Diesen Artikel schreibe ich wegen Zasta, der gerade als OOC-Admin einen mächtigen Blues vor sich herschiebt und sich gerade daran richtig aufzureiben scheint, aus überwiegend eigener Erfahrung. Ich war über ein Jahr lang OOC-Admin auf einer Rollenspielsim gewesen und habe da nun wirklich alles mitgemacht, was man so mitmachen konnte.
Auf jeder Rollenspielsim in Second Life gibt es, oftmals in Personalunion, mindestens einen OOC-Admin und einen RP-Moderator. Zu 90% der Fälle ist also ein OOC-Administrator auch gleichzeitig RP-Moderator und führt auch dessen Tätigkeiten aus. Besser ist es natürlich, man bekommt im Laufe seiner Karriere diese Herrschaften möglichst erst gar nicht zu Gesicht, denn eine Faustregel sagt, dass für viele ein RP bereits gelaufen und hoffnungslos verloren ist, wenn nach dem OOC-Administrator gerufen wird.
Worum geht es aber bei den beiden Jobs und was sind die Unterschiede? Fangen wir einmal mit dem RP-Moderator an. Moderator kommt vom lateinischen Verb „moderare“, das wörtlich „mäßigen“, „steuern“ und „lenken“ bedeutet. Es geht also um eine Person, die eine gewisse Lenkungsfunktion inne hat. Ein RP-Moderator ist jemand, der dazu hauptsächlich dazu da ist, festgefahrene Plays wieder flott zu machen und bei kleineren Streitereien diese zu schlichten. Voraussetzung dazu ist, dass beide Parteien dazu natürlich willens sind, diesen anzurufen und dann dessen Ratschlag auch zu befolgen.
Ein RP-Moderator ist also jemand, der möglicherweise lenkend ins aktive Rollenspiel eingreift um dafür zu sorgen, dass es flüssig weitergehen kann. Je nach eigenem Gusto wird dabei der RP-Moderator von sich aus tätig oder erst dann, wenn er angefordert wird. Die meisten RP-Moderatoren werden erst dann aktiv, wenn man sie darum bittet.
Geht es allerdings darum, dass Regeln des RPs an sich verletzt worden sind, wird meistens ein OOC-Administrator angerufen. Dessen primäre Aufgabe ist es für die Einhaltung der Regeln zu sorgen, und wenn nötig, eine Entscheidung zu fällen. Diese Entscheidung ist dann (so die Theorie und sich die Spieler ihr nicht einfach entziehen) für beide Parteien bindend und über den OOC-Administrator hinaus gibt es auch nichts mehr. Friß‘ oder Stirb kann man da nur sagen. Im Gegensatz zum RP-Moderator wird der OOC-Administrator in der Regel auch die Macht haben, missliebige Avatare notfalls von der Sim zu kicken oder gleich zu bannen. Ebenfalls ist es mehr die Aufgabe eines OOC-Administrators, mit anderen Gruppen ggf. mal ein „No Combat“ zu verabreden oder auch als letztes Mittel ein No RP auszusprechen.
Gesetzt den Fall, zwei Parteien streiten sich über irgendwelche Regelverletzungen, dann wird der OOC-Administrator sich idealerweise beide Parteien anhören, kurz darüber nachdenken und dann eine Entscheidung fällen. Nicht mehr, nicht weniger.
Das ist dann auch der wichtige Unterschied zwischen einem Moderator und Administrator – ein Moderator lenkt das RP und er versucht es am Laufen zu halten während ein Administrator bei Streitigkeiten angerufen wird, die meistens die Regeln betreffen und dann eine Entscheidung trifft, wie es weitergehen könnte.
Nur sind, wie schon gesagt, die Grenzen zwischen beiden Jobs fließend und auf den meisten Sims gilt, dass die OOC-Administratoren auch gleichzeitig die Arbeit der RP-Moderatoren mit übernehmen.
Kraft des Amtes hat man damit eine gewisse Autorität inne, derer man sich bewusst sein sollte. Man muss sich darüber klar sein, dass man in dieser Position absolut nicht Everybody’s Darling sein kann noch sein wird, sondern es fast immer jemanden geben wird, der sich auf die Füße getreten fühlt. Das gehört zu dem Job dazu, damit muss man leben und man muss es aushalten können. Wichtig dabei ist, dass man seine Entscheidung sorgfältig abwägt, sie begründen kann und sobald man sie getroffen hat, davon auch nicht mehr abweicht. Denn wer nachgibt, der gilt als weich, formbar und wird erst recht mit niedrigem Ansehen belohnt sowie ständigen Anfragebombardements, doch das und jenes zu tun und vielleicht könnte man doch bitte, bitte, bitte nochmal seine Entscheidung nicht ein ganz klein, klein wenig überdenken? Das kann es also nicht sein.
Weiterhin gilt als Grundsatz für die Arbeit eines solchen Admins: gerade so viel wie nötig und so wenig wie möglich. Wer ständig die proaktive Schiene fährt und alles versucht direkt im Vorfeld zu regeln, der kann das tun, nur hat er am Ende den ganzen OOC-Mist einer Sim und darüber hinaus am Bein und kommt nicht mehr wirklich zu seinem Spiel. Viel Spaß dabei, das hält keiner allzu lange durch, ohne einen mächtigen Rappel zu bekommen!
Weiterhin heißt Administrator zu sein auch nicht, dass man ständig auf der Sim sein muss und ein schlechtes Gewissen bekommen muss, wenn man mal nur zehn Minuten woanders ist oder einen Abend verreist. In der Jobbeschreibung ist auch nicht inbegriffen, dass man ständig auf Knopfdruck hüpfen muss, nur wenn jemand einem anfordert, es gibt auch wichtigeres als dieses Amt. Wer natürlich ständig hüpfen sollte, der wird einerseits beliebt werden nach dem Motto „Boah, endlich mal einer, der immer und sofort da ist!“, andererseits verliert man sich natürlich auch da drin, da sich das garantiert herumspricht und man dann ständig angefordert werden wird. Man muss in dem Job wirklich lernen, Prioritäten zu setzen. Das bedeutet, wenn nicht gerade wirklich die Sim untergeht und es noch Zeit hat, dann sollen die Leute es auch mal ruhig selber regeln, einem den Sachverhalt auf Notecards zum späteren Lesen geben oder eben auch mal einen anderen Admin mit der Arbeit erfreuen. Man ist es schließlich meistens nicht alleine und muss wahrlich nicht alle Arbeit mit aller Gewalt an sich ziehen.
Das Wichtigste ist aber, dass man sich eine gewisse LMAA-Grundhaltung angewöhnt und nicht zu viel darauf gibt, was dann die Leute von einem halten oder über einen reden. Wer das schafft, für den wird sich auch der Job des OOC-Administrators in einem erträglichen Rahmen bewegen, ansonsten reibt man sich nur noch irgendwann völlig auf, verbiegt sich ohne Ende, bekommt den Megafrust und geht dann irgendwann völlig unter. Das kann mitunter auch schneller kommen, als einem lieb ist.
OOC-Administrator zu sein heißt nicht, dass man ständig wie ein Kindergärtner auf seine kleinen Lieben schaut und dafür sorgt, dass sie keinen Mist machen. Immerhin sind das alles erwachsene Mitmenschen, die durchaus auch alleine in der Lage sein sollten, miteinander auszukommen.
Immerhin sind wir hier noch alle freiwillig da, um Spaß zu haben, und nicht dafür, ständig unentgeltlich nur noch irgendwelche OOC-Dramen von anderen zu bearbeiten und die Feuerwehr zu spielen.