2012

Thesen zum goreanischen Rollenspiel

Anbei mal einige Thesen von mir zum goreanischen Rollenspiel, die ich so aus meiner eigenen Erfahrung schöpfe und eigentlich altbekannt sein dürften. Here we go:

  1. Diejenigen, welche sich immer, ständig und überall meistens auf Gruppenkanälen über den Verfall des Rollenspiels an sich beschweren, sind meist (mindestens mit 80% Wahrscheinlichkeit) die größten Ballerfritzen überhaupt und selber eifrige Totengräber des Settings – sie merken es nur nur nicht.
  2. „Früher war alles besser“ – klar, weil man früher einfach keine Ahnung hatte, wie Gor zusammengesetzt ist, also spielte man eben einfach irgendwas und klar, das machte eine Menge Spass. Dann aber begannen einige Spieler mit der Zeit die Bücher zu lesen und wandelten ihr Spiel, sie näherten es den Büchern an – viele dagegen blieben bei ihrem „Gor Freestyle“ kleben und so entstand ein großer Graben.
  3. „Früher gab es viel weniger OOC“ – falsch. Früher gab es nicht weniger OOC-Rumgeheule als heute, im Gegenteil, es war mindestens auf demselben Niveau wie man es auch heute leider noch beobachten kann. Warum sollte es denn auch anders sein? Die Menschen sind damals nicht besser und nicht schlechter als heute, viele können und wollen nach wie vor nicht verlieren, und dann diskutiert man eben fleißig.
  4. Im Gegensatz zu früher ist heute vieles besser, vor allem gibt es inzwischen eine genügend große Auswahl an akkurater Bekleidung, Waffen und ähnlichem mehr, die es früher einfach oft gar nicht gab.
  5. „Die Männer müssen endlich die Herrschaft Gors von den Panthern/Outlaws/Mambas/… zurückerobern und aufhören über diese Gruppen zu heulen!“ Vergiss es! Die meisten Spieler, die in solchen Gruppen unterwegs sind, haben zu wenig Verständnis von Gor noch das passende Mindset, dass sich solch ein Vorhaben überhaupt lohnen würde. Jeder kann sich eine Sim kaufen und „Gor“ daran pappen, und solange das möglich ist, werden solche Gruppen auch niemals aussterben. Ausserdem würde man sich in eine Spirale der ständigen Gewalt begeben, weil man nämlich diesen Gruppen genau das gibt, wofür sie leben: Kampf. Daher ist das unmöglich.
  6. Kampf gehört zu Gor dazu – sicher, das tut er. Allerdings nicht in der Form, wie es in SL-Gor meistens stattfindet, dass mal eben eine Hand voll Panthern eine Stadt erobert oder Piraten in der Wüste wandern und man fast täglich angegriffen wird. Aber mehr zu verwirklichen ist eben meist schwer und daher bleibt es oft bei minimal möglichen Vorhaben stecken.
  7. „Ich bin Outlaw/Pirat/Carl Tabot, ich muss mich an keine Regeln halten“ – tja. Nur Pech, wenn man normal eine Outlaw entdecken würde, wäre sie meist sehr schnell versklavt oder gar tot, also würde die sich das besser dreimal überlegen, bevor sie als solche einfach erkennbar in eine Stadt geht.
  8. „Die dort drüben mit ihrer Sim, die komplette Safezone ist/ohne Meter auskommt sind doch nur alles Feiglinge ohne Eier in der Hose, die nicht kämpfen können.“ – Falsch. Nicht jeder legt Wert auf Kampf, und wer lieber das alltägliche Rollenspiel vorzieht, der trifft eben eine solche Regelung. Das ist deren gutes Recht und es gilt dabei immer noch: wer zahlt, schafft an, nur können das manche Kämpfer ums Leben nicht verstehen, wie manche auch ohne Kampf glücklich sein können und mehr noch, Spiel haben, ist für sie doch der Kampf das Spiel. Dazu kommt, dass die Kämpfer dann beleidigt schmollen, wenn auf ihre ach so tollen Angriffe dort keiner reagiert!
  9. „Rabääääh, ich griff XY ohne Vorwarnung an und die gingen alle einfach OOC, was soll das?“ Tja, sicher nicht schön, aber es gibt keine Zwang zum Mitspielen und wenn jemand als nur störend empfohlen wird, kann man ihm so die kalte Schulter zeigen. Ein Angriff ohne Vorwarnung ist ja auf den meisten Sims regelkonform, nur bedeutet das noch lange nicht, dass alle potentiellen Mitspieler den dann auch besonders toll finden.
  10. „Ich bin eine Sklavin – ich will von einem Mann bezwungen werden, bevor ich mich ihm hingebe!“ – DZING, das geht meistens schief, ganz einfach weil solche Kampfsubs auf Gor nicht existent sind noch lange überleben würden. Auch hat längst nicht jeder OOC Bock darauf, sich so etwas zu geben.
  11. „Rabäääh, es gibt keine echten Kerle mehr auf Gor für uns Frauen!“ – tja, dann schau mal in den Spiegel, welcher Mann bei Verstand würde nicht entsetzt vor dir flüchten? Meistens sind die Frauen, die offen darüber jammern auch diejenigen, welche die meisten Männer lieber mehr oder weniger flott links liegen lassen, da sie zu viel Probleme und Ärger bedeuten. Nur begreifen, dass es ja an ihnen selber liegen könnte, tun diese Frauen meistens nicht mehr in diesem kurzen Leben. Shit happens.
  12. „Bei den Amis ist alles viel, vieeel besser und sie lachen nur über das deutsche Gor!“ – Fein, wenn da alles so gut ist, dann halte einfach deine Fresse und bleib doch dort, dich vermisst hier dann sicher keiner. Denn mal ehrlich: auch in Amigor ist längst nicht alles Gold, was glänzt. Der gewaltige Vorteil besteht darin, dass die Landmasse etwa zehnmal so groß ist wie die Deutschgors und es einfach damit einen Haufen Spieler mehr gibt, der ähnlich wie man selber tickt. Die Probleme aber, über die man dort diskutiert, sind nicht anders als im Deutschgor auch und auch dort gibt es genügend Probleme und OOC-Gejammer.

