Hatr.org – oder wie man mit Trollen Geld machen will

Bisher dachte ich wie viele andere Zeitgenossen auch, dass Trolle im Internet zu nichts nütze sind außer einem selber das Nervenkostüm so richtig zu zerrütten. Heute stieß ich auf eine interessante Idee, die mich eines Besseren belehrt hat.

Es gibt nämlich jetzt eine Plattform namens Hatr.org, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, anonymisiert die Kommentare von Trollen aus allen Ecken und Enden des Internets zu dokumentieren. Die eigene Webseite dient dabei als Trollhalde für diese Kommentare und dazu sollen letztendlich Werbebanner geschaltet werden.

An die Trollkommentare selber kommen die Betreiber dabei durch Einsatz eines speziellen WordPress-Plugins, welches sie kostenlos zur Verfügung stellen, aber man kann sie auch direkt über ein Webformular einreichen. Ein Redakteur schaut sich dann die eingereichten Kommentare auf ihre Eignung, also Trollgehalt, an und schaltet sie frei – oder verwirft diese einfach.

Das Geld, welches dann durch die Werbung eingenommen wird, soll dabei „coolen Projekten“ gespendet werden, die Trolle werden also „eiskalt monetarisiert.“

Momentan läuft das System noch in einer geschlossenen Beta, wer daran teilnehmen will, muss einen Einladungscode anfordern. Alles in allem aber eine äußerst interessante Idee und ich bin gespannt, was daraus noch werden wird.

Linden Lab unterbindet die Nutzung ihrer eigenen Viewer mit Opensim

Linden Lab hat letzte Woche in ihren eigenen Beta- und Entwicklungsviewern den Kommandozeilenparameter „-loginURI“ ersatzlos gestrichen, mit dem es bisher möglich gewesen ist mit Linden Labs eigenen Viewern per Hand andere Grids anzusteuern.

Dazu gibt es folgenden Chatlog mit Oz Linden, in dem er es Nebadon Izumi erklärt:

[10:07] <nebadon> OzLinden : ping
[10:09] <OzLinden> pong
[10:10] <nebadon> are you guys really removing -loginURI support from the viewer?
[10:10] <nebadon> or is that just a mistake?
[10:10] <nebadon> cause latest Dev and Beta viewers get an error if you try to use it
[10:11] <OzLinden> that was deliberate, but there is a related bug that I’m working on now
[10:12] <nebadon> ok so it will eventually be back?
[10:12] <OzLinden> no, I don’t believe so
[10:12] <nebadon> why is it being removed?
[10:13] <OzLinden> part of cleaning up grid handling – it really doesn’t serve much useful purpose
[10:13] <nebadon> sure it does
[10:13] <nebadon> it lets us connect to opensim
[10:14] <nebadon> this essentially kills all support for OpenSim
[10:14] <OzLinden> which our Havok license does not allow

Kurz und gut: der Parameter wurde aufgrund von internen Bereinigungen am Gridhandling entfernt, da er zudem nicht wirklichen Sinn gemacht hätte. Nebadon warf ein, der Parameter hätte sehr wohl Sinn gemacht, da man so mit Linden Labs Viewern zu Opensim hätte verbinden können, worauf Oz Linden einwarf, dass die Havok Lizenz, welche Linden Lab erworben hat, genau das verbietet. Zur Erinnerung: wegen der Einführung des Pathfindings hat Linden Lab dem Viewer selber Teile von Havok beilegen müssen.

Was bedeutet das nun für die Zukunft? Die Mehrheit der Opensimbewohner hat ohnehin nicht Linden Labs eigenem Viewer benutzt, man bevorzugt Hippo, Imprudence und Singularity, sie wird es wohl kaum vermissen.

Für Viewerentwickler wiederum wird es nur dann interessant, wenn auch sie Pathfinding aktiv haben wollen, denn dann darf auch deren Viewer nur zu Second Life verbinden können. Firestorm hat das Problem so gelöst, indem es nun einen Firestorm für SL gibt und einen eigenen für Opensim geben soll.

