history

Wikingerfutter

Da ich es gerade ein wenig mit den Wikingern habe, hier mal ein wenig Futter, um sich auf diese geschichtlichen Raufbolde einzustimmen.

  • Vikings – eine Fernsehserie, die aktuell ausgestrahlt von Pro 7 wird, allerdings ohne Anspruch auf historische Genauigkeit, was die dargestellten Ereignisse anbelangt, dennoch sehr hübsch anzusehen,
  • Horrible Histories – Vicious Vikings, kurze Sketche zu den Wikingern auf Englisch, die historisch korrekt sind, so wie beispielsweise die Tatsache, dass sie ihre Berichte über erfolgte Plünderungen in Reimen zum Besten gaben, dass „Willkommen“ im Englischen als Wort auf die Wikinger zurück geht, „London Bridge is falling down“ sich ursprünglich auf einen Angriff der Wikinger auf London bezog und sie besonders gerne Klöster überfielen, da sie dort kaum mit Gegenwehr rechnen mussten, sie auf Kriegsbemalung standen und sich nur Samstags die Haare schneiden ließen und vieles mehr,
  • das Wikingermuseum Haithabu in Schleswig Holstein, einem wichtigen Handelsort der Wikinger,
  • The Vikings of Bjornstad – eine historisch korrekte Reenactmentgruppe aus den USA, die sich schon alleine wegen der vielen Bilder genauer anzuschauen lohnt,
  • Secrets of the Viking Sword – eine US-Dokumentation mit Ric Furrer, in der es sich hauptsächlich um die Wikingerschwerter mit der Runenaufschrift „Ulfberht“ dreht, die aus Tiegelstahl bestanden, nur innerhalb eines recht kurzen Zeitraums geschmiedet wurden und ihrer Zeit deutlich voraus waren. Es wird dabei gezeigt, wie Furrer versucht, solch ein Schwert mit den Mitteln und Methoden der damaligen Zeit zu schmieden und dabei Erfolg hat. So ein Ulfberht hatte im Vergleich zu einem römischen Gladius eine deutlich spitzere Spitze, damit man damit auch einen Kettenringpanzer durchbrechen konnte. Die Wikinger waren eben auch sehr begabte Handwerker und trieben schon damals Handel bis nach Indien und in die arabische Welt, wie auch Grabbeigaben beweisen (Buddhastatuen und Münzen mit arabischen Schriftzeichen),
  • Wikingers – eine deutsche Seite, die alle möglichen Aspekte der Wikingerkultur von den Raubzügen bis hin zur Kindererziehung beleuchtet,
  • Welt der Wikinger – die wohl größte deutschsprachige Seite zum Thema überhaupt und
  • Linksammlung Skandinavien/Wikinger der Universität Tübingen.

Und es gibt sicher noch vieles mehr, Bücher zu entdecken und anderes.

Der hartnäckigste Mythos um die Wikinger ist übrigens, dass deren Helme Hörner hatten. Das ist natürlich Unsinn, denn militärtechnisch gesehen machen Hörner den Sinn des Helms die Wucht eines Schlags von allen Seiten her möglich gleichmäßig abzuleiten zunichte.

Archäologisch interessant: Second Life vor sechs Jahren

Ich bin heute beim Stöbern in Tante Google auf ein altes Blog gestoßen, welches nur über ein paar Monate im Jahr 2007 betrieben wurde, und so sieht das Ding aus:

neudeisland

Zu finden ist es unter der Adresse http://neudesecondlife.blogg.de/. Wer damit nichts anfangen kann: die Partnervermittlungsseite neu.de hatte einige Zeit lang in Second Life eine offizielle Sim und das ist das dazugehörige Blog.

Dieses wurde bis heute nicht abgeschaltet, und wer schon mal immer wissen wollte, wie man vor sechs Jahren in Second Life rumrannte und was man damals dort so trieb, der wird dort fündig. Auch finden sich auf dem Blog Fotos einiger alter Bekannter wie Franziska Flanagan, die bis heute aktiv sind.

Ich wünsche beim Stöbern viel Vergnügen, aber eine kleine Warnung noch vorweg: es dauert ein bisschen, bis das Blog denn auch wirklich lädt. Der Server dort scheint nicht der allerschnellste zu sein.

