Role play

Buchnahes Rollenspiel oder BtB

BtB, Englisch die Abkürzung für „by the books“ also auf Deutsch übersetzt „nach den Büchern“ ist ja ein Schlagwort das in Bezug auf Gor immer wieder gerne gebraucht wird. Manche sagen auch es sei ein Schimpfwort.

Eigentlich steht es für eine Selbstverständlichkeit: man sollte normal, wenn man ein Rollenspiel egal welchen Settings zelebriert, sich an die Gegebenheiten des Rollenspiels halten, also an den Rahmen dem einen der Autor oder die Autoren vorgibt. Wenn man zum Beispiel im Herr der Ringe anfangen würde Phaser aus Star Trek einzuführen, dann wäre das dem Flair dieses Rollenspiels sicherlich nicht wirklich denkbar. Normalerweise gibt es im Herr der Ringe und ähnlichen Rollenspielen aber auch recht wenig Diskussion darüber, was nun buchnah ist und was nicht.

Anders da Gor, die Rollenspieler dieses Settings sind extrem leidensfähig oder diskussionsfreudig, auf jeden Fall gibt es kaum ein Setting in welchem verbissener darüber diskutiert wird, was denn nun eigentlich im Rahmen des Rollenspiels noch erlaubt ist und was nicht. Das Norman sich bei sehr vielen Erdkulturen für seinen fiktiven Planeten bediente, macht die Sache nicht gerade einfacher, ebenso wenig dass es auf Gor im Prinzip von mittelalterlicher Technik bis hin zu Alien High Tech alles gibt, was man sich denken kann – nur nicht für jedermann verfügbar. Bei manchen gehen auch die Gäule durch, wenn sie anfangen über BtB zu diskutieren und sie streiten darüber verbissener als mit dem Finanzamt über ihre Einkommenssteuererklärung .Da der Begriff nicht genormt ist, definiert es zudem jeder für sich selbst.

Nun ist aber die Frage, mit welchem Ansatz nähere ich mich dem buchnahen Spiel? Wer buchnahes Spiel betreibt, der wird früher oder später mehr als oft der Spezies Mensch begegnen, für die Normans Romane Gottes Wort ist, sein Wort ist Gesetz und daneben gibt es nichts. Dass der von seinen Fans dazu erkorene Gott sich selber im Lauf der über 40 Jahre, in denen alle bisherige 29 Bände entstanden sind, teilweise selber widerspricht, unlogisch ist oder gewisse Sachen nicht zu Ende gedacht hat, was soll’s. Man gebe dem buchnahen Fundi – und solche Leute gibt es durchaus – Normans 29 Bände als Ebook in den Kindle, und derart bewaffnet werden sie alles nach Lust und Laune beweisen oder widerlegen können, denn es stehet ja geschrieben und ob man die Zitate dann aus dem Kontext reißt ist auch wurscht… also das ist in Wirklichkeit sicherlich nicht der beste Ansatz, denn aus irgendwelchen Beobachtungen alleine zieht man noch nicht automatisch die richtigen Schlüsse.

Es gibt da den alten Witz vom Jesuiten, der einen Floh untersucht, der trifft es ganz gut:

Ein Jesuit untersucht Flöhe.
Ein Floh sitzt vor ihm auf den Tisch. Er ruft: „Spring!“
Der Floh springt.
Der Jesuit reisst dem Floh die Hinterbeine aus, setzt ihn auf den Tisch und ruft wieder: „Spring!“
Der Floh springt nicht.
Darauf notiert der Jesuit in sein Protokollheft: „So man einem Floh die Hinterbeine ausreisst, schlägt ihn Gott mit Taubheit.“

Das bedeutet, wenn man sich schon um buchnahes Spiel bemüht, ist es zuerst einmal wichtig, die Grundlagen des jeweiligen Settings verstanden zu haben. Darüber hinaus dann noch für die Flora, Fauna, lokale Gegebenheiten, Gesellschaftsordnung und dergleichen und man hat schon viel erreicht. Da kann es natürlich bei Gor sicherlich mal nicht schaden, eines der Bücher einfach wirklich gelesen zu haben – die Stellen danach nach Belieben rauf und runter predigen muss man dennoch noch lange nicht. Außerdem gibt es genügend intelligente Zeitgenossen, die das netterweise schon vor einem getan haben, womit dazu noch die Zeit verplempern, wenn man denn auch spielen kann…

Ein weiteres Problem im buchnahen Spiel ist, dass natürlich längst nicht alles beschrieben sein muss, was es so gibt. Also auf Gor leben Menschen, wenn aber nicht beschrieben wäre, wie mal einer pinkelt, kann man noch lange nicht draus folgern, dass alle den Urin nur noch ausschwitzen.

