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Firefox oder: das Ende einer Liebe

Es war einmal, vor ewigen Zeiten als die Gummistiefel noch aus Holz waren und Opa Bart noch im Krieg, ein Browser: der Netscape Navigator, später Communicator. Dieser Browser war früher, auch wenn ihn viele gar nicht mehr kennen dürften, der Marktführer im Bereich der Webbrowser gewesen. Die Firma Netscape versuchte dabei mit diesem Programm Geld zu verdienen, indem man es als Shareware vertrieb. Das ging einigermaßen gut, bis der böse Gorilla Microsoft die Bühne betrat, den Internet Explorer erfand der deutlich schneller unterwegs war als der Navigator und diesen kostenlos seinem Betriebssystem Windows beigab. Dies waren die ersten Browserwars und danach war es mit der Marktherrschaft vom Navigator aus, der neue König war fortan lange Jahre der Internet Explorer.

Die Firma Netscape selber probierte es mit einem Befreiuungsschlag, indem man den Quellcode des Navigators unter einer Opensource-Lizenz veröffentlichte und erhoffte sich dadurch neue Impulse. Der Plan vom Januar 1998 trug auch Früchte, nur dauerte es länger als Netscape dachte. Die Firma wurde später von AOL aufgekauft und recht bald bedeutungslos.

Es dauerte fast schlappe fünf Jahre (!), in der Softwareindustrie also eine kleine Ewigkeit, bis das Ergebnis dieses Rundumschlags erhältlich war: Mozilla 1.0 wurde veröffentlicht. Kurz und gut das Ding war zu fett und völlig unbrauchbar, sicher man konnte damit im Internet surfen, aber es überforderte die damaligen Rechner maßlos und auch sonst machte die Hoffnung der Microsofthasser absolut keinen Spaß, so dass es keine nennenswerten Marktanteile erlangte. Internet Explorer blieb weiterhin der König im Ring. Mozilla 1.0 war wie der Communicator mehr als nur ein Webbrowser, es war auch Mailprogramm, IRC-Client, Webseitenersteller und Newsreader.

Was es brauchte war also ein radikaler Neuanfang, der alte Zöpfe abschnitt. Dieser kam in Form von Firefox 1.0, der im November 2004 erschien. Erst dieser kleine und für damalige Verhältnisse schlanke und flotte Browser schaffte es, sich gegen Internet Explorer zu behaupten und an dessen Marktanteil ordentlich zu nagen. Später erfand Apple Safari und auch das trug dazu bei.

Nur was ist aus dem Programm seitdem geworden? Es verliert nur noch Marktanteile, und ich kann es verstehen, denn inzwischen benutze auch ich es immer weniger. Begonnen hat das alles mit dem Erscheinen von Firefox 4.0 im Jahr 2011. Die Frist von 3.5 auf 4.0 dauerte fast über zwei Jahre, und als 4.0 endlich da war, verbrauchte es im Vergleich zur Vorgängerversion deutlich mehr Speicher und wirklich rund war das Programm auch noch nicht. Gleichzeitig stellte Mozilla Firefox auf einen Rapid Release Cycle ähnlich Google Chrome um, also alle sechs Wochen kommt eine neue Version und hat das seitdem auch eingehalten. Nur war der Updateprozess im Gegensatz zu Chrome anfangs die Katastrophe, denn er unterbrach beim Programmstart unnötigerweise den Workflow und lief nicht, wie bei Google, fast unbemerkt im Hintergrund ab. Nichts nervt mehr als so etwas.

Das hat Mozilla inzwischen beseitigt. Allerdings ist der Firefox, so finde ich, im Laufe der Jahre wieder recht träge und langsam geworden. Es dauert schon gefühlt eine Ewigkeit, bis ein neuer Tab aufgeht und bis er dann die Seiten lädt, ebenfalls. Das Laden der Seiten ist flott genug, aber es gibt einfach gefühlt zu viele Strecken wo das Programm ein wenig, man verzeihe mir den Begriff, stottert und sich nicht so flüssig anfühlt, wie es sein könnte.

Die Ablösung von Firefox kam bei mir schleichend. Google schuf 2008 mit Chrome seinen eigenen Browser, und während der anfangs nichts mehr als nur eine Box mit einer Adreßleiste war, ist daraus inzwischen der Hauptkonkurrent für Firefox geworden. Ich selber nutze SR Ware Iron, einen Fork von Chrome. Und Chrome ist inzwischen all das, was Firefox mal war, aber nicht mehr ist: es ist flott, es kommt zu keinerlei Kunstpausen, es ist mit Addons genügend beliebig erweiterbar und stabil.  Firefox wiederum eifert Chrome nach und will mit aller Gewalt so sein wie Chrome, ist es aber deswegen noch lange nicht.

