persönlich

Der gewaltige Unterschied zwischen Horst Köhler und Joachim Gauck

Joachim Gauck ist Pastor. Er ist sehr geschickt darin, seine eigentlichen Absichten hinter durchaus positiv besetzten Worten zu verbergen, indem er über diese und in erster Linie über diese spricht, aber im Grunde die logische Konsequenz dahinter meint. Das hat ein wenig von Orwells Neusprech aus 1984 an sich.

Nun ist es ja so, dass Gauck höchstrichterlich entschieden inzwischen manche Parteien als Spinner bezeichnen darf, aber umgekehrt wenn man ihn mit gewissen Worten tituliert, macht man sich nach wie vor im Grunde der Majestätsbeleidigung für schuldig, sofern er das verfolgen lässt. Da steckt also eine gewisse Asymmetrie drin, und auch wenn man sogar berechtigterweise als Staatsoberhaupt gegenüber der NPD Vorbehalte hat, so ist diese Partei im Moment – leider – immer noch zugelassen und dementsprechend bedächtig sollte er agieren.

Erinnern wir uns doch mal an den Vorvorgänger von Gauck, Horst Köhler. Ja, da war doch noch was, genau, warum im Grunde musste eigentlich dieser Mann damals gehen? Wegen seiner umstrittenen Aussagen zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr.

Er sagte dies hier:

Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen. Alles das soll diskutiert werden und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg.

Das war 2010 immerhin, noch nicht lange her, Grund genug für seinen Rücktritt, denn Köhler fühlte sich dem öffentlichen Druck damals nicht gewachsen! Danach kam der moralisch zweifelhafte Wulff und nun haben wir Gauck.

Köhler verstand damals die Welt nicht mehr, da er im Grunde nur aussprach, was ohnehin bereits in den Weißbüchern der Bundeswehr und auch sonst seit Jahren drin steht.

Gauck ist da geschickter. Gauck spricht nicht direkt von solchen Einsätzen, nein. Gauck spricht von der Freiheit! Gauck sieht sich ja als Freiheitsliebhaber und Demokratielehrer. Mit Freiheit aber meint er in Wirklichkeit hauptsächlich diese, die er genießen kann und er ist ein guter Diener der herrschenden Klasse, für die Leute am Rande der Gesellschaft aber hat er in Wirklichkeit nur wenig übrig, da ist der Mann eiskalt.

Gauck sprach bei der letzten Sicherheitskonferenz in München auch wieder genau über sein Lieblingsthema – Freiheit (http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/EN/JoachimGauck/Reden/2014/140131-Munich-Security-Conference.html).

Gauck verpackt das in seiner Rede ganz geschickt, er redet wieder von der Freiheit und dass sich Deutschland in Zukunft international noch mehr engagieren müsse, um die Freiheit zu wahren. Und alle spenden bereitwillig Applaus.

Was er damit im Grunde aber meint ist nichts anderes, als dass was Köhler schon 2010 sagte, nämlich: mehr (Kriegs)Einsätze der Bundeswehr im Ausland. Er fordert damit offen eine Militarisierung der Gesellschaft und eine Wandlung der Bundeswehr, die im Grunde nach unserem GG eine Armee ist, um das Vaterland zu verteidigen.

Und wenn man sich so anschaut, wer da Gauck für die Rede Beifall spendete, wie beispielsweise der amerikanische Großstratege des Kalten Kriegs, Zbigniew Brzezinski, dann wird auch einem schlagartig klar, in welche Richtung Gaucks Rede in Wirklichkeit zu denken ist (https://twitter.com/zbig/status/432209086533230592).

Und das ist eben zwischen Köhler und Gauck der Unterschied; Köhler sagte offen, dass die Bundeswehr auch zur Durchsetzung und Sicherung der wirtschaftlichen Interessen Deutschlands benutzt werden soll und benutzt wird. Das kostete ihm sein Amt.