100 Jahre sind ein Tag

Fredi findet bei sich drüben, dass ob nun 100 Jahre rauf oder runter für ein RP nicht so entscheidend sei und macht dabei ein leicht entsetztes Gesicht.

Zasta wiederum findet unter Aufzählung vieler geschichtlicher Gegebenheiten wiederum die Zeit sehr wichtig.

Und wer hat nun Recht? Beide. Es kommt eben auf den Anspruch an sich selbst und das RP an, wie man damit umgeht.

Wem es reichen sollte, einfach den Jack Sparrow zu geben und sich sonst nicht so um die geschichtlichen Hintergründe schert, der wird da nicht päpstlicher sein als der Papst sein und einfach Spaß haben.

Wer aber Geschichte mag und das auch richtig eingeordnet sehen will, der wird zu Zastas Position neigen.

Denn machen wir uns mal nichts vor: 100 Jahre mögen zwar ein kurzer Zeitraum sein, aber in 100 Jahre kann es immer so viele Umwälzungen und Neuerungen geben, dass wenn unsere Ururgroßväter von vor 100 Jahren per Zeitmaschine zu uns kommen könnten mit der Fülle an Änderungen zunächst einmal total überfordert wären.

Wobei es manchmal nicht einmal 100 Jahre sein müssen, manche Technologie hat für ihren Siegeszug noch viel weniger Zeit benötigt, wie das iPhone oder generell das Mobiltelefon. Da reichen manchmal schon Jahre bis ein, zwei Jahrzehnte locker aus.

Anstelle eines langen Sermons aber gibt’s von mir zu dem Thema etwas aus der Rubrik „Sehen ist Glauben“, denn netterweise gab’s da mal vor einigen Jahren entsprechende Dokumentationen die zeigten, wie das Leben in Deutschland möglichst historisch akkurat vor 100 Jahren aussah.

Wer nach dem Video meint, 100 Jahre rauf und runter würden keinen gewaltigen Unterschied bedeuten, dem kann ich dann auch nicht mehr helfen.

http://www.youtube.com/watch?v=MrbyERUrDjs

Jack Tramiel ist tot

Jack Tramiel, der geistige Vater der C64 und Atari ST, ist am 8. April im Alter von 83 Jahren verstorben. Tramiel hatte in der Branche den Spitznamen „The Survivor“, war gebürtiger Pole und überlebte Auschwitz.

Zuerst baute er in den USA die Firma Commodore auf und machte sie groß, der C64 prägte als meist verkaufter Computer aller Zeiten eine gesamte Generation, und als er dann von einem Investor bei Commodore raus gekantet wurde, kaufte er alle Anteile der damals angeschlagenen Firma Atari auf und baute den Konsolenhersteller, bei dem Steve Jobs und Steve Wozniak vor Apple tätig waren, zu einem erfolgreichen Hardwareunternehmen um. Der erfolgreichste Slogan von Atari ist „Power without the price“ gewesen, und entsprechend gut waren auch die Geräte anfangs gewesen, und er bekämpfte seine frühere Firma Commodore erbittert.

Einer der ersten Schritte von Tramiel, als er seinerzeit Atari übernahm, war die komplette Entlassung der Marketingabteilung. Tramiel wollte sich auf modernes Marketing nicht verlassen und vertraute lieber seinem Instinkt. „Geschäft ist wie Sex, du musst es anfassen, du musst es fühlen können“, so sagte er und er war der festen Überzeugung, eine FIrma müsse „klein und gemein“ (lean and mean) sein, um am Markt bestehen zu können, auch sagte er einmal „Geschäft ist Krieg“ und handelte entsprechend.

Auch wenn der legendäre Brotkasten heute hoffnungslos veraltet ist, so hatte er den modernen Computern eines voraus: er war nach dem EInschalten sofort benutzbar gewesen, ein Fakt, den seitdem kaum ein Computer mehr erreicht hat. Nichts destotrotz gibt es nach wie vor eine aktive Benutzerszene um den C64, so kann man ihn inzwischen munter in Netzwerke hängen und sogar Webseiten sich auf ihm ansehen.

Mit Tramiel ist nun einer der Pioniere der Computerindustrie verstorben, der im Gegensatz zu den anderen Pionieren aber deutlich älter gewesen ist und nicht der Hippiegeneration angehörte. Rest in peace, Jack.