Noch etwas zum GM und Zero Splash

Eine Kleinigkeit noch zu Zero Splash, weil ich das gerade drüben schon bei Port Kar kommentiert habe: diese Einstellung macht den Kampf realistischer, ist aber längst nicht ein Allheilmittel für alles. Bogenkampf wird weitgehend witzlos, während der Nahkampf auf einmal schlagartig dominiert. So.

Nur ist und bleibt dabei dann eben der Punkt der: eine angreifende Übermacht von Outlaws unter Waffen ist und bleibt genau dies, eine Übermacht. Ob sie einem dann nun mit Bögen oder Schwertern legt ist zweitrangig, der Punkt ist dieser: sie kann es tun.

Merkwürdiges

Es gibt mal wieder einen neuen Blog namens „Nissola´s sl“. Dieser reiht sich nahtlos in die bunte Mischung mehr oder minder aktiver, deutschsprachiger Blogs über Gor ein, geführt wird er von einem Panthermädchen der Sa me Pyrana namens Nissola. Soweit, so gut und hat bisher drei Einträge. Da die Kommentarfunktion dort klemmt und es auch keine Meldung über eine Moderation gibt, damit dort meine Kommentare nun mal überhaupt nicht erscheinen, schreibe ich meinen Kommentar dazu eben hier – so einfach kann man sich das Leben machen.

Es gibt bei diesem Blog da doch so einige Punkte, die mich an der dort erzählten Geschichte vom kampfstarken Anfänger auf Gor stark zweifeln lassen. Nissola selber schreibt, dass sie selber nun knapp einen Monat in Second Life aktiv sei, freut sich tierisch einen Ast darüber, wie sie bereits munter Städte wie Belnend erfolgreich angreift und dabei kampfmäßig sehr gut mithalten kann, besonders deutlich wird das hier in diesem Posting. A-ha.

Nun ist es so dass der Avatar in Second Life selber mit dem heutigen Datum 76 Tage alt ist. Aber das kommt ja öfters vor, dass Mitmenschen sich einen Avatar zulegen und dann erst einige Wochen später damit wirklich anfangen. Nissola selber schreibt nun, dass sie knapp einen Monat aktiv ist. A-ha, und da wird es für mich komisch.

Ein echter Neuling in Second Life nämlich ist normal in den ersten Wochen vollauf damit beschäftigt, sich die Grundlagen des Viewers und von Second Life überhaupt anzueignen. Erst dann, wenn diese auch richtig sitzen, kann man darauf aufbauend das Kämpfen richtig anfangen zu lernen.

