Gute Filme: der große Diktator

Charles Spencer Chaplin, besser bekannt unter dem Namen Charlie Chaplin mit Melone und Bambusstock, wurde am 16. April 1889 geboren. Vier Tage später kam Adolf Hitler in Braunau am Inn auf die Welt. Die Biographie beider Personen weist einige deutliche Parallelen auf, während Chaplin aber zum Komiker und Weltstar wurde, wurde Hitler zum Diktator des dritten Reichs. Beiden gemeinsam war der zu kleine Schnurrbart und sicher eine gegenseitige Abneigung.

1938 begann Chaplin mit den Planungen für einen Film, der sich um die Nazidiktatur drehen sollte und schonungslos als das entlarven, was sie ist: menchenverachtend, unberechenbar, gewalttätig und gefährlich. Der Film war für ihn eine Premiere, weil es sein erster Tonfilm überhaupt war, obwohl die Technologie schon seit ca. 1930 verfügbar war. Da 1938 in den USA viele noch sich bei Hitler anbiedern wollten, Hollywood inklusive, finanzierte Chaplin den Film komplett selbst, denn in der Form hätte das kein Studio übernommen oder ihm zu sehr verwässert. Chaplin spielte dabei in einer Doppelrolle einen namenlosen, jüdischen Friseur und den fiktiven Diktator Adenoid Hynkel unter dem Zeichen des Doppelkreuzes.

Die Handlung: ein kleiner, jüdischer Friseur (Chaplin) wird im ersten Weltkrieg dazu abkommandiert, die Kanone dicke Bertha abzufeuern. Sein Vorgesetzter Schultz bekommt angeblich kriegswichtige Informationen, die den Sieg bedeuten können und soll die ins Hauptquartier fliegen. Der jüdische Friseur fliegt mit Schultz mit, es kommt zu einem Unfall und der Friseur verliert sein Gedächtnis, weswegen er jahrelang in einer Anstalt leben musste und von den politischen Veränderungen in seinem Heimatland Tomania nichts mitbekam. Dabei rettete er aber Schultz das Leben.

In Tomanien schwang sich der rechte Diktator Adenoid Hynkel zum neuen Alleinherrscher auf, der die Juden in Ghettos nach Gutdünken drangsaliert und Einmarschpläne ins Nachbarland Osterlich hegt. Nachdem der Friseur, der Hynkel verblüffend ähnlich sieht, zurück in seinen Laden kommt, landet er unsanft in der neuen Wirklichkeit und erfährt es am eigenen Leib, was es nun bedeutet, ein Jude zu sein.

Hynkel will derweil einen Kredit bei einem reichen Juden bekommen, weil er nicht genug Geld für eine Invasion in Osterlich hat; daher behandeln seine Schergen die Juden einige Zeit lang relativ normal. Als das nicht klappt, ist es aber auch damit wieder vorbei. Es kommt dann zu einem Staatsbesuch von Benzino Napaloni (Mussolini), Diktator von Bakteria, den er beeindrucken will und dabei zu allerlei grotesken Szenen. Ebenfalls ihr Fett weg bekommen Goebbels als Propagandaminister Garbitsch (klingt stark nach garbage, also Müll) und Hermann Göring als Feldmarschall Herring

Am Vorabend des Einmarschs in Osterlich geht der Diktator auf Entenjagd und wird von seinen Leuten festgenommen, die ihn für den kleinen Friseur halten. Der kleine Friseur wiederum wird für Hynkel gehalten, bekommt eine neue Uniform und muss am Tag darauf – man hat gerade Osterlich annektiert – in der Hauptstadt dieses Landes eine Rede halten, und das tut er dann auch: eine flammende Rede des Menschen Chaplin an die Menschlichkeit.

Der Film ist nach wie vor sehr sehenswert und funktioniert trotz des Alters von 74 Jahren sehr gut. Premiere war im Herbst 1940, während der Dreharbeiten fand die Invasion in Polen und noch andere Sachen statt, von den Konzentrationslagern damals wusste noch niemand etwas.