Your world – your imagination

Your World – Your Imagination, oder auf Deutsch: Eure Welt, Eure Vorstellungskraft. Das ist einmal der Slogan gewesen, mit dem lange Zeit für Second Life geworben worden ist. Manche kennen ihn nicht, andere wiederum finden, dass er im Laufe der Zeit unpassend geworden sei. Ich finde, dass genau dieser Slogan nach wie vor beeindruckend eigentlich für das steht, was einmal Second Life an sich ausgemacht hat: nämlich das Versprechen, dass nur der Himmel das Limit des Machbaren ist und noch nicht einmal dieser das Ende der Fahnenstange.

Es gab mal eine Zeit, als in Second Life noch so etwas wie echter Pioniergeist herrschte. Alles war neu, cool, aufregend, anders, alles machbar, vieles denkbar, und was nicht machbar war wurde machbar gemacht. Es war eine Zeit, da sassen alle fröhlich auf ihren Parzellen und Hügelchen, man kannte sich gut untereinander und winkte sich gegenseitig von den Höhen dieser freudig einander zu. Man half sich oft aneinander, wo man nur kann, es gab eine lebendige Kunstszene, eine lebendige Bildungsszene, Clubszene und vieles, vieles mehr. Sicherlich war noch längst alles nicht so technisch perfekt wie heute, aber die Leute hatten Spass, sie liebten ihr Second Life und verteidigten es vehement.

Kurz: es gab eine Szene von Leuten, die sich aktiv mit Second Life und dessen Möglichkeiten auseinandersetzten, die sich nicht nur ständig berieseln ließen, sondern Dinge erschufen. Ganz einfach aus Hobby, weil sie es konnten oder lernen wollten und Second Life ist ihre Spielwiese gewesen. Viele von diesen spezialisierten sich auf genau eines dieser Dinge, eröffneten Geschäfte und verdienten damit Geld. Einige mehr, andere weniger, manche gingen irgendwann aus Second Life hinaus, andere sind bis heute geblieben.

Second Life ist heute technisch stabiler und weitaus fortgeschrittener, als sich viele anfangs jemals zu träumen gewagt hatten, aber der ursprüngliche Geist der Pioniere ist langsam verloren gegangen. Nicht, dass es nicht noch Pioniere auf dieser Welt gäbe, aber die meisten sind inzwischen in Opensimulator-Grids unterwegs. Dort ist noch viel vom ursprünglichen Geist, der durch Second Life einst wehte, spürbar.

In Second Life passierte, was bei so vielen anderen Sachen auch passierte: das Recht hielt Einzug. Vieles, was man begann, wurde auf den Prüfstand gestellt wie die Casinos und musste abgeschafft werden, weil die Betreiberfirma sonst Probleme bekommen hätte. Auch setzte ein großer Verdrängungswettbewerb ein, sicher die Qualität vieler Sachen ist heute besser als früher, aber der Aufwand ein Geschäft wirklich zu etablieren ist heute ungleich schwieriger als früher. Die Erwartungen sind gestiegen, damit auch die Zeit die es braucht, Sachen zu erstellen, die noch Absatz finden können, und und und…

Vieles ist heutzutage kommerzieller als früher, und es gibt eine große Anzahl an Bewohnern, die einfach nur berieselt und konsumieren will.  Das ist, wie so oft der Lauf der Dinge, nach den Pionieren kommt meistens eine andere Generation von Spielern und so ist es auch hier geschehen. Es ist nicht schlecht, aber eben anders.

Manchmal aber denke ich, ein wenig mehr vom alten Geist, der mal einst durch diese Hallen wehte, würde Second Life ganz gut tun. Aber was nicht mehr ist, das kann man auch nicht erzwingen. Schade, aber dazu ist im Laufe der Jahre zu viel passiert, die Universitäten kommen so und so nicht wieder nach dem Rauswurf, was ein wenig fehlt ist so die Richtung, in die sich Second Life weiter entwickeln könnte. Als es heraus kam, da war es revolutionär, aber seitdem hat es nur noch evolutionäre Verbesserungen erfahren. Mal schauen, was das nächste große Ding in Second Life sein wird.