Ich unterscheide daher mindestens, wenn es um buchnah geht, folgende Sachverhalte:

  • buchnah: das wurde so in den Büchern wirklich erwähnt und ist damit belegt,
  • plausibel und stimmig: das wurde zwar in den Büchern nicht explizit erwähnt, muss aber vorkommen sowie
  • plausibel und nicht stimmig: das könnte es zwar geben, wäre aber unwahrscheinlich (z.B. ein Priesterkönig verleiht öffentlich jemandem einem Medaille) und macht so keinen Sinn sowie
  • das Reich der eigenen Erfindungen, Mythen und Legenden: so ein Käse wie z.B. Kurii, die menschliche Frauen schwängern.

Es gibt einfach gewisse Sachen, die wird man im RP oder auch speziell SL-Gor nie wirklich hinbekommen, so ist dank Teleport ja z.B. jede Sim nur ein paar Sekunden entfernt, es gibt keine Raum-Zeit-Konvergenz und andere Sachen. Man wird immer gewisse Kompromisse eingehen müssen.

Nun ist es so, dass es durchaus buchnahe Fundamentalisten gibt, die nichts besseres zu tun haben, als das Spiel ständig nur an den Büchern neu justieren, dabei die Lebensfreude einer Betonwand versprühen und einfach durch und durch öde wirken. Sie halten sich für die Allerbesten, Allertollsten, manche blicken zu ihnen hinauf, aber in Wirklichkeit sind sie meistens nur ideenlos und fade. Sie vergessen nämlich über all ihrem Streben nach Perfektion den Spaß am Spiel.

Dann gibt es auch die Leute, die das Gegenteil sind, und meinen anhand der Bücher jede Spielweise belegen zu können. Ein Beispiel für so etwas ist die eine Stelle wo behauptet wird, es gäbe keinen Grund für eine Frau nicht als Söldnerin zu arbeiten. Damit hat es sich dann aber auch schon mit dem Zitat, einige Seiten später landet sie im Collar und mindestens 10000 Seiten Text drehen sich um die Herrschaft des Mannes auf Gor und wie Männer kämpfen und keine Frauen. Da kann man sich ja heraussuchen, wie relevant diese Stelle in Wirklichkeit ist – sie dient bestenfalls nur als schlechtes Beispiel und das war’s auch.

Ansonsten ist das Hauptproblem, wenn wir das Reich der Mythen und Legenden mal fortlassen, das Spannungsfeld „plausibel und stimmig“ mit „plausibel und unstimmig“, denn hier kann man viel verwässern und Zeug einführen, was dem Spiel nicht wirklich dient.

Besser ist es, man arbeitet mit wirklich klaren, simplen Rollen die sich im Laufe der Zeit stringent entwickeln und damit hat man meistens sehr seine Freude, wenn sich so eine Rolle entwickelt, als wenn man einen schizophrenen Rarius mit Achillessehnenriss und Meniskusproblemen konzipiert, der zudem noch eine Arachnophobie hat und gerne einen über den Durst trinkt.

Buchnah selber wird dabei von vielen überbewertet, als Gütesiegel taugt es auch nicht wirklich, es ist vielmehr ein Anspruch, den man bestenfalls an sich selbst und andere erheben kann, ob man es dabei auch erreicht oder nicht steht auf einem anderen Blatt und ist gar nicht mal so wichtig, solange sich alle über die wesentlichen Grundsätze und Bedingungen des gemeinsamen Zusammenspiels einig sind. Die Hauptsache ist schließlich immer noch der Spaß am Spiel.

Das doppelte Asperiche

Heute tickerte in GaD folgende Meldung durch den Kanal:

Tal,

in einer Woche sind wir IC.

Insel Asperiche hat das Terraforming fertig und Häuser aufgestellt. Die Sim ist 100% RP als Safe Zone ohne Meter.

Stadt Schendi ist full Prim. Erste Häuser  stehen. Diese Sim ist full Combat mit (GM) Zwang.

Ihr braucht die Gruppe „Schendi Urwald“ um auf den Bauplatz zu kommen.

Wie immer kann man bei uns nichts mieten aber werden in Schendi Urwald ein Spielerlimit haben um den Wildwuchs von 2010 in der Landgruppe zu verhindern.

