Ich bin gerade in Erklärlaune bezüglich Rollenbildern, daher noch ein wenig etwas darüber, wie ich die Rolle des Assassinen/Meuchelmörders verstehe.

Assassinen sind eine niedere Kaste, aber immerhin sind sie eine Kaste, damit sind sie auf Gor gesellschaftlich anerkannt und geduldet. Die Kastenfarbe ist schwarz. Es ist eine der wenigen Kasten, der man nicht von Geburt angehört, sondern in die man erst per Anfrage aufgenommen wird und dann ein rigoroses, möglicherweise mehrere Jahre lang dauerndes Training, über sich ergehen lassen muss. Prinzipbedingt überstehen 50% der Aufnahmekandidaten das Training nicht und Assassinen dulden höchstwahrscheinlich nur Männer in ihren Reihen, denn eine Frau auf Normans Gor als Meuchelmörderin wäre einem Mann im körperlichen Kampf ja fast immer haushoch unterlegen und mit Gift töten erachten die Assassinen als unehrenhaft.

Assassinen haben keinen Heimstein, dem sie angehören, denn dieser könnte sie in Gewissenskonflikte bei der Ausführung eines Auftrags bringen. Sie sind sicherlich im Nahkampf ausgebildet, auch so, dass sie zur Not mit bloßen Händen töten können, und bevorzugen ansonsten den Kampf mit einem Gladius oder der Armbrust. An den Waffen sind sie ähnlich gut einem Rarius ausgebildet worden und halten sich entsprechend fit. Im Nahkampf können sie also einem Krieger durchaus ebenbürtig wenn nicht gar überlegen sein, das würde keinen wundern eben so wenig wie es die Leute wundert, dass ein Assassine meistens ein Meister des Schwertes ist.

Als damals in Ar die Assassinen nach Parkurs Taten offiziell verboten waren, mischten sich viele – weil naheliegend – getarnt unter die Kriegerkaste. Dabei sind Assassinen wie Chirurgen, am Liebsten ist ihnen der spurlose, präzise Mord, den kaum einer mitbekommt und dann verschwinden sie spurlos. Gerne wird zum Beispiel probiert, das Opfer mit einem einzigen, gezielten Armbrustschuss zu erlegen. Ein Krieger dagegen ist eine Metzelmaschine, der auch schon mal nach dem Motto „Viel hilft viel“ kämpfen kann, was für einen Krieger aber auch richtig und wichtig ist.

Das Motto der Kaste ist „Gold und Stahl“, das sagt alles über diese Burschen aus. Die Loyalität eines Assassinen gilt einzig und alleine gegenüber seinem Auftraggeber, der eigene Kaste und sonst niemanden. Niemals würde er leichtfertig einen Auftraggeber verraten oder gar einen Auftrag gegen Zahlung einer höheren Summe Geldes durch das Opfer dann nicht mehr ausführen. Einmal angeheuert, ist ein Assassine ein gut getarntes U-Boot, das alles daran setzt, seinen Auftrag erfolgreich auszuführen und auch schon im Vorfeld seine sichere Flucht plant.

Das Training der Assassinen zielt neben der Vermittlung von Waffenkunde darauf ab sie emotional zu stärken, denn emotionale Zweifel oder gar Aussetzer bei der Ausführung eines Auftrags können für Assassinen tödlich sein. Es kann sein, wenn ein Auftrag zu heikel erscheint, dass er die Annahme verweigert und mag auch seltene Fälle geben, wo er es sich anders überlegt. Normal aber kann und wird man sich auf einen Assassinen da verlassen können.

Um die nötige emotionale Härte zu bekommen, werden Assassinen paarweise trainiert. Es ist beabsichtigt, dass der Trainingspartner dabei sogar zum Besten Freund des jeweiligen anderen wird, bis es irgendwann zur letzten Prüfung kommt, die da lautet den anderen umzubringen, es ist also eine Aktion auf Leben und Tod. Damit soll die nötige, emotionale Härte erreicht werden, wobei es dann noch lange nicht gesagt ist, dass der Überlebende auch tatsächlich als vollwertiges Mitglied der Kaste dann aufgenommen werden wird.

Assassinen sind dabei emotionskarg, aber sicher nicht emotionslos, widmen sich meistens mit voller Konzentration ihrem Auftrag und lassen dabei dann zumindest die weltlichen Genüsse links liegen. Während sie einen Auftrag ausführen, können und werden sie sich keine störenden Emotionen erlauben, aber während der Zeiten zwischen zwei Aufträgen kann das anders aussehen. Aber da das Training darauf zielt, dass die oberste Loyalität der Kaste gilt und sonst niemanden, einem bei der Ausführung eines Mords keine Skrupel kommen und man danach kein schlechtes Gewissen hat, ist es unwahrscheinlich, dass er eine freie Gefährtenschaft eingehen wird.

