Echte Rollenspieler und ihr blinder Fleck

Wir sind ja je nach Ansichtsweise im besten oder schlechtesten aller Leben, und das Leben könnte doch so schön sein: wir sind alle freiwillig im Rollenspiel, wir sind alle hier um miteinander Spaß zu haben und es ist für uns alle ein Hobby. Ja, so einfach könnte doch das Leben sein, nicht wahr? Ist es aber nicht, weil längst nicht alle mit denselben Voraussetzungen ins Rollenspiel einsteigen und das merkt man auch!

Eine Gruppe, die eigentlich besonders pflegeleicht sein sollte, ist dabei leider meiner Meinung nach  in der Praxis öfters auffällig und schwerer zu handhaben, nämlich die echten Rollenspieler aus der Pen&Paper-Ecke. Woher kommt das und was ist das Problem?

Ich erkläre es mir so: beim P&P-Spiel sitzt man sich gegenüber und erlebt das gesamte Spektrum der menschlichen Kommunikation ungefiltert, also Stimmlage, Mimik, Körperhaltung und Körpersprache. Dazu kommt, dass das Setting relativ feststeht, es meistens umfangreiche Regelwerke gibt und vor allem auch einen akzeptierten Spielleiter, der seine Pappenheimer kennt und dementsprechend mal einschreitet, wenn jemand zu sehr ausufernd spielen will. Dazu ist der Kreis der Mitspieler überschaubar, man kennt sich mitunter schon jahrelang untereinander und ist möglicherweise noch gut befreundet.

Dem gegenüber steht nun Second Life. Man spricht nicht, sondern spielt mittels von Avataren, die keine wirkliche Mimik rüberbringen sondern mehr emotionslosen, wenn auch schön ansehbaren Puppen gleichen. Um zu spielen bedient man sich des Textchats mittels Emotes. Nicht jeder tippt gleich schnell und gleich gut, die Sprache als Werkzeug beherrscht nicht jeder gleichermaßen virtuos. Dazu kommt, dass der Kreis der potentiellen Mitspieler ungleich größer ist, anonym ist, man sich eben nicht reell kennt und es auch meistens keinen Spielleiter gibt, der das Spiel lenkt oder von sich aus präventiv lenkend eingreift.

All das wäre kein Problem, wenn alle gleichermaßen diszipliniert spielen würden und vor allem auch die Erkenntnis hätten, das nicht jeder mit denselben Ansichten und Grundvoraussetzungen wie man persönlich ins Spiel einstieg eingestiegen sind. Das ist eben aber nicht der Fall.

Die echten Rollenspieler sind häufig eben, weil sie vom P&P es so gewohnt sind, an epischen Rollen mitsamt einer tollen Charakterentwicklung interessiert. Sie wollen Geschichten schreiben, mitgestalten, erleben, durchleben, viele auch gerne in wichtigen Positionen, also sind oft an Plots interessiert, die sich mitunter Wochen wenn nicht gar Monate hinziehen. Das ist ja an und für sich kein Problem.

Problematisch wird es aber dann, wenn die echten Rollenspieler anfangen in erster Linie nur ihr Ding zu sehen und dieses mit der Brechstange durchsetzen wollen. Oft haben sie dazu die nötige Erfahrung, sie wissen wie man sich eine Rollengeschichte auf den Leib schneidert, dass man in einer Stadt/Gesellschaft in einer mächtigen und nahezu unangreifbaren Position landet, so dass sie in character dazu die Möglichkeit haben und der Rest der Spielerschaft es bestenfalls genervt ignorieren kann. Wenn er Pech hat, dann ist es aber so, dass sich dabei ein gehöriger OOC-Unmut aufbaut, weil die nicht so ganz erfahrenen Rollenspieler sich nicht mitgenommen fühlen, sondern es zu einem Konflikt kommt. Es wandelt sich das Miteinander zu einem Gegeneinander, es kommt schlimmstenfalls in der Gruppe selber zur Grüppchenbildung, und diese Minigruppen stehen noch zueinander unversöhnlich gegenüber.