Second Life, Opensimulator und die Geschichte der Grid-Interoperabilität

Was für ein Titel, der einen förmlich erschlägt, aber genau das sagt, worum es geht. In der Mailingliste des „Hypergrid Adventurer’s Club“ meldete sich vor kurzem ein Robert Knop A. Jr. zu diesem Thema zu Wort. Der Name dürfte nur wenigen etwas sagen, Knop war in früheren Zeiten aber bekannter als Prospero Linden und damit ein Mitarbeiter von Linden Lab. Er war einer der brauchbareren Linden, dessen Ausscheiden 2009 damals von der Community mehrheitlich bedauert worden ist.

Genau dieser meldete sich also in der Mailingliste zum Thema des Posts zu Wort und gab mal Butter bei die Fische, was denn damals genau so ablief. Nach Knop gab es die ersten Teleports von Second Life nach Opensimulator Ende 2008. Ein gewisser Whump (Linden vermutlich) leitete damals das Projekt, der dazu nötige Code selber war nie auf dem Maingrid (Agni) aktiv, sondern nur öffentlich auf dem Betagrid (Aditi) aktiv.

Den ersten Rückschlag gab es nach Knop bereits Anfangs 2009, als Linden Lab aufhörte, an der Interoperabilität zu arbeiten. Es gab damals noch Regionen in Aditi, die den Teleport ermöglichten und auf den Ergebnissen der Zusammenkünfte der Lindens mit Opensim basierten. Danach war Whump mit der Verwaltung der Interop-Regionen auf Aditi betraut worden. Man begann damals, viele Lindens die an dem Projekt arbeiteten in anderen Projekten einzusetzen, so dass die Manpower stark sank. Einige wurden im glücklosen Projekt „SL Enterprise“ eingesetzt, und man schien bei Linden Lab nicht mehr wirklich daran interessiert zu sein, da es einfacher gewesen ist sich vorzustellen, wie SL Enterprise zu monetarisieren ist als die Interoperabilität zwischen den Grids. Also hörte Linden Lab auf, sich in dem Bereich zu engagieren, sondern verließ den Weg.

Knop glaubt dass zu der Zeit, als er entlassen wurde (Mai 2009), nur noch Zero und Infinity Linden wirklich an dem Interoperabilitätsprojekt arbeiten, und Zero jedenfalls hätte noch viele, andere Sachen gehabt, an denen er gearbeitet hätte. Infinity verließ Linden Lab noch vor der großen Entlassungswelle 2010 und Zero wurde während der großen Entlassungswelle rausgeworfen. Kurz danach kündigte Linden Lab an, dass sie sich aus dem OGP (Open Grid Protokoll)-Prozess verabschiedeten. OGP war zu dem Zeitpunkt noch in der Diskussionsphase, während es damals schon eine Implementierung des Hypergrids gab, mit der offen experimentiert wurde. Knop ist der Meinung, Infinity würde ihm vermutlich nicht zustimmen, aber ziemlich sicher war bereits seiner Meinung nach zu dem Zeitpunkt, dass Hypergrid für Außenseiter das Mittel der Wahl sein wird und nicht OGP. Selbst als zu dem Zeitpunkt Linden Lab formal noch in dem Gremium aktiv gewesen ist, haben sie in Wirklichkeit nach der ersten Demonstration der Möglichkeit einer Gridinteroperabilität in 2009 die Arbeiten daran aufgegeben.

Knop ist der Meinung, dass genau diese Entscheidung dafür sorgen wird, dass Linden Lab zumindest in 10 Jahren nicht mehr als Firma existent sein wird, die sich mit virtuellen Welten befasse. Die Zukunft von Linden Lab ist seiner Meinung nach die Gegenwart von Compuserve.

Als Hauptgrund für die Entscheidung der Lindens, diese Interoperabilität nicht voranzutreiben, sieht Knop die Paranoia der Content Creators in SL an. Diese seien sehr darauf bedacht, dass ihre Objekte nur in SL verfügbar seien und so hätte man starke Angst vor weiteren Experimenten dieser Art gehabt, bevor man einen Weg gefunden hätte, das DRM richtig zu implementieren.

Weiterhin vermutet Knop, dass dieselbe Paranoia auch genau der Grund ist, dass Linden nur denjenigen Avataren den Upload von Meshes erlauben will, die sie rechtlich im Zweifelsfall belangen könnten. Seiner Meinung nach ist das ein gewaltiger Rückschritt für Second Life, und wird einen weiteren Grund liefern, warum viele kreative Mitmenschen und Leute aus dem Bildungsbereich lieber in Zukunft in Opensimulator arbeiten werden.

