Wie man Rollenspiel moderiert

Dies ist eine Zusammenfassung einer auf Englisch abgehaltenen Klasse über RP-Moderation von Jarvis Quan.

Es gibt einige grundlegende Irrtümer über die Moderation von Rollenspiel:

  1. Fairness hat absolut gar nichts damit zu tun.
  2. Obwohl es das erklärte Ziel einer RP-Moderation ist, ein Rollenspiel wieder in Gang zu bringen, muss dieser Vorgang rein OOC geschehen.
  3. Sei niemals ängstlich dabei, alle verfügbaren Werkzeuge zu benutzen, damit man die Lage unter Kontrolle hat.

Ein typischer Vorfall sieht dabei folgendermaßen aus:

1. Der Moderator wird angefordert.

Wenn diese Nachricht bei einem ankommt, egal ob persönlich oder über die Gruppe, hat das RP gestoppt, das OOC entgleitet meist in den Austausch beliebiger Schimpfwörter und es gibt normalerweise mindestens zwei oder mehr Personen, die aufgeregt und verrückt an ihren Tastaturen sitzen. Jeder nimmt sein Rollenspiel dabei viel zu ernst.

Frage denjenigen, der dich anfordert, nach folgenden Details: die Namen der beteiligten Personen, die Art des in Frage gestellten RPs und wo gerade alle sind. Lasse es nicht zu, dass sie dir erzählen, was geschehen ist, besonders dann nicht, wenn es sich dabei um eine der beteiligten Parteien handelt. Warum nicht? Weil dies immer nur eine Seite der Medaille beleuchtet und deine eigene Sichtweise einschränken würde – und dann viel Glück damit.

Dein Ziel und einziges Ziel ist es dafür zu sorgen, dass das RP wieder in Gang kommt, nicht aber den Konflikt als solchen zu lösen. Konflikte erzeugen Geschichten und treiben Rollenspiel voran. Es ist nicht deine Aufgabe zu entscheiden, wer mehr BTB spielt oder ein größeres Arschloch ist, oder wer im RP richtig oder falsch liegt. Dein Ziel ist es dafür zu sorgen, dass das RP wieder in Gang kommt.

Wenn man als Moderator selbst in ein Spiel involviert ist und an den Punkt gelangt, wo man einen Moderator benötigt: bearbeite die Sache nicht selbst, sondern lass jemand anderen da ran – und sicher nicht deinen Alt.

Wenn es auch nur die entfernteste Chance gibt, dass man sich einen Fall nicht wie ein Aussenstehender betrachten kann, sondern Sympathien für eine der Seiten hat – dann lass es sofort bleiben und übergebe es an einen anderen Moderator.

Man muss als Moderator immer brutalst möglich objektiv sein, und man wird möglicherweise in einer solchen Situation die hässlichste Seite seiner Freunde erblicken.

2. Die Landung

Teleportiere so schnell als möglich rein, wechsele den Tag, wenn möglich und wenn nötig, wechsele die Kleidung. Wenn jemand zum Beispiel eine Kajira spielt, kann es in einem solchen Fall hilfreich sein, eine geschäftsmäßigere Erdenkleidung zu tragen, die nicht goreanisch aussieht. Bei mir hat sich ein Frack bewährt.

Sobald man angekommen ist, muss man zuerst zwei Sachen sofort klarstellen: man hat das Sagen hier und ist OOC. Sage sofort, dass du da bist, um zu helfen. Sage weiter, dass niemand spricht, bis du ihn frägst. Und natürlich auch noch, dass es deine höchste Priorität ist, das Spiel wieder in Gang zubringen.

Sage den Leuten weiterhin, dass sie sich nicht gegenseitig in IMs bekriegen sollen. Lehne dich dann in deinem Stuhl zurück und warte einige Minuten ab.

Dieser kurze Moment der Stille kann dafür sorgen, dass alle Rumschreier und Krakeeler mal in sich gehen und wenigstens etwas nachdenken, bevor sie das Tippen anfangen.

3. Das Anhören beider Parteien

Wähle eine der Parteien aus und frage sie, was ihrer Meinung nach das Problem ist. Sag ihnen, sie sollen es in drei Sätzen oder weniger formulieren, und mache klar, dass dabei keine Zwischenrufe erwünscht sind.

Lass sie einfach schreiben. Gehe umher und sage das jedem, der in dem Konflikt mit dabei ist.

Dabei geht es weniger darum, ihnen eine Möglichkeit geben, deine Entscheidungsfindung zu beeinflussen, aber so haben sie eine sehr wichtige Möglichkeit, Dampf abzulassen.

Wenn man dabei dafür sorgt, dass der Rest dabei schweigt, könnte die andere Seite sogar vielleicht zuhören.

Das Limit auf drei Zeilen sorgt dabei dafür, dass die Leute nicht über 15 Minuten lang darüber lamentieren, was für ein Vollidiot die andere Person ist. Die Regel, dass es keine Zwischenrufe gibt sorgt dafür, dass die Situation nicht weiter verbal eskaliert und so endgültig im Chaos versinkt.