Albert Speer bezeichnete einmal den Film als „die beste Dokumentation über das dritte Reich“, und nachweislich befand sich eine Kopie des Films auch in Hitlers Reichskanzlei und wurde dort zweimal im eigenen Kinosaal vorgeführt. Wem, das weiß keiner mehr.

Man benötigte 170 Drehtage für den Film, es war der letzte Film, in dem Chaplin als kleiner Tramp auftrat und sein erster Tonfilm, zudem wurde der Film sein kommerziell erfolgreichster überhaupt. Der Film enthält etliche lustige Slapstickszenen, aber auch einige klassische Szenen der Filmgeschichte überhaupt.

Zuerst einmal hier die Rede von Adenoid Hynkel; Chaplin bedient sich dabei eines sog. Grammelots, eine sinnlose Kunstsprache, die aber vertraut klingt.

Dann hier der Tanz des wahnsinnigen Diktators mit einer Weltkugel. Diese Weltkugel befand sich übrigens auch in der realen Reichskanzlei Hitlers und Chaplin war beim Dreh um die 50 Jahre alt.

Und hier dann noch die Abschlußrede des Friseurs an die Soldaten; viele sehen das als Stilbruch an, dies tut dem Film aber keinen Abbruch.

Der Film ist eindeutig einer der Klassiker der Filmgeschichte und nach wie vor die beste Satire auf das dritte Reich, zudem noch die beste zeitgenössische Satire und das alles gedreht, als die Wirren des zweiten Weltkriegs erst anfingen. Chaplin machte sich mit dem Film viele Feinde, die den Dreh nur zu gerne verhindert hätten und dies auch versuchten. Präsident Roosevelt selber aber ließ ihm ausrichten, er habe seine volle Unterstützung und er solle den Film unbedingt drehen.

Im dritten Reich war der Film natürlich verboten und nach dem zweiten Weltkrieg blieb er noch lange im Giftschrank. Die bundesdeutsche Uraufführung war im Jahre 1958 und in der DDR erst sogar 1980.

Gute Filme: 2001 – eine Odyssey im Weltraum

Heute fange ich etwas Neues an, nämlich eine lose Reihe von Filmen, die ich als besonders gut erachte und warum. Den Anfang macht der Science Fiction Klassiker „2001 – eine Odyssey im Weltraum“ vom amerikanischen Regisseurgott Stanley Kubrick.

Kubrick alleine ist schon ein Faszinosum an sich: ein US-Bürger, der aber später lieber in Europa lebte und die Fliegerei hasste wie die Pest. Wann immer es für Außenaufnahmen wie in Full Metal Jacket ging, suchte er sich lieber passende Drehorte in einer Umgebung, als an Originalschauplätze zu fliegen. Kubrick galt als Perfektionist, und einen eben solchen Ruf haben auch seine Filme inne. Innerhalb von 45 Jahren (1953 bis 1999) drehte er gerade einmal 13 Filme. Er konnte es sich also aussuchen, welche Filme er drehte.

1968 drehte er den Science Fiction Klassiker „2001 – eine Odyssey im Weltraum“, der auf einer Geschichte von Arthur C. Clarke  basierte. Dieser Film ist absolute „hard science fiction“, also steht im Einklang mit der Physik und vor allem der Weltraum wird vollkommen lautlos dargestellt, was sonst in kaum einem Film seitdem geschah. Ironischerweise ist die bekannteste Figur aus dem Film der intelligente Schiffscomputer HAL-9000, wobei HAL für „heuristischer Algorithmus“ gelten soll und nicht als Seitenhieb auf IBM. Nach wie vor ist dies einer der besten Science-Fiction-Filme aller Zeiten, wenn nicht gar nach wie vor der Beste.

Eines steht auf jeden Fall fest: der Film legte die Meßlatte für gute Science-Fiction-Filme gehörig nach oben und auch moderne Filme müssen sich nach wie vor an ihm messen lassen. Im Vergleich zu heutigen Filmen ist er sehr „träge“ geschnitten, Filmmusik wird nur sehr sparsam eingesetzt und auch sonst explodiert nichts.