Also Schendi kommt wieder, das ist das Eine. Interessanter aber ist es, dass es auf einmal zwei Asperiches zu geben scheint. Das eine, das an Lydius so bald als möglich andocken wird und dieses Neue, wer auch immer da spielen mag.

Aber mal ehrlich: kann man das Kind nicht wenigstens anders nennen, sofern die Meldung zutreffend ist?

Zur Klarstellung: das ursprüngliche Asperiche ist damit nicht gemeint, das wird wie geplant den Verbund mit Lydius eingehen und fertig.

Das Bild der freien Frau auf Gor

Anbei einige Gedanken von mir zum Thema „Freie Frauen auf Gor“, um deren Rahmen einmal grob abzustecken und ihre Stellung zu verdeutlichen. Bei den Zitaten und Fallbeipielen gilt aber auch wie immer, dass es auf die jeweilige Situation und Region auf Gor ankommt. Ich beschreibe hier das Bild im normalen „Mittelgor“, also wie es in Ar sein könnte.

Fangen wir mit einem Zitat an, das die Stellung der freien Frau in der goreanischen Gesellschaft besonders gut ausdrückt:

„Es gibt zum Beispiel, keine höher stehende Person, niemand der mehr respektiert wird als die goreanische freie Frau.“

Das drückt ganz gut die Wertschätzung aus, die ihnen normal von Seiten der Männern gegeben wird. Freie Frauen sind zunächst genau mal eines: nämlich frei. Damit sind sie den Männern ziemlich innerhalb der Gesellschaft fast gleichgestellt, aber es gibt auch einige Unterschiede. So gibt es einige Kasten, in die sie nicht eintreten können (z.B. Initiaten, vermutlich die Assassinen) und sie unterliegen auch besonderen gesellschaftlichen Konventionen bezüglich ihrer Kleidung und Verhalten.

Einer freien Frau ist es erlaubt, ihren Körper nach ihrem Belieben zu verhüllen, damit unterscheidet sie sich von der Sklavin. Die Roben der Verhüllung mit dem dazugehörigen Schleier sind auf Gor keine Strafe, sondern – ganz wichtig – ein Privileg der freien Frauen, es unterscheidet sie von den Sklavinnen und ist sichtbares Zeichen ihres Status als Freie. Schon alleine deshalb wird das jede freie Frau mit Freuden tun, sie will ja nicht in der Öffentlichkeit als Sklavin angesehen werden Je höher sie in der Gesellschaft steht, desto kunstfertiger die Roben und auch sicher mehr Schleier wird sie übereinander tragen. Sicherlich wird sie auch nicht das Parfum einer Sklavin nutzen noch deren Schmuck freiwillig tragen wollen.

Ganz wichtig ist dabei ein fundamentaler Grundsatz, den man sich vor Augen halten muss und den viele im RP gerne vergessen bzw. ausblenden: freie Frauen bewegen sich normalerweise relativ gefahrlos nur in dem gesellschaftlichen Rahmen, den ihnen die Männer zugestehen. Der Knackpunkt dabei ist, und man kann es nicht genug betonen: den ihnen die Männer zugestehen! Diese simple Tatsache vergessen im RP leider nämlich sehr, sehr viele!

Übertreten freie Frauen diesen Rahmen, sei es bewusst oder unbewusst, dann müssen sie die Folgen tragen, denn Gor wird von Männern beherrscht, es ist ein Patriarchat. Manche freie Frau aber ist innerhalb dieser Grenzen sehr dreist und nutzt diesen Rahmen stark für sich aus. Aber jede freie Frau ist sich normalerweise dieser grundlegenden Tatsache stark bewusst und handelt entsprechend!

Dazu kommt, dass freie Frauen ja nach Normans Lesart jedem Manne körperlich normal haushoch unterlegen sind. Sie wissen natürlich auch darum und werden sich entsprechend zu verhalten wissen. Freie Frauen tragen häufig einen Dolch und vergiftete Haarnadeln zur Selbstverteidigung. Ein Mann weiß ob der Tatsache, dass eine freie Frau mehrere Waffen versteckt am Körper tragen kann, so gleicht sie nämlich den körperlichen Vorteil des Mannes ihr gegenüber wieder aus. Männer selber dürften Giftwaffen eher als unehrenhaft ansehen und weitestgehend für sich selber im Gebrauch ablehnen. Mehr erfahren

Wider den Counterstrike-Mythos

Counter Strike - ein oft mißverstandenes Teamspiel.

