Ja früher, ja früher da war alles besser. Zumindest wirklich für Linden Lab, denn die Mentalität vieler Bewohner von Second Life hat sich radikal geändert, wenn man beispielsweise 2007 mit 2012 vergleicht. Ein wesentlicher Grund dabei ist das Homesteaddesaster aus dem Jahr 2008, damals wurde so viel Porzellan zerschlagen, dass man diesen Vertrauensverlust bis heute nicht mehr wett machen konnte.

Also, wie war das nun früher? Früher wollte man in Second Life vor allem eines haben, wenn man es sich leisten konnte, nämlich Land. Am Liebsten entweder irgendwo eine schnuckelige Parzelle auf dem Mainland, die man dann als eine Art Wertanlage betrachtete und im Falle eines Verkaufs mit Gewinnen rechnete, denn damals kannten die Landpreise nur den Weg nach oben, oder aber gar vielleicht eine schöne Parzelle auf einer privaten Sim, seine eigene Oase der Ruhe, auf der man sich häuslich nieder ließ, dort alles schön bebaute, dazu noch einen Garten und dann hatte man da Spaß. Möglicherweise hatte man noch Freunde in den neuen Nachbarn, wenn der Zeitzonenunterschied nicht zu groß gewesen ist, aber man war stolz darauf, Land im Rahmen seiner eigenen finanziellen Möglichkeiten zu besitzen und gab das Geld dafür gerne aus.

Für viele war damals eigener Landbesitz einfach erstrebenswert und ein Muss. Das hat sich heutzutage nun wirklich schwer geändert. Viele vagabundieren einfach so über die Sims und sind auch landlos lange Zeit glücklich, oder wenn man Land für irgendetwas braucht, dann mietet man es nur genau solange, wie man es benötigt und keinen Tag länger. Da die Landpreise auch inzwischen derartig im Keller sind, dass man es quasi für einen Appel und ein Ei bis auf wenige Ausnahmen nachgeworfen bekommt, ist das kein Problem mehr.

Früher war der Landmarkt in Second Life so, dass das Angebot recht knapp war und so die Anbieter den Markt bestimmten, es gab gefühlt mehr Nachfrage als Angebot. Heutzutage hat sich das aber genau ins Gegenteil gedreht, es gibt mehr Angebot als Nachfrage und damit bestimmen nun weitestgehend bis auf die Grundkosten die Nachfrager den Markt.

Wer sich da als Landbaron nicht an den Wandel der Zeit angepasst hat, der dürfte inzwischen untergegangen sein. Macht aber nichts, gibt ja noch genügend große Landbarons, die sehr viel Landmasse in ihren Händen halten und Linden Lab liebe Kunden sind.

Ändern würde sich diese Angelegenheit sicher erst dann wieder, wenn Linden Lab wie ja viele immer wieder gerne fordern, endlich mal mit den Preisen runtergehen würde. Damit wäre die Nachfrage wieder schlagartig größer.

Da Linden Lab als Quasimonopolist aber immer noch die Preise verlangt und auch wegen dieser Stellung verlangen kann, die man als Kunde auf dem Markt zu zahlen bereit ist und nicht diejenigen, die man gerne hätte, wird sich daran so schnell nichts ändern. Erst wenn wirklich innerhalb weniger Monate im Tausenderbereich massiv Sims wegbrechen würden, hätte dazu Linden Lab vielleicht eine Veranlassung, vorher aber ist und bleibt das nur ein oft gehörter und illusorischer Wunschtraum.

Das mag zwar unerfreulich klingen, es ist aber so. Alles Jammern und Klagen über die unfairen Landpreise von Seiten Linden Labs wird daran auch absolut nichts ändern, da müssten wenn schon Handlungen her oder ein echter Konkurrent, der Second Life mal das Leben so richtig schwer macht. Cloud Party könnte so ein Konkurrent werden, aber noch ist man da nicht soweit. Opensim dagegen ist Second Life zu ähnlich, bietet im Vergleich dazu eine viel schlechtere Stabilität sowie viel weniger der technischen Möglichkeiten, die in Second Life gegeben sind und daher wird das aus der Opensimecke so schnell noch nicht kommen.

