Dezember 23, 2012

Gedanken zum Aufbau eines Forums und dessen geeigneter Software

Gesetzt den Fall man hat das Vorhaben, selber ein Forum welcher Art auch immer aufzusetzen, dann ist natürlich die erste Frage: holt man sich irgendwo günstigen Webspace oder aber nutzt man einen der kostenlosen Profihoster, wo dann die Dienstleistungen drum herum eben Geld kosten?

Ich persönlich bevorzuge ersteres, ganz einfach weil auch die Kostenlosen sich irgendwie finanzieren müssen und man es meist schwer bis gar nicht schafft, dort seine Daten rauszukriegen gesetzt den Fall, man möchte denn dann doch irgendwann umziehen. Also lieber von Anfang an richtig als sich mit solchen Leuten auseinandersetzen zu müssen!

Wenn es denn also eigene Forensoftware sein soll, dann ist die nächste Frage, welchen zugrundeliegenden Stack man dafür nimmt. Standard ist heutzutage LAMP, also Linux, Apache, MySQL und PHP. Die meisten modernen Foren sind heutzutage in PHP programmiert, es gibt noch einige wenige in Perl und der Rest läuft unter ferner liefen.

Gesetzt den Fall, man möchte solch ein Forum mit Portalfunktion wie Slinfo aufbauen, in dem Leute in einem Terminkalender Ereignisse eintragen und bewerben können, vielleicht noch die Community für ihre Produkte werben kann, dann benötigt natürlich die Software auch direkt oder in Form von Plugins Unterstützung für derlei Funktionen.

Die grundlegende Frage bei der Wahl von Forensoftware ist dann natürlich: nimmt man ordentlich Geld an die Hand und kauft sich diese, oder aber setzt man lieber total auf Opensource? Gesetzt den Fall, das Forum nimmt keine Fahrt auf, dann hat man eben eine teure Lizenz für den Branchenkönig vBulletin gekauft und weiß dann damit nichts mehr anzufangen. vBulletin ist die Software, welche Slinfo.de benutzt und kostet neu 249 US$.

In dem Fall gehe ich davon aus, dass man – weil es eben ein Versuch ist – auf Opensource (BSD/GPL/ähnliche Lizenzen) setzt. Löhnware fällt damit dann aus und LAMP wäre natürlich das Mittel der Wahl.

Damit gibt es dann eine Reihe an Forenskripten, die man einsetzen könnte, die alle so ihre eigenen Höhen und Tiefen haben. Dabei gilt natürlich, je größer die Community drum herum desto besser, weil es so mehr Templates/Designs und Plugins für alle möglichen Zwecke gibt.

Der Großvater der Szene: phpBB
phpBB selber setzt, wie im Namen schon enthalten, auf PHP und ist eines der ältesten, beliebtesten frei verfügbaren Forenskripte überhaupt. Wer sehen will, wie eine solche Installation live und in Farbe aussehen kann, der schaue sich einfach mal das Fairforum an, das basiert nämlich genau auf diesem Skript mit etlichen Plugins, eine Demo gibt es netterweise hier.

Die Vorteile von phpBB sind, dass es etabliert ist, in der Tat eine riesengroße Community um das Programm herum gibt und man es da zu allen möglichen und unmöglichen Zwecken aufbohren kann. Es handelt sich dabei um ein ausgereiftes, stabiles Skript mit einer guten Grundfunktionalität.

Kurz und gut, es ist alles drin, was man für’s typische 08/15-Forum so haben will aber auch nicht mehr, und den Rest kann man über Plugins unterschiedlicher Qualität meistens nachrüsten.

In der Vergangenheit hatte es allerdings in Sicherheitsfragen nicht unbedingt immer den besten Ruf gehabt, und wenn eine neue Version herauskommen sollte und ausgerechnet das Lieblingsplugin wird nicht mehr aktualisiert, dann hat man eben Pech gehabt – aber so ist das mit allen Plugins überall.

Wäre das Ding ein Auto, dann wäre es so etwas wie ein VW Golf: grundsolide, erledigt seinen Job gut genug, es sticht ansonsten aus der Masse nicht unbedingt weiter hervor und ist ein wenig langweilig. Aber man kann sich dennoch darin sehr schön häuslich einrichten, wenn man nur weiß wie.

myBB
Diese Software setzt auch auf PHP und MySQL auf, kann aber im Vergleich zu phpBB ungleich mehr. Es ist unter den freien Skripten das mit der größten eingebauten Basisfunktionalität, und das sieht und merkt man an allen Ecken und Enden, phpBB wirkt im Vergleich zu myBB regelrecht spartanisch.

Dafür ist die Community um myBB nicht ganz so groß, es gibt Plugins und freie Designs, aber das Angebot ist spürbar kleiner. Es handelt sich auch hierbei um ein ausgereiftes Forum, das kontinuierlich weiter entwickelt wird und es scheint, dass man sich an vBulletin als Konkurrenten orientiert.

Dazu gibt es einen Haufen an kostenlosen Importern, der Forenbackups anderer Software wie phpBB, vBulletin und vielem mehr nach myBB wandeln kann.

Wem vBulletin zu teuer ist, aber dennoch ein Forum mit sehr vielen Schaltknöpfen haben will, der wird mit dem Ding ziemlich sicher glücklich, denn im Grunde gibt es fast nichts, was diese Software nicht kann. Anderen könnte es wiederum bereits zu viel der Spielerei sein. Wer sehen will, wie das Ding im Betrieb aussieht, wird beispielsweise hier fündig.

