Der Black Dragon Viewer macht einen auf Microsoft

Was ist das Feature von Windows 10, an dem sich die meisten Geister derbe scheiden? Richtig: das automatische Update, welches man nur verschieben, aber nicht beliebig aufschieben kann. Irgendwann muss man einfach das Update fahren, ob es nun für einem Sinn macht oder eben nicht! Die einzige Abhilfe ist es, seinen Rechner ohne Internet zu betreiben, aber wer macht das heute noch?!?

Sicherheitsexperten fanden diese Änderung einfach toll, weil so der Benutzer endlich gezwungen wird, wichtige Sicherheitsaktualisierungen relativ zeitnah einzuspielen. In Wirklichkeit aber ist diese Funktion ein Riesendesaster und hat zu einer Menge an Unmut gegenüber Microsoft geführt, weil das Update entweder immer genau dann gefahren wird, wenn man es am wenigsten braucht oder aber möglicherweise ein größeres Update erst einmal ungefragt gewisse Treiber und Programme kaputt macht. So oder so, es entreißt dem Benutzer ein gutes Stück der Kontrolle über den eigenen Rechner und ist in der Praxis einfach nur eine richtig üble Idee.

Man könnte also aus den Fehlern von Microsoft lernen und das sein lassen. NirvanV Dean mit seinem Black Dragon Viewer aber machte genau das Gegenteil: er hat diesen um eine automatische Updatefunktion erweitert. Diese ist ab Version 2.5.6 aktiv, der Download findet im Hintergrund statt und irgendwann ploppt dann von Windows eben die Meldung auf, dass sich der Black Dragon Viewer aktualisieren will. Das kann man dann tun, man kann es auch sein lassen, nur dann funktioniert nach dem Autor eben der Login vom alten Viewer nicht mehr. Also wird hier ein Zwang auf den Benutzer ausgeübt, die Aktualisierung vorzunehmen.

Der Grund dafür ist, dass dem Autor der Supportaufwand für seine alten Viewer einfach zu groß wird. Das ist noch bis zu einem gewissen Grad verständlich; aber dann kann man genau so gut sagen, dass es eine neue Version gibt, in der der Fehler behoben ist und fertig ist die Laube.

So aber zeigt der Autor hier eine Attitüde, die einfach nur noch zum Himmel stinkt. Er meint, besser als seine Benutzer zu wissen, welche Viewerversion von seinem Produkt sie genau haben wollen – nämlich immer die aktuellste – und ihnen das diktieren zu können. Wie man schon an Microsoft gesehen hat, kann und wird genau dies nicht gut gehen und für eine riesige Menge an Ärger sorgen.

Es ist nämlich nichts anderes hier als die Bequemlichkeit des Autors, die ihn letztendlich zu diesem Schritt bewogen hat – und seine Benutzer dürfen es nun ausbaden und nicht wenige werden darunter leiden.

Dazu kommen noch seine pampigen Reaktionen darauf, wenn sich nun Benutzer darüber beschweren, wie beispielsweise hier von Penny Patton:

Vielleicht wäre NiranV Dean einfach besser damit beraten, da ihm seine Benutzer ja so auf den Keks gehen, wenn er die Entwicklung seines Viewers gleich einstellt. Dann muss er nämlich nicht mehr unter deren Wünschen und Problemchen leiden… in seinem „Monthly Writeup“ vom Oktober und November wird diese Änderung jedenfalls nicht erwähnt, noch im Changelog zu 2.5.6. Gut, es gibt den Blogpost, aber das sieht für mich wenigstens aktuell so aus, als wäre das Feature zunächst stillschweigend aktiviert wurden, bis es genügend Downloads gab und erst dann wurden die Benutzer benachrichtigt.

Da kommt doch so richtig vorweihnachtliche Freude auf. Ganz im Ernst: wer bisher noch den Black Dragon Viewer benutzt, der sollte sich mal so langsam nach einer brauchbaren Alternative umsehen, denn mit der Attitüde und dem absolut unprofessionellem Gehabe von NiranV Dean werdet ihr nie mehr sicher sein können, ob der Viewer nach dem nächsten Update noch funktioniert, wie ihr es braucht und wollt, oder eben nicht.

Kloppt ihn endlich in die Tonne und erlöst ihn so von seinem Leid!

Der Cliqz-Browser, oder: der Wolf im Schafspelz

Aktuell schwappt ja durch die deutschen Qualitätsmedien eine Welle der Berichterstattung über einen ach so tollen Webbrowser auf deutschen Landen, der es Google mal so richtig zeigen soll. Wer nicht gerade blind durch’s Web surft, der wird das sicherlich mitbekommen haben, es handelt sich dabei um den neuen Browser CliqZ.

Cliqz ist kostenlos verfügbar, gut. Mit dem Verkauf von Webbrowser kann man schon seit mindestens 15 Jahren kein Geschäft mehr machen, daher ist das nicht weiter verwunderlich, wer seinen Webbrowser unters Volk bringen will, der muss diesen kostenlos abgeben, sonst kann er es nämlich gleich sein lassen!