Knop selber ist froh, dass die Entwickler des Internets und WWWs nicht von derselben Paranoia befallen gewesen seien. Eine Menge ihrer Befürchtungn sei nämlich nichts anders als eine hemmende Paranoia. Natürlich werde es illegale Kopien von Objekten geben, das sei zwangsläufig der Fall, aber soll man sich deswegen von Ängsten den Weg diktieren lassen? Knop meint nein, denn damit werden man das Ziel niemals erreichen, und man solle vielmehr die Chancen eines offenen Metaversums begreifen und umarmen.

Was davon zutrifft, das wird die Zeit zeigen. Fakt ist jedenfalls, dass Linden Lab sich entschieden hat, in Zukunft auch weiterhin nur als „walled garden“ zu funktionieren und in Sachen Interoperabilität die technologische Führerschaft nun bei Opensimulator liegt. Ob allerdings das Funktionieren als „walled garden“ auf Dauer tragfähig genug sein wird, das muss sich erst zeigen, spätestens mit Hypergrid v. 2.0 dürfte es eine neue, verstärkte Konkurrenz zu den Lindens geben.

Viereinhalb Jahre in SL

Mein erster Avatar wurde in Second Life am 25. September 2006 geboren, ich bin damit bald seit 4 1/2 Jahren in Second Life mehr oder weniger unterwegs, mal Zeit für eine kleine, persönliche Bilanz unter dem Gesichtspunkt „Boah, was ist SL heute doch nur scheiße.“ Diesen Dauernörglern kann ich nur sagen: „Früher war längst auch nicht alles gut, im Gegenteil.“

Als ich anfing gab es in SL noch Mentoren sowie nur englischsprachige Newbieinseln. Der große Hype um SL in Deutschland begann erst im Frühjahr 2007, dann aber heftig, mein Glück (oder Pech?) ist es gewesen, schon vorher geboren worden zu sein. Die ersten Stunden und Tage in SL waren planlos, orientierungslos, es war ein mühsames Rumquälen mit dem Viewer. Es gab nur bis dato den Viewer von Linden Lab und sonst gar keinen, also stellte sich die Frage nach Alternativen gar nicht. Damals war ich froh und dankbar um die Hilfe einer netten Avatarin, die einem erst mal so richtig zeigte, wie alles funktionierte (Skins, Primhaare, Inventar u.v.m.). Hätte es sie nicht gegeben, wäre ich vermutlich schon bald wieder weg gewesen, zu verwirrend war doch der Viewer und ich blickte nicht wirklich durch.

Interessant ist, dass man schon damals glaubte, dass die Wirtschaft (wenn man sie so nennen will) in Second Life garantiert den Bach runtergehen würde, weil es damals die wirklich erste Kontroverse um Copybot gab. Heutzutage ist man weiter, die Wirtschaft steht immer noch, Copybot ist längst Geschichte, dafür gibt es bösartige Viewer die viel mehr kopieren können, und die Shopbesitzer versuchen sich notdürftig irgendwie dagegen zu schützen, da sie sich von Linden Lab im Regen alleine gelassen fühlen. Stichwörter hier sind u.a. Gemini CDS und zF Redzone, beides inzwischen nicht mehr verfügbare Tools, aber sicherlich wird es demnächst irgendeinen Nachfolger davon geben, der Markt ist einfach da.

Der Copybot selber war übrigens ein Tool aus einer Programmbibliothek namens „libsecondlife“, in der Programmierer durch Netzwerksniffer versuchten, die damals noch nicht publizierten Protokolle von Second Life zu dokumentieren und nachzubauen. Libsecondlife war dabei in .NET programmiert, es wurde später die Basis für Opensimulator und hört heute auf den Namen libopenmetaverse.

Als ich anfing war man als Deutscher in SL noch wirklich ein Exot. Es war die Zeit, als gerade sehr viele Amis nach SL reinkamen, eine nicht gerade kleine Population der Amis in SL wechselte übrigens von „The Sims Online“ nach SL. „The Sims Online“ war, wie der Name schon sagt, die Sims – nur eben online, und SL bot da doch ungleich mehr Möglichkeiten. Mehr erfahren

Stadtluft macht frei

Warum waren eigentlich im Mittelalter Städte so beliebt bei uns und war es erstrebenswert zu versuchen, in eine Stadt zu gelangen? Das hat mehrere Gründe.