Und so kam es bei mir, dass ich Chrome installierte und letztendlich Firefox bestenfalls noch ein oder zweimal die Woche starte. Schon alleine in der Zeit, die mein Firefox zum Start benötigt, kann ich in Chrome eine Adresse eingeben und er lädt die Seite. Das Bessere war schon immer des Guten Feind, und so ist es eben auch hier.

Chrome (SR Ware Iron) hat Firefox damit schleichend seinen Platz als meinen Arbeitsbrowser abgenommen. Firefox ist zwar noch immer auf der Platte drauf, viel zu tun bekommt er aber nicht mehr. Ich habe ihn nur noch deswegen installiert, weil man manchmal eben gewisse Webseiten mit mehreren Browsern testen muss und da gehört er natürlich mit dazu. Ansonsten aber könnte ich ihn problemlos von der Platte tilgen, mir würde er nicht mehr wirklich fehlen. Firefox und ich sind einfach einander fremd geworden und gehen in Wirklichkeit schon seit langem getrennte Wege. Außerdem fremdeln die Programmierer von Firefox inzwischen auch mit den Benutzern, so haben sie beispielsweise in Firefox 23 mal eben die Möglichkeit abgestellt, dass man Javascript global abschalten kann. Warum? Weil es angeblich die Benutzer überfordere, hat man da noch Worte, komischerweise überfordert es die Benutzer vom aktuellen Chrome keinesfalls, denn da geht das nach wie vor!

Und so wie es mir erging, so geht es vielen, die ich kenne: Chrome ist einfach flotter und schneller und hat schleichend Firefox im alltäglichen Gebrauch abgelöst, eben weil es flotter ist und flüssiger arbeitet. Dies entspricht einer alten Weisheit, die auf Englisch da lautet: „all software sucks and users tend to use the kind of software which sucks less.“ Also jede Software nervt irgendwie, und die Benutzer nehmen meistens die Software, die am wenigsten nervt. Ob dahinter nun eine Organisation wie Mozilla steckt, die das Web zu einem besseren Platz machen will, oder nicht, interessiert die Benutzer nicht wirklich. Die Software muss einfach stimmen, und wenn sie das nicht mehr tut, wechselt man sie eben aus.

So gehen wir eben jeden Tag mehr und mehr getrennte Wege, so ein bisschen. Adieu Firefox, es war schön mit dir solange es dauerte.

Creeping featurism

Bei Linden Research ist die Featuritis ausgebrochen: momentan gibt es so viele unterschiedliche Projektviewer wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr.

Einerseits ist das natürlich eine gute Sache, so zeigt es doch, dass man zu technischen Verbesserungen und Innovationen bereit ist und diese auch voran treiben will.

Andererseits aber ist es wiederum schlecht, wenn man zu viele Baustellen gleichzeitig hat und sich so verzettelt. Momentan scheint das bei Second Life der Fall zu sein. Und was noch schlimmer ist, es macht gerade die Arbeit von Entwicklern der alternativen Viewer nicht gerade unbedingt einfacher. Einerseits sollen sie die „shared experience“ garantieren, aber wie sollen sie andererseits mit diesem Featuredschungel da noch gerade teilweise mithalten können?

So schön neue Features wie CHUI, SSA, das Materialsystem und weitere (wie der parametrische Meshdeformer) sein mögen, momentan scheint es doch ein wenig zu viel des Guten zu sein. Und so treten sich teilweise gerade alle Arbeiter gegenseitig auf den Füßen herum.

Lavabit macht zu

Nun wird euch der Name Lavabit absolut nichts sagen und von euch dürfte keiner wissen, was diese Firma getan hat. Da ist Abhilfe angesagt.

Lavabit war ein Freemailanbieter in den USA, der von einigen Leuten geschrieben worden ist, die mit dem Datenschutz von Gmail unzufrieden waren. Gmail speichert ja alles im Klartext und scannt Emails durch zur Anzeige nach Emails. Nun speichert Lavabit zwar prinzipbedingt auch alle EMails auf seinen Servern, verschlüsselt diese aber automatisch für die Benutzer. Wenn jemand nur die Server in die Hand bekommt und kennt das Passwort zum Öffnen des Schlüssels nicht, dann hat er lange zu tun, denn die benutzen da Schlüssel in Militärstärke.