Gauck meint im Grunde dasselbe, aber er spricht nicht von Kriegseinsätzen im Ausland, sondern der gewachsenen globalen Verantwortung für die Freiheit, die man wahrnehmen müsse – was letzten Endes aber dasselbe zur Folge hat. Und alle klatschen begeistert Beifall.

Da ist schon eine gewisse Militarisierung der Gesellschaft innerhalb dieser vier Jahre erkennbar. Dazu kommt aktuell der Plan der amtierenden Bundesregierung, dass zukünftig Auslandseinsätze der Bundeswehr nicht mehr vom Parlament abgesegnet werden müssen, sondern ein Kabinettsbeschluss dazu bereits ausreicht.

Dazu kommt, dass die Bundeswehr im Grunde von der Größe als auch Ausstattung her für diese neuen Ziele nur bedingt einsatzfähig ist. Man braucht eben für eine globale Eingreiftruppe einer Armee eine andere Ausrüstung als für eine Armee, die nur das eigene Vaterland verteidigen können muss und soll.

Und Gauck treibt mit all seinen wohfeilen Reden in Wirklichkeit diese zunehmende Militarisierung der deutschen Außenpolitik voran, die im Grunde dem deutschen Volk mehrheitlich zuwider ist. Die Deutschen haben im letzten Jahrhundert zwei Weltkriege angefangen und vor allem im zweiten Weltkrieg bittere Federn lassen müssen. Daraus hat man im Grunde bis heute vor allem eines gelernt: nie wieder Krieg, nie wieder Täter sein. Das ist, auch Dank der Reeducation der Amerikaner damals, bis heute tief im Innern vieler Deutscher verwurzelt. Nur will die Politik inzwischen eben anderes, und daran arbeitet sie gerade mit recht subtilen Mitteln.

Abgesehen davon ist auch Gauck als Person selber finde ich leicht fragwürdig, was seinen Lebenswandel anbelang. Er ist moralisch absolut kein Vorbild.

Er ist immerhin unser Staatsoberhaupt und 74 Jahre alt, da kann ich erwarten, dass er vor allem und als Pastor fähig ist, nach den Vorstellungen seiner Religion zu leben, um unser Land bestmöglich zu repräsentieren. Wäre er Privatmann, dann wäre das eine andere Sache, da er aber nun einmal in dem Amte ist, muss er sich den Einwand auch gefallen lassen.

Dazu gehört aber nicht, dass man wie Gauck seit 1959 mit derselben Frau verheiratet ist, aber seit 1991 getrennt von dieser lebt und offen seine langjährige Freundin Daniela Schadt im Amt als First Lady mit sich herum schleppt. Da wird Gauck absolut nicht dem „C“, also christlich, seiner auserwählten Partei gerecht noch wirklich seinem eigenen Glauben.

Zeit zu gehen

Morgen um 16:02 Uhr läuft erst einmal meine WoW-Spielzeit aus und ich habe nicht vor, sie so schnell zu verlängern. Ich gehe damit vielmehr in eine Pause unbestimmter Länge. Es kann sein, ich kehre früher oder später wieder zurück, aber was wann wie und wo steht noch in den Sternen.

Die Gründe dafür mögen mannigfaltig sein, aber der Hauptgrund ist schlicht und einfach dieser, dass mir der momentane Schlachtzug keinen wirklichen Spaß mehr bereitet und ich dazu auch einfach nicht mehr gewillt bin, zwei bis vier Abende die Woche drei bis vier Stunden vor der Kiste zu hocken, nur damit Garrosh irgendwann NHC einmal vor meinen Füßen liegt. Die Zeiten sind erst einmal bei mir vorbei, der aktuelle Raid fühlte sich einfach nicht mehr nach Spaß, sondern nur noch nach Arbeit an. Und Arbeit habe ich auch so genug, da brauche ich mir in WoW nicht noch weiteren, zusätzlichen Stress zu geben.

