Die Briten und der Dominoeffekt

Jaja, die Briten, schön verrückt sind die – könnte man wenigstens meinen, wenn man sich die Tage so unsere Mainstreammedien gibt. Da wollen die doch möglicherweise glatt aus der segenspendenden EU austreten – nach all den Rabatten, die sie bekommen haben und dem Geld von uns dazu, wie können sie nur!

Nur so einfach ist das eben nicht. Ein Austritt der Briten würde ein mittelschweres Beben für die Wirtschaft bedeuten, schon alleine daher mißfällt vielen in Deutschland diese Vorstellung. In der Wirtschaft, wohlgemerkt, denn wenn man dem Volk aufs Maul schaut, dann haben viele Deutsche für einen Austritt massive Sympathien, sieht man sich doch nur zu gerne selber in der Rolle als Zahlmeister Europas, der nichts zu sagen hat und ständig von Brüssel von lauter Idioten fremdregiert wird. Ein Klischee, an dem unsere Politiker jahrelang gebohrt haben, wohlgemerkt.

Schlimmer aber wiegt ganz einfach der Fakt, dass so das Selbstverständnis der EU in Frage gestellt würde: die EU sieht sich als gut an und gleichbedeutend mit Europa. Das ist sie aber schon einmal eben nicht, denn zu Europa gehören auch so Kleinigkeiten wie die Türkei oder Russland, Europa ist deutlich größer als die EU.

Die andere Sache ist einfach das Selbstverständnis: würden die Briten austreten, dann wäre das eine klare Absage an die aktuelle Verwirklichung der europäischen Idee, nicht an der Idee selber. Und genau dieses Signal, dass man auch ohne die EU als Staat prima existieren kann ist es, was man im Grunde vermeiden will, denn man befürchtet, wenn ein Staat damit anfängt, dann könnten weitere ja nachziehen. Und das will man eben nicht.

Dabei ist die EU territorial überdehnt und in einer tiefen Krise; das, was seinerzeit politisch einen sollte wie der Euro, spaltet in Wirklichkeit die Länder und sorgt für massive Verwerfungen und Gräben zwischen den Ländern. Ein Austritt des Vereinigten Königreichs durch Referendum wäre daher ein bemerkenswertes Statement mit Signalwirkung, dem andere Länder folgen könnten.

Dabei ist der europäische Gedanke nach wie vor gut – nur die aktuelle Inkarnation in Form der EU ist es definitiv nicht mehr.

4 Gedanken zu „Die Briten und der Dominoeffekt“

  1. Ich bin icht sicher ob es wirklich zielführend ist, dem Volk auf’s Maul zu schauen, denn nach meiner Erfahrung ist der einzige relevante Parameter den man dort ablesen kann, wieviel in Volkes Maul verschwindet. Und wenn der Bürger Suff, Fraß und die BAMS hat, dann singt er auch das Lied dessen der es ihm gegeben hat.

    Ich bin für die Remainer, aber ich kann auch einige Argumente der Brexiter nachvollziehen. Überleben wird man wohl beides.

  2. Bleibt nur zu hoffen, dass das britische Empire jetzt zerfällt. Dann hat Europa letzten Ende sogar vom Brexit profitiert, weil es jene Sonderregelungen nicht mehr geben wird.

    1. Die Schotten jedenfalls werden erneut versuchen, ihre Unabhängigkeit zu bekommen, das wäre es dann so mit über 300 Jahren im Königreich.

      Bei den Iren bleibt es abzuwarten.

      Aber das Königreich dürfte schrumpfen, richtig. Und die Politiker in Brüssel haben schon deutlich gemacht, dass es für Großbritannien keine Sonderkonditionen mehr geben wird. Aber gerade das ist ein Punkt, der den Briten von den Austrittsbefürwortern versprochen wurde.

      Wir werden also sehen.

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