Dass so etwas kommen wird, war klar. Die Auswirkungen sind aber wesentlich weniger drastisch, als mancher meinen könnte. Bei Hypergrid Business jedenfalls haben sie ein Fass aufgemacht und dabei alles zu Wort kommen lassen, was im Bereich Opensim Rang und Namen hat. Natürlich steht es jedem Entwickler von alternativen Viewern nach wie vor frei, diese Funktionalität wie auch immer geartet im eigenen Produkt zu bieten, sei es als Kommandozeilenparameter oder Gridmanager. Linden Lab jedenfalls wird das nicht mehr tun.

Promises not delivered

Die Geschichte Second Lifes&Co. ist voll von Versprechungen, die niemals wahr gemacht wurden, als da beispielsweise wären:

  • Eliminierung des Lags,
  • brauchbarer Gruppenchat,
  • Serversoftware Linden Labs als Opensource,
  • mit Mesh wird alles besser,
  • besserer Kundenservice,
  • „Fast, Easy & Fun“,
  • Opensimulator macht alles besser (tut er nicht, nur vieles anders),
  • Avination, InworldZ&Co. als neuer Hype der ewig Unzufriedenen,
  • einfaches Hypergrid,
  • ein Viewer für alle Lebenslagen,
  • Rückkehr der alten Nachnamen,
  • parametrischer Meshdeformer (dauert auch schon viel zu lange),
  • und und und…

Ein Narr, wer ein Muster darin sieht?

Blödsinns-Blabla von Varnish Tomorrow zum Fall Curio ./. Hush

Varnish Tomorrow begibt sich auf juristisches Gebiet und formuliert einen offenen Brief an alle SL-Kreativen, die Content-Designer. So weit, so gut. Worum es dabei geht, wurde hier schon genug berichtet, daher erspare ich es mir das erneut zu erzählen.

Varnish bezeichnet die Art und Weise, wie nach dem DMCA in den USA verfahren wird, als fehlerhaft. Das mag sein, ist aber für beide kein Trost noch tut es groß etwas zur Sache.

Der Brüller aber ist folgende, ernst formulierte Meinung Varnishs:

At the face of it, this is also something that happens every day in Second Life, or anywhere else on the web, and to be fair, it went both ways: Curio filed a DMCA on Hush, Hush filed a DMCA on Curio. For me, as someone who’s not on either side of the fence, and really has no clue about the Second Life skin scene, it looks like an average SL cat fight. I can’t even understand the demonization of Hush, as the comparison between her and Curio’s skins show pretty clearly that she didn’t just rip Gala off and sold her creation, but she modified and built upon them to such an extent, that the original was not even recognizable anymore. To me, that’s a pretty good example of fair use, if there ever was one.

Für alle, die mit dem Terminus Technicus „Fair Use“ nichts anfangen können: damit ist eine Sonderregelung des Urheberrechtssystems in den USA gemeint, dass man gebührenfrei geschützte Werke und ohne Genehmigung des Inhabers für gewisse Verwendungszwecke benutzen darf. Beispiele für Benutzungen, die unter „Fair Use“ fallen, sind Zitate, Parodien, Archivierung, Forschung, Bildung und einige, andere mehr.

Keinesfalls aber fällt „Ich kopiere mir ohne zu fragen das Zeug vom Konkurrenten und verkaufe es dann leicht abgeändert unter meinem Namen!“ unter dieses Gesetz. Da ist die Grenze nämlich des erlaubten eindeutig überschritten, aber genau das sieht noch Varnish Tomorrow als „Fair Use“ an.

Hätte sie besser mal vorher in die Wikipedia geschaut… und das man die Skins von Hush nicht mehr mit Curio verwechseln konnte ist auch glatt gelogen, wenn man sich mal die Beispielseiten bei Flickr ansieht. Sind das nun massive Ähnlichkeiten oder nicht? Also!

Curio Update von Gala Phoenix

Beim bloggenden Elf drüben gibt es ein Statement von Gala Phoenix zum aktuellen Stand von Curio gegen Hush. Das ist eine verflixt eklige Angelegenheit, wie eine eitrige Wunde und wird vor allem eines: sehr, sehr teuer.

An meine loyalen Kunden, Freunde und Unterstützer,

ich habe euch schon letzten Monat geschrieben um mich bei euch allen für die Unterstützung in dieser schlimmen Zeit zu bedanken. Es bedeutet mir so viel und hat mir mehr geholfen als ich ausdrücken kann. Aber die Zeit verging mit nur wenig Erklärungen von meiner Seite, ihr habt weitere Fragen und das ist verständlich. Ich möchte euch erzählen, was mir bisher passiert ist und euch weiter um Unterstützung bitten.