Nun ist es dann aber so, und das ist der blinde Fleck, dass die echten Rollenspieler da ab einem gewissen Punkt eben nicht mehr mit sich reden lassen, sondern sie in erster Linie nur ihr Spiel sehen und gar nicht verstehen wollen oder können, wieso sich der Rest der Spielerschaft so über sie aufregt. Wenn sie dann noch nicht einmal OOC mit sich reden lassen, sondern es nach dem Motto „Macht mir doch bitte OOC nicht mein Spiel kaputt, sondern löst das IC, danke.“ abbügeln, dann ist meistens völlig der Ofen aus. Spätestens ab dann wird der Konflikt zu einem veritablen Kleinkrieg oder aber die ersten Spieler verlassen wegen der ignoranten, echten Rollenspielfraktion entnervt die Sim und suchen fortan lieber woanders eine neue RP-Heimat, wo das Miteinander noch wirklich gepflegt wird.

Das Problem dabei ist eindeutig, dass in einer P&P-Session schon längst mal der Spielleiter dem Delinquenten die Ohren lang gezogen hätte, aber so etwas im RP in Second Life meistens – wenn überhaupt – zu spät und zu zaghaft passiert. Da aber die echten Rollenspieler so eine ungeahnte Freiheit in der Rollenentwicklung haben, nutzen sie diese – und das muss nicht einmal boshaft sein – auch entprechend aus und finden das dabei noch sogar toll. Was das allerdings für den Rest der Gruppe bedeutet, tja, das sehen sie oft leider nicht.

Das habe ich schon oft genug erlebt, teilweise selbst mitgemacht und es wird auch weiterhin oft genug im SL-RP passieren.

Die grausame Herrin Ästhetik

Vor kurzem schrieb Aeneas bei sich einen Post über seine grausame Herrin, die Ästhetik, und wie diese ihn gar fest in den Klauen hält. Kurz und gut, er braucht eine visuell stimulierende Gegend und nicht einen wie dahin gerotzt aussehenden Prefabhaufen von der Stange, um sich wohl zu fühlen. Ohne eine gute Ästhetik kommt bei ihm höchstens ein Brechreiz auf und er mag da gar nicht erst spielen.

Tja… unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Meinungen. Einerseits kann ich es verstehen, andererseits aber macht eine schöne Ästhetik alleine noch kein Rollenspiel, es kann aber sehr wohl gutes Rollenspiel auch bei furchtbarer Ästhetik geben und Geschmäcker sind sowieso total verschieden. Wen aber die Ästhetik so erbarmungslos in den Klauen hat, der wird es vermutlich fast überall ziemlich schwer haben, überhaupt in Spiellaune zu kommen.

Die Veranstaltung nennt sich immerhin noch Rollenspiel und nicht Architekturseminare für Simbesitzer und deren Aufbaukurse gescheites Terraforming sowie supertolle Eigenbauten. Mir fällt dazu die alte Geschichte vom Fischer und dem Meer ein.

Cherrypicking

Da ich es gerade mal wieder wo in einem Profil gesehen habe:

NO KILLING me without a very very good reason agreed to by me in IM unless I behave provable ungorean. This includes Assassins and Kurii.
If you kill me you agree to RP with me 1:1 in a private sim for the time it lasts, I’m not sitting out of RP just because your RP fails – Goreans respect life, they do not kill a captured woman.

Bei Python ist das Motto „Batteries included“, hier lautet es wohl analog „Godmode included.“ Zeusels Gor-Grundschule lässt schön grüßen, wie will man dem Assassin im Fall der Fälle „no kill“ beibringen? Naja.