Bekannt ist auch die Nutzung von Musik von Wagner für die Eröffnungssequenz sowie die Unterteilung des Films in Akte.

Die Handlung dabei ist in etwa diese: vor einigen Millionen Jahren, als es den Mensch in der Form noch nicht gab, erschien auf einmal auf der Erde einem Vorfahren der modernen Menschen ein schwarzer Monolith. Das affenähnliche Wesen hat auf einmal eine Eingebung, wie er einen Knochen als Werkzeug benutzen kann und sich so einen Vorteil gegenüber anderen Wettbewerbern verschaffen kann.

In der Moderne angekommen, der Mensch hat inzwischen den Weltraum erobert und auf dem Mond eine Basis errichtet, findet der moderne Mensch auf dem Mond einen weiteren, vergrabenen Monolithen dieser Art. Dieser Monolith ist der Erste, den die Menschheit entdeckt, und wegen der Beschaffenheit seiner Seitenlängen (Verhältnis 1:2.3) gibt es keinen Zweifel daran, dass es sich hierbei um ein von einer außerirdischen Intelligenz bearbeitetes Objekt handeln muss.

Als eine Mannschaft das Objekt untersucht, hört man ein Geräusch von dem Monolithen und darauf entdeckt man ein weiteres Objekt dieser Art in der Nähe des Planeten Jupiter. Um der Sache auf den Grund zu gehen, baut man mit einem Kilometer Länge das bisher größte Raumschiff der Geschichte, stattet es mit einer drehbaren Kuppel für künstliche Schwerkraft aus und schickt das auf die jahrelange Reise zum Jupiter. Mit an Bord ist eine kleine Mannschaft, von der die Mehrheit die Reise im Kryoschlaf verbringt, zwei Astronauten, die wach sind und das Schiff überwachen sowie den Supercomputer HAL-9000.

Anfangs verläuft die Reise problemlos, dann aber beginnt der Computer HAL-9000 sich komisch zu verhalten. Die Astronauten im Kryoschlaf bringt er um, indem er eine Fehlfunktion der Kryozellen herbeiführt und er täuscht eine Fehlfunktion der Sendeantenne vor, so dass beide bleibenden Astronauten diese reparieren wollen. Die beginnen allmählich, ihrem Computer zu mißtrauen und reden in einem Shuttle darüber, wie sie HAL abschalten können. Dummerweise gibt es überall seine Kameras und er kann Lippen lesen, also wusste er über deren Plan Bescheid und hat einen der beiden Astronauten dadurch umgebracht, indem er eine Luftschleuse öffnete.

Der einzig verbliebende, lebende Astronaut namens David Bowman machte sich in seinem Raumnanzug dann auf den mühsamen Weg zum Systemkern von HAL-9000 und zog eine Systemplatine nach der anderen heraus. HAL-9000 merkt, wie sein Bewußtsein schwindet und am Ende geht das rote Kameraauge überall aus.

Bowman, der am Ziel der Reise des Raumschiffs angelangt ist, steigt in ein Shuttle, um sich nun den Grund der Reise genauer anzusehen und wird in einen psychedlischen Lichtstrudel reingesogen. Am Ende erwacht er alleine in einer Art Hotel und legt sich dort zur Ruhe. Es gibt zwar Essen und Wasser, aber es ist nicht genießbar. Man sieht eine rapide Alterung von Bowman, am Ende stirbt er, kurz vor seinem Tod sieht man aber ein kleines Kind in einer Gebärmutter. Damit endet der Film.

Der Film ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zuerst einmal gibt er bis heute vor allem Rätsel auf, worum es eigentlich in ihm genau geht. Eine interessante Interpretation dabei ist, so finde ich, dass es sich hierbei darum handelt, wie der Mensch erst durch die Benutzung von Werkzeug zur dominierenden Spezies des Planeten aufsteigen konnte, und HAL-9000 im Raumschiff ist quasi das ultimative Werkzeug, aber am Ende den alten Vertrag mit dem Werkzeug HAL-9000 brechen musste, um überleben zu können.