Im März entdeckte ich, dass Hush Darkrose Skins verkaufte, die meinen sehr ähnlich sahen. Ich habe oft mit Skins zu tun, die meinen eigenen ein wenig zu ähnlich sind, so schütze ich mein Copyright. Ich reichte eine DMCA Takedown Notice ein, aber als Hush eine Counter-Notice einreichte unternahm ich gar nichts.

Im April dann ließ sich Hush in Kanada das Copyright für ihre Skins eintragen. Im Mai dann reichte sie eine gegen mich gerichtete Beschwerde der Verletzung ihres Copyrights in einem kanadischen Gericht ein, und reichte parallel bei Linden Lab eine DMCA Takedown Notice ein. Sie schickte dazu auch noch Linden Lab eine Kopie ihrer Beschwerde.

Die meisten von uns wissen wenig über den DMCA. Wir wissen, wie die Takedown und Counter-Notice-Prozedur funktioniert. Was ich aber nicht wusste war, dass wenn eine Person die eine Takedown-Notice einreichte Linden Lab von der gerichtlichen Verfügung informiert, man nicht fortfahren kann seinen Content zu verkaufen, selbst wenn man eine Counter-Notice eingereicht hat. Das ist der Grund, warum ich Anfang Juni kurzzeitig gesperrt war: ich verkaufe meine Skins einfach weiter nach Einreichen meiner Counter-Notice und begriff nicht, dass das ein Problem war.

Im Mai, kurz nachdem sie ihre Takedown-Notice eingereicht hatte, schrieb Hush einen Blog-Post. In diesem beschuldigte sie mich der Verletzung ihres Copyrights und behauptete, dass ein Gericht die „Beweise gesichtet hätte“ und ihren Anspruch für rechtens erklärt hätte. Sie nahm sogar einige Formulierungen ihrer Beschwerde und schrieb diese so um, damit es so klingt, als hätte ihr das Gericht eine einstweilige Verfügung gegeben.

Es gibt keine einstweilige Verfügung. Kein Gericht überhaupt hat bisher irgendwelche Beweise überprüft. Ihr Blog-Post ist eine reine Erfindung und nichts weiter.

Ich wiederhole es, weil ich darin klar sein will: es gibt keine einstweilige Verfügung gegen mich. Kein Gericht hat jemals irgendwelche Beweise überprüft. Es gibt keine gerichtliche Entscheidung gegen mich. Ich habe kein fremdes Copyright verletzt. Hushs Blogpost war erstunken und erlogen. Meine Skins waren nur deswegen offline, weil genau das der Weg ist wie das DMCA durchgesetzt wird.

Weil es bereits ein vor Gericht anhängiges Verfahren gibt, werde ich ziemlich wahrscheinlich vor Gericht gehen müssen, um meinen Namen reinzuwaschen und um mein Geschäft wieder ausüben zu können. Solch ein Copyright-Prozess ist leider sehr kostspielig. Schon ein kleiner Fall wie dieser kostet etwa 20.000$,, und das meiste davon sind Gerichtskosten, die nicht erlassen werden dürfen selbst wenn ich in Kanada einen Rechtsanwalt finden würde, der den Fall kostenlos um des Prinzips wegens annimmt (ich habe einen Anwalt in den USA).

Curio ist meine Haupteinnahmequelle, und ohne diese tue ich mir schwer, über die Runden zu kommen und kann mir sicherlich keine 20.000$ für ein Gerichtsverfahren in einem anderen Land leisten. Allerdings ist Curio auch mein Baby, und ich werde sicher nicht mich zurücklehnen, damit die Lügen und Intrigen eines Mitbewerbers mich dieses Geschäfts berauben können.

Vom 9. bis 16. Juli werden extrem einige großherzige Content Creators im Truth District für mich einen Fundraiser veranstalten. Ich kann meine tiefe Dankbarkeit darüber nicht in Worte fassen und für jeden Second Life Bewohner, der dorthin geht und für meinen Kampf spendet. Ich werde zusätzlich bei IndieGoGO eine Kampagne starten, um Geld für den Fall einzusammeln.