Dazu kommt, dass Nissola unseren F. in dieser Woche in einen Zweikampf mit dem Bogen verwickelt hat, und F. hatte wirklich sich in diesem Kampf anstrengen müssen, um nicht unterzugehen. Der Kampf zog sich also über einen längeren Zeitraum hin.

Nur – und jetzt kommt es – ist F. eben nicht gerade der Schlechteste im Umgang mit dem Bogen, im Gegenteil, und die hier gezeigte Kampferfahrung als auch Kampffertigkeiten von Nissola mit dem Bogen passen einfach absolut nicht zu einem Avatar, der nach eigenen Aussagen erst einen Monat aktiv sein will, die sind nämlich für ein solches Greenhorn viel zu gut und zu weit fortgeschritten.

Natürlich kann und soll es ja Mitmenschen geben, die im Umgang mit so etwas Naturtalente sind, als ob sie mit dem Bogen in der Hand schon zur Welt gekommen wären und den Rest mit der Muttermilch eingesogen hätten. Aber mal ehrlich, die Wahrscheinlichkeit auf so jemanden zu treffen, ist doch meist eher gering und solche Skills gibt es auch nicht im Laden an der Ecke einfach so zu kaufen, die muss man sich antrainieren, daran führt nun einmal kein Weg vorbei. Das kostet dabei einen Haufen Zeit, Geduld und abermals Geduld.

Für mich ist der logische Schluss ganz einfach der, dass der Spieler(in) hinter Nissola ziemlich wahrscheinlich schon bereits seit Monaten, wenn nicht gar Jahren in SL-Gor aktiv ist und nicht erst einen Monat. Denn jemand, der erst einen Monat in Second Life aktiv ist, kämpft einfach noch nicht wirklich so gut, dass er schon so gut in einem solchen Kampf wie beobachtet mithalten könnte.

Noch ein paar Sachen zu Zero Splash

Am Tag, als Zero Splash im Gorean Meter heraus kam, gab es auch eine putzige Diskussion unter den Simbesitzern. Zero Splash bewirkt einzig und alleine, dass der Radius, in dem ein Pfeil in der Nähe eines Avatars Schaden verursacht, auf Null (englisch: Zero) schrumpft. Damit das aber auch funktioniert, muss der jeweilige Simbesitzer es in seinem Meter Region Server als Option einschalten, sonst bleibt alles wie gehabt. Zero Splash ist damit eine weitere, freiwillige Einstellungsmöglichkeit, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Aber es ist eine, die es eben in sich hat, denn wenn jemand Zero Splash auf seiner Sim aktiviert, ist das eine gravierende Änderung in der Spielmechanik: die bisher gewohnte Kampfweise mit den Maschinengewehrbögen, die endlos Pfeile verschießen und man rennt durch die Gegend wie ein Weltmeister, funktioniert damit nicht mehr. Wer bei aktiviertem Zero Splash mit dem Bogen Schaden anrichten will, der muss sein Ziel auch wirklich direkt treffen, sonst verpufft die Wirkung der Waffe ins Leere.

Das bedeutet nichts anderes, als dass diese Einstellung den Bogenkampf ein ganzes Stück realistischer macht als bisher und die Dominanz des Bogens im Kampf bricht; auf einmal macht Nahkampf sehr viel mehr Sinn. Wer Kampf mit diesen Einstellungen nicht gewohnt ist, der wird neu lernen müssen oder untergehen.

Ich rechne allerdings nicht damit, dass sich diese Einstellung weit verbreiten wird, ganz einfach weil diese vielen zu radikal sein dürfte. Einige Sims werden es tun, schon alleine um sich die berüchtigten Ballerhorden dadurch vom Leibe zu halten, aber ansonsten wird man es nur vereinzelt in freier Wildbahn betrachten dürfen.

Das machte auch die Diskussion in „Gor Admins auf Deutsch“ deutlich, wo in der Option manche – mal wieder – den Untergang Gors sahen, die eben Kampf für RP halten oder damit gar verwechseln. Damit war dort alles bereits gesagt, einige Sims werden es sicherlich direkt testen und gar danach aktiv lassen. Was daraus am Ende werden wird, das wird sich zeigen, aber vor allem die von ihren Mietern unabhängigen Sims werden sich den Luxus leisten, das aktiv zu schalten, da bin ich mir sicher.

Letzten Endes nähert sich das GM mit der Option von der Kampfweise her schon stark dem ML an, und es wird sicher auch eine Welle von neuen Updates für die Bögen geben, da das bisherige Reporting die Option „Zero Splash“ in vielen Bögen wohl kaum kennen dürfte.

