Das Wort zum Sonntag: Finger weg vom VoIP-Anschluss der Telekom!

Und nun das Wort zum Sonntag, nämlich eine Warnung: lasst momentan bis auf weiteres die Finger vom Voice over IP-Anschluß der Telekom! Wirklich, das will sich keiner antun!

Worum geht es? Nun, es gibt in Deutschland im Grunde inzwischen drei Telefonnetze, das alte analoge Telefonnetz, ISDN seit den 90ern und seit einigen Jahren Voice over IP (VoIP). Die Telekom arbeitet intern inzwischen überwiegend mit VoIP, weil es einfach günstiger ist und will ihr komplettes Netz darauf umstellen. Dadurch kann sie die bisherigen Leitungen besser nutzen und in den Ortsvermittlungsstellen einen Haufen an Geräten rauswerfen und endlich verschrotten. Das macht also für die Telekom durchaus Sinn. Ursprünglich wollte sie bis 2016 jeden Festnetzanschluß in Deutschland darauf umgestellt haben, nun ist das aktuelle Endziel bis 2018.

VoIP bedeutet dabei, dass man von der Telekom nur noch eine reine DSL-Leitung ins Haus gelegt bekommt, mehr nicht. Darüber läuft dann Internet wie bisher plus in Zukunft eben die Telefonie. Die telekomeigenen Speedportrouter enthalten eingebaute analoge Buchsen, die automatisch in VoIP umwandeln und es gibt auch ISDN-Konverter für diese Geräte, die dann aber extra kosten.

Als Nebeneffekt wird bei vielen noch das Internet an sich schneller, weil nun endlich die gesamte Telefonleitung für DSL genutzt werden kann und sich nicht mehr die Leitung mit altmodischen Telefonübertragungen teilen muss. Diesen Anschlußtyp nennt man im Fachjargon übrigens auch Annex-J, entbündeltes DSL also oder im Telekomjargon splitterloses DSL.

Das klingt alles also nach einer tollen Sache und irgendwann werden wir sowieso zwangsweise darauf umgestellt, nur will man es in Wirklichkeit schon haben? Nein.

Was die Telekom nämlich verschweigt ist, dass mit diesem Telefonanschluß die Telefonie deutlich unzuverlässiger wird: wenn man keine DSL-Verbindung hat, dann geht auch kein Telefon. Dazu kommt, dass ein analoges Telefon auch bei Stromausfall funktionierte und ISDN-Telefone immerhin noch direkt am NTBA. Beim entbündelten DSL aber benötigt man dann für den Router eine stromnetzunabhängige Stromquelle, also beispielsweise einen Akku – oder man benutzt eben ein Mobiltelefon.

Das ist die eine Sache. Die andere ist aber, dass die Telekom seit 31. Juli 2014 mit einer massiven Ausfallserie zu kämpfen hat. Ein Kunde meinerseits, ein Einzelhändler, der auf sein Telefon angewiesen ist, stellte Mitte August darauf um und hat den Schritt inzwischen bitter bereut, denn seitdem hatte er nicht weniger als drei Störungen von mindestens jeweils vier Stunden Dauer zur Hauptgeschäftszeit zu beklagen gehabt, an denen die Telefonie teilweise gestört (konnte nicht angerufen werden, aber noch selber telefonieren) oder komplett gestört war – und das über Stunden. Die Foren der Telekom sind inzwischen voll von gefrusteten Kunden, die da ihren Dampf ablassen, Facebook und soziale Medien sowie „Telekom hilft“ ist auch nicht anders.

Kurz gesagt: für Geschäftsleute und Mitmenschen, die auf ein funktionierendes Telefon angewiesen sind, um Geld damit zu verdienen und bisher das alte Telefonnetz gewohnt sind, ist VoIP momentan eine deutliche Verschlechterung und dessen Einsatz potentiell geschäftsschädigend, wenn diese Pannenserie weiterhin so anhalten sollte. Daher kann ich nur eindringlich momentan von dem Einsatz des Tarifes „Call und Surf over IP“ warnen, bis die Telekom die Probleme endgültig in den Griff bekommen hat.

Da die Telekom übrigens für die Leitung meines Wissens eine Verfügbarkeit von 97% garantiert, ist es da auch rechtlich gesehen schwierig, etwas zu erwirken, denn 97% Verfügbarkeit auf das Jahr gerechnet bedeuten, dass es immerhin fast insgesamt über 11 Tage ausfallen darf.

Und was macht die Telekom? Von der Telekom gibt es eine Menge an Beschwichtigungen plus nun die Ankündigung einer Taskforce, die sie zusammen mit ihrem Netzausrüster Ericsson gebildet haben, um den Problem auf den Grund zu gehen. Das ist eine schöne Umschreibung für „wir haben keine Ahnung, was los ist, und machen uns nun endlich an die Fehlersuche.“

Update: aktuell ist die VoIP-Telefonie seit heute 16:35 Uhr schon wieder gestört, Ende ungewiß. Na dann – gute Nacht da draußen!

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