Ich weiß, dass ich um viel bitte. 20.000$ sind eine große Summe Geld. Aber selbst eine kleine Summe hilft, und vielleicht können wir uns so gegen jemand wehren, der hier ein System missbraucht, das eigentlich dafür gedacht ist uns alle zu schützen.

Gala

Da drin ist sehr viel Juristensprech drin, das man so nicht direkt versteht. Daher noch einige Hintergrundinformationen dazu.

Wie jede Copyrightsache, so ist auch diese ziemlich verworren. Fakt ist aber, dass es von der Community genügend zusammengetragene Indizien gibt, die Gala Phoenix Sicht der Dinge, dass Hush kopiert haben soll, bestätigen. Fakt ist auch, dass der von Hush selbst in ihrem Blog geschriebene Post, in dem sie Gala Phoenix der Copyrightverletzung beschuldigte, sehr schnell dort wieder gelöscht worden ist. Allerdings vergisst das Internet nichts, und es gibt genügend Kopien und Screenshots von diesem. Ich glaube daher den Ausführungen von Gala Phoenix.

Mit DMCA ist der Digital Millenium Copyright Act gemeint, ein Gesetz in den USA, das 1998 unter Bill Clinton verabschiedet wurde und Copyrightinteressen durchsetzen soll. Zu beachten ist, dass unser Rechtssystem mit anderen Begriffen arbeitet, Copyright ist nicht gleich Urheberrecht!

Man kann auf Basis des DMCAs eine Beschwerde einreichen, und diese kann eine Takedown-Notice nach sich ziehen, das ist nichts anderes als eine Aufforderung die entsprechenden Inhalte zu löschen bzw. unzugänglich zu machen. Tut der Betreiber des Dienstes das nicht zeitnah, dann kann das für ihn harte Geldstrafen nach sich ziehen. Eine Counter-Notice ist nichts anderes als ein Widerspruch und eine Injunction eine einstweilige Verfügung. Aber selbst wenn man zu einer DMCA-Beschwerde Widerspruch einlegt, dann bleibt die Beschwerde dennoch weiterhin rechtskräfitg – wie man hier nun sehen kann – und über die Angelegenheit muss ein Gericht entscheiden. Und das kostet richtig teuer Geld.

Da kann man natürlich sagen „Ja, was soll das denn?“, aber überlegt mal, bei uns läuft das Spiel genauso. Angenommen, ich bin Gläubiger irgendeines zahlungsunwilligen Schuldners und will endlich an mein Geld kommen. Was macht man dann? Richtig – man startet ein gerichtliches Mahnverfahren und baut darauf, dass der Schuldner auch in den zwei Wochen Frist für den Widerspruch, die er hat, nicht reagiert, um irgendwann dann einen Titel in der Hand zu haben und damit zum nächsten Gerichtsvollzieher marschieren zu können, und was der macht, ist dann klar – er pfändet dem Schuldner das Geld unter dem Arsch weg. Soweit, so gut. Nur wenn der Schuldner widerspricht, dann ist diese Angelegenheit eben strittig, denn der Gläubiger behauptet „Du schuldest mir so und so viel Geld!“, während der Schuldner mit dem Widerspruch sagt „Ich schulde dir weniger/gar kein Geld mehr!“ – und damit gehört die Sache dann vor ein Gericht, das darüber entscheiden muss.

Auch hier ist die Sache strittig, da es zwei beteiligte Parteien gibt, die der jeweils anderen Partei vorwerfen, voneinander kopiert zu haben. Und damit ist leider auch klar, dass auch das nun vor einem ordentlichen Gericht entschieden werden muss, in dem Fall eben in den USA. Und solange das Gericht nicht entschieden hat, gilt weiterhin die Takedown-Notice und bis es entschieden hat, das kann eben dauern.

Warum nun der Weg über Kanada gegangen worden ist – keine Ahnung. Kann sein, dass einer der Beteiligten in Kanada wohnt, kann aber auch sein, das war nur ein juristischer Winkelzug, ich weiß es nicht.

Fest steht nur, sofern Gala recht hat, dass die Sache einfach zum Himmel stinkt und sie es schwer haben wird, bis sie ihre Skins wieder verkaufen kann.