Es muss einfach mal gesagt werden: Counterstrike als Spiel ist um Längen gehaltvoller und fordernder als CM-Kampf mit Schwert und Bogen auf Gor in SL.

So, nun steinigt mich, aber das ist die reine Wahrheit, Counterstrike als Schimpfwort taugt einfach nicht, eigentlich müsste Gor-Combat als Schimpfwort gebraucht werden.

Wer das nicht glauben mag, der hat noch nie wirklich Counterstrike gespielt und weiß nicht, worum es in Counterstrike geht. Also hier kommt nun Bartis kleine Counterstrike-Intro.

Was ist Counterstrike?

Counterstrike (auf Deutsch also Gegenschlag) ist ein rundenbasierter, teamorientierter Egoshooter in dem sich der Spieler einer der beiden Fraktionen (Terroristen oder Antiterror-Einheit) anschließt und dabei innerhalb eines gewissen Zeitraums (oft maximal fünf Minuten) ein gewisses Ziel erreichen muss. Das klingt einfach, ist es aber nicht.

Counterstrike basiert dabei auf verschiedenen Karten, Maps genannt. Jede Map enthält ein anderes Szenario. Ein Szenario kann z.B. sein, dass man innerhalb von fünf Minuten als Terrorist die Geiseln bewachen muss und dafür sorgen muss, dass sie gefangen bleiben – der Auftrag der Antiterroreinheit ist dementsprechend, die Geiseln innerhalb der Zeit zu befreien. Ein anderes Szenario und damit andere Map ist zum Beispiel, dass man auf einer Map als Terrorist an drei Orten nach und nach Bomben legen muss – der Auftrag der Antiterror-Einheit ist dementsprechend, die Terroristen entweder daran zu hindern oder die Bomben vor Ablauf der Zeit zu finden und entschärfen. Auf anderen Maps kann der Auftrag auch simpel dergestalt sein, dass man alle Mitglieder der anderen Fraktion ausschalten – also töten – muss.

Nun ist Counterstrike rundenbasiert und teambasiert. Teambasiert bedeutet, dass man nur wirklich dann einen Vorteil hat, wenn man als Team auch zusammenarbeitet und sich ergänzt. Der Einsatz von Voice (wie z.B. Teamspeak) ist ein gängiges Mittel dabei, sich als Team zu koordinieren und warum auch nicht, beide Mannschaften haben eben Sprechfunk und fertig. Das ist logisch erklärt und kein Problem.

Ein wesentliches Merkmal von Counterstrike-Runden ist dabei, dass wer tot ist für den Rest der Runde auch tot bleibt. Das bedeutet er kann nicht mehr ins Spiel eingreifen, sondern nur noch als „Geist“ beobachten, wie der Rest miteinander spielt. Beim Beginn der nächsten Runde ist er dann wieder mit von der Partie.

Die Waffen in Counterstrike sind moderne Schusswaffen (Sturmgewehre, Pistolen, Maschinenpistolen, Scharfschützengewehre, Nahkampfwaffen wie Messer), die man nicht alle am Anfang zur Verfügung hat, sondern sich teilweise erst kaufen muss. Geld bekommt man leistungsabhängig nach Ablauf einer Runde ausgezahlt und hat am Anfang einer Runde kurz Zeit, sich auszurüsten. Waffen benutzen auch Munition, die Geld kostet, man kann sich ebenso Körperpanzerung kaufen und Waffen müssen auch mal nachgeladen werden. Nachladen kostet, wen wundert es, dabei auch ein wenig Zeit.

All das bedeutet, dass man zwar nach Rambo-Manier – also „Ich bin unverwandbar und mähe alles alleine platt!“ – losziehen kann, aber damit nicht wirklich viel gewinnt, denn man wäre schnell erledigt. Man muss lernen, wirklich als Team zusammen zu arbeiten, einer macht meinetwegen mit dem Scharfschützengewehr Leute aus dem Hintergrund platt, während drei im Nahkampf unterwegs sind und das Feld aufmischen – sonst geht man unter.

Also alles in allem ein kurzes, knackiges und auch intelligentes Spielerlebnis, wenn man es richtig zu meistern weiß. Combat in SL-Gor ist dagegen dümmlicher zu bewerten und schon fast fade, ach ja und Lag ist in Counterstrike auch viel weniger das Problem als in SL, da die Karten ja vorgefertigt samt allen Texturen lokal auf dem Rechner liegen.