Firestorm 4

Heute ist der neue Firestorm in der Version 4 erschienen (wer den Phoenixviewer nutzt, der sollte sich ebenfalls das heute erschienene Update für den holen, damit das Inventar weiter richtig funktionier).

Dieses Release ist als Wartungsrelease zu betrachten; es gibt nicht wirklich neue und nennenswerte Features, statt dessen hat man die Performance hoch geschraubt, Fehler bereinigt und allgemein dafür gesorgt, dass der Firestorm einen flotteren und runderen Eindruck hinterlässt.

Das ist auch wirklich diesmal gelungen; als ich ihn unter Windows startete, war das auf derselben Maschine ein gefühlter Unterschied wie Tag und Nacht. Es ist die erste Version vom Firefox die locker fluffig genug läuft, dass ich mir vorstellen kann, sie zu meinem neuen Hauptviewer zu machen.

Lange genug haben die Macher vom Firestorm daran auch gearbeitet, dies ist das Ergebnis von über 15 Monaten Arbeit und noch mehr, und diese Arbeit trägt nun endlich Früchte.

Mit diesem Release vom Firestorm gibt es nun so langsam wirklich keinen Grund mehr, sich in Second LIfe noch einen 1er-Viewer anzutun, vor allem da gewisse Sachen wie Multiple Tattoolayers bei Mesh geradezu Pflicht sind.

Blinder Aktionismus und Kony

All diejenigen, die gerade bei der von Internetaktionisten losgetretenen Kampagne „Kony 2012“ mitmachen, sollten mal fünf Minuten ihrer Zeit opfern und sich diesen Artikel in der Telepolis genau durchlesen, der die Hintergründe und vor allem die Macher dieser Kampagne genauer beleuchtet.

Und dann solltet ihr mal genauer überlegen, vor wessen Karren ihr euch da alle bereitwilligst habt spannen lassen. Die Absichten der Organisation „Invisible Children“ und anderer Leute sind nämlich alles andere als nur redlich noch offensichtlich, die haben alle eine geheime Agenda.

Dann schaut euch noch an, was für Bodenschätze in Uganda liegen (die weltgrößte Kobaltmine, Erdöl u.a.), und denkt mal in Ruhe darüber nach: es geht dabei gar nicht um Kony, es geht dabei nur um die Rohstoffe und dass die USA einen Fuß nach Uganda rein kriegen und nicht, wie sonst meistens in Afrika, die Chinesen. Mal wieder.

Warum Linden Lab die Landpreise so schnell nicht senken wird

Der alles beeinflussende Faktor, der über den wirtschaftlichen Erfolg von Second Life und damit bisher Linden Lab entscheidet, ist der Landpreis. Die Klagen der Bewohner, dass dieser im Vergleich zur vermeintlichen Konkurrenz Opensimulator inzwischen viel zu hoch sei, ist altbekannt, weit verbreitet und greift dennoch zu kurz.

Am Anfang war das Prim…

…und alle Prims sind gleich geschaffen worden. Zumindest kommt man auf diese Idee, wenn man sich die Landpreise ansieht: man bezahlt schließlich für jeden Prim, wenn man es umrechnet, für jeden Monat eine gewisse Miete und fertig.

Ein Simulator auf dem von Linden Lab betriebenen Mainland kostet monatlich 195 US$, es stehen dabei 15.000 Prims zur Verfügung. Ein Simulator, der abseits des Mainlands als private Region betrieben wird mit derselben Anzahl an Prims kostet im Monat 295 US$ (Einrichtungsgebühr nicht mit eingerechnet).

Mindestens 90% der monatlichen Einnahmen bekommt Linden Lab aus dem Geschäft mit der Vermietung von Simulatoren, es ist also der Fuß, auf dem das Unternehmen bisher ruht.

Nun ist es aber so, dass alle Prims eben nicht gleichwertig sind, sondern den Simulator unterschiedlich belasten können. Ein Prim, dessen sechs Seiten unterschiedlich texturiert sind, dazu noch physisch ist und 20 aktive Skripte hat, benötigt nun einmal mehr Serverleistung als ein Standardprim mit der Plywood-Textur.

Aber diese Unterschiede spiegeln sich bisher nicht in der Mietsgebühr nieder, das bisherige Versprechen ist immer „Du zahlst für alle Prims dasselbe und was du dann damit machst ist dein Bier“ gewesen. Das hat auch lange Zeit recht gut funktioniert, ist aber inzwischen überholt und auch Linden Lab selber kommt davon so langsam ab, wenn man sich die Berechnungsgrundlagen der Primäquivalenz für Meshbauten anschaut.

