Nun ist es also vollbracht und die Apple Watch ist bald in den Läden verfügbar. Sie wird sicherlich ihre Abnehmer finden, und doch gibt es wohl kaum ein Produkt aus dem Hause Apple, das derart mehr mißverstanden wird als diese Uhr.

Zunächst einmal mag es manche geben, die die Apple Watch als Statussymbol ansehen werden. Dumm ist nur, dass dieser Bereich im Uhrensegment schon seit langem besetzt ist und dort der Luxus bei Rolex, Breitling oder Glashuette anfängt. Das Segment ist schon seit langem besetzt und Apple liegt preislich gesehen deutlich darunter, ist letzten Endes also ein Massenhersteller vergleichsweise günstiger Geräte.

Dann ist bei Apple die Cashcow des Unternehmens nunmal das Iphone – und Apple wird sicherlich nichts dagegen unternehmen, den Status ändern zu wollen. Natürlich könnte Apple eine Uhr herstellen, die ohne Iphone funktioniert – nur weiß Apple dann auch, dass es mit der Batterieleistung nicht weit her wäre und gerade die Extremsportler damit nichts anfangen könnten, die von einer Uhr alle möglichen Leistungen inklusive Kaffee kochen plus drei Jahre Akkulaufzeit erwarten. Die sind damit nicht die Zielgruppe.

Dadurch, dass man die Uhr mit dem Iphone koppelt, kann man die wirklich heftigen Rechenleistungen ans Iphone abgeben; die Uhr hängt sich wie ein Parasit ans Iphone und weil man dafür Bluetooth benötigt, benötigt das Iphone natürlich auch mehr Strom als ohne. Damit wird die Uhr zu einer Fernbedienung für das Iphone. Weiterhin hat es den Vorteil, dass man so den Status des Iphones als Cashcow nicht berührt. Zudem erhöht es die Akkulaufzeit der Uhr.

Natürlich stellt sich dann aber die Frage nach dem Preis: 400€ für eine Smartwatch ausgeben, die ein 600€-Smartphone benötigt, wird eben auch nicht jeder. Und je nachdem, was man von einer Smartwatch eben erwartet, enttäuscht die Apple Watch dann für den Preis.

Dazu kommt, dass es in dem Bereich der Smartwatches eben schon einen Platzhirschen gibt: einen Konkurrenten, der deutlich günstiger zu haben ist, sowohl mit Android als auch iOS kann und dessen Batterie immerhin gut und gerne eine Woche hält: Pebble. Pebble benutzt als Display eben kein LCD-Display wie Apple, sondern die bekannten EInk-Displays der Ebookreader: das mag zwar nicht ganz so toll aussehen, dafür hält die Uhr aber deutlich länger durch und man muss sie nicht ständig laden. Dazu gibt es inzwischen sogar Modelle mit Farbdisplays bei Pebble.

Apple ist hier in dem Bereich also nicht Innovator, sondern Angreifer – und mit der Pebble gibt es bereits eine sehr gute Smartwatch, deren Einstiegsmodell ab 129€ zu haben ist, deren System offen ist und deren Batterie bauartbedingt deutlich länger als die der Apple Watch hält. Außerdem gibt es noch Modelle von Motorola, LG und Samsung.

Es gibt damit einen gesunden Wettbewerb und sehr verschiedene Lösungen auf die Frage, wie denn eine moderne Smartwatch aussehen kann. Apple erschien recht spät auf der Partie und die Konkurrenz ist schon länger da und in manchen Teilen deutlich weiter als Apple.

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