Es gibt die Fahrzeuge von Annmarie Otoole also immer noch…

Anfang des Jahres wurde das Mainland mit selbsttätig die dortigen Straßen entlang fahrenden Vehikeln „beglückt“. Diese Fahrzeuge stammten von einer gewissen Annmarie Otoole (plus ihrer Armada von Alts) und zogen sehr bald den Unmut vieler Bewohner bis heute auf sich. Das Problem an den Fahrzeugen ist, dass es schwer ist einen Algorithmus zu finden, der zuverlässig die Straßen entlang fährt und so stapeln sie sich auch schon mal abseits des Weges. Da sie zudem physikalische Objekte und nicht Phantom sind können sie normale Fußgänger auf der Straße auch anrempeln und beiseite schieben, was denen sicherlich auch nicht immer gefällt. Manche empfanden diese Fahrzeuge als eine Art von Spam, andere sogar als einen Missbrauch zum Geschäfte machen. Kurz und gut: es sieht aus wie eine theoretisch gute Idee, die in der Praxis aber furchtbar umgesetzt ist und den Zorn vieler Einwohner bis heute erregt.

Dass es auch anders geht zeigt die Second Life Railroad. Diese wurde bewusst so gebaut, dass die Fahrzeuge einer unsichtbaren Schiene (Guide) folgen und nicht abseits des Weges landen. Das funktioniert seit über sechs Jahren perfekt und machte nie große Probleme.

Nun ist es so, dass einige Fahrzeuge von Otoole komischerweise auch Strecken der SLRR befahren. Das Bild zeigt den Bahnhof Tuliptree mit zwei Bussen von Otoole, die sich abseits stapeln, braucht es noch mehr um zu zeigen, dass diese Fahrzeuge wirklich schlecht sind? Ich denke nicht.

Bahnhof Tuliptree

Wollt ihr die alten Nachnamen in SL zurück? Hier ist die Chance!

Eine der umstritteneren Änderungen der letzten Zeit ist der Wegfall der alten Nachnamensregelung in Second Life. Früher war es so, dass der Benutzer zwischen ca. 150 verschiedenen festen Nachnamen wählen konnte, die irgendein Programm nach gewissen Kriterien zufällig erstellte (z.B. Gossipgirl, Krautrauch, Oh usw.) – das hatte in der Zeit vor Displaynamen den Vorteil, das wenn der Wunschvorname bei Nachname A schon vergeben war, er vielleicht bei Nachname B noch frei war. Seitdem es aber Displaynamen gibt, hat Linden Lab die Nachnamen alter Schule abgeschaltet, seitdem heißen alle neuen Bewohner schlicht und einfach Resident  mit Nachnamen – also Bewohner. Sie haben da keine Auswahl, dieses Verhalten ist fest eingebaut.

Jetzt ist dies bald seit einem Jahr so und die guten Vornamen sind meistens inzwischen natürlich schon alle vergeben. Displaynamen taugen eben aber nicht überall als Ersatz, weil es immer noch genügend Viewer gibt, die diese nicht anzeigen und damit umgehen können. Es ging damals ein Stück der alten Kultur verloren.

Jetzt gibt es eine Abstimmung im JIRA, die genau diese alten Nachnamen wiederhaben will. Wer auch der Meinung ist, dass sie fehlen, sollte abstimmen, vielleicht hören die Lindens ja mal auf ihre Kunden, wenn nicht hat man wenigstens Flagge gezeigt.

Zu wenig Nordsims???

Gorkarte Airport Südland
Gorkarte Airport Südland

Neulich gab es ja mal von einigen Leuten die Klage, dass es kaum noch Sims gäbe, die im Torvaldsland angesiedelt wären. Das ist eine Sache, die ich persönlich nicht nachvollziehen kann, weder subjektiv noch objektiv. Ich war gerade im Airport vom Südland, in dem sich auf der inoffiziellen Karte des Marcus aus Ar eine sehr aktuelle Auflistung der momentanen deutschen, goreanischen RP-Sims befindet. Wenn man sich das mal auf dem Bild hier anschaut, dann wird einem klar, dass der Norden weiterhin sehr stark vertreten ist, jedenfalls stärker als manche meinen.