Der Großteil der landläufigen Bevölkerung war Bauern, auf einem geringen Bildungsstand und lehnspflichtig gegenüber einem Lehnsherr. Ein Lehen war meist ein Stück Land, das er dem Bauern zur Bewirtschaftung überließ, dafür musste der Bauer dann seinem Lehnsherrn einen Teil seiner Ernte abgeben und Frondienste leisten. Die Kirche verlangte darüber hinaus noch zusätzlich ihren Zehnt, also 1/10 der Ernte. Das Leben war einfach, karg und sicherlich nicht besonders leicht. Man sieht das alleine daran, dass die durchschnittliche Lebenserwartung damals um die 40 Jahre gewesen ist, ab 30 konnte man sich bereits getrost als Greis anschauen. Die Bevölkerung war zudem von einem Adeligen regiert, der auch mitunter Recht sprach.

Städte nun waren etwas neues. In den Städten konnten sich die Bürger erstmals weitgehend selbst verwalten. Es entstand neues Handwerk in den Städten, neues Wissen, neue Formen des Zusammenlebens, der Zusammenarbeit, und vor allem konnte man in den Städten auch es zu etwas bringen, wenn man wollte. Alles Sachen, die auf dem Lande eher schwerlich möglich gewesen wären. Städte waren daher damals sehr modern, und es gab gute Gründe, warum viele gerne Bürger einer Stadt gewesen wären. Die besten Städte im Heiligen römischen Reich deutscher Nation waren dabei übrigens diese, die nur dem Kaiser direkt unterstellt gewesen sind, die freien Reichtsstädte wie Nürnberg also. Da der Kaiser recht schwach war und sich nur alle Jubeljahre einmal blicken ließ, konnte sich hier eine stolze Bürgerschaft besonders gut entwickeln. Andere Städte, wie zum Beispiel Bamberg, zeigen auch noch heute deutlich sichtbar eine Abgrenzung des jeweiligen Herrschaftsbereichs: es gab die selbstbewussten Bürger, die sich auch vom Herrscher nicht viel sagen lassen wollten, und auf der anderen Seite in dem Fall den Klerus. In Würzburg zum Beispiel ist es ähnlich. Es entstand als neue, gesellschaftliche Schicht das Bürgertum und die Städte waren geprägt von der mittelalterlichen Ständegesellschaft.

In Städten konnte man Bauwerke wie gotische Kirchen bewundern, es gab Badehäuser, Märkte sowieso und vieles, vieles mehr, vor allem sehr viele Menschen auf einem Haufen. Wenn ein Unfreier aus dem Umland in eine Stadt floh, dann galt die Regelung, wenn er ein Jahr und einen Tag in der Stadt blieb und sein Lehnsherr ihn nicht zurückforderte, dann erst war er frei. Daher kommt auch der Spruch „Stadtluft macht frei.“ War er denn frei, so war es ihm erlaubt, ein Handwerk zu erlernen/auszuüben, in die entsprechende Gilde/Zunft einzutreten und genügend Geld zu verdienen, um den Bürgerstatus zu erwerben. Diese Praxis wurde später aber im 13. Jahrhundert wieder aufgegeben.

In den Städten waren zudem die Wege kurz, ein Bürger musste aber auch gewisse Dienste gegenüber der Stadt leisten, wie z.B. Beiträge zur Ummauerung derselben. Da der deutsche Kaiser von seinen Fürsten meistens zu abhängig war, baute er als Gegengewicht systematisch die freien Reichsstädte mit mehr oder minder großem Erfolg auf.

Städte waren damit Brutstätten des zivilisatorischen Fortschrittes und der gesellschaftlichen Weiterentwicklung gewesen.

Ich bin der Neue… oder Talboter Memoiren Teil 4

Auch ein Talbot, aber diesmal die französische Automarke.

Natürlich schlug die Nachricht vom Freitag morgen, dass es gegen aller Erwartung auf einmal doch einen Käufer gab, der die Sim in der Form sogar weitestgehend erhalten wollte, wie eine Bombe ein. Keiner kannte den Grafen bisher wirklich bis auf Saba, noch war er groß in Erscheinung getreten. Man wusste, er hatte auf der Nachbarsim im Osten eine Burg, aber das war auch schon mehr oder minder alles. Er war für die Talboter Bürger ein unbeschriebenes Blatt gewesen, und nun soll er auf einmal der neue Simbesitzer sein? Da blieben viele Zweifel und offene Fragen bestehen.