Weiter wirkt HAL-9000 als Computer viel menschlicher als seine Besatzung. Und die Deutung dessen, was der Farbenrausch am Ende sollte, gab auch vielen Rätsel auf. In der darauffolgenden Geschichte schrieb Clarke, dass es sich dabei um einen Mechanismus handelte, der aus normalen Organismen unsterbliche Energiewesen machte.

Bei der Konzeptionierung aller Raumschiffe und der Mondbasen half die NASA mit. Es handelt sich dabei meist um Entwürfe der NASA und weniger durchgeknallte Ideen irgendwelcher Filmemacher.

Ich hatte schon verdammt lange nichts mehr über Unheilig…

…was nur bedeutet, dass es um die Gruppe in letzer Zeit recht still wurde und man auch dankenswerterweise im Radio weitestgehend vom Kommerzschmalz des Grafen verschont blieb.

Aber nun ist es wieder soweit: Unheilig ist zurückgekehrt! Und zwar will Unheilig nun in diesem Jahr zum Eurovision Song Contest (früher: Grandprix) nach Dänemark reisen, um da Deutschland zu vertreten. Angeblich hätten die Fans von Unheilig dafür gestimmt! Zunächst aber einmal müssen sie den Vorentscheid bestehen und gewinnen.

So, was sagt uns das? Abstimmungen im Netz sind nichts wert, da kann man immer dran drehen. Unheilig ist nun endgültig im Mainstream angekommen, wer sich dort bewirbt, der ist Mainstream. Entweder wollen sie das Geld, oder brauchen nur die Werbung. Wie auch immer.

Es zeigt nur, dass sich Unheilig von seiner ursprünglichen Fanbase so weit entfernt hat, wie es nur irgend geht, und zwischen den Beiden wird das auch nie mehr was im Leben werden. Damit sind sie zum Erfolg in der aktuellen Lage verdammt.

Und besser macht es deren pseudointellektuellen-schwülstigen Romanzkitschtexte auch nicht mehr, die sind wie Zuckerwatte: irgendwann hat man einfach den Kanal voll, denn zu viel Zucker tut nicht gut und Unheilig ist Musik gewordener Zucker.

Die Piraten – klarmachen zum Kentern!

Liebe Piraten,

eine Zeit lang war es ja wirklich schön mit euch. Ihr hattet tolle Ideen, die richtigen Ideale und wolltet viel in der Politik bewegen. Ihr habt frischen Wind in die verkrustete Politiklandschaft Deutschlands gebracht, es aus dem Stand sogar in viele Landesparlamente geschafft, Netzpolitik, das war euer Ding, Basisdemokratie, genau, Liquid Feedback und ihr wolltet alles besser, transparenter, schöner machen als der Rest der etablierten Parteien.

Eine Zeit lang ist euch das auch gelungen, und ihr hattet für eine junge, politische Kraft eine beachtenswerte Siegesserie in den Länderparlamenten gehabt. Eure Gründung jährt sich in diesem Jahr zum achten Mal, und von dem anfänglichen Schwung und Elan ist leider nicht mehr viel übrig geblieben.

Ihr habt leider bis heute nicht verstanden, dass die eigenen Vorstellungen und Ideen noch so gut sein können, wie es nur geht, solange man keine vorzeigbaren Köpfe hat, die diese medial gut präsentieren können, geht man irgendwann eben unter. Oder noch schlimmer, wenn man die falschen unvorzeigbaren Köpfe hat, die sich aber nur allzu gerne zeigen, dann macht einen der politische Gegner nur zu leicht fertig, wo es nur geht. Diesen unvorzeigbaren Kopf gab es leider bei euch und sein Name ist Johannes Ponader. Dieser Mann hat euch, eurer Partei und euren Ideen mehr geschadet, als euch lieb sein kann und ihr habt wahrscheinlich bis heute überhaupt nicht begriffen wie sehr, denn ansonsten hättet ihr den längst nicht solange in seinem Parteiamt machen lassen.