Cliqz ist dabei softwaretechnisch nichts anderes als ein Fork von Mozilla Firefox. Man hat also die Basis von Firefox genommen und entsprechend umgearbeitet, was erlaubt ist. Das Meiste an Features, was Cliqz so bietet, kann man übrigens auch problemlos bei jedem anderen, modernen Webbrowsern durch Erweiterungen problemlos nachrüsten. Die Erweiterungen von Firefox kann man jedenfalls mit Cliqz nicht nutzen, da der Entwickler das abgeschaltet hat.

Was die Medien aber stillschweigend verschweigen ist, wer hinter Cliqz steckt, denn die Firma gehört zum Medienunternehmer Hubert Burda. Burda ist einer der großen deutschen Verleger.

Und einer der Unterstützer vom Leistungsschutzrecht. Der Browser ist also eine Waffe, um die Anzeigeneinnahmen von Google zu reduzieren. Und natürlich kommt der Browser mit einer Reihe von Ausnahmen daher, die Werbung vom Verlagshaus Burda&Co. erlauben. Man will sie ja nicht ins eigene Fleisch schneiden, und ebenso wird nur „unsicheres Tracking“ verhindert.

Wer also wirklich einen werbefreien Browser haben will, dem bleibt nach wie vor nichts anderes übrig, als sich das mit den zur Verfügung stehenden Mitteln selbst zu machen. Das ist ja keine große Kunst. Der Rest greift eben zu Cliqz.

https://www.youtube.com/watch?v=6eybE5GVROk

Der Weg der Software oder: auf den Schultern von Riesen stehen

Die moderne Entwicklung von Software hat es so an sich, dass die Programmierer oft das Rad nicht mehr neu erfinden müssen, sondern sich bereits existierender Programmbibliotheken für alle möglichen Bereiche, wie beispielsweise Verschlüsselung, dem Abspielen von MP3s, Videos u.v.m. bedienen können. Der Entwickler nutzt die Schnittstellen der entsprechenden Bibliothek und baut sie in sein Produkt ein, fertig. Natürlich muss er damit auch ab und an sein Projekt der Bibliothek anpassen, wenn sich diese ändern sollte.

konqueror-web-browser

Das hier, werte Leser, ist Konqueror. Der Mehrzahl von euch wird Konqueror nichts sagen, es handelt sich dabei um den alten Dateimanager des Desktop Environments KDE unter *nix. Konqueror war schon immer fähig, als Webbrowser zu fungieren und hatte dazu eine eigene, kleine Websiterenderingengine namens KHTML eingebaut plus eine Javascriptengine namens KJS. KHTML war recht flott, leichtgewichtig und einfach in eigene Programme einzubauen.

KHTML kennt heute kaum noch einer, es wird auch nicht mehr weiter entwickelt. Als Apple im Jahre 2003 seinen eigenen Webbrowser namens Safari vorstellte, ging ein Raunen durch die Webszene. Denn in dieser Email meldete sich ein gewisser Don Melton bei den KDE-Entwicklern und verkündete der erstaunten Welt in der Mailingliste, dass Apples neuer Webbrowser auf einem Fork von KHTML mit KJS basieren würde. Dieser Fork, also eine auf Grundlage von KHTML unabhängige Weiterentwicklung trug damals den Namen WebCore, das Gesamtprojekt hörte auf den Namen Webkit.

Die KDE-Leute waren verzückt und gleichzeitig die Macher bei Mozilla verärgert, dass Apple nicht deren ebenfalls quelloffene Engine Gecko benutzt hatte. Gecko war den Entwicklern bei Apple zu groß, zu schwer einzubauen und zu langsam, aber KHTML genau richtig. Dafür konnte Gecko aber auch deutlich mehr Webseiten korrekt anzeigen, als dies bei KHTML der Fall war.

Webkit wuchs und gedieh und findet sich heute auf jedem Smartphone und Rechner als Engine, es ist die Basis für Safari und war die Basis für Google Chrome. An der Entwicklung von Webkit sind unter der Federführung Apples viele, bekannte Firmen beteiligt. Google verabschiedete sich allerdings 2013 von Webkit und gründete seinen eigenen Fork namens Blink. Der Grund dürfte einfach sein, dass man sich so aus der technischen Abhängigkeit von Apple befreien wollte. Ebenso verwendet bis heute der Second Life Viewer Webkit als Viewerkomponente.

Mozilla arbeitet übrigens selber schon seit längerem an einer vollkommen neuen Renderingengine namens Servo, die in einer dafür eigens geschaffenen Programmiersprache namens Rust implementiert wird. Man darf gespannt sein, was dabei am Ende herauskommen wird.

CDN und was es bedeutet

Second Life bekommt aktuell Unterstützung für CDNs, also Content Delivery Networks, eingebaut. Aktuell gibt es einen Projektviewer dazu und rund 28 Regionen auf dem Mainland, die das unterstützen.