Vielleicht liegt es ja daran, dass die Torvaldsländer ein wenig ruhiger geworden sind und nicht mehr so viel CCRP spielen. Vielleicht liegt aber die Meinung auch daran, dass es ab einem gewissen Anspruch an Akkuratesse an die Nordsim nur noch eine sehr kleine Auswahl gibt, wo man wirklich sagen kann: hier wird buchnah gespielt und nicht die aus den schottischen Highlands verirrten Kiltträger auf Gor.

Unlust

Momentan stelle ich bei mir mal wieder eine wachsende Unlust fest mich noch ins RP zu begeben. Das Wetter ist doch recht gut, draußen ist viel los und irgendwie habe ich das Gefühl, fast alles schon einmal erlebt zu haben, was es zu erleben gibt und als gäbe es nichts mehr neues. Auch ist schon alles wirklich diskutiert worden, was es zu diskutieren gibt, die großen Schlachten sind geschlagen und es reicht wie bei Emacs vs. Vi aus, mit Links auf die entsprechenden Archive unter dem Hinweis „Da, lies das, da steht bereits alles!“ um sich zu werfen und die Diskussion an sich kann man sich sparen .

Irgendwie habe ich gerade keine Lust auf den Hundertsten Raid, dazu dann mit angeschlossenen Rescue und möglicherweise OOC-Diskussionen. Dazu erscheint mir die Qualität des RPs als solches auch eher durchwachsen. Wir alle tun so als wären wir irgendwelche Abkömmlinge von Erdlingen auf einer Gegenerde, und dabei machen wir alle doch oft mehr oder minder in recht mittelalterlich angehauchten Städten Ringelpiez mit Anfassen. Hei Hei Hei ti tei, was haben wir uns alle lieb und furchtbar gerne, die Männer regieren schon pikiert wenn man sie nicht mit Sir anspricht, irgendwie ist Odin mit seinen Mannen auch überall und wehe, es furzt mal oder pöbelt nur einer herum. Schon bricht ja für manche die Welt zusammen, und sollte es dann tatsächlich mal alle Jubeljahre einen Mord geben, dann geht sofort die Kakophonie in der Grundschule zum goreanischen Rollenspiel los, wie man nur so brütal sein könnte. Pfui, pfui, pfuiiii!

Alles erscheint irgendwie so nutzlos, sinnlos, leer, langweilig, trocken und vor allem – warum tut man es sich an? Momentan weiß ich es jedenfalls nicht, daher spiele ich gerade auch lieber Team Fortress 2 und habe da meinen Spaß.

Irgendwie fehlt einfach momentan das Unvorhergesehene, das Neue, es kann auch sein dass ich einfach zu abgebrüht und erfahren bin was inzwischen viele Belange des RPs angeht. So schnell kann mich da nichts mehr erschüttern. Irgendwie fehlt mir im RP ein übergeordnetes Ziel, um mich motivieren zu können, vielleicht stosse ich irgendwann mal einen Plot an oder aber spiele mal interessehalber eine neue Rolle mit einem Alt, die ich bisher noch nicht ausprobiert habe. So oder so – ich bin voll im Sommerloch, es kommen sicherlich auch wieder andere Zeiten, aber momentan reizt es mich nicht wirklich.

Wo is’n hier des Hirn?

Erlassen aber sind die Gesetze, damit auf Furcht vor ihnen die menschliche Bosheit im Zaume gehalten und die Unschuld unter den Ehrbaren gesichert, dagegen unter den Böswilligen durch die Gelegenheit Schaden zu stiften, eingedämmt werden.