Einen Großteil dazu beigetragen haben mag die letzte Gruppe, mit der ich fest im Schlachtzug unterwegs war. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Ergebnis.  Ebenso ist für mich „die Schlacht um Orgrimmar“ auch längst nicht so reizvoll wie „der Thron des Donners.“ Ja, die Schlacht ist ein schöner Schlachtzug, nur leider wieder komplett linear ohne Flügel trotz früherer, anderer Bekundungen aufgebaut, sie muss mindestens sechs Monate halten und das wird sie sicher auch. Dennoch fühlt sich der Raid für mich im Vergleich zum Thron deutlich liebloser gestaltet und auch ein Stück anspruchsloser an. Gut, die letzten drei Bosse da kann ich dann noch nicht mit reden, aber bis zum Weg dahin schon.

Im Thron gab’s Horridon, Tortos und Durumu, den Animus, also durchaus interessante Bosse mit interessanten Mechaniken. Diese habe ich in der Schlacht großteils vermisst, meist ist es in der ja als Tank folgende, spannende Aufgabenliste:

  • bewege dich und den Boss, sofern nötig,
  • spotte den Boss nach X Stapeln Tankdebuff ab.

Das war’s dann auch schon bei den meisten Bossen in der Schlacht. Tja, und wenn die Motivation für den Raid weg ist, was bleibt dann schon sonst noch groß zu tun?

PvP? Interessiert mich nicht weiter, ich halte es aktuell in WoW für eine dermaßen groteske, schlechte Lachnummer, dass es im Grunde komplett von Grund auf neu gestaltet werden müsste. PvP ist momentan nichts anderes als ein Crowd-Control-Spamfest plus welche Klasse kann während einer Bewegung noch möglichst schnell möglichst großen Burstschaden fahren. Und das viele CC da drin nervt einfach nur noch tierisch. Balanciert ist es natürlich auch nicht.

Nun werden manche sagen, ja das ist nicht balanciert und das war es auch nie und wird es auch nie sein – richtig. Ein Spiel mit dermaßen vielen Klassen und Fähigkeiten wird man im PVP niemals vollständig balancieren können, nur sollte es sich eben dennoch bitte zumindest halbwegs fair anfühlen. Und das tut es nicht. Wer mal als Priester in Patch 5.4 einen Krieger oder Frost-Todesritter an sich kleben hat, der kann gar nicht so schnell gucken, wie er tot ist. Krieger sind aktuell toll, die waren zu 5.0 die totale Overpowered-Klasse und sind es mit 5.4 wieder geworden, und Blizzard hat kund getan, die Krieger nicht mit Nerfs beglücken zu wollen. Also schießen momentan die Krieger wieder wie Unkraut aus dem Boden.

Und ein Spiel, das dermaßen unbalanciert ist aber auch keinerlei Anstalten macht, das nur halbwegs im PVP ändern zu wollen wie WoW, ist einfach nur schlecht. Vor allem die Arenagänger fluchen da nur ständig mit Recht darüber, also wieso da groß Zeit verschwenden. In dieser Erweiterung kriegt Blizzard das sowieso nicht mehr gebacken.

Ja, wenn PVE mit Raids uninteressant geworden ist und PVP sowieso nicht, dann könnte man ja anfangen, Erfolge zu farmen. Nur ist das eben auch nicht meine Welt. Es bereitet mir einfach keinen Spaß, für einen Titel wie „der Wahnsinnige“ oder „der Vielgeliebte“ meistens tage/wochenlang irgendwelche Mobs zu töten, die dank des großen Levelunterschieds sowieso Onehit fallen, nur um mir dann irgendwann diese Titel an den Charakter pappen zu können und stolz damit rumzurennen, wie ach so leidensfähig ich da gewesen bin, diese für mich sinnentleerte ABM-Maßnahme für gelangweilte Solospieler absolviert zu haben. Wem es gefällt, bitte – meine Welt ist das nicht.

Haustierkämpfe und dergleichen – ne danke. Pokemon in WoW ist ja ganz possierlich gemacht, aber reizte mich auch nie so wirklich.