Counterstrike wird regelmäßig von Millionen Menschen gespielt, manche nennen es auch einen Esport, es gibt regelrechte Ligen samt Turnieren, in dem diverse Mannschaften – genannt Clans, meist in der Größe von 4-6 Leuten – gegeneinander antreten. Manche Spieler sind dabei so geschickt, dass sie je nach Können sogar vom Sport dabei ganz gut leben können.

Kurz und gut: wer Counterstrike als Schimpfwort gebraucht, der zeigt vor allem nur eines überdeutlich, nämlich dass er von Counterstrike absolut keine Ahnung hat.

Eine Premiere: ich als Richter

Gestern gab es für mich eine Premiere: ich arbeitete in meiner langen Laufbahn das erste Mal als Richter und urteilte in einem Prozess, den ich selber anzettelte. Der Hintergrund liegt nun etwa fünf Tage zurück und es ging dabei um einen Streit zwischen zwei Freien – eine Frau und ein Mann – der damit endete, dass der Mann die Frau eben mal so versklavte weil sie ihm vorher Saft ins Gesicht schüttete. Also so nicht dachte ich mir damals, und wenn man schon den Richterposten seit knapp einer Woche auf einmal innehat, kann man da doch sicher etwas daraus machen. Es war für mich eine Steilvorlage, die ich so nicht ungenutzt an mir vorüberziehen lassen wollte.

Gesagt, getan, als ich an dem Tag des Vorfalls davon erfuhr, schnappte ich mir erst einmal einige Mannen und befreite die Frau aus ihrer misslichen Lage und legte gleich nach kurzer Absprache den Termin für die Verhandlung fest: Montag, 21.03.2011 um 20:00 Uhr. In der Zwischenzeit hörte ich im Vorfeld dann noch alleine eine Zeugin des Zwischenfalls, um mir ein Bild über die genaueren Umstände des Vorfalls zu verschaffen.

Nun ist ja Prozess-RP auf Gor so eine Sache, und die Meinungen darüber gingen weit auseinander, wie denn nun so ein Prozess auszusehen habe. Ich selber informierte mich dann in der Schreibergruppe, las noch einige Notecards der „Gorean Legal Academy“ durch und es passte alles doch sehr in mein Bild von einem Prozess, wie ich es schon sowieso vorher hatte. Das Bild, das dabei entstand, war kurz und knapp: es gibt mindestens vier konkurrierende Rechtssysteme (Recht der Initiaten, Stadtrecht, Kastenkodex, Handelsrecht), wobei das Stadtrecht durchaus z.B. das Kastenrecht brechen kann. Für die Rechtspflege/sprechung sind auf Gor die sog. Magistraten zuständig, diese hören sich normal alle Seiten an, überlegen dann wie es vor dem Spiegel der Gesetze steht und fällen dann nach aller Abwägung ein Urteil. Das Urteil ist dann normal auch sofort zu vollstrecken und endgültig, es gibt keinen weiteren Rechtsweg mit Berufung, Revision und dergleichen mehr, auch keine Befangenheit des Richters und ähnliche Konzepte. Auch überlegte ich mir im Vorfeld schon in groben Zügen ein mögliches Urteil mit dem Ziel, dass man aus diversen Gründen beide Seiten mehr oder weniger gleichermaßen abwatscht.

Zuerst war ich dann in Second Life auf der Suche nach einer Halsgeige für zwei Avatare gewesen, um sie da reinzustecken, fand aber nichts, der Alternativplan war ein paar Handschellen, um sie aneinanderzuketten, aber auch da wurde ich nicht fündig.

Der Prozess selber begann dann pünktlich (!) gestern um 20:00 Uhr, es waren alle wirklich erschienen und dauerte keine zwei Stunden. Alle waren sehr diszipliniert bei der Sache, es gab kaum störende Emotes dazwischen, so dass man dem Chat gut folgen konnte. Es gab während des Verlaufs auch keine großen Überraschungen, alle Erzählungen stimmten gut miteinander überein und ich unterbrach dann den Prozess für 10 Minuten, um das Urteil zu formulieren und zu fällen.

Das Urteil im Namen des Heimsteins – in wessen Namen sollte man es wohl auch sonst auf Gor sprechen – fiel dann folgendermaßen aus:

  • die Frau leistete eine mittlere Geldsumme als Wiedergutmachung an die Stadtkasse und musste dem Mann die Reinigung seines Gewandes bezahlen,
  • der Mann wiederum musste der Frau eine neue Robe der Verhüllung besorgen.

