Nun ist es also soweit: das Südland feiert sein zehnjähriges Jubiläum, es ist der älteste deutschsprachige Gorverbund als auch die älteste, deutschsprachige Gorsim. So etwas zehn Jahre lang zu betreiben, mit allen Höhen und Tiefen, das ist schon ohne Frage eine Anstrengung und schafft nicht jeder. Wie auch immer aber, so gilt auch hier: der Erfolg hat viele Väter und noch mehr, auf deren Rücken man rumgetrampelt ist.

Die Oase der vier Palmen zur Zeit des Jubiläums: zweifelsohne ein Erfolgsmodell, aber wo Licht ist, da ist auch immer Schatten.

Ich persönlich wurde mit dem Verbund nie wirklich warm und halte mich daher auch den Feierlichkeiten fern. Als sich Belnend noch nicht im Südland befand, da hörte ich immer und immer wieder mal Geschichten darüber, dass das Südland finanziell Spitz auf Knopf genäht sei und am Ende jeden Monats Thor Tracer mit dem Klingelbeutel durch die Gruppe marschiert, um ein Mordsdefizit in Höhe von meistens 100-200€ zu stopfen. Und diese Geschichten hörte ich über Jahre hinweg von verschiedenen Personen,  immer und immer wieder.

Als dann Belnend sich dem Südland anschloss und ich so Mitglied in der Südlandgruppe wurde, da merkte ich: die Geschichten stimmen und bekomme es seitdem jeden Monat mit, wie man mit dem Defizit umging und es dank professionellem Spendensammeln meistens ausgleichen konnte. Das hat daher also so etwas wie eine gelebte Tradition im Südland.

Mir persönlich erschien und erscheint dies einfach nur würdelos, vor allem vor dem Hintergrund, dass das Südland ohnehin schon seit Jahren von den Mietpreisen her hart an der Grenze des gerade noch Erträglichen vorbeischrammte. Andere Sims waren meistens deutlich billiger und boten auch gutes Rollenspiel an, nicht jede bestand sicherlich so lange, wobei es da auch beispielsweise Fellglanz gibt, die ebenfalls fast schon ewig da sind und dank dem Verhalten des damaligen Südlands überhaupt erst gegründet wurden, aber Spaß hatten die Spieler darauf sicherlich auch gehabt.

Die Sache ist nur ganz einfach diese: wieso soll man in einem Verbund spielen wollen, in dem man ohnehin schon die teuersten Preise vom deutschen Gor zahlen durfte und sich dann noch jeden Monat als kostenlose Dreingabe obendrauf anhören musste, ob man es wollte oder nicht, wie groß mal wieder das Defizit ist und wie sehr existenzbedrohend, wenn es nicht rechtzeitig ausgeglichen wird und so weiter und so fort.

Sicher, die Leitung mag auch und hat auch nach eigener Aussage und Möglichkeit persönlich mal mehr, mal weniger Geld zugeschossen, so sagte sie, das ist aber weniger der Punkt. Der Punkt ist mehr, dass man dieses finanziell wackelige Konstrukt über Jahre am Leben erhielt, also bewusst die monatlichen „Spenden“ der Mitspieler einplante, anstelle direkt entsprechende Mieten zu verlangen – die ehrlicherweise niemand zu zahlen bereit gewesen wäre – oder direkt die Fläche zu verkleinern, um es auf solidere Beine zu stellen.

Und manchmal half Thor Tracer auch visuell nach, wenn die Spendenaufrufe in der Gruppe nicht mehr alleine griffen, und erhöhte beispielsweise auf mehreren Sims mal eben den Wasserstand drastisch, nach dem Motto „Südland unter Wasser“, um auch dem letzten Deppen sehr deutlich klar zu machen, wie hoch das Wasser Südland bis zum Halse steht. Dass man sich mit solchen Aktionen nicht nur Lob einfuhr, dürfte klar sein.

Da bleibt also die einfache Frage bestehen, warum man in einem solchen Verbund wohnen und spielen will. Bei mir ergab es sich eben, weil Belnend dorthin zog, bei denen ich offiziell seit irgendwann 2009 Mitglied bin und damit inzwischen in den Rang eines Urgesteins aufgestiegen bin, wenn ich auch kaum noch wirklich spiele. Aber ich zog dorthin, weil Belnend dahin zog und nicht, weil ich nun den Verbund toll finde – im Gegenteil, ich war damals gegen den Umzug, aber da ich die Sim nicht bezahlte, sagte ich ganz einfach meine Meinung, als die Gruppe gefragt wurde und danach war das Thema für mich durch.