Und so jemand sind eben nun die NSA. Edward Snowden hatte Lavabit eingesetzt, und da es eine US-Firma ist, sprachen die entsprechenden Behörden eben mal mit dem Hammer vor. Wer noch glauben sollte, die USA seien da auch nur in irgendeiner Art und Weise so etwas wie ein Rechtsstaat, der irrt.

Der Gründer von Lavabit hatte also nun die Wahl zwischen einer Zusammenarbeit mit den Behörden – was nichts anderes als einen transparenten und ständigen Datenzugriff auf seine Server zur Folge gehabt hätte – oder sein Kind zu schließen. Er entschloss sich für letzteres und schrieb dies:

I have been forced to make a difficult decision: to become complicit in crimes against the American people or walk away from nearly ten years of hard work by shutting down Lavabit. After significant soul searching, I have decided to suspend operations. I wish that I could legally share with you the events that led to my decision. I cannot. I feel you deserve to know what’s going on–the first amendment is supposed to guarantee me the freedom to speak out in situations like this. Unfortunately, Congress has passed laws that say otherwise. As things currently stand, I cannot share my experiences over the last six weeks, even though I have twice made the appropriate requests.

Und das ist so richtig übel: er schreibt, er habe die Wahl zwischen der Komplizenschaft in Verbrechen gegen das amerikanische Volk oder aber fast zehn Jahre harter Arbeit in den Papierkorb zu werfen und seine Firma zu schließen. Er hat sich für die Schließung seines Dienstes entschlossen. Er wünschte, er könnte sagen welche Ereignisse zu diesem Entschluss führten, nur darf er das nicht. Es gäbe zwar die „freedom of speech“, aber der Kongress hat Gesetze erlassen, die diese klar beschneiden. So, wie momentan die Sachlage ist, kann er die Ereignisse der letzten sechs Wochen nicht veröffentlichen, obwohl er schon zweimal den entsprechenden Antrag gestellt habe.

Wichtiger ist dabei auch noch dieser Satz von ihm:

This experience has taught me one very important lesson: without congressional action or a strong judicial precedent, I would _strongly_ recommend against anyone trusting their private data to a company with physical ties to the United States.

Diese Erfahrung habe ihm eine wichtige Lektion gelehrt: ohne Intervention des Kongresses oder aber einen juristischen Präzedenzfall könne er nur jedem davon abraten, seine privaten Daten einer Firma mit Standorten in den USA anzuvertrauen.

Anders gesagt: vertraut ihr eure Daten Google, Yahoo, Dropbox, Amazon S3 und anderen Firmen an, dann seid euch sicher, dass ihr alle in den Genuß des kostenlosen Backupdienstes der NSA kommt, ob ihr nun wollt oder auch nicht.

Natürlich verhält es sich mit Chats in Second Life nicht anders. Der frühere Emerald- und Phoenixviewer hatte ja eine Funktion mit an Bord, private Chats „on the fly“ zu verschlüsseln. Diese hieß OTR, sog. Off-the-record-Messaging. Diese Funktion war standardmäßig eingeschaltet und führte oft bei Benutzung mit anderen Viewern zu Problemen. Der Firestorm-Viewer hat OTR bis heute nicht mehr eingebaut, auch sonst ist mir kein Viewer bekannt, der das hätte.

Im Grunde war diese Funktion durchaus sinnvoll, wenn man Second Life für wirklich vertrauliche Kommunikation benutzen wollte. Denn auch bei Second Life gilt zweifelsohne: Freund hört mit. Nur da es diese nicht mehr gibt, sollte man wenn man auf Vertraulichkeit wirklichen Wert legt wohl besser heutzutage andere Kommunikationsdienste, wie beispielsweise Jabber, benutzen. Skype ist keine Lösung, da dies zwar im Prinzip sicher arbeitet und die Firma sich damit brüstete, aber in Wirklichkeit arbeiten die hinter den Kulissen schon seit Jahren mit den Behörden zusammen und stellen denen alles nur zur Verfügung, was man sich wünschen kann.

Und wer wirklichen Wert auf sichere Emails legt, der sollte zu PGP greifen. Eine Anleitung dazu auf Deutsch findet sich hier bei Netzpolitik. PGP ist im Moment immer noch sicher genug, dass Snowden darauf vertraut hat – also können wir das auch, es ist eines der wenigen Dinge, die beim momentanen Stand der Kryptologie für die NSA richtig eingesetzt noch nicht einfach knackbar ist.

PS: wer nun meint, bei Suchmaschinen sein Heil in DuckDuckGo gefunden zu haben: Vorsicht! Die werben zwar damit, dass sie nichts nachverfolgen und ansonsten freundlich sind, nur sind auch die in den USA. Auch da können die Geheimdienste abschnorcheln und tun es sicherlich, wenn sie es wollen schon längst.