Ponader ist zwar inzwischen auch schon längere Zeit Geschichte, von der Delle aber, die er eurer Partei verpasst hat, habt ihr euch bis heute nicht erholt. Ein alter Spruch lautet „Hinfallen ist keine Schande, sondern gehört einfach zum Leben dazu, nicht danach Aufstehen dagegen schon“ – ihr seid hingefallen und seitdem nicht mehr richtig aufgestanden. Es ist euch in 2013 nicht gelungen, die bis dahin anhaltende Siegesserie fortzusetzen. Es gelang kaum noch ein Einzug in Länderparlamente und in den Bundestag erst recht nicht.

Und seitdem herrscht weitestgehende Funkstelle über euch in den Medien. Gut, bis auf das eine Interview nun vom Berliner Lauer in der TAZ vielleicht, aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Ihr seid nicht mehr die Neulinge, über deren Erfolge man sich erregt und an denen man sich reibt, denn Erfolge habt ihr schon seit einiger Zeit nicht mehr vorzuweisen. Ihr seid teilweise in den Parlamenten angekommen und seid damit Teil des Establishments geworden, gegen das ihr angetreten wart, und zeigt nun wie in Berlin massive Auflösungserscheinungen.

Und da muss ich schon einmal im achten Jahr eures Bestehens die Frage an euch stellen: war es das nun mit euch, oder schafft ihr es endlich mal, euch neu zu erfinden? Ihr habt einige Zeit lang wirklich den Politikbetrieb gehörig aufgemischt und neue Impulse rein gebracht, ihr habt Leute wieder zurück an die Wahlurnen gebracht und oder gar erstmals an die Urnen gebracht, die es sonst im Leben nicht mehr vorgehabt hätten. Das ist zweifelsohne euer Verdienst.

Aber das alleine ist auf Dauer zu wenig; wo sind eure Köpfe, wo sind eure Visionen, wo eure Pläne, eure Ziele für 2014 und darüber hinaus? Wenn man heute noch über die Piraten etwas liest, dann hat man das Gefühl, es mit einer im Dämmerschlaf dahin vegetierenden Partei zu tun zu haben, die in der Realität angekommen ist und nun langsam, aber friedlich den Weg aus den Parlamenten antritt. Eine Partei ohne Elan, ohne große Vision und völlig ohne jede Hoffnung auf die Zukunft. Und solche Parteien hören einfach irgendwann von selber zu existieren auf, puff – weg sind sie.

Ich bin mir nun sicher, ihr werdet auch euren zehnten Geburtstag noch erleben, aber wenn ihr so weiter macht, dann halte ich es für fraglich, dass es euch in fünf Jahren von jetzt an als politische Kraft, die etwas bewegen kann, noch gibt.

Ihr wart eine nette Idee, aber wenn ihr jetzt nicht zeigen wollt, dass ihr mehr seid als das und vor allem auch liefern könnt, dann ist euer Kentern verdient und gerechtfertigt. So ist das eben in einer Demokratie, man muss sich bei jeder Wahl um die Stimme des Wählers neu bemühen und bewerben, und eure Anstrengungen sind da inzwischen sehr gering. Denn eine Partei, die sich hauptsächlich nur noch um sich selber dreht, braucht letzten Endes keiner.

Denkt einmal darüber nach.

Mit freundlichen Grüßen,

ein Demokrat und Wähler

PS: solange die Piraten in den Medien nur noch durch Aktionen wie den Streik vor kurzem auf sich aufmerksam machen, diese den Prozess des Niedergangs dokumentieren und ihr nicht mehr mit Sachthemen darin präsent sein, wird das auch nichts mehr werden.