Twinks hoch ziehen? Vier neue 90er in dieser Erweiterung, darunter einer auf Hordeseite, reichen wirklich. Mit Nummer fünf wird die Angelegenheit nun auch nicht mehr wirklich spannender, wo die Levelphase ohnehin selbst ohne Erbstücke viel zu schnell und einfach sowie anspruchslos ist.

Rollenspiel auf einem Realm wie die Aldor? Dafür ist mir die Engine einfach zu beschränkt (die Aussicht, zig alte Raids monatelang abfarmen zu müssen, nur damit man dann aussieht wie man es will erscheint mir einfach nur BAH und kein Housing geht auch nicht wirklich), und das Setting zu banal und uninteressant. Danke, hab’s probiert, ich passe da nicht hin, abgesehen davon sind die dort gegenüber Neulingen so etwas von unfreundlich, dass sie sich über Mangel daran nicht weiter wundern müssen.

Damit bliebe dann im Grunde WoW nur noch als und vor allem Chatplattform, und da gibt es kostenlos deutlich bessere als das Spiel. Da es in der Tat so ist, dass ich die letzten Wochen wenn nur noch ein wenig LFR ging und ansonsten Chat gemacht habe, ziehe ich eben die Konsequenz und gehe erst einmal.

Dazu kommt auch, dass Mists of Pandaria nun definitiv in den Endzügen liegt. Die Blizzcon ist bald und mit der Ankündigung der nächsten Erweiterung ist da zu rechnen, die irgendwann denke ich im zweiten Quartal 2014 kommen wird, und der Patch 5.4 war inhaltlich, so finde ich, auch eher neben dem Raid enttäuschend.

Die zeitlose Insel ist ein schlechter Witz, es las sich auf dem Papier gut und ist in der Praxis einfach nur schlecht dahin gerotzt, und sonst kam da eben bis auf die Feuerprobe nicht viel weiteres an Beschäftigungsmöglichkeiten. Ach ja doch, der flexible Schlachtzugsmodus, der ist mal wirklich ein guter Wurf, den Blizzard getan hat. Nur wenn man am Raid keine Lust mehr hat so wie ich, dann ist eben auch der witzlos.

So war es eben ein schönes Jahr mit vielen Höhen und Tiefen, auch menschlicher Art, vielleicht komme ich irgendwann wieder, vielleicht auch nicht. Ich weiß nur eines – sag niemals nie.

Die Gilde „Divine“ oder: familiär heißt nicht immer freundlich

Vor einiger Zeit war ich mit meinem Todesritter, den ich damals auf Blut richtig ausbaute, auf Einladung der damaligen Gildenchefin in die Gilde „Divine“ auf Antonidas gekommen.

Divine ist kurz gesagt eine Fungilde mit einigen Raidambitionierten. Es gibt keine feste Stammgruppe, alles kann nichts muss. Damals begannen sie gerade damit, Flex zu gehen.

Es gibt ja den alten Spruch, dass nicht ohne Grund in der DDR-Einheitspartei SED alle Schwestern und Brüder waren, da man sich Familie bekanntlich nicht aussuchen kann, Freunde aber schon. Diese Gilde zeigte mir, was da dran ist.

Mein Gastspiel in der Gilde dauerte knapp zwei Wochen, danach war Schluss. Die Gilde ist gespalten in zwei Lager, zum Einen diejenigen, die einfach so WoW spielen, was absolut in Ordnung ist, aber deswegen deutlich zu wenig zu tun haben und aus jeder Mücke sofort einen Elefanten machen und diejenigen, die gerne Raiden würden und das auch könnten, sofern die dazu die passende Gruppe finden.

Das Drama begann damit, als ich das erste Mal in der Gilde Flexraid Teil 1 mit ging. Es war gildenintern, ich glaube 13 Leute und die Qualität doch sehr durchmischt. Es gab gut ausgerüstete Leute, die wussten, was sie tun und den Rest, der irgendwas tat, beispielsweise ein Windläufermönch mit GS 510, der nur knapp 60 K DPS fuhr oder eine Heildruidin GS 492, deren Charakter komplett unversockelt und unverzaubert war sowie die Frechheit besaß, da allen Ernstes mit einer GS 397er-Waffe aus Cataclysmus aufzutauchen. Anders kann man es da nicht bezeichnen.

