Zeit zu gehen

Morgen um 16:02 Uhr läuft erst einmal meine WoW-Spielzeit aus und ich habe nicht vor, sie so schnell zu verlängern. Ich gehe damit vielmehr in eine Pause unbestimmter Länge. Es kann sein, ich kehre früher oder später wieder zurück, aber was wann wie und wo steht noch in den Sternen.

Die Gründe dafür mögen mannigfaltig sein, aber der Hauptgrund ist schlicht und einfach dieser, dass mir der momentane Schlachtzug keinen wirklichen Spaß mehr bereitet und ich dazu auch einfach nicht mehr gewillt bin, zwei bis vier Abende die Woche drei bis vier Stunden vor der Kiste zu hocken, nur damit Garrosh irgendwann NHC einmal vor meinen Füßen liegt. Die Zeiten sind erst einmal bei mir vorbei, der aktuelle Raid fühlte sich einfach nicht mehr nach Spaß, sondern nur noch nach Arbeit an. Und Arbeit habe ich auch so genug, da brauche ich mir in WoW nicht noch weiteren, zusätzlichen Stress zu geben.

Einen Großteil dazu beigetragen haben mag die letzte Gruppe, mit der ich fest im Schlachtzug unterwegs war. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Ergebnis.  Ebenso ist für mich „die Schlacht um Orgrimmar“ auch längst nicht so reizvoll wie „der Thron des Donners.“ Ja, die Schlacht ist ein schöner Schlachtzug, nur leider wieder komplett linear ohne Flügel trotz früherer, anderer Bekundungen aufgebaut, sie muss mindestens sechs Monate halten und das wird sie sicher auch. Dennoch fühlt sich der Raid für mich im Vergleich zum Thron deutlich liebloser gestaltet und auch ein Stück anspruchsloser an. Gut, die letzten drei Bosse da kann ich dann noch nicht mit reden, aber bis zum Weg dahin schon.

Im Thron gab’s Horridon, Tortos und Durumu, den Animus, also durchaus interessante Bosse mit interessanten Mechaniken. Diese habe ich in der Schlacht großteils vermisst, meist ist es in der ja als Tank folgende, spannende Aufgabenliste:

  • bewege dich und den Boss, sofern nötig,
  • spotte den Boss nach X Stapeln Tankdebuff ab.

Das war’s dann auch schon bei den meisten Bossen in der Schlacht. Tja, und wenn die Motivation für den Raid weg ist, was bleibt dann schon sonst noch groß zu tun?

PvP? Interessiert mich nicht weiter, ich halte es aktuell in WoW für eine dermaßen groteske, schlechte Lachnummer, dass es im Grunde komplett von Grund auf neu gestaltet werden müsste. PvP ist momentan nichts anderes als ein Crowd-Control-Spamfest plus welche Klasse kann während einer Bewegung noch möglichst schnell möglichst großen Burstschaden fahren. Und das viele CC da drin nervt einfach nur noch tierisch. Balanciert ist es natürlich auch nicht.

Nun werden manche sagen, ja das ist nicht balanciert und das war es auch nie und wird es auch nie sein – richtig. Ein Spiel mit dermaßen vielen Klassen und Fähigkeiten wird man im PVP niemals vollständig balancieren können, nur sollte es sich eben dennoch bitte zumindest halbwegs fair anfühlen. Und das tut es nicht. Wer mal als Priester in Patch 5.4 einen Krieger oder Frost-Todesritter an sich kleben hat, der kann gar nicht so schnell gucken, wie er tot ist. Krieger sind aktuell toll, die waren zu 5.0 die totale Overpowered-Klasse und sind es mit 5.4 wieder geworden, und Blizzard hat kund getan, die Krieger nicht mit Nerfs beglücken zu wollen. Also schießen momentan die Krieger wieder wie Unkraut aus dem Boden.

Und ein Spiel, das dermaßen unbalanciert ist aber auch keinerlei Anstalten macht, das nur halbwegs im PVP ändern zu wollen wie WoW, ist einfach nur schlecht. Vor allem die Arenagänger fluchen da nur ständig mit Recht darüber, also wieso da groß Zeit verschwenden. In dieser Erweiterung kriegt Blizzard das sowieso nicht mehr gebacken.

Ja, wenn PVE mit Raids uninteressant geworden ist und PVP sowieso nicht, dann könnte man ja anfangen, Erfolge zu farmen. Nur ist das eben auch nicht meine Welt. Es bereitet mir einfach keinen Spaß, für einen Titel wie „der Wahnsinnige“ oder „der Vielgeliebte“ meistens tage/wochenlang irgendwelche Mobs zu töten, die dank des großen Levelunterschieds sowieso Onehit fallen, nur um mir dann irgendwann diese Titel an den Charakter pappen zu können und stolz damit rumzurennen, wie ach so leidensfähig ich da gewesen bin, diese für mich sinnentleerte ABM-Maßnahme für gelangweilte Solospieler absolviert zu haben. Wem es gefällt, bitte – meine Welt ist das nicht.

Haustierkämpfe und dergleichen – ne danke. Pokemon in WoW ist ja ganz possierlich gemacht, aber reizte mich auch nie so wirklich.

Twinks hoch ziehen? Vier neue 90er in dieser Erweiterung, darunter einer auf Hordeseite, reichen wirklich. Mit Nummer fünf wird die Angelegenheit nun auch nicht mehr wirklich spannender, wo die Levelphase ohnehin selbst ohne Erbstücke viel zu schnell und einfach sowie anspruchslos ist.