So oder so bedeutet die Abhängigkeit dieser Mieteinnahmen, dass unser aller Vergnügen direkt erst einmal von den Simbesitzern finanziert wird und indirekt durch all diejenigen, von denen sie Geld einnehmen. Gäbe es diese Mieteinnahmen – die geschätzt etwa 5 Millionen US$ im Monat betragen – nicht, dann gäbe es auch kein Second Life. Diese Einnahmen also halten Second Life am Leben und am Laufen, zu unserer aller Zufriedenheit.

Software as a Service oder: von den Mieten hängt viel mehr ab, als man meint

Wenn man die Mietgebühr einer Sim in Second Life mit der eines Simulators eines beliebigen Opensimgrids vergleicht, dann wird Second Life immer verlieren, da es diese Preise nicht bieten kann noch können wird.

Diese Vergleiche sind einfach, erscheinen logisch und sind schlichtweg falsch. Es ist das Vergleichen von Äpfeln mit Birnen.

Was viele bei diesen einfachen Vergleichen nicht berücksichtigen ist, dass an der Mietgebühr in Second Life mehr als nur der Betrieb des Simulators hängt. Von diesen Einnahmen wird der Mitarbeiterstab finanziert, darunter alle Programmierer, und schon alleine diese kosten einiges. Linden Lab leistet nach wie vor Pionierarbeit, muss alles selber programmieren und das schlägt sich darin nieder. Dazu kommt, dass auch die Infrastruktur, die zum stabilen Betrieb von Second Life notwendig ist, nicht gerade billig zu bekommen ist. Alleine die Kosten für den Assetserver dürften sehr hoch sein, dazu kommen die massiven Leitungen ans Internet verbunden mit dem Support und vielen, anderem mehr. Das sind alles Punkte, die in die Mietgebühr mit einfließen und aus dieser finanziert werden.

Eine einfache Opensim ist natürlich billiger zu haben, ganz einfach weil die Software – die erst durch Linden Lab so schnell so weit kommen konnte – billig zu haben ist, und die Programmierer in vielerlei Hinsicht keine Pionierarbeit leisten mussten, sondern auf den Schultern Linden Labs standend bereits von deren Erfahrungen und Leistungen profitierten. Man stelle sich mal nur alleine vor, Linden Lab hätte niemals seinen Viewer als Opensource freigegeben, die Community von Opensim alleine hätte die Programmierung eines solchen sicherlich niemals selbst geleistet.

Dazu kommt, dass bisher kein OS-Grid auch nur annähernd die gleichzeitige Benutzerzahl und Größe des Assetsystems wie bei Second Life erreicht hat, also technisch gesehen ein viel geringerer Aufwand getrieben werden muss.

Damit ist es natürlich klar, dass Opensim preislich gesehen Second Life gnadenlos unterbieten kann, weil die Betreiber solcher Grids einfach sehr viele laufende Kosten in der Höhe, die Linden Lab hat, nicht haben.

Allerdings ist es nach wie vor so, wer nach Opensim geht, leistet Pionierarbeit und darf sich von seinem bisherigen Content verabschieden. Das, was man nach wie vor in SL hat, ist sehr viel guter Content in allen Formen und soziale Interaktion. Opensims sind vereinzelte Inselchen, Second Life dagegen eine Kleinstadt. Beides hat seine Berechtigung, aber hier Äpfel, da Birnen.

Der Rückgang der Mieteinnahmen

Viele sind der Meinung, das Second Life momentan vergleichbar mit AOL ist: es ist zwar nach wie vor irgendwie profitabel, aber hauptsächlich durch den vorhandenen Benutzerstamm, der kaum noch spürbar wächst – und es ist es damit nicht nachhaltig.

Dass die Mieteinnahmen bestenfalls stagnieren ist eine Tatsache. Dazu muss man sich nur einmal die Zahlenwerke von Gridsurvey ansehen, nach denen Second Life im Moment leicht schrumpft. Diese Schrumpfung war 2011 zwar nicht massiv, aber spürbar genug und damit verbunden natürlich auch geringere Miet- und damit wiederum Gesamteinnahmen für Linden Lab.

Die Folgen? Zweierlei!