Es war als drei Stunden angesetzt und war alles andere als ein glatter Durchmarsch, die gefallenen Beschützer lagen im 9. Anlauf erst und dann ging’s noch zu Norushen, verbleibende Dauer: ca. 45 Minuten.

Dann erklärte ich Norushen in aller Ausführlichkeit und teilte noch die Leute ein, die runter gingen, wir probierten es, klappte natürlich nicht, wie auch, wenn Heilung und Schaden vorne und hinten nicht stimmen. Danach gab’s noch einen kurzen Appell von mir an die Meute, wenn sie schon in den Flex reingehen, mögen sie bitte auch ihre Charaktere pflegen und das war’s.

Vordergründig durfte ich mir „Toll gemacht“ und „Endlich mal einer, der die Bosse kennt und erklärt“ anhören, hintenrum aber meckerten sie, die Bosserklärungen seien viel zu lange gewesen. Tja.

Lustiger wurde es dann allerdings noch, als ich selber einen alten NHC-Raid ansetzte, nämlich die Terasse des endlosen Frühlings. Vorher probierte das jemand anders, er setzte Samstag abends Mogushan an für Sonntag 14 Uhr und wunderte sich dann, als um die Uhrzeit kaum jemand da war. Wie aber auch, wenn nur vier fest zusagten und vier vorläufig? Eben.

Ich kann „vorläufig“ im Kalender absolut nicht gebrauchen, denn wenn Leute sich „vorläufig“ anmelden, dann ist der Ärger vorprogrammiert. 95% dieser Leute sind im Zweifelsfall nämlich einfach nicht da, und dann muss ich anfangen zu suchen, um den Raid aufzufüllen. Oder aber die noch bessere Variante, man hat den Raid dann aufgefüllt und ist bereits unterwegs, sie kommen dann aber auf einmal doch online und mosern rum, warum man die Aushilfe nicht rauswirft und sie mit rein nimmt, denn dafür sie man schließlich ja eine Gilde.

Daher gibt es bei Einladungen, die ich mache, „vorläufig“ nicht und ich weise dick und fett im Einladungstext darauf hin,„VORLÄUFIGE ANMELDUNG GILT ALS ABGELEHNT!“

Also erstellte ich an einem Mittwoch die Einladung und wies darauf hin, ebenso dass Samstag ab 20 Uhr dann die Ab- oder Zusage zu dem Raid erfolgt. Der Raidtermin war Sonntag, 20 Uhr.

Ich halte es für Erwachsene absolut zumutbar, dass sie sich einen Tag vorher festlegen, ob sie nun mit wollen oder nicht. Ich habe nämlich in erster Linie am Raidtermin eine Verpflichtung gegenüber denjenigen, die fest zugesagt haben und in den Raid gehen wollen und nicht gegenüber denjenigen, die sich nicht entscheiden können und im Zweifelsfall nicht da sind.

Ja wie auch immer, es war dann Sonntag Mittag und ich hing mal wieder mit der Gildenchefin in der Leitung, weil die was wollte. Die war schon paar Tage bei mir Dauergast und meinte immer, ich solle „entspannter“ werden, es hätte Beschwerden gegeben, kam aber nie auf den Punkt, was sie denn nun genau wolle noch wer sich da beschwert hätte.

Am Sonntag war es dann soweit, ich hatte sie mittags erneut in der Leitung mit der Ansage, ich würde nicht in die Gilde passen und möge sie bitte daher verlassen. Als Grund gab sie an, dass es Beschwerden wegen meiner Raidplanung gegeben hätte, genauer das „Vorläufig“. Das sei eine Sache, die könne man in der Gilde ja so nicht machen – intern sprach sie dann davon, ich hätte alles zu progresstechnisch (!!!) aufziehen wollen. Selten so gelacht, sowas von hanebüchen.