Der Graf stellt sich vor

Also machte man das einzig Richtige: eine OOC-Sitzung mit ihm so schnell als möglich. Als Termin war dafür der Sonntag, 18. Januar 2009, anberaumt gewesen. Fast alle erschienen inklusive der Hauptperson und so stellte er sich eben vor. Er erzählte allen seine Geschichte und er kam gut an. Alle möglichen Zweifel konnten ausgeräumt werden, und so blickte man wieder optimistisch in die Zukunft.

Mehr noch, er wollte auch einen Großteil zu dem Simkosten selbst zuschießen, indem er seine Burg nach Talbot verfrachtete und die Miete, die er dafür bisher zahlte, als Spende an die Spielerschaft und seinen Teil dazu ansehen. Bei knapp 2700 Prims kein ganz kleiner Betrag. Kurz und gut, der Simtransfer ging flott über die Bühne und fortan bestimmte er über Wohl und Wehen der Sim. Der Graf war auch bis zur Aufgabe der Sim im Mai 2010 der Besitzer von Talbot geblieben.

Damit war die Rettung der Sim nicht mein Verdienst gewesen, sondern dem Umstand gefunden, dass sich in Form des Grafen ein neuer Hauptsponsor fand. Er selber wollte sich allerdings mehr oder weniger im Hintergrund halten und wo ich schon gerade frisch gewählt war, blieb ich IC der Administrator von Talbot, es waren auch alle noch verbliebenen Mitspieler in Talbot dafür gewesen.

Neue Besen kehren gut

Es wehte fortan ein neuer Wind in Talbot. Der Graf kümmerte sich erstmal darum, seine Burg nach Talbot zu verfrachten und einzurichten, damit war er einige Zeit lang beschäftigt, währenddessen ging in Talbot alles mehr oder minder seinen geplanten Gang.

Das Kreisrund der Stadt wurde wie geplant umgebaut, es entstanden mehr Grundstücke zum Vermieten, im Laufe der Zeit zog dann doch noch tatsächlich die Stadt Tor nach Talbot und blieb dort bis zur ihrer längeren Gorpause an der Südgrenze zu Aretai. Wir versuchten, neue Spieler zu gewinnnen, aber das ist ein extrem zähes Geschäft und gelangte nur eher schlecht.

Nachdem die finanziellen Nöte nun beseitigt gewesen waren, versuchte ich mich intern daran, RP zum Laufen zu bringen, was zu einigen Schulungen und diversen Ideen wie eine Zeitung führte. Vieles davon wurde nie realisiert, die Spieler waren erst einmal froh, dass Talbot gerettet war, aber damit war auch aus dem Tatendrang einfach die Luft raus. Die Mehrheit war so glücklich und zufrieden, und da ging nicht mehr wirklich viel.

Der Graf selber baute nach einigen Wochen das Kreisrund der Stadt Talbot dann aus runden Megaprims nach und entsorgte das Alte. Man konnte die Struktur zwar noch erkennen, aber richtig schön sah es nicht mehr aus und zudem war es recht dunkel gewesen.

Also war Talbot so gerettet, dann doch wieder recht gut vermietet und existierte so vor sich hin. Die Arbeitsteilung selber verlagerte sich auch. Es zeigte sich, dass der Graf – was als Simbesitzer sein gutes Recht ist – auch schon mal eben so Sachen baute und veränderte. Das führte dann aber zu diversen Spannungen mit dem bisherigen Baumeister. Mit Talbot kaufte der Graf auch die im Westen anschließende Sim „Westisland from Talbot“, die zuerst in „Land der Tuchuks“ umbenannt wurde, bevor sie als „Greenland“ zum Land der Heilerfakultät mutierte und später in den Gegenerdeverbund um Fellglanz umgedockt wurde.

Ich selber hatte, obwohl OOC-Administrator der Sim, keine Estate- oder sonstigen Rechte, um Leute zu bannen und war damit auch mehr ein Papiertiger. Nicht, dass es wirklich nötig gewesen wäre, aber dennoch. Da Talbot recht ruhig war, hielt sich OOC-Arbeit auch mehr recht in Grenzen und so machte ich mich dann auch mal daran, die OOC-Regeln neu zu verfassen. Die erste Neufassung war superlang, die zweite Neufassung ein paar Monate danach von mir ultrakurz. Das Zeug liest ja eh keiner.