Back to the future

Fraglos ist das Parlament als ‚Legislative‘ und als Körperschaft, in der Volksinteressen gesetzgeberisch Ausdruck finden sollten, gegenüber der ‚Exekutive‘ bis zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken. Es ist nicht mehr in der Lage, selbständig Entscheidungen zu treffen, da es als Ganzes nicht mehr an den konkreten Vorbereitungen der Gesetze und an der Aufarbeitung des Materials beteiligt wird.

Auch im Parlament bilden sich oligarchische Zentren, die den größten Teil der Abgeordneten aus dem engeren Informationskreis ausschließen und so den Eintritt in den eigentlichen Entscheidungsmechanismus verwehren. …

Überall in der westlichen Welt kann – hinter der Fassade verfassungsmäßig ausgewogener Gewalten- und Kompetenztrennungen – eine weitgehende Symbiose der Parlamentsführung mit den Spitzen des Exekutivapparates beobachtet werden… Der ‚harte Kern‘ des Parlaments wird jedoch nicht entmachtet. Nicht alle Entscheidungen werden ‚anderswo‘ getroffen, da ein Teil der entscheidenden Gruppen wenn nicht als Parlament, so doch im Parlament wirkt. …

Und genau das ist für eine erfolgreiche Herrschaftsmethode unerlässlich: dass ein Teil der politischen und gesellschaftlichen Oligarchien sichtbar im Parlament tätig (also dem Schein nach öffentlich kontrollierbar), sichtbar vom Volke gewählt (damit zum Herrschaftsakt demokratisch legitimiert) und sichtbar Träger von Macht (und in der Lage, moralisch verpflichtende Wählerwünsche durchzusetzen) ist.

Wäre dem anders, würde die Bevölkerung sich gar nicht auf das parlamentarische Spiel einlassen, und sie würde die Wahlen nicht mehr als den wesentlichen Ausdruck ihrer politischen Freiheit betrachten. Mit einem Wort: erst die Präsenz der Macht im Parlament (und nicht etwa: die Macht des Parlaments) ermöglicht die Erfüllung der Aufgaben, die ihm als Organ (als Ganzem) zukommen.

Johannes Agnoli: Die Transformation der Demokratie  (1967)

Ach diese bösen Schweizer…

Wat sind wir Deutsche nun darüber empört, ja EMPÖRT!, dass die Schweizer mit uns Deutschen verfahren wollen wie die Deutschen sonst gerne mit Leuten aus Rumänien&Co. verfahren würden. Ha ha und ha.

Im Grunde will die Initiative das, was Deutschland auch gerne hätte, aber sich bisher zu schade ist, das wirklich zu praktizieren: eine gelenkte Zuwanderung. Nicht mehr und nicht weniger. Das macht das Land weder per se ausländerfeindlich, überhaupt sollte da Deutschland bei sowas lieber schön ruhig sein (man schaue sich nur mal die Kampagne gegen Griechenland im Stürmer v2, also der BLÖD an), noch sonst was. Das Volk hat entschieden und da soll man nun mal nicht so einen Bohau darüber machen.

Interessanter als das, was in der Schweiz passiert, ist für mich gerade die Frage, was man bei uns politisch vertuschen will und deswegen lässt man das gerade so hoch kochen. Irgendwelche Ideen außer den neuen Stromtrassen?

Das ist der Forenblues, jaja der Forenblues…

Wenn die alten Hasen eines Forums mehrheitlich über dessen Niedergang lamentieren, dann sollte man als Betreiber hellhörig werden – dann da ist meistens etwas dran. Ich meine damit nun nicht Slinfo, das sowieso schon auch freundlich gesinnt nur noch als kaputt und nicht mehr sanierungsfähig zu bezeichnen ist (den Betreiber interessiert meiner Meinung nach sein Forum nicht mehr wirklich und ein Forum, in dem die Hälfte der Diskussionen inzwischen von einem Moderator angestoßen wird ist alles, nur nicht mehr auf der richtigen Bahn), es hat nun Avameet erwischt.

