafür, dass sich die Sims nun die darauf angewiesen sind um die Mieter teilweise mit Kampfpreisen balgen und skeptisch auf die Sims schauen, die erst einmal furios gestartet sind, ihre realistischen Preise unterbieten und jeden nehmen, der da so ankommen mag. Auf Dauer ist das eine Sache, die nicht gut gehen wird und es ist schon jetzt absehbar, dass in spätestens zwei, drei Monaten einige der jetzt noch existierenden Sims einfach nicht mehr da sein werden. Die Landmasse ist mehr oder minder auch ein Markt, und spätestens wenn bei einigen Besitzern sich die Erkenntnis durchsetzen wird, dass es mehr Angebot als Nachfrage gibt, werden sie ihre Sims verkleinern oder ganz abstossen und es dabei wieder zu einer Schrumpfung kommen.

Momentan sind wir aber davon noch weit entfernt, es ist mal wieder ein richtiger Gründungsschwung, jeder bäckt sich irgendwie gerade sein eigenes Lieblingsgor, so scheint es, und alle Nase lang macht eine neue Sim auf. Dann aber wundern sich die Leute wiederum, sofern es sich dabei nicht um bereits etablierte Gruppen handelt, wieso sie ausser dem typischen Wanderzirkus der unzufriedenene/ungern gesehenen Spieler, also den Gruppenhoppern, keine Spieler für all ihre ach so wichtigen Rollen finden.

Was übrigens ist ein realistischer Mietpreise? Viele begreifen schon nicht, dass sie wenn sie auf einer Sim sich einmieten, sie nicht nur für ihre eigenen Prims zahlen, sondern auch die sonstige Infrastruktur ja je nach Finanzierungsmodell bezahlt werden muss. Wenn sich z.B. ein Pantherstamm wo ansiedelt, was wäre der denn ohne Wald? Eben… nichts, aber die Bäume und all das müssen auch bezahlt werden, irgendwer bezahlt letzten Endes immer die Rechnung, denn sonst ist die Sim schneller weg bei Linden Lab als man Piep sagen kann!

Eigentlich sind realistische Preise für Simmiete nichts weiter als simple Rechnerei. Aber oft sind dazu viele Menschen unfähig, wie es scheint. Was wäre auf einer Fullprim-Sim also ein realistischer Preis, den es zu nehmen gilt, wenn die Vermieter noch einen Teil der Sim selber tragen, aber die einmietenden Gruppen ihre Prims wirklich selbst bezahlen sollten?

Ich gehe dabei von folgendem Szenario aus: jemand mietet sich eine Sim bei einem amerikanischen Vermieter, wie z.B. Highlife Rentals (von dem war z.B. das frühere Scagnar der Feuerbringer), bei dem man die Miete in world per Linden Dollar bezahlen kann. Das hat den Vorteil, dass man als Europäer nicht die Mehrwertsteuer bezahlen muss und so bekommt man das Ding um einiges deutlich günstiger im Vergleich zum eigenen Kauf direkt bei Linden Lab. So.

Die Rechnung ist dabei einfach: eine private Region mit 15000 Prims Kapazität zu mieten kostet bei Linden Lab im Monat 295 US$, das sind umgerechnet etwa 76.000 Linden Dollar bzw. 218 Euro. Nun wird der Vermieter natürich noch ein wenig drauf schlagen. Würde ich die Sim direkt bei Linden Lab mieten, dann hätte ich als Kosten im Monat 218 Euro + 19% Mwst., also ca. 260 Euro zu bezahlen, das macht in etwa 90000 L$ im Monat.

Schon aus der Rechnung kann man sehen: wer es schaffen sollte, seine Sim bei einem US-Amerikaner zu mieten, der kann doch einiges im Monat sparen und so sein Land entweder billiger anbieten oder aber zu normalen Preisen und macht dennoch einen besseren Schnitt. Gewusst wie.

Natürlich werden die Vermieter die Sims kaum zum Selbstkostenpreis weiter reichen, sondern auch noch eine gewisse Marge für sich einbehalten, es kann aber sein, man findet einen, der sich dennoch schon alleine deswegen rentiert. So kostet eine Fullprimsim gemietet bei High Life Rentals 90.000 L$, das ist z.B. gegenüber Anshe Chung wo eine Fullprimsim im Monat ca. 100.000 L$ und mehr kostet, günstig. So oder so… wer ein wenig recherchiert, der kann schon recht günstige Mietpreise in world finden.

Aber gehen wir mal von 90.000 L$ im Monat aus, was ist dann ein realistischer Preis pro Prim, den man nehmen müsste, um die Selbstkosten herein zu bekommen? Nun… man nehme die 90.000, teile die durch 15.000 und kommt so auf 6 L$ pro Prim im Monat. Das ist also eine Art Richtwert, da aber viele RP-Sims aus Gründen der Spielbarkeit meistens 2-3000 Prims frei lassen, die so niemals genutzt werden, aber dennoch bezahlt werden müssen, muss er also schon höher liegen.

Wenn ich mal vom unteren Limit, also ständig 2000 freie Prims, ausgehe, dann ist auch das einfache Prozentrechnung: 2000 / 15000 = 0,13 – also etwa 13 Prozent, die der monatliche Primpreis höher sein muss. Das macht dann 6 L$ * 0,13 = 7,8 L$ oder in etwa 8 L$ pro Prim im Monat.

Dieser Wert – acht Lindendollar pro Prim und Monat oder zwei Lindendollar pro Prim und Woche – ist daher eine Richtgröße, die viele Vermieter aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht dauerhaft unterbieten können werden oder wollen. Wer dauerhaft weniger nimmt, der hat entweder einen starken Geldgeber im Hintergrund, der ständig Zuschüsse gibt oder kann schlicht und einfach nicht rechnen.

Da natürlich nicht jeder die Sim für 90000 L$ im Monat mieten kann bzw. das bezahlen wird, realistischerweise liegt bei den meisten wohl die monatliche Spanne für 15000 Prims zwischen 90000 – 100000 L$ – sind 8 L$/Monat für mich wirtschaftlich als absolute Untergrenze anzusehen, was man pro Prim verlangen sollte.

Diese Schere führt dazu, dass inzwischen manch etablierte Sim, die reelle Preise von Anfang an nehmen muss, weil eben kein zu großzügiger Geldgeber im Hintergrund wirkt, das Nachsehen hat, wenn es denn auf anderen Sims diverse Lockvogelangebote gibt, und die gibt es gerade tatsächlich oder gar manche Simbesitzer Gruppen kostenlos aufnehmen.

Beides gibt es gerade, und ich gehe davon aus, dass recht bald einige Sims wieder von der Bildfläche verschwinden werden und die Landmasse schrumpfen wird. Diese Schrumpfung wird kommen, da bin ich mir sicher, die Frage ist nicht ob sondern nur wann und manch etablierter Sim gut tun.