Da man mehr so nebeneinander her arbeitete, als wirklich richtig miteinander, kam auch vieles nicht mehr so richtig in Gang. Ich selber war zu der Zeit recht auf Krawall gebürstet und war bei fast jedem Raid dabei, wenn es in Aretai Angriffe gab und zog mit bis ins Wasteland South gegen die Panther dort. Es war recht lustig, die hohe Schule war es natürlich nicht, aber reichte dafür, dass manche Panther dort von mir doch recht genervt war.

Man soll gehen, wenn es am Schönsten ist

Nach knapp über zwei Monaten im Amt des Administrators merkte ich dann endgültig, dass sich alles eingependelt hat und die Luft draussen war. Alle waren zufrieden und viel war nicht mehr zu richten gewesen, die Sim lief problemlos vor sich hin. Es gab natürlich auch ab und an Ratssitzungen, aber die Teilnahme der werten Ratsmitglieder tendierte Limes gegen Null, wurde immer weniger und weniger und machte so keinen Spaß mehr. Die Mitspieler selber waren auch so weiterhin mit meinem Wirken offenkundig zufrieden, ich selber hatte mir auch in der Zwischenzeit eine Piratin namens Stella, die über einen Monat ständig Trouble in Talbot machte und wirklich langen Atem brauchte um bei mir zu landen, bis ich sie ans Collar nahm, da ich davon einfach nichts wissen wollte, später dann zur Gefährtin gehabt und so auch genügend private Zweier-RPs gehabt. Fortan wunderten sich jedenfalls alle, die sie kannten, weil sie fast nur noch in Roben samt Schleier herumlief. Später gebar sie dann noch einen gemeinsamen Sohn namens Neal Swords, der aber irgendwo als Avatar verschollen ist und auch nicht mehr gespielt wird. Besonders hasste sie es auch, wenn ich mir tatsächlich mal Strafnamen ausdachte, wie zum Beispiel Miele oder Fleisch und mit ihr so durch die Gegend ging. Es war längst nicht alles buchnah, aber interessant und spassig war es schon.

Jedenfalls trat ich dann nach knapp zwei Monaten vom Amt des IC-Administrators zum Bedauern der Mitspielerschaft zurück. Alle inklusive dem Grafen hätten es noch gerne gehabt, dass ich das Amt weiter bekleide, ich sah darin aber keine Notwendigkeit mehr, da der Laden auch genauso gut ohne mich lief und ich da nichts mehr wuppen konnte. Knapp einen Monat danach zog ich dann auch von der Sim, machte eine kleinere Gruppenpause und schlug dann später aus diversen Gründen in Landa meine neuen Zelte auf. Zu der Zeit in dem Verbund startete auch meine ungewollte Karriere als Haushofzeremonienmeister für alle möglichen Gefährtenschaftszeremonien, ich weiß gar nicht mehr, wieviele ich bis heute gehalten habe, aber 14 oder 15 dürften es schon sein, und darunter teilweise auch sehr bekannte Namen wie Boundy Schwartzman mit Nici Collins, Lois Iuga mit Alina Binder, Alec Urriah mit seiner Broko damals, Stiller Himmel mit seiner Leandra  und keine Ahnung wer noch alles. Der Höhepunkt war mal eine Zeremonie von drei Paaren gleichzeitig gewesen, das kam danach nie mehr vor. Stiller war dabei besonders lustig, der Runenpriester der Tanngrisnir konnte plötzlich nicht, um 16 Uhr wurde ich dann gefragt, ob ich es halten könnte und 20 Uhr am selben Tag durchgezogen. Mittlerweile kann ich die Dinger ohne große Vorbereitung in Serie im Schlaf runternudeln, und das sogar auf Englisch. Sic est.

Für das Ausscheiden aus dem Administratoramt überlegte ich mir dann auch die Radikalmethode schlechthin und zog die durch. Für irgend etwas müssen ja die ganzen Pantherstämme auch nütze sein außer als gut getarnte Fleischbeschau- und  Datingagentur, und so kam es dann auch, aber natürlich kehrte ich nicht bei jedem x-beliebigen Stamm ein, ich hatte ja schließlich gewisse Ansprüche. Das wurde dann für die Leute dort jedenfalls eine faustdicke Überraschung.