K2 Loon hat Mitte Dezember dazu einen Beitrag verfasst und seitdem erntete sie viel Zustimmung. Der Umbau von Slinside zur sozialen Plattform für virtuelle Welten namens Avameet war ein großer Aufwand, man konnte die bestehende Community nicht wirklich mitnehmen und nun ist sie tot. Wo sind denn beispielsweise eine Emilie Ceawlin oder eine Megan Merlin geblieben, die dort früher immer für viel Stimmung sorgten? Oder man muss sich nur mal ansehen, was mit Maddy passierte, dass der letzten Endes lieber für seine eigenen Berichte ein Blog aufmachte.

Nun ist es nicht so, als wäre man bei Avameet nicht lernfähig und schon vor Monaten hatte Silvio Interflug angekündigt, dass er Avameet wieder mehr zu einem Forum umbauen wolle. So etwas braucht aber eben Zeit und genaue Termine sind bis heute dafür unbekannt, auch, in welche Richtung es genau denn gehen soll.

Das ist schade, denn Avameet ist von den großen deutschen Second Life Foren noch das Einzige, das einigermaßen von der Community her wirklich gut funktioniert. Und die diversen Kleinforen wie das Zweite Leben oder Fairforum sind schon seit Jahren dicht, das Second Forum ist nichts mehr als eine leere Hülle, Sl-Inside hat noch nicht so richtig den Take-Off erlebt.

Die Folge ist, das nun viele eben – wenn sie es denn können – dorthin abwandern, wo die Musik spielt und ihnen die Forensoftware nicht im Weg ist, sondern funktioniert. Damit ist Sluniverse.com gemeint. Das ist eben auf Englisch, die Community ist aber groß genug und vor allem erwachsen, dass es funktioniert.

Nun ist das auch nichts grundlegend Neues, sondern eine Entwicklung der letzten Jahre. Zunächst einmal ist ja die Entwicklung eines Forums an das Thema gekoppelt, um welches es sich dreht. Gibt es weniger Deutsche in Second Life? Sicher, aber wohl noch genügend, um ein lebendiges Forum unterhalten zu können. Also ist die wichtigere Frage: wie schafft man es, an diese Leute zu kommen, sie in sein Forum zu holen und zu integrieren? Das ist eben der Knackpunkt, an dem alle großen Foren inzwischen scheitern.

Denn auch in einem großen Forum gibt es natürlich eine stetige Fluktuation der Leser, und wenn man es nicht schaffen sollte, einen steten Zustrom an Neulingen zu bekommen und zu integrieren, dann wird es eben irgendwann sehr, sehr still in diesem Forum. Und genau so ist es eben gekommen.

Die wirklichen Neulinge kriegt man nunmal nur in world. Da mag auch der Wegfall der Community Hubs eine Rolle spielen, aber wenn man sich die In World Präsenz der großen Foren und deren Aktivitäten im Vergleich zu früher anschaut, dann sieht es da auch wohlwollend betrachtet inzwischen eher mau aus. Da aber Nachwuchs nicht nur von alleine kommt, sondern man etwas dafür tun muss und hier nicht mehr genügend dafür getan wird, bleibt er eben mit den bekannten Folgen aus.

Eine einfache Lösung für das Problem gibt es leider nicht. Da hilft nur letzten Endes wieder verstärkt auf seine Community hören, und versuchen soweit das geht dies umzusetzen sowie Nachwuchsarbeit zu betreiben. Alles andere sind nur irgendwelche netten Ideen, aber auch nicht mehr. Und im Grunde wäre es der Aufbau einer völlig neuen Community, das braucht Zeit und langem Atem. Ob so etwas innerhalb der deutschen Commmunity möglich ist, die kritische Masse zu erreichen? Vermutlich, sicherlich wird es da niemals so voll werden wie in Slinfo zu seiner Primetime, aber das liegt einfach daran, dass eben viele nicht mehr Second Life nutzen.

Weiter kommt eben dazu, dass man einfach viele Themen inzwischen ausdiskutiert hat im Gegensatz zu früher und daher da keiner weiteren Diskussionen mehr Bedarf, wie beispielsweise welchen Viewer gibt es, welchen sollte ich benutzen und was weiß ich noch.