Also warum ziehen Gruppen dorthin? Früher sicherlich wegen der vielen Raids, der Handelsposten war immerhin dafür Treffpunkt und hatte den Spitznamen Honkposten inne, oder wegen Rollenspiel, sicher kaum wegen der Preise, da wurde man woanders deutlich glücklicher.

Oder aber wegen der Community. Community ist eines der Worte, welches Thor Tracer im Zusammenhang mit dem Südland gerne immer und immer wieder benutzt und strapaziert. Wodurch aber drückt sich diese Community eigentlich aus?

In erster Linie, wenn man den offiziellen Aussagen Glauben schenken darf, im berühmt-berüchtigten Südlandrat. Dies ist ein Gremium aller Gruppen, die im Südland eingemietet sind, und entscheidet mehrheitlich über Änderungen am Regelwerk und dergleichen und jede Gruppe hat dabei auf dem Papier eine Stimme. In den guten Zeiten waren da drin 13 Leute oder mehr vertreten, und die Sitzungen dauerten mitunter ewig.

In Wirklichkeit bedeutete aber Community, wenn es hart auf hart kam einfach „ich lasse andere meinen Spielplatz finanzieren“, und man erfuhr sehr deutlich, wer im Südland wirklich das Sagen hat, nämlich Thor Tracer mit Nasty Palen und das war’s. So viel zum Thema Community.

Bei so viel Demokratieverständnis und den tollen Preisen muss es dann auch nicht verwundern, dass deswegen dem Südland nach und nach die wichtigsten Mieter ausgingen, nämlich die Pantherstämme, die teilweise auch später bautechnisch auf taube Ohren stießen.

Das fing seinerzeit mit den Sa’me’Arquana an, die sich schon vor Jahren deswegen aus der Sim mit dem Handelsposten verabschiedeten, als diese noch Fullprimsim war und war ein herber Schlag, weil diese immerhin dort der Hauptmieter waren und dementsprechend blechen durften. So wurde dann aus Thassaland eine Homesteadsim und Thassainsel mit Kasra eine Fullprimsim, man tauschte das ganz einfach.

Aber damit war dann noch lange nicht Schluss, und die Pantherstämme lösten sich entweder irgendwann aus Zeitmangel und Langeweile in Wohlgefallen auf, oder spalteten sich und zogen weg, weil es ihnen im Südland einfach für das bißchen wenig Mitspracherecht ganz einfach zu teuer war, wie das beispielsweise bei den Ja’hese me Tri’shena der Fall gewesen ist. Gerade deren Wegzug war auch nicht gerade wirklich glatt und hübsch über die Bühne gelaufen, sondern ziemlich hässlich, wenn ich mir die Meldung in der Retrospektive durchlese, die seinerzeit die Führung der Tri’Shena in die Südlandgruppe 2015 schrieb.

Aber deine Träume sind ein Fass ohne Boden aus denen du nicht aufzuwachen vermagst.

Bis auf die Wakanda und Sa’me’Aak dürfte es auch keine aktiven Pantherstämme mehr im Südland geben, und so groß wie früher sind all die Panthergruppen auch schon lange nicht mehr.

Und so kam es, dass man auf einmal eine Fullprimsim mit Talunaland hatte, für die sich einfach nicht mehr genügend Mieter finden wollten und die leidensfähige Community war nicht leidensfähig genug, das noch weiter tragen zu können. So wurde aus Talunaland in diesem Jahr dann vor kurzem eine Homesteadsim, um das Defizit dauerhaft senken zu können – und dann dockte völlig überraschend einige Wochen danach eine neue Homesteadsim mit einem neuen Kasra an. Was das auf längere Sicht finanziell bedeuten wird, das muss sich zeigen, aber sowas hat man im Zweifelsfall auch sicher schneller vermietet als eine Fullprimsim, wenn der Preis stimmt.

Die zusätzlichen Kosten für diese Umstrukturierung wurden hauptsächlich durch eine der allseits bekannten und beliebten Sklavenauktionen gegen Linden Dollar aufgebracht, solche Auktionen finden immer große Teilnahme, werden aber auch immer zwiespältig aufgenommen. Gezwungen wird dazu ja niemand.