Lex Bauiuvariorum um 740

Das Mittelalter war eine gänzlich andere Zeit als unsere moderne Wirklichkeit. Oft ist das Bild, welches wir vom Mittelalter heutzutage haben, nur durch putzige Fachwerkstädtchen, schön anzusehende Burgen und Burgruinen geprägt, man hat eine stark romantisierende, gerade zu verniedlichende Vorstellung darüber, die im 19. Jahrhundert entstanden ist und sich oft bis heute in den Köpfen der Menschen gehalten hat. Alles war kleiner, sauberer, schöner, besser… ja, von wegen, die Wissenschaft ist da inzwischen längst weiter als der Durchschnittsbürger in dem Mittelalterbild.

Das schon alleine beim Bau der Burgen Leibeigene eingesetzt wurden, darunter auch viele starben, die Bauern den Zehnt an den jeweiligen Lehnsherren abdrücken mussten und auch zu Frondiensten herangezogen werden konnten, die Alphabetisierungsrate extrem niedrig war und es auch mit der allgemeinen Medizin und Hygiene nicht sonderlich weit her war, blenden viele aus. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag bei 40 Jahren, die Kindersterblichkeit war extrem hoch dazu kam dann auch noch die Pest, die 1/3 der Bevölkerung Europas hinraffte,  wer das dreißigste Lebensjahr erreichte durfte sich schon fast Greis nennen und auch ansonsten war man mit Kriminellen nicht gerade besonders zimperlich. Wer das nicht glaubt, dem sei mal ein Besuch im Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber ans Herz gelegt, in den mittelalterliche Exponate wie die Doppelhalsgeige, das Rad zum Rädern, die Axt des Henkers samt seinem Block, die Streckbank oder die eiserne Jungfrau einem einen Einblick darüber verschaffen, was einem alles im Fall des Falles so blühen konnte.

Schon teilweise vermeintlich geringe Vergehen wurden drakonisch bestraft, wer zum Beispiel als Bäcker zu kleine Brötchen oder minderwertiges Brot herstellte, dem drohte mitunter die sog. Bäckertaufe. Der Bäcker wurde dabei in einen Korb mittels einer Wippe einige Male in Unrat oder Wasser getaucht, dies geschah dabei zur Begeisterung des anwesenden Volkes. Eine Zeit, in der schon nach heutigem Empfinden solch vermeintlich geringe Vergehen derart hart bestraft wurden war sicherlich auch sonst nicht gerade zimperlich.

Nun ist es so, dass Spitte auf seiner Sim St. Rocca einen etwas härteren Plot initiiert hat. Konkret geht es darum, dass mit einer per Notecard vorgefassten Geschichte auf einmal eine Leiche auftauchte, diese wurde von einem Avatar gespielt. OOC wussten die Mitspieler, wenn sie wollten, dass diese Leiche vergewaltigt und dann ermordet wurde. Beides wurde nicht offen ausgespielt, sondern die Leiche einfach nur eines Tages auf der Sim so platziert, dass man sie finden konnte. Prima, sollte man meinen, es sind ja alles Erwachsene, vernunftbegabte, denkfähige Wesen, die sich mal über einen solchen Plot freuen und versuchen das möglicherweise aufzuklären. Das Ziel war offensichtlich eben mal einen IC-Aufreger zu initiieren und ein wenig vom üblichen Alltags-Heititei-RP wegzukommen, warum auch nicht, also alles in bester Ordnung sollte man meinen.

Ja, von wegen… man darf nie an der Dummheit des Menschen zweifeln, egal wie tief man die Meßlatte legt, es wird immer noch einen geben, der locker unten durch geht und so ist es auch hier geschehen.

Angeblich hat nun jemand Spitte mal eben bei der Sitte angezeigt wegen dieses fiktiven Plays – das muss man sich mal in Ruhe vorstellen! Das hat nun wirklich keiner verdient, und wirft immer so einige Fragen auf, deren Stellung schon alleine am Verstand manches Menschen zweifeln lassen könnte.

Haben solche Menschen nichts besseres zu tun, als unsere Steuergelder so zu verschwenden? Immerhin wird man zumindest anfangs wohl sich das kurz angucken müssen und naja… nein, haben sie nicht. Ziemlich sicher handeln sie noch in der Überzeugung, etwas Gutes getan zu haben.