Ja, wo bleibt der Nachwuchs denn?

Cori stellt bei sich drüben eine sehr interessante und berechtigte Frage: wo, ja wo bitte bleibt denn nur der Nachwuchs fürs Rollenspiel? 

Ich finde, das lässt sich nicht einfach so pauschal beantworten. Die Gründe dafür, warum der Nachwuchs zu mangeln scheint, sind vielfältig. Momentan spielt dabei, so finde ich, folgendes eine maßgebliche Rolle:

  1. Wir sind mitten im schönsten Hochsommer. Da haben einfach viele deutlich besseres zu tun als abends vor der Kiste zu hocken und irgendein komisches, leicht müffelig riechendes Rollenspiel betreiben zu wollen, die heben sich das lieber für die kühleren Monate im Jahr auf.
  2. Allgemein ging in den letzten Jahren die Anzahl an aktiven Bewohnern in Second Life spürbar zurück. Davon betroffen ist natürlich auch der deutschsprachige Teil der Benutzer und damit wiederum der Anteil der deutschsprachigen Rollenspieler.
  3. Nur wenige Spieler sind wirklich über Jahre hinweg aktiv, für viele stellt das Rollenspiel im Dasein von Second Life nur eine Phase dar, die man irgendwann nach seiner aktiven Zeit (typischerweise 1 bis 1 1/2 Jahre) einfach hinter sich lässt.
  4. Der Einstieg ins Rollenspiel war früher deutlich einfacher als heute, weil es früher noch weniger hohe Ansprüche an die Mitspieler gab. Man zog einfach irgendeine schwarze Bikerjacke an, Schwert und Bogen und fertig war die Laube. Heute fällt man damit nur noch gnadenlos auf die Schnauze. Das ist also eine Art Filter, und nicht jeder hat Zeit und Lust, sich auf ein Rollenspiel erst groß vorbereiten zu müssen, die wollen einfach reingehen und loslegen, und das geht heutzutage nunmal nicht mehr wirklich.
  5. Welcome to the establishment! Gor war früher ein Aufreger, und woran man sich reibt und stößt, das zieht an. Heute ist es nur noch irgendein komisches RP unter ferner liefen und damit einen ganzen Zacken deutlich uninteressanter geworden als früher. Man kann also auch sagen, es ist ein Opfer seines früheren Hypes und eigenen Erfolgs geworden.
  6. Es könnte mehr Werbung mit Außenwirkung statt finden. Nun ja, auch das mag ein Faktor sein, wobei das Werbenetzwerk von Chri Emor beispielsweise für Rollenspielwelten nun wirklich in world sehr aktiv ist und es auch genügend Blogs mit Außenwirkung gibt.
  7. Die gefühlte Altschwemme. Wenn sich heutzutage wirklich ein SL-Neuling, der ein paar Tage alt ist, auf eine Gorsim begibt, dann sieht in dem doch keiner mehr einen echten Neuling. Nein, fast alle werden ihn ihm erst einmal den Alt irgendeines alten Hasens vermuten und den entsprechend behandeln. Auch so verliert man Leute.
  8. Die Uneinigkeit darüber, wie das Setting nun genau gestaltet ist. Auch das mag den einen oder anderen abschrecken, diese Diskussionen werden niemals verschwinden noch aufhören und sie sind aber auch gerade nicht besonders nützlich.
  9. Die Community. Nun, kommt darauf an, faule Äpfel gibt’s am gesündesten Baum, aber wenn man anfangs an den falschen gerät, ja dann… wobei es auch nun wirklich genügend Informationsmöglichkeiten gibt und Stellen, wo man sich erst einmal ausrüsten kann.
  10. Der Anspruch an die Spieler heutzutage höher. Man ist vielerorts weg gekommen von starken, episodischem Rollenspiel hin zu langen, über Tage und Wochen gemeinsam erzählten und erlebten Geschichten. Dazu kommt ebenfalls der Stil des Rollenspiels selber, früher waren es meistens einfache, kurze Sätze während heute sich übertrieben gesagt viele erstmal in orgasmische Rage schreiben und möglichst zehn Zeilen in fünf Minuten und länger fabrizieren, wie sie dem Gras beim Wachsen zuschauen. Also Rollenspiel in ganzen Absätzen eben, wenn einen die Satzungetüme mitsamt Schachtelsätzen und Schwurbeldeutsch förmlich erschlagen, ist auch oft mehr abschreckend als anziehend.

Sicher mag es noch deutlich mehr Gründe geben, aber das sind die, die mir so einfallen.