Wenn jemand sich diesen Regeln verweigert, dann kann das Problem nicht gelöst werden und die einzige Möglichkeit besteht darin, denjenigen zu Ejecten und Bannen.

Das passiert sogar recht oft, und normalerweise hat der schlechte Verlierer dann auch noch Betrogen und verschwindet mit einer wüsten Schimpfwortkanonade, dass er dich nie wieder belästigen wird, was übrigens eine gute Sache ist.

Dann nämlich muss man nur im RP für eine Erklärung sorgen, warum diese Person fort ist. Wenn es zum Beispiel eine Sklavin ist, dann könnte sie ja jemand entführt und an die Sleens verfüttert haben.

Normalerweise werden die Leute nicht im offenen Chat erklären wollen, was passiert ist, sondern dir Logs geben. Ich hasse es, Logs zu benutzen und meine Erfahrung ist es, wenn man die Leute dazu bringt, über ihr Problem zu berichten, kommt man schnell zum Kern der Sache. Außerdem ist es schwer, sich durch Logs zu arbeiten, vor allem wenn es darum geht, im Überblick zu behalten, wer wer ist.

Oft ist es auch so, dass sich wenn man nach meiner Methode verfährt, Mißverständnisse an diesem Punkt schnell aufklären. Das habe ich oft genug mitgemacht, und wenn ich nur ein Logfile gelesen hätte, dann wäre ich darauf nie gekommen.

Oder wie ist es mit „Was ist passiert? „Hier ist der Log!“ Und dann bekommst du erstmal ein Log, das 45 Seiten lang ist und viel Spaß damit. Dazu kommt, dass Logfiles popeleinfach zu fälschen oder verändern sind oder man IMs wie offenen Chat aussehen lassen kann.

Mein ernst gemeinter Rat: nimm niemals ein Log an. Sie sind nicht die Elektronen wert, die sie benutzen.

Ich biete den Leuten immer drei Zeilen oder drei Sätze an, in denen sie sich erklären können, sofern sie auf Logs bestehen. Normalerweise wählen sie drei Sätze.

Währenddessen wird jeder um dich herum dich per IM anschreiben und dein Fenster sieht dabei aus wie ein hell erleuchteter Weihnachtsbaum, jeder wird dir ohne Ende Notecards und Regelwerke geben. Ignoriere das alles kommentarlos.

Sorge nur dafür, dass jede involvierte Person ihr Statement gemäß deinen Regeln macht, alles andere ist eine reine Zeitverschwendung.

Jetzt hast du die wirklich wichtigen Daten und kannst deine Entscheidung fällen.

4. Die Entscheidungsfindung

Niemand wird in einem Konflikt immer total Recht oder Unrecht haben, jeder hat es irgendwo übertrieben und damit ist jeder auch irgendwo ein Opfer.

Meine Faustregel ist dabei diese: fühlt sich jeder von deiner Entscheidung  gleichermaßen angepisst? Dann ist deine Entscheidung richtig.

Natürlich ist das bei einer offensichtlichen Betrügerei nicht der Fall. Wir hatten neulich einen Vorfall mit zwei Panthern, die in der Safezone angriffen. Schau dir an, was jede Person richtig aber auch falsc gemacht hat. Dann vergiss das alles. Schiebe das alles beiseite und überlege dir eine klare Lösung, die zu einem machbaren RP führt, so dass es weitergehen kann.

Die Panther bei uns zum Beispiel kletteren über die Mauer und verstießen gegen eine Simregel. Probiere, ob du mit ihnen einen Deal wie zum Beispiel „Das RP geht weiter, aber ihr nehmt keine Gefangenen“ schließen kannst. Etwas, dem beide Seiten zustimmen können und das eben nicht alles ruiniert.

Natürlich hat das auch Grenzen, wer zum Beispiel einen ganzen Tribe von Panthern direkt während eines Kampfes in die Stadt reinteleportiert, da gibt es nichts mehr zu retten.

Wir sind nicht dafür da, den Leuten Rollenspiel beizubringen. Dafür gibt es genügend Kurse. Wir sind einzig und alleine dafür da, dass die Geschichte weitergeht.

5. Verkündung der Entscheidung und Fortführung des Ps

Danke allen zuerst für ihre Zeit und Geduld. Ein bisschen Schmeichlerei hat hier noch keinem geschadet. Erkläre dann, wie das RP von hier ab weitergehen kann.

Mache besonders deutlich, dass alles IC stattfinden muss. Erinnere die Freien daran, dass sie frei sind, die Sklaven daran, dass sie Sklaven sind und sage ihnen, dass wir alle hier sind, um eine großartige Story zu erleben, also sorgen wir doch alle dafür, dass wir diese auch erleben. Ermahne sie, dass sie Probleme immer IC lösen sollen anstelle OOC, und Kämpfe, Meinungsverschiedenheiten und Streitereien gerne gesehen sind, solange sie nur IC stattfinden. Der Fehler ist immer, sie ins OOC zu verlagern.

Wenn dir jetzt jemand in IMs sagt, dass die Gegenseite nicht goreanisch spielt? Ignoriere es.

Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass dies fast immer das Grundproblem für einen Konflikt ist: einer spielt einen Goreaner, während der andere einen Erdenmann gibt.

Hilfsmittel

Dann noch einige Anmerkungen zu den Werkzeugen: offizielle Moderatoren haben meistens einige Hilfsmittel an der Hand, mit denen sie Leute in Schach halten können, wenn sie zu hitzig werden. Gemeint ist damit Freeze, Eject und Ban. Diese Hilfsmittel sind dein Freund, scheue dich nicht, sie wenn nötig auch zu benutzen! Aber gebrauche sie weise und mit Bedacht.

Wenn dir jemand nicht zuhören will, dann nutze „Freeze“ und sag der Person das, was du zu sagen hast. Zum Beispiel einer Femlaw, die nicht auf IMs reagierte: „Ich teleportiere dich jetzt nach Hause, ziehe dich bitte um und komme dann wieder.“ Manchmal kommen sie dann zurück. Mach es eindeutig klar, dass du den Knopf auch wirklich drückst, wenn nötig. Eine offene Warnung reicht meistens aus, damit Ruhe herrscht.

Das extremste Hilfsmittel ist „Eject.“ Vermeide dessen Nutzung, solange es geht. Eject/Ban selber ist noch extremer und nur für Griefer gut.

Es gibt Leute, die dich anmachen, nicht deiner Meinung sind oder dir gar drohen? Lass sie gar nicht erst an dich ran und nutze das nächste Hilfsmittel, nämlich Mute.

Entgegen der weitläufigen Meinung ist Mute nicht nur dafür gut, Leute damit zu beglücken, von denen man nie mehr belästigt werden will, sondern auch um Leute auszublenden, die einfach sonst keine Ruhe geben.

Sage vorher, dass du sie muten wirst, wenn sie nicht endlich Ruhe geben werden. Und dann tu es. Wenn alle Dinge geregelt sind, unmute sie und sage, dass du hoffst, dass man in Zukunft wirklich miteinander reden kann.

Mute ist wirklich gut für Hitzköpfe, die sonst keine Ruhe geben, man kann sie auch immer mal kurz unmuten und dann bei Bedarf erneut muten.

Ich hasse es, das zu sagne, da wir alle doch an „Wir sind alles Erwachsene“ hier glauben, aber das RP bringt oft das Kind in uns allen hervor. Selbst die großartigsten Moderatoren finden sich manchmal in den erbittersten RP-Konflikten wieder.

Sage „Wir sind doch alles Erwachsene“ im offenen Chat, aber tief in deinem Herzen wisse, dass es hier in Wirklichkeit um Fünfjährige geht, die sich um Wachsmalkreide streiten.

Sorge dafür, dass die beiden Streitparteien getrennt und nicht in Chatreichweite zueinander stehen, wenn sie dir ihre Sichtweise erzählen, die IMs fliegen sowieso.

Weitere Anmerkungen

Nun noch einige, weitere Anmerkungen: früher oder später kommt sicher auch das bekannte „Das zählt doch nicht, da es OOC in IMs war.“ Dabei benutzt derjenige, der das sagt, fast immer die derbsten Kraftausdrücke oder erzählt derbe Lügen.

Was am Bildschirm zu lesen ist, das zählt. Egal ob nun in IMs oder offenem Chat, weil uns das, was wir lesen, immer beeinflusst.

Und genau das sind die Leute, denen du sagen musst: „Bitte sei ruhig und schick ihm/ihr IMs noch mir. Wir tragen das wir Erwachsene im offenen Chat aus.“

Wenn sie weiterhin dich darauf in IMs ansprechen, drohe damit, deren IMs in den offenen Chat zu kopieren. Die meisten Menschen sagen erstaunlicherweise viel weniger beleidigendes über jemand anderes, wenn sie wissen, der hört zu.  Wenn es hilft, dann sage, dass du von keiner Seite eine IM bekommt willst und jeder, der eine bekommt, kann sie sofort in den offenen Chat stellen. Meistens wirkt das Wunder.

Jetzt mache ich noch eine Aussage, von der ich überzeugt bin: „Alle Anforderungen von Moderatoren sind das Ergebnis von IC-Sachen, die vor dem Gesicht des OOC verschlungen werden.“ Bei einer Vielzahl von Konflikten ist die einfachste Lösung: „Spielt es IC einfach aus!“

Während es auch wirklich einige Idioten gibt, sind die Ursachen für die meisten Fälle, wenn ein Lifestyler eine Begegnung mit einem Gamer, Sex Player oder umgekehrt hatte.

Noch ein Wort zum Schluss, egal was man entscheidet, irgendwer wird immer Cartmans Law befolgen und gehen. Dies heßst nichts anderes, dass wenn die Dinge nicht nach seinem Sinn laufen, dieser einfach nur „Fickt euch doch alle ins Knie, ich gehe heim!“ sagt und geht.

Die passende Antwort darauf ist: „Pass nur auf, dass nicht unser Tor dir beim Weg nach draußen in den Arsch fällt.“

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