Rollenspiel auf einem Realm wie die Aldor? Dafür ist mir die Engine einfach zu beschränkt (die Aussicht, zig alte Raids monatelang abfarmen zu müssen, nur damit man dann aussieht wie man es will erscheint mir einfach nur BAH und kein Housing geht auch nicht wirklich), und das Setting zu banal und uninteressant. Danke, hab’s probiert, ich passe da nicht hin, abgesehen davon sind die dort gegenüber Neulingen so etwas von unfreundlich, dass sie sich über Mangel daran nicht weiter wundern müssen.

Damit bliebe dann im Grunde WoW nur noch als und vor allem Chatplattform, und da gibt es kostenlos deutlich bessere als das Spiel. Da es in der Tat so ist, dass ich die letzten Wochen wenn nur noch ein wenig LFR ging und ansonsten Chat gemacht habe, ziehe ich eben die Konsequenz und gehe erst einmal.

Dazu kommt auch, dass Mists of Pandaria nun definitiv in den Endzügen liegt. Die Blizzcon ist bald und mit der Ankündigung der nächsten Erweiterung ist da zu rechnen, die irgendwann denke ich im zweiten Quartal 2014 kommen wird, und der Patch 5.4 war inhaltlich, so finde ich, auch eher neben dem Raid enttäuschend.

Die zeitlose Insel ist ein schlechter Witz, es las sich auf dem Papier gut und ist in der Praxis einfach nur schlecht dahin gerotzt, und sonst kam da eben bis auf die Feuerprobe nicht viel weiteres an Beschäftigungsmöglichkeiten. Ach ja doch, der flexible Schlachtzugsmodus, der ist mal wirklich ein guter Wurf, den Blizzard getan hat. Nur wenn man am Raid keine Lust mehr hat so wie ich, dann ist eben auch der witzlos.

So war es eben ein schönes Jahr mit vielen Höhen und Tiefen, auch menschlicher Art, vielleicht komme ich irgendwann wieder, vielleicht auch nicht. Ich weiß nur eines – sag niemals nie.

Die Gilde Bloodlust auf Blackmoore, oder: ist der Ruf erst ruiniert lebt es sich recht ungeniert

Es gibt in WoW eine spezielle Hilfe für ansonsten talentmäßig unterbelichtete Spieler, die im PVP was reißen wollen aber auf normalem Wege nicht können, die sich Multiboxing nennt. Wer mit dem Begriff nichts anzufangen weiß: da leistet sich ein Spieler eben nicht einen, sondern gleich fünf Accounts und bezahlt 5*13 = 64 Euro im Monat an Abogebühren. Multiboxing selber ist eine spezielle Software, die seine Tastendrücke dann vervielfältigt und an fünf gleichzeitig von ihm eingeloggte Charaktere schickt. Im Funk nennt man so etwas einfach Multiplexing.

Frei nach dem Motto: wenn ein Charakter von mir alleine nichts reißen kann, dann rüste ich eben fünfe aus und jage die gleichzeitig auf einen Spieler. Viel hilft viel. Wird schon schiefgehen, und meistens klappt das recht gut, vor allem wenn es die dafür gut geeigneten Klassen sind wie Schamanen und ähnliche.

Multiboxer selber sind dabei eine Sache, die in der Spielerschaft zwiespältig gesehen werden. Blizzard selber hat nichts dagegen, also sind grundsätzlich erlaubt, das ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist aber, dass man nur weil etwas erlaubt ist es noch lange nicht automatisch als gut betrachten muss.

Eine Gilde, die sich nun besonders viel darauf einbildet mit Multiboxing „erfolgreich“ zu sein, ist Bloodlust auf Blackmoore. Sie machen damit sogar Gildenwerbung und machen auf Youtube eigene Filmchen, in denen sie sich selbst beweihräuchern, wie toll sie da ihr Multiboxing treiben. Nun gibt es auf dem neuen Gebiet der zeitlosen Insel eine Möglichkeit zu einem Abgesandten von Ordos zu werden und als solcher kann man im PVP dann auch Spieler der eigenen Fraktion angreifen.

Also kam’s, wie’s kommen musste, die Leute von Bloodlust haben ihre Fünferroboterarmeen damit ausgestattet und auf Hordeseite mal eben direkt am Flugpunkt alles angegriffen, was ging – und direkt auch beim nahe gelegenen Friedhof die Leute, die wiederbelebten.

Und so sah das Schlachtfest dann unter anderem aus:

bloodlust1

Ich halte fest: da sind zwei Spieler, von denen jeder fünf Charaktere steuerte, teilweise gleichzeitig auf einzeln landende Spieler am Flugpunkt direkt drauf und haben die angegriffen. So sehen wahre PVP-Götter aus, die stolz auf ihr Können sind, wer was anderes auch nur denken sollte, der hat einfach keine Ahnung. Welche Chance hat man dagegen? Natürlich Null bei der Landung. Und dann töten sie einen direkt, sofern man wiederbelebte, noch gleich auf den Friedhof 15 Meter daneben, denn Ordnung muss sein.

Und das finden die nun toll. Natürlich kann jeder sein Geld ausgeben, wofür er lustig ist. Im Grunde ist das, was Nox und Cey da auf der Insel trieben aber einfach nur noch lächerlich zu nennen. Mehr auch nicht.