Die Meuchelmörder sind dabei neben der umfangreichen Waffenkunde auch Meister der Verkleidung. Kein Assassine wird einen Auftrag einfach mal so in Rambo-Manier ausführen, sondern alles daran setzen, möglichst unerkannt zuvor das Opfer samt Umfeld und Gewohnheiten genauestens auszuspionieren. Eine gute, mögliche Tarnung dabei wäre sicher die Rolle eines Händlers. Und wenn man dann schon dabei ist, das Opfer zu profilen, wird man sich auch noch den geeigneten Ort für den Mord aussuchen, dabei die Wahl der Waffen berücksichtigen und gleichzeitig nicht ausser Acht lassen, dass man selber danach möglichst schnell und heil vom Ort des Geschehens weg will, denn was nützt einem ein ausgeführter Auftrag, wenn man die Segnungen des Goldes danach nicht geniessen kann? Eben. Der Beruf des Meuchelmörders kann es dabei durchaus auch mit sich bringen, dass man öfters reisen muss, auch dafür wäre die Tarnung als Händler ideal.

Übrigens haben Assassinen durchaus auch Ehre und Loyalität, aber die Loyalität gilt nur dem eben, der sie für teuer Gold erkauft und sonst gegenüber der Kaste. Der Spruch „Stahl und Gold“ selber macht auch schon klar, dass die Dienste dieser hochbezahlten Spezialisten normal nicht billig sind. Einen Assassinen anzuheuern wird sich längst nicht jeder leisten können. Die Ehre gegenüber der eigenen Kaste ist dann auch noch so eine weitere Sache, die Regelungen und Internas sollen nicht bekannt werden nach außen, wer also wirklich aus der Kaste austreten will, der wird das fast nur tot schaffen, was nicht heissen soll, dass nicht irgendwann mal ein Assassine bei genügend Gold dem Müssiggang frönen könnte. Auch wird ein Assassime selten, wenn überhaupt, aus eigenem Antrieb töten, aber vorkommen kann es schon ab und an.

Wenn ein Assassine nach all der Planung bereit ist, den Mord auszuführen, wird er die Tarnung fallenlassen sofern er vorher getarnt die Gegend ausspionierte und die typische Kastenkleidung, nämlich eine schwarze Tunika, anziehen und sich auf der Stirne gut sichtbar einen Dolch anbringen. Wenn er den Dolch anbringt, dann wird ihm normal freier Zugang in die Stadt gewährt, und die meisten werden ihm aus dem Weg gehen, wenn er sich so offen zeigt. Es ist aber ein Mythos, dass der freie Zugang beim Dolch auf der Stirn generell üblich wäre, es kann auch sein, dass die Stadt die Wachen am Tor verstärkt und Assassinen dann einfach abweist oder sich noch Leibwächter o.ä. des Opfers mit dem Assassinen beschäftigen. Assassinen sind zwar als Kaste geduldet, aber auch gefürchtet und verhasst zugleich.

All das sind also Sachen, die im Vorfeld laufen und normal den Großteil eines Assassinen-RPs ausmachen sollten, denn selbst bei sorgfältiger Planung ist es noch lange nicht sicher, dass ein Auftragsmord dann auch immer klappt. Der Zufall spielt noch eine mächtige Rolle, das Opfer könnte ja eine Leibwache um sich haben, und und und, aber wenn ein Assassine tötungsbereit vor einem steht ist dies das gut geplante Ergebnis einer langen Ketten von Vorarbeiten und man kann sich sicher sein, dass er alles daran gesetzt hat, dass der Mord schnell ausgeführt wird und das Opfer kaum Möglichkeiten zur Verteidigung oder gar Flucht besitzt.

Das Schwierige an der schwarzen Kaste ist dabei auch, dass sie in den Büchern – wie so oft – nur sehr wage beschrieben wird, hier aber wohl mit Absicht, damit sie ihren Nimbus beibehält. Es ist eine sehr schwierige, zugleich mächtige Rolle und wie so oft auch bildeten sich in SL dann Gruppen, die erstmal für sich einen möglichen Kastenkodex ausarbeiteten und danach nun leben, und in der Tat wird in dieser Gruppe eine Ausbildung zum Assassinen durchexerziert, die in der Regel mindestens sechs Monate dauert.

Eine gute Webseite auf Englisch, um sich mehr in die Thematik einzulesen, ist „The Black Caste“ von Solomon Voss, die aber momentan leider nicht mehr direkt erreichbar ist. Der Assassine an sich ist eine sehr schwierige und komplexe Rolle, das Hauptproblem an dieser ist, dass die Opfer mitspielen müssen, denn sonst wird es einem irgendwann verleidet, und so geschieht es viel zu oft. Die Machtfülle dieser Rolle ist auch ein Grund dafür, dass viele RP-Sims nach einem Kill ausführliche RP-Logs vorgezeigt bekommen wollen, aus denen das vorausgegangene RP dokumentiert ist, damit eben die Assassinen nicht nur „just for fun“ meuchelmordend durch die Gegend rennen, weil ihnen gerade nichts besseres einfällt.

Die Assassinen sind damit auch eine Kaste, die solides Rollenspiel voraussetzt. Wer nur gerne „just for run“ Leute niederknüppelt, dazu vielleicht noch mit doppelt geskripteten Waffen und ähnlichem, der beschädigt nur den Ruf dieser Rolle und macht sie für andere unspielbar. Wie ich schon mal an anderer Stelle schrieb, im deutschsprachigen Gor ist die Rolle geradezu ausgestorben, diese Ansprüche an die Rolle tragen sicherlich mit dazu bei. Es ist eben nichts, was man mal „eben so“ macht noch für Kastenhopper, sondern setzt ein langfristiges Engagement voraus, das nur wenige wirklich leisten wollen.

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