So ist das Leben; Second Life verändert sich und die Foren ebenfalls.

Manche Leute…

Ich habe vor einiger Zeit jemand Neues in Second Life kennen gehabt, das kommt vor, ist weder besonders originell noch was großartig Neues. Diese Person allerdings hatte es geschafft, mich nach über sieben Jahren mit Second Life auf dem Buckel zu verblüffen.

Das kam so: ich hatte einen etwas ungewöhnlich klingenden Displaynamen gehabt und bekam per IM die Mitteilung, was das für ein komischer Name sei, das sei ja nicht meiner. Das gab ich zu, weil es offenkundig war und gab zurück, der Name Hörmine von Dreubenstein (frei erfunden und absolut keine Namensähnlichkeit zum Avatar vorhanden) sei ja auch garantiert nicht ihr Name.

Ja, und dann wurde es interessant, weil aus einer harmlosen Unterhaltung im freundschaftlichen Plauderton wurde auf einmal irgend etwas anderes, weil ich dann von ihr zu hören bekam, dass das auch wohl nie jemand erfahren würde, und wenn doch, dann hätte ich eine Klage am Hals hängen. Alle Wetter, ich dachte da zuerst, ich hätte mich da verhört und fragte zaghaft mit „Mh?“ noch einmal kurz nach, wie sie das nun genau meint, da kam nur ein kurz angebundenes „Glaubst du mir nicht, oder?“ zurück. Damit meinte sie das absolut ernst.

Darauf gab es von mir nur die in meinen Augen einzig richtige Handlung, nämlich Stummschaltung mit dem Hinweis, dass ich auf solchen Mist in Second Life absolut keinen Lust habe und das einfach ein Unding ist, mal eben so völlig unvermittelt Leuten in Second Life mit irgendwelchen rechtlichen Konsequenzen zu drohen. Und tschüss.

Bei so etwas frage ich mich dann schon echt: was soll das? Was geht in den Köpfen solcher Leute vor sich? Wissen die da überhaupt eigentlich, was sie von sich geben? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur eines: in solchen Sachen bin ich inzwischen recht radikal gestrickt und kappe dann sehr schnell den Kontakt, denn so etwas muss sich nun wirklich keiner gefallen lassen. Ich kann nur vermuten, was da schief läuft, höchstwahrscheinlich ist da keine richtige Trennung zwischen Second Life und Real Life vorhanden. Denn sonst macht so etwas wenig Sinn.

Wenn der Schwanz mit dem Hund wedeln will

Maria Korolov, ihres Zeichens begeisterte Jubelperserin für Opensimulator und rasende Boulevardjournalistin, hat mal wieder letzten Sonntag zugeschlagen; in einem offenen Brief an den Vorstand von Linden Lab legt sie ihre Ideen vor, wie sich Linden Lab als Unternehmen weiter entwickeln könnte.

Ihre Kernidee dabei ist, dass sich doch Linden Lab bitte gefälligst gegenüber Opensim öffnen solle. Land sei zu teuer und Opensim billig, wieso also verkaufe Linden Lab nicht auch Opensims als Anbieter, öffne seinen Assetstore für Opensim und würde man so endlich Opensim zu der Anerkennung verhelfen, die es verdiene?

Das Ganze leidet dermaßen an Realitätsverzerrung, dass es schon wieder interessant ist. Im Grunde ist der offene Brief von Korolov nichts anderes als ihr Eingeständnis, dass Opensim in der Masse gescheitert ist, man neidisch auf den Assetstore von Second Life ist und den endlich auch in Opensim zur Verfügung haben möchte, wo doch Copybotviewer so langsam uninteressant werden mal böse gesagt.

Genau das und nichts anderes bringt sie als Nachricht nämlich rüber; wäre ich Linden Lab, dann würde ich von dem, was Korolov sich vorstellt, genau das tun: nichts. Einfach sterben lassen und das „Problem“ erledigt sich von alleine.