Vanilla Forums
Seit einiger Zeit gibt es eine designtechnische Gegenbewegung zu Foren, die nach Meinung vieler einen absoluten Featureoverkill anbieten und so unbedienbar werden, da 80% der Benutzer nur 20% der Funktionen gebrauchen und der Overkill sie hoffnungslos überfordert. Einer der Hauptvertreter dieser Schule ist Vanilla Forums.

Dieses Forum kommt sehr klein, leichtgewichtig und schlank daher, es ist genau das drin was man für einen normalen Forenbetrieb braucht aber auch nicht mehr. Es sieht denn auch ganz anders aus, als man es von den tradierten Foren her gewohnt ist. Wer es sich mal im Produktivbetrieb anschauen will, wird hier fündig.

Das Teil schneidet radikal alte Zöpfe ab und geht teilweise neue Wege. Wer also ein Forum betreiben will, wo es ihm weniger auf Featureoverkill ankommt und das Forum für den Benutzer da sein soll und nicht ihm im Weg stehen, sich mehr wie Web 2.0 anfühlt, der könnte mit dieser Software doch recht glücklich werden, denn genau das leistet sie. Wer Stackoverflow kennen sollte, der fühlt sich dort denke ich direkt recht heimisch. Auch in Vanillaforums steht die Diskussion im Vordergrund, die tradierte Forenkategorie wird stark aufgebrochen, man arbeitet sehr viel mit Schlagworten und Forenbenutzer können sich Badges, also Abzeichen, verdienen. Die Gamification lässt grüßen!

Dazu kommt auch eine recht große Installationsbasis und damit genügend Plugins und Themes, aus denen man wählen kann.

Simple Machines Forum
SMF ist ein Forum, das featuretechnisch auch in der Oberliga anzusiedeln ist. Früher krankte es daran, dass man Änderungen zwar programmieren aber nicht veröffentlichen dürfte, aber seit der Version 2.0 unterliegt es der BSD-Lizenz und das ist damit kein Thema mehr.

Auch hierbei handelt es sich um ein ausgereiftes, sehr umfangreiches Stück Software, das so wohl kaum Wünsche offen lässt und heftig mit myBB konkurrieren dürfte.

Wer sich mal eine Liveinstallation anschauen will, wird beispielsweise hier fündig.

Kunena
Kunena ist ein Sonderfall, denn hierbei handelt es sich um kein eigenständiges Skript, sondern es ist eine Erweiterung für das bekannte CMS Joomla. Joomla muss also zwingend installiert sein, sonst funktioniert Kunena eben nicht.

Die Funktionalität ist solide, Kunena kann im Prinzip auch alles, was phpBB kann, bei den Erweiterungen selber ist der Pool sicher nicht so groß wie dort. Dafür profitiert man dann eben davon, dass man innerhalb von Joomla lebt und so locker ein sehr umfangreiches, eigenes Portal basteln kann, wenn man denn will.

Und so ist es denn auch schon bereits geschehen, das Produkt nennt sich Avameet. Ja, Kunena ist in der Tat die Forenkomponente von Avameet, man setzt dort noch eine Vielzahl anderer Erweiterungen von Joomla ein. Wer aber mal wissen will, wie sich Kunena anfühlt, der kann es sich dort ansehen.

Wer sowieso schon mit Joomla baut und da drin noch ein Forum haben will, für den ist Kunena ideal. Wer aber ein Forum neu aufbauen will, der sollte es lieber sein lassen, denn mit Joomla schleppt es ansonsten zu viel unnötigen Ballast mit sich herum.

yaBB
Ein weiteres, stabiles und ausgereiftes Forum Marke Featureoverkill, das allerdings in Perl programmiert worden ist und sich auch an vBulletin orientiert. Wer Perl als Programmiersprache vorzieht, der wird vielleicht ja damit glücklich werden.

Der Rest
Das ist natürlich nicht alles, was es an Software gibt, aber wenn die Community zu klein ist, die Programmiersprache zu esoterisch oder schon seit mehr als zwei Jahren keine neue Version mehr herausgekommen ist, dann lohnt solch eine Software nicht wirklich einen weiteren Blick.

Fazit
Wer ein Forum einrichten will und dabei auf Opensource setzt, der hat die Qual der Wahl und das ist gut so. Es gibt eben nicht nur genau den einen Typ Forensoftware, der für alle passt, sondern vielerlei unterschiedliche Ansätze und ebenso vielerlei Skripte.

Der heutige Diskussionsstil

Frecherweise aus einem anderen Forum ohne SL-Fokus geklaut, weil es wie Arsch auf Eimer passt:

  1. Es gibt nur 2 Arten Meinungen: die eigene, und falsche
  2. Man weiß nicht nur zu einem Thema alles besser, sondern auch, was der andere eigentlich sagen wollte
  3. Es gibt nur 3 Sorten Spielfortschritte: weiter als ich (Hartz4-Empfänger ohne Leben), auf demselben Stand wie ich (Perfekt in jederlei Beziehung), hinter mir (Kacknoob ohne Skill)
  4. Eine gute Diskussion ist es nur dann, wenn du mit deiner Meinung kommst und mit meiner wieder gehst.
  5. Es gibt nur einen angemessenen Schwierigkeitsgrad. Alles andere ist entweder viel zu leicht, vercasualisiert, für Kopfroller, „man bekommt alles hinten rein gesteckt“, ODER viel zu schwer, nur ohne Job/mit Goldkauf/ohne Reallife schaffbar
  6. Man sollte möglichst in jedem Post vorsichtig andeuten, dass man bereits seit Classic spielt, und demzufolge sowieso alles besser weiß

Kommt zwar aus dem WoW-Bereich, aber es lässt sich doch sehr leicht auf viele, andere Foren übertragen.