Es gibt also wieder ein Hulneth…

Das ist jetzt zwar auch nicht mehr wirklich brandneu, aber seit 10. Juli 2013 gibt es eben wieder eine Gruppe/Sim, die im Ort Hulneth spielt.

Nun gab es vor dieser schon mal eine Sim namens Hulneth, die sogar einige Jahre Bestand hatte, bis sie im Meer versank, dazwischen war dann lange nichts und jetzt eben wieder. Wie man in Second Life vernehmen konnte, so waren nicht unbedingt alle darüber glücklich, dass jetzt eine andere Gruppe den Namen quasi „übernimmt.“

Nur: was will man denn dagegen machen? Der Name „Hulneth“ ist aus den Büchern entnommen. Nur, weil man mal diesen Ort ins Leben rief, bespielte und dann aufhörte, so hat man noch lange das einzige Anrecht auf diesen. Wenn sich jemand neues findet, um mit dem Namen weiter zu machen, dann ist das eben so und fertig.

Man muss es nicht gut finden, klar. Aber man muss damit leben und es akzeptieren. Denn letzten Endes bleibt einem nichts anderes übrig als genau dies.

Sprache als Werkzeug

Die Grundlage jeglichen Rollenspiels ist natürlich unsere Sprache. Sprache ist das Mittel und das Werkzeug, mit dem wir alle unsere Geschichten transportieren und dank dem überhaupt erst dieses reizvolle Hobby möglich wird. Nun ist Sprache nichts, was sich ein Wissenschaftler ausgedacht hat, sondern etwas lebendiges, das sich immer auch an die jeweilige Zeit anpasst. Eine lebendige Sprache wie Deutsch ist daher einem ständigen Wandel ausgesetzt, es kommen neue Wörter dazu, andere kommen außer Mode und eine sehr dynamische Sache.

Sprache ist aber auch gleichzeitig ein Herrschaftsinstrument und kann massiv als solches eingesetzt werden. Wer den Roman „1984“ von George Orwell gelesen haben sollte, der weiß damit genau, was ich meine: Neusprech. Auch wenn diese Idee einer Dystopie entstammt, so findet sie inzwischen im wahren Leben massive Anwendung – dazu später noch mehr.

Und natürlich gibt es auch gewisse Modewörter, die einige Zeit lang einfach überall lauern und dabei alte, deutlichere Wörter ersetzen. Beispielsweise ist „angedacht“ für mich solch ein Modewort, genauer: ein Unwort. Typischerweise benutzt man es im Zusammenhang von „es ist angedacht, dass…“ – was im Grunde nichts anderes als „es ist geplant/vorgesehen, dass…“ bedeutet. Nur klingt angedacht einfach in seiner ursprünglichen Bedeutung in den Köpfen vieler deutlich schwächer, und daher benutzt man dieses Wort häufig lieber als seine aussagekräftigeren Synonyme. Wer mal die aktuellen Medien darauf hin genauer durchforstet, der wird dieses Mistwort an vielen Ecken und Enden finden.

Und zum Thema Neusprech: ja, ist ein Begriff in der Politik üblicherweise so negativ besetzt, dass selbst der dümmste Trottel damit etwas anfangen kann und ihn ablehnt, erfindet man eben einen neuen. So wurde beispielsweise aus der Vorratsdatenspeicherung die Mindestspeicherfrist. Gemeint ist damit ein- und dasselbe, nur den letzteren Begriff kennt eben bisher kaum einer.

Ein anderes solches Wort ist beispielsweise der „Wutbürger“, den es seit den Demonstrationen von Stuttgart 21 gibt. Im Grunde waren diese nichts anderes als friedliche Demonstranten, aber irgendwer erfand für diese – vermutlich um den absolut neben der Kappe befindlichen Krawallpolizeieinsatz, wo diese von einem Volksbeschützungsinstrument zu einem Volksunterdrückungsinstrument wurde – eben diesen griffen Begriff. Da sind also Bürger, die wütend sind. Das Demonstranten ja wütend sein könnten, wird keiner bestreiten und so setzt es folgende Denkkette in Gang: diese Bürger sind wütend. Wer wütend ist, der wird leicht irrational. Wer wütend ist, der wird mitunter gewalttätig und weiß nicht mehr, was er tut. Wer wütend ist, der ist selten im Recht. Wer wütend ist, dessen Anliegen kann ja nur unberechtigt