Wie auch immer, der Raid jedenfalls war voll, es war aber mein Termin und tanken dürfe ich das Ganze dann schon noch. Ha ha und ha. Die pflegen da wirklich einen „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“-Stiefel, der schon einmalig ist.

Also ging ich aus der Gilde raus mit allen Charakteren, aber hielt den Termin aufrecht. Abends schlug dann die übliche Warteschlange zu und fraß den Raid auf, kann man nichts machen, war auch nicht weiter schade drum.

Eine Woche später fragte dann ein Mitglied der Gilde mal bei mir nach, warum ich denn raus gegangen sei, denn es sei doch schade, dass ich weg sei – und ich erzählte dem das mal in Ruhe. Er fand das alles nur sehr komisch, bohrte in der Gilde nach und fing an, seinerseits Fragen zu stellen, was nach etwa einer Dreiviertelstunde mit einem Rauswurf quittiert wurde.

Dann hatte ich erneut die Gildenchefin in der Leitung, es kam ein Gesülze Marke „Das war doch nichts persönliches, ich schätze dich weiterhin als Spieler, aber wieso setzt du dich nicht mit mir hin und frägst, wenn du Fragen hast direkt mich? Wieso schickst du denn jemanden vor?“ Tja, nur habe ich das eben nicht getan, dass jemand von alleine irgendwann Fragen stellen könnte, lag da nur in der Natur der Sache.

Aber so erfuhr ich dann noch einige weitere Hintergründe dieses heuchlerischen Haufens und es war interessant.

Bemerkenswert war schon, dass nie jemand von all den Leuten, die (angeblich) ein Problem mit mir hatten, den Mumm hatte, sich direkt mit mir auseinander zu setzen. Dafür waren sich die Herrschaften alle zu fein oder feige? Wie auch immer.

Nein, die gingen immer sofort zur Gildenchefin und wussten da genau, welche Knöpfe sie zu drücken hatten, damit die so handelt, wie sie es wollten und das tat sie denn auch. Und von der Chefin erfuhr ich immer nur „Es gab Beschwerden“, aber von wem eigentlich nicht.

Danach erfuhr ich allerdings Ross und Reiter. Ja, das mit der „vorläufigen“ Anmeldung störte ausgerechnet die Heildruidin mit ihrem Mann. Zu mir war sie vordergründig immer nett und da kam nie was, in Wirklichkeit ging sie damit aber zur Gildenchefin und beschwerte sich, weil ja nicht sein kann, dass ich meinen Raid so plane, wie ich es für richtig halte, wenn Madame es denn missfällt.

Praktischerweise war Madame denn noch gleichzeitig Offi in der Gilde und Mitglied des Gildenrats, also fällte sie mal eben zusammen schnell mit der Gildenchefin die Entscheidung, dass ich in die Gilde nicht mehr passen würde.

Tja. Natürlich ist das in einer Gilde möglich, wäre es aber ein ordentliches Gericht, dann wäre dies eindeutig ein Fall von Befangenheit. Schon mal davon gehört?

Und so kam es dann eben, was kommen musste: einigen gefiel meine Nase nicht, aber die waren alle hintenrum, heulten sich immer bei der Gildenchefin aus und letzten Endes Rauswurf, weil die lieber den Weg des geringsten Widerstandes ging als mal ihren Sauhaufen an Gilde aufzuräumen. Im Grunde tut sie mir leid, das macht die Sache denn aber auch nicht wirklich besser.

Was bleibt also? Es war eine interessante Lektion, dass „familiär“ und „freundlich“ in mancher Gilde gleichbedeutend mit „hinten rum“ und „maximalem Dramalama“ sind. Bei Divine ist das jedenfalls eindeutig der Fall. Später sprach ich dann noch mit einem mir bekannten, früheren Exmitglied der Gilde, der auch gewisse Sachen raidtechnisch auf die Reihe bringen wollte, und stellte fest: es war eine sich wiederholende Geschichte.