Gestern versuchte ich mal wieder seit längerem ein wenig mehr Fuß im RP zu fassen, was ein stetiger Prozess ist. Was bietet sich dazu besser an als ein Prozess, bei dem möglichst viele Leute erscheinen und den man zur Not mit Gewalt nach dem Motto „Die ganze Welt ist meine Bühne und ihr habt nur darauf gewartet, mich hier randalieren zu sehen auch wenn ihr das noch gar nicht wisst?“ zweckentfremden kann? Eben, gibt kaum was besseres.
Also nichts wie hin. Verhandelt wurde in der Oase der vier Palmen eine externe Angelegenheit, eine Klage zwischen zwei ehemaligen Gefährten, Händler A. und Heilerin Y. Y. klagte auf Unterhalt für ihre zweieiigen Zwillinge, denn der werte Gefährte habe sie seinerzeit mit Sack und Pack verlassen gehabt. A. bestritt natürlich diese Forderungen und man begab sich freiwillig unter die Richtbarkeit des Emirs der Oase, Thor.
Nun könnte man sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass in einem solchen Falle die Kinder sowieso beim Vater landen, wenn im Vertrag nichts anderes drinsteht und Unterhalt nur dann gezahlt wird, wenn das im Vertrag festgehalten worden ist. Also kurz und gut: wenn die Sache normal so klar ist, wozu dann solch eine Bagatelle groß verhandeln?
Andererseits waren so friedlich über 65 Avatare zeitgleich auf der Sim und es war ein rollenspielerisches Großereignis, schon alleine deswegen hatte es sich gelohnt, ungoreanisch hin oder her, zudem wurde das ja keinem aufgezwungen, es machten alle freiwillig mit.
Thor jedenfalls wollte bei seiner Urteilsfindung besonders gründlich sein, denn er fragte fünf Minuten vor Prozessbeginn zur Sicherheit nochmal in der Gruppe „Blue Caste of Gor“ nach, wie in einem solchen Fall denn normal entschieden werden würde und bekam einen bunten Sack voller Antworten zurück.
Dann ging es auch los, Y. wurde vom Krieger Gerd vertreten, während A. Nici aus Belnend als seinen Rechtsbeistand bei sich hatte. Ich selber war nur Gast gewesen, das reichte mir auch.
Der Prozess selber war dann recht ausschweifend und lange, ging teilweise zu sehr in Details, Thor wollte das in knapp zwei Stunden durch bekommen und schaffte es auch.
Verbesserungswürdig fand ich die Gesprächsleitung, gefühlte 80% nämlich sprach entweder Nici mit A. während Y. mit Gerd mehr gefühlt 20% der Zeit für sich zur Verfügung hatten. Das hätte ich mir ein wenig ausgeglichener und vor allem bei manchen Ausführungen weniger ausschweifend und mehr auf den Punkt gewünscht gehabt.
Der Prozess selber endete dann mit einem unerwarteten Richtspruch, nämlich dass der Klage stattgegeben wird und der Anspruch berechtigt sei, außerdem wurde noch gleich die Höhe der Zahlungen festgesetzt.
Bei dem Urteil entfuhr dann jemandem der Ausdruck Disney-Gor. Ja, wenn man eben Disney mag… bitte. Immerhin hatte der gestrige Tag einen besonders starken Bezug zu Disney, denn am 18. November 1928 wurde Micky Maus erfunden bzw. geboren. Die Figur wurde damit gestern stolze 84 Jahre alt.
Ich selber probierte mich zwei, drei Mal in der Rolle als Störenfried, aber nur mit mäßigem Erfolg. Selbst als ich den eindeutigen Spruch „Nieder mit Kasra, schafft endlich Freiheit für die Fische im Fayheen!“ in den Saal brüllte, zuckte nicht einmal die Schreiberin von Kasra, die direkt links neben mir war. Und wenn man schon so etwas ohne jegliche Rückmeldung sowie Sanktion brüllen kann, dann ist eben der Tunnelblick bei allen sehr eng, aber das ist normal und liegt in der Natur der Sache.
Was auch schlecht war, waren zwei drei Charakteren, die sich im denkenden Kommentieren des Ereignisses üben. Eine leicht irre Frau ergriff dabei immer und immer wieder Partei für Y., während ein kantig aussehender Mann jede sich ihm bietende Gelegenheit dazu nutzte denkend allen kund zu tun, dass er Y. für die Luftmatratze Gors schlechthin hält.
Diese Großdenker zogen dann ihrerseits wieder andere Denkkommentare auf sich, wo manche Leute nur denkend andeuteten wie gut dass sie das nicht mitbekommen würden, weil ansonsten würde es setzen. Aber die Großdenker waren denkbar merkbefreit in der Hinsicht und machten ihr Spielchen munter weiter. Naja, manche lernen’s eben nie, selbst wenn man mit dem Gartenzaun winkt.
Was bleibt? Ein unerwartetes Urteil, ein verärgerter Händler und ein sehr gut besuchtes Rollenspielereignis, bei dem alle alles in allem doch recht diszipliniert gewesen sind. Ich persönlich bin mir sicher, dass das Urteil so nicht folgenlos bleiben wird.
Ich gebe zu, dass es mir spaß gemacht hat. Auch wenn es nicht GOR-Like war und ich ins kalte Wasser geschuppst wurde.
Und ich gebe dir recht, da können die Hauptbeteiligten plottmäßig wirklich noch was machen. Mal sehen ob da noch was kommt.
[…] Nici, ihre Kastenerste, war in der Oase der vier Palmen zu einem Prozess als Verteidigerin geladen. Cato und Amira ergriffen die Gelegenheit der Reise in den Süden Gors. Zum einen war es […]