Bis zu dem Punkte gab es für beide keine großen Überraschungen und beide waren froh, dass sie noch recht glimpflich davon gekommen waren, dann aber ging es zur Freude des Mannes erstmal damit weiter:

  • damit die Frau Demut lernt und um die Ehre des Mannes wiederherzustellen, bekommt sie vom Manne fünf Hiebe mit der Kurt, was direkt im Anschluss zu vollziehen ist.

Die Frau schluckte, da sie so etwas nicht erwartet hatte, den Mann freute es, da er so etwas auch nicht erwartet hatte und dann ging es aber noch damit weiter:

  • damit der Mann lernt, dass man nicht mal eben so eine Frau des eigenen Heimsteins versklavt, solange sie kein sklavenhaftes Verhalten an den Tag legt, muss er sie die nächsten drei Tage eskortieren und die Frau berichtet danach dem Richter, ob der Mann das auch eingehalten habe.

Bei dem Punkte wussten dann erst beide nicht so recht, so schien es mir, was sie davon halten sollten und für wen das nun wohl die größere Strafe ist, aber da müssen sie durch.

Zudem wurde noch festgesetzt, sollte einer der Punkte durch die Parteien nicht vollzogen werden, gibt es sofort zwei Tage Strafcollar der Stadt, um dann an der Stadtkette Dienst zu tun.

Danach schloss ich den Prozess und der gesamte Budenzauber dauerte keine zwei Stunden, aber ich denke es hatten mal alle was davon gehabt und durch das Urteil wurde keiner übervorteilt, so dass man durchaus sagen kann es war eine runde Sache. Es gab auch keinerlei OOC-Diskussionen oder Dramen, sondern war einfach mal nur ein schönes Spiel, bei dem auch alle dankenswerterweise sehr gut mitmachten. Also ich jedenfalls hätte so gegen einen netten Prozess alle zwei bis drei Monate nichts einzuwenden.

Goreanische Steineschlepper

Mit Interesse beobachte ich momentan einen zumindest vereinzelt auftretenden Trend im Gor-RP zu Zweitspielplätzen, man ist auf Sim A meinetwegen Krieger, hat auf Sim B aber eine Gefährtin, die auch dort weiterhin spielen will, also spielt man nun je nach Lust und Laune auf beiden Sims. Oder man ist auf Sim C unterwegs als Steineschubser und auf Sim D als Bildhauer. Und, und, und…

Ich frage mich dabei nur wie das auf Dauer gut gehen soll. Erstens gibt es ja das Konzept des Heimsteins, das bedeutet ja schon mal die eigene Stadt steht über alles. Aufs RP übertragen bedeutet das – und das gilt aus ganz praktischen Gründen auch für Gruppen ohne solchen Heimstein wie Panther, Outlaws usw. – das man sich nicht auf Dauer zerteilen kann. Man kann nicht dauerhaft auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen, so viel Zeit hat kaum jemand und es wird dabei zu Problemen kommen. Nein, besser ist es dabei wirklich, man spielt dauerhaft nur in einer Gruppe, dort dann aber auch richtig. Alles andere wird zu verworren, komplex und unpraktikabel.

Ein alter Spieler hatte dazu mal einen Spruch in seinem Profil stehen, der da lautete: „Wer mehr als einen Heimstein hat, der ist kein Goreaner, sondern nur ein Steineschlepper.“ Recht hat er.

Arizona, Arizona…

Heute habe ich die RP-Regeln einer deutschsprachigen Westernsim zu Gesicht bekommen und war beeindruckt. Man sagt den Deutschen ja einen Hang zum Bürokratismus nach, aber das setzte wirklich dem Fass die Krone auf: jeder noch so kleine Furz wurde hier explizit in aller Ausführlichkeit behandelt und geregelt.

Zum Spaß habe ich den Text der Notecard dann mal in eine Textverarbeitung gekippt, um ein Bild von der Textmenge zu bekommen: insgesamt verteilen sich da 4078 Wörter auf satten 12 Seiten DIN A4 bei der Schriftart Times New Roman, 12 Punkt. Sapperlot!

Kurz und gut: dieses Regelwerk ist total unbrauchbar, da es kein Schwein lesen wird, besser ist wirklich es komplett zu entsorgen und es dann knapp neu zu fassen. Mehr als zwei Seiten DIN A4 sollten es am Ende nicht sein.