Das Problem daran ist nur: viele können sich unter einem CDN absolut nichts vorstellen, aber sie benutzen es täglich. Was also ist ein CDN und warum ist es gut?

Ein CDN ist, wie der Name schon sagt, ein Netzwerk, das Inhalte verteilt. Nehmen wir mal an, ín meiner Gegend gibt es zwei ALDI-Filialen, die eine ist drei Kilometer von mir entfernt und die andere zehn. Nehmen wir weiter an, ich als ökonomisch handelnder Mensch kaufe immer dasselbe Toilettenpapier bei ALDI, das es in jeder Filiale als Eigenmarke vorrätig gibt. Wohin werde ich natürlich fahren? Richtig: zu der Filiale, die näher an meinem Wohnort ist, denn das Angebot in dem Fall ist ja in allen ALDI-Filialen gleich und es gibt für mich absolut keinen vernünftigen Grund, in die weiter entfernte Filiale zu fahren.

Und genau das ist das Prinzip eines CDNs, nämlich die Inhalte eines Diensteanbieters geographisch (!) gesehen wirklich so nahe als möglich an den Abrufer zu bringen. Das geschieht dabei völlig automatisch, transparent und der Benutzer kriegt davon nichts mit. Der CDN-Anbieter muss dafür eine globale Infrastruktur betreiben.

Wie funktioniert das? Nun, in Second Life wird es für Meshes und Texturen freigeschaltet werden. Bekannte Anbieter von CDNs sind beispielsweise Akamai oder Amazon. Wenn ich also in Zukunft als Deutscher eine Textur runter laden will, dann geht diese Anfrage auf CDN-aktiven Regionen nicht mehr direkt an die Rechenzentren von Linden Lab in den USA, sondern an einen Server des CDN-Anbieters, der irgendwo in Europa steht. Der prüft dann zunächst, ob diese Textur schon lokal vorhanden ist, und wenn ja, dann schickt er mir diese direkt, was in einer deutlich besseren Ladezeit resultiert (das ist einfacher Physik und der Übertragungsgeschwindigkeit geschuldet, sprich man hat eine bessere Pingzeit). Wenn die Textur bisher nicht vorhanden ist, dann fordert er diese beim Stammserver an und hält sie danach für weitere Deutsche für eine gewisse Zeit vor.

Das ist alles. Dadurch haben wir dann in Zukunft eine Entkoppelung des Ladens von Texturen und Meshes von der Infrastruktur Linden Labs in den USA, weil das hauptsächlich über das CDN passieren wird. Als Ergebnis wird man eine spürbare Beschleunigung der Ladezeit von oft bzw. oft wiederholt besuchten Sims feststellen können. Wie hoch, das wird sich zeigen .

Zu beachten dabei ist allerdings, dass nach wie vor die Regionserver in den USA stehen und damit die Avatarpositionsberechnung, Physik usw. ausschließlich über dort geschehen wird.

The new kid on the block

Es gibt mal wieder einen neuen Second Life Viewer, mit dem keiner rechnete, namens Replex. Dahinter steckt Latif Khalifa, seinerseits absolut kein Unbekannter, sondern der Autor vom Radegast-Client und einigen anderen Sachen.

Replex kommt einem dabei von Anhieb seltsam bekannt vor, und das ist kein Wunder, handelt es sich doch schließlich bei diesem 1er-Viewer um einen Fork vom Singularity Viewer. Replex basiert dabei auf dem letzten Alphacode von Singularity, enthält aber einen Haufen an Verbesserungen im Vergleich zu Singularity 1.8.5. Allerdings stammt die Mehrheit davon vom Singularity-Team selber, der bisherige Beitrag von Latif Khalifa liest sich dann doch recht bescheiden:

  • Added Replex skin (Latif)
  • Bundle Replex, Gemini and Silver skins (Latif)
  • Windows 64 viewer now supports parcel media (QuickTime) (Latif)
  • gtp chatbar command now allows omitting height. (Latif)

Im Grunde ist also Replex eine leicht veränderte Version des aktuellen Singularity-Alpha-Codes plus einigen, wenigen Änderungen von Latif Khalifa.

Da stellt sich dann die Frage: warum hat der Kerle das gemacht? Einer der Singularity-Entwickler beschreibt das so:

Replex is by no means the successor, it’s just something done because someone has no confidence that we can get our alpha build system up.

Also in seinen Augen ist der Grund, dass Latif einfach kein Vertrauen darin habe, dass das Singularity-Team seine neue Build-Infrastruktur zum Laufen bekommen würde und daher selber was gebaut und nichts anderes.

Latif Khalifa selber schreibt zu seiner Motivation auf seiner Seite nichts dazu. Es bleibt also abzuwarten, ob er wirklich die Energie hat, Replex weiter zu entwickeln oder Replex bald wieder, wie viele andere Viewer vorher auch schon, von der Bildfläche verschwinden wird.