Durch die sinkenden Mieteinnahmen gerät Linden Lab langsam, aber sicher in eine Bredouille: die Server dürften geleased sein. Das bedeutet, wenn Sims leer laufen oder nicht vermietet werden können, die Rechner gar abgeschaltet werden, müssen dennoch weiterhin die Raten für diese abbezahlt werden, sie verursachen also auch so als laufender Posten Kosten, wenn sie nicht genutzt werden, und das ist schlecht für das Unternehmen.  Dazu kommt, dass die Rechenzentren natürlich auch weiterhin ihre Dienste als Colocation bezahlt werden wollen.

Oder einfacher gesagt: die Einnahmenseite sinkt, aber die Ausgabenseite bleibt ziemlich konstant. Das heißt nichts anderes, dass man hier Gefahr läuft, sollte man nicht entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen, als Unternehmen Verluste zu schreiben. Natürlich könnte man die Ausgabenseite kurzfristig senken, indem man Mitarbeiter entlässt, den Support auslagert und ähnliche Scherze betreibt, aber meistens schaden solche kurzfristigen Maßnahmen einem Unternehmen auf Dauer mehr als sie ihm nutzen.

Eine Möglichkeit, um dem entgegen zu wirken, ist einfach wieder das Produkt „Second Life“ an sich bekannter zu machen und dafür zu sorgen, dass mehr wirkliche Neulingen nach Second Life kommen und vor allem dann auch auf längere Zeit bleiben! Linden Lab hat in der Tat so einiges probiert, das zu erreichen wie z.B. den mißglückten Viewer 2, die Aufwertung der Premium-Accounts, und und und…

Die zweite Möglichkeit besteht in der Diversifizierung der Einnahmenseite; wenn man mehr als ein Produkt hat, das man verkauft/vertreibt, dann steht die Firma insgesamt auf mehreren Standbeinen und wird stabiler. Die Entwicklung neuer Produkte kostet dabei natürlich Geld, es ist aber an und für sich eine gute Idee, nur müssen diese Produkte dann auch nachgefragt werden. M Linden suchte sein Glück mit Firmenlösungen im Bereich 3D-Welten und scheiterte.

Rodvik Linden nun selber setzt auch auf neue Produkte, die für dieses Jahr angekündigt worden sind, was sie aber genau sein werden, darin hüllt er sich bisher in Schweigen.

Dass übrigens Linden Lab auch nicht genutzte Simulatoren ziemlich sicher Kosten verursachen kann man daran erkennen, dass es vor einiger Zeit ein Sonderprogramm gab, in dem die Einrichtungsgebühren für Sims radikal gesenkt waren.

Das Fazit

Ich gehe davon aus, dass Linden Lab momentan noch profitabel arbeitet, also einen Gewinn in welcher Höhe auch immer erwirtschaftet. Die Frage ist wie lange noch und was wird mit diesem Gewinn gemacht.

Der finanzielle Spielraum und damit Gewinn von Linden Lab ist sehr stark an die monatlichen Mieteinnahmen gekoppelt, und hier dürfte es langsam eng werden. Momentan ist die Firmenpolitik von Linden Lab, das verfügbare Geld hauptsächlich in die Entwicklung neuer Produkte zu stecken. Das macht Sinn, um das unternehmerische Risiko breiter zu streuen und die Firma insgesamt auf gesündere Beine zu stellen.

Nur: wer wie Linden Lab in neue Produkte investiert, der wird dies – solange er es denn kann – lieber aus eigener Kraft tun als dafür kostspielige Kredite aufnehmen zu müssen. Linden Lab ist nicht an der Börse notiert und kann daher auf solchem Wege kein Geld bekommen.

Das alles führt dazu, dass Linden Lab es sich momentan nicht wirklich leisten kann, die monatlichen Mietgebühren zu senken.

Auch hier gilt natürlich nach wie vor, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, aber einen wirklichen Konkurrenten zu Second Life gibt es nicht und damit ist Linden Lab in dem Bereich Quasimonopolist. Opensimulator ist noch lange nicht soweit, als dass es Second Life direkte und schwere Konkurrenz bereiten könnte, vielmehr besetzt es bisher nur Nischen, in die Second Life nicht vorgedrungen ist oder diese nicht mehr bedienen mag.

Daher bleibt uns das Preisniveau auf längere Sicht erhalten, Spielräume nach unten gibt es kaum und wirklich ändern wird sich daran erst dann etwas, wenn Linden Lab massiv mit anderen Produkten Geld einnehmen wird und/oder ein ernsthafter Konkurrent für Second Life auftaucht. Vorher aber nicht.