Vermutlich ist diese Art von Mensch nicht von derjenigen weit entfernt oder gar konguent mit dieser, die hinter den Spielern von Kinderavataren automatisch Kinderficker vermutet, denn wie könnte es auch anders sein. Ebenso sind für solche Menschen vermutlich auch die Spieler von Spielern wie Counterstrike sofort automatisch alles amoklaufende Massenmörder, dumm nur dass die Realität ihnen nicht Recht gibt, aber das ist ihnen egal. Sie handeln nach der Devise „Schon alleine wer so etwas spielt, der ist pervers bis extrem verdächtig.“

Vielleicht zeigen sie auch den Autor vom Tatort an, wenn da mal wieder ein Mord gezeigt wird, denn wer schon alleine einen Mord schreibt und verfilmt, der wird auch ziemlich sicher einen in Realität begehen… naja, irgendwie ist da im Wahrnehmungszentrum etwas mächtig falsch verdrahtet, wie es scheint, und die Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion gehörig verschoben.

Aber leider, leider wird es das immer geben und man muss damit leben getreu dem Motto „Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: ‚Lächle, denn es hätte schlimmer kommen können!‘ und siehe da, ich lächelte und es kam schlimmer.“

Übrigens Spitte, dass BDSM frauenverachtend sei ist eine These der deutschen Emanzipationsikone schlechthin, nämlich Alice Schwarzer.

Ein Evergreen: die Diskussion um ein Gor-Gütesiegel

Momentan macht sich mal wieder in verschiedenen Diskussionen vor allem eine altbekannte Idee breit: die eines Gor-Gütesiegels. Dahinter steckt einfach die Idee, dass es eine Art verliehenes Prädikat geben sollte, um das sich Sims bewerben können und das von einem möglichst unabhängigen Gremium nach einem zuvor festgelegten Punktekatalog verliehen wird. Wer dieses Prädikatssiegel dann offiziell führen darf, der hat dann durch dieses Gremium bestätigt eine besonders goreanische Sim am Laufenund darf stolz auf sich sein. Es sollte natürlich ansprechend grafisch gestaltet sein und etwas, womit man werben kann. Damit man damit werben kann, braucht es wiederum eine kollektive Anerkennung dieses Sieges in der Spielergemeinschaft und es braucht ein gutes Image. Soweit die Idee, sie ist weder besonders neu noch jemals besonders weit gediehen gewesen.

Das Problem an der Sache ist zuerst einmal ganz simpel dieses: wer hat einen langen Atem und viel Leidensfähigkeit, so etwas wirklich ins Leben rufen zu wollen und will diese Arbeit übernehmen? Das sollte wenn schon besser jemand sein, der möglichst auch eine eigene Sim hat und einen anerkannten Ruf in der Community, also ein Leitwolf mit Autorität. Den zu finden ist schon mal sicherlich nicht so einfach. Es gab schon in der Vergangenheit mehrere, voneinander unabhängige Anläufe so etwas zu realisieren und alle sind mehr oder minder aus ähnlichen Gründen gescheitert. Der letzte Anlauf, der mir bekannt ist, war dabei von Joanne Jejces und man kann den dazugehörigen Thread bei Slinfo.de drüben lesen. Es ist ein Lehrbeispiel dafür, wie zwar viele eine Idee gut finden aber dann wenn es um die Sache geht man irgendwann – leider – alleine auf weiter Flur dasteht, und das macht dann auch keinen Spass mehr und dann hört man eben auf. Logisch, dabei hatte sie wirklich selber sehr viel und gute Arbeit geleistet gehabt, die dann aber so leider ohne große Wirkung verpuffte.