Gerade vor dem Hintergrund habe ich mich gefragt, was gibt und gilt es eigentlich an zehn Jahren Südland in Wirklichkeit zu feiern – die Leitungsebene ist es für mich da nur unter ferner liefen.

Für mich sind es all die Leute, die jahrelang das Spielchen brav mitgemacht haben und so sehr lange einen zu großen und nur schwer finanzierbaren Verbund am Leben gehalten haben, den es sonst in der Form schon lange nicht mehr gäbe. Diese Leute sind die eigentlichen Helden des Südlands, auch wenn viele davon irgendwann mit den Füßen abgestimmt haben, dass jetzt langsam die normative Kraft des Faktischen wirkte.

Wer es übrigens mag, in Erinnerungen zu schwelgen, es gibt aktuell eine Bilderausstellung zehn Jahre Südland. Das könnte für manche sicherlich interessant sein, zu sehen, wie es sich graphisch entwickelte und wer damals alles so spielte.

Übrigens, was kostet das Südland? Laut Thor Tracer im untigen Video ca. 1000€, davon werden 15% jeden Monat durch Spenden finanziert, d.h. ca. 850€ durch Mieten und der Rest durch hauptsächlich durch diese allmonatlichen Spendenrunden, wenn sich während des Monats nicht genug ansammelt bzw. privat zugeschossen wird.

Das Südland wird sicherlich noch lange weiter bestehen, was für die Spieler richtig und wichtig ist, andererseits man sich auch weiterhin daran reiben, aber das ist man dort ja seit Jahren gewohnt, hier gibt’s die Anfangswehen aus dem Jahre 2007.

3 Gedanke zu “Zehn Jahre Südland”
  1. Puh. Zehn Jahre schon? Meine Güte.
    Ja, auch ich habe so das eine oder andere Streitgespräch mit Thor über die Simfinanzierung gehabt.
    Man muss dem Südland aber zu Gute halten, dass es eher aus einem Guss aussieht als so manch andere Sim, einfach weil die Landschaft eben von Thor aufgebaut wird und die einzelnen Mieter nur entscheiden wie ihre Behausung aussehen soll.

    Ich glaube es ist in Südland einfach eine Frage des virtuellen Lebensgefühls. Alles was man in Südland bekommt kriegt man wo anders auch, vielleicht sogar günstiger, aber es ist eben nicht mehr Südland.

    Gerade eine wie ich die Ihre ersten Schritte in Südland noch als Schamanain von Nicy gemacht hat, im Krieg gegen die „bösen“ Arquana…. ich glaube keine von uns die damals dabei war wird diese Zeiten vergessen oder missen wollen. Die Pyrana haben nie so funktioniert wie eben damals mit Nicy als En und eben im nahezu ausgeglichenene Revierfight mit den Arquanas und wir hatten ja so manche Sim und so manchen Verbund durch.

    Wer sich im Südland einmietet kauft halt diese Erinnerungen ein Stück weit mit für sich ein. Natürlich ist das eine Handelsware die nur funktioniert weil es eben kaum noch neue Spieler gibt sondern nur eben neue Alts der alten Spieler. Aber die Erinnerungen an die schönen Zeiten der Bakah, der Arquana, des Handelsposten der Arder und so weiter, diese Erinnerungen haben die Spieler eben.

    Wäre ich wieder in SL aktiv würde ich mir sicher eine Bleibe im Südland suchen. Auch wenn die Verwaltung nur bis zur eigenen Schmerzgrenze demokratisch ist. Doch ich finde dass es für einen Risikoträger wie Thor oder Nasty legitim ist, manche DInge einfach zu entscheiden, schließlich tragen sie ja auch das Risiko. Andere Simbesitzer geben sich nichtmal die Mühe vorzutäuschen eine Demokratie anzustreben. Wieder anderen ist bis auf das Geld einfach alles Schnurz wo Thor stundenlang moderiert.

    Also so gesehen ist Südland ein bischen wie Männer: Es geht nicht mit ihnen aber ohne sie fehlt halt auch was.

    1. Ja, in der Tat sind es inzwischen zehn Jahre, die Zeit vergeht eben doch sehr schnell.

      Einzigartig dürfte ja der Friedhof der Oase sein, der in letzter Zeit auch leider wieder einigen Zuwachs bekam.

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