Im Internet neigt man nämlich dazu, meistens immer für eine gewisse Dienstleistung auf lange Sicht genau einen Anbieter zu bevorzugen, dieser beherrscht dann massiv sein Gebiet und der Rest ist unter ferner liefen. Im Bereich virtuelle Welten ist eben der Schwergewichtschampion in der Tat Second Life, klar. Andere Bereiche, wo das gilt, sind beispielsweise im Thema Fotohosting Flickr. Es gab und gibt viele weitere Homepages für Fotocommunities, aber nur Flickr hat sich durchgesetzt. Als Ebay seinen Betrieb aufnahm, da gab es mindestens ein Dutzend Konkurrenten, nur Ebay ist wirklich übrig geblieben. Im Bereich der Suchmaschinen ist Google seit mindestens einem Jahrzehnt der unangefochtene König des Hügels, im Bereich soziale Netzwerke Facebook, und und und…

Was man aber aus der Vergangenheit dieser Dienste auch lernen kann ist, das wenn erstmal ein richtiger Konkurrent auf die Bühne tritt, der wirklich genügend Neuartiges zu bieten hat, die Benutzer mitunter sehr, sehr flott hinüber wechseln. Erinnert sich beispielsweise noch jemand an MySpace, das vor Facebook größte soziale Netzwerk? Nein? Eben! Facebook hat es auf Zwergengröße schrumpfen lassen.

Google hat mit seinem gänzlich anderen Suchansatz seinerzeit den damaligen Marktführer Altavista ungespitzt in den Boden gerammt, und und und…

Ich bin mir sicher, irgendwann wird auch im Bereich virtuelle Welten genau das passieren: von irgendwo her wird ein Konkurrent auf den Plan treten, ob er nun kommerziell ist oder Opensource spielt dabei keine Rolle, den keiner auf dem Radar hatte und der so viel Neuartiges und Innovationen zu bieten hat, dass die Benutzer aus Second Life massiv dorthin über wechseln werden. Dass das irgendwann passieren kann, da bin ich mir sicher. Die Frage ist nur, wie lange das eben noch dauern wird, möglicherweise ein paar Monate, sollte Cloud Party wirklich dazu das Zeug haben wenn sie mal mit ihrem Rohbau fertig sind, bis ein paar Jahre.

Aber kein Quasimonopolist kann sich auf seinen erworbenen Lorbeeren ausruhen, denn sonst ist man sehr, sehr schnell weg vom Fenster. Das mag auch der Grund sein, warum Linden Lab nun technische Neuerungen seiner Plattform mit einer Schlagzahl raushaut, die einen nur noch ins Staunen versetzen kann. Rod Humble ist nicht blöde, er weiß genau dass das schlimmste eine stagnierende Plattform ist, und daher sorgt er dafür, dass Second Life in Sachen Technologie weitestgehend wieder die Führungsrolle übernimmt und so genügend Neues bietet, um auch andere, neuartige Kundenkreise anzuziehen.

Das ist aus seiner Sicht auch richtig so und notwendig. Wohin die Reise gehen wird, das werden wir noch alle ja erleben.

7 Gedanke zu “Der Traum vom eigenen Land in Second Life, früher und heute”
  1. Oh, die lieblichen Landpreise von 2007……
    für meine erste 4096er Parzelle durfte ich seinerzeit noch schlappe 32000 Linden berappen (das war schon günstig) und dann mußten nochmal 8000 Linden her für den ersten Monat Tier und auf dem Mainland was schönes bekommen, am besten noch Schneesim war so gut wie unmöglich.

  2. Also das nervigste am Mainland waren doch früher diese überall rumstehenden, hässlichen Werbetürme, die da gen Himmel wuchsen.

    Oft war es so, dass es die Parzelle dann zum Verkauf gab, 16 Quadratmeter für lumpige 20000 L$ oder mehr. Manche waren so verzweifelt, dass sie es tatsächlich taten, Hauptsache der Mist kam endlich weg…

  3. Nunja… kaufte man Mainland dann durfte man nie besondere Ansprüche an hübsche Nachbarschaft haben. ^^ Ich wohnte seit SL Start bei Anni und sie hatte sehr hübsche Landstücke, 2048 an Linden Wasser oder ein 10k Grundstück an einer Straße aber wir sind schon in 2009 auf eine private Sim gezogen. Auf Mainland gibts keine Regeln, da muss man mit Allem rechnen.

    1. Och inzwischen ist es aber so, dass Linden Lab ja auch beim Mainland strikter auf gewisse Richtlinien achtet als früher. Also so schlimm, wie es einmal gewesen ist, ist das Mainland auch nicht mehr, im Gegenteil da gibt es mitunter ganz reizvolle Eckchen.

  4. Meine 32k bezogen sich auf eine Sim von einem Landbaron, das Mainland war damals doch die Hölle pur.
    Lag ohne Ende, scheisse teuer und überall waren diese Wildrezzer unterwegs die ihren ganzen gerezzten Müll überall haben liegen lassen. Mainland war mehr so eine Art Müllkippe.
    Düst man heute mal über das Mainland sieht vieles ja schon echt toll aus.

    1. Das ist richtig, das liegt auch am „Linden Department of Public Works“, also den bekannten Maulwürfen, die alle den Nachnamen Mole haben, die dafür sorgen, dass die Mainlandregionen hübscher gestaltet sind mit Eisenbahnlinien, Straßen und dergleichen mehr.

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