Die nächste Sache ist dann: wie soll sich dieses Gremium denn zusammensetzen? Soll es demokratisch gewählt sein oder mehr einfach ein paar Leute, die sich eben so zusammensetzen und mal machen? So oder so, es gibt sicherlich viele Ansätze, und für jede Möglichkeit sofort 100 Gründe dafür und dagegen. Wenn Simbesitzer drin sitzen, sitzen Praktiker drin, aber dem einen könnte es dann vielleicht so X-verbundslastig sein, und und und… man macht damit wirklich eine große Dose voller Würmer auf.

Weiter ist dann natürlich der wichtigste Punkt der scheinbar einfachste, aber in der Praxis auch der schwierigste: wie, bitte, legt man die Kriterien fest? Was macht eine gute Sim denn aus, auf der man Gor erleben will? So scheinbar einfach und harmlos diese Frage ist, so ist genau die schon im Spiel zu betrachtende Uneinigkeit darüber eine Sache, die sich auch hier sicherlich extrem fortsetzen wird und eine große Gefahr, dass man sich in der Hinsicht vollends zerfleischt und es sich dann im Streit auflöst. Das Feld ist hierbei schier endlos und einen einigermaßen griffigen und überprüfbaren Katalog zu finden sicherlich nicht so ganz einfach. In der Diskussion damals zum Beispiel kam die Idee auf, erst dann Sims zu betrachten die mindestens sechs Monate alt sind. Eine sinnvolle Sache, aber in der schnellebigen Simwelt fühlen sich dann schon mal gleich viele Besitzer auf die Füße getreten.

Aber selbst wenn man all das noch gebacken bekommt, und dann solch ein Siegel anbietet inklusive natürlich auch regelmäßig wiederkehrenden Überprüfungen – wenn sich eine Sim ändert, muss man es ja auch aberkennen können – ist immer noch die einfache Frage: wieso sollte ein Simbesitzer das Siegel haben wollen? Was hat er davon? Der Ruf einer Sim richtet sich in erster Linie nach der Gruppe und dem RP, das sie betreibt. Ein Siegel selber ist da erst unter ferner liefen anzusiedeln, das interessiert erstmal keinen. Dazu kommt, dass wenn man sich kurz die Regeln einer Sim anschaut und auch das Bild, dass sich auf den Straßen findet, man schon alleine recht gut daraus ableiten kann, ob das nun mehr eine „goreanische“ Sim ist, die das Wort auch wirklich verdient oder eine der beliebten Ballersims. Wer nicht auf die Nase gefallen ist, der findet das doch recht flott heraus und zur Not fragt man jemanden mal, der sich mit der Sim auskennt.

Alles in allem wäre somit solch ein Siegel zwar etwas, womit man sich prima schmücken könnte, aber was würde es denn verbessern? Ich sehe da nichts. Die Leute würden weiterhin so spielen, wie sie meinen das Gor auszusehen hat und fertig. Ein Siegel würde daran nichts ändern, es würde wohl kaum einer seine Sim für das Erreichen eines solchen Siegels radikal umstellen wollen, sondern die Fragmentierung bliebe bestehen, wie sie ist. Die Leute, die man vielleicht damit hofft zu bekehren, die werden darauf pfeifen und die Leute, die es sofort abgreifen könnten, sind bekannt und tun es sowieso. Zudem sagt ja so ein Siegel alleine noch gar nicht über die Qualität des Rollenspiels an sich aus – nur über die akkurate Umsetzung bestenfalls.

Sicher erscheint die Idee verlockend, aber ich sehe bei den Deutschen dazu einfach nicht die Mentalität vorhanden, dass sie sich auf solch ein Siegel viel einbilden würden. Mir san mir und mir san uns genug, so wird es da wohl in der Praxis auch weiterhin aussehen und fertig.

Alles in allem also ist das eine recht simpel erscheinende Idee, deren Umsetzung nahezu unmöglich ist und ganz genau daher gibt es das bis heute noch nicht. Manche Leute spielen auch einfach lieber, als sich in ihrer knappen Freizeit einen großen Kopf um solche Bürokratismen machen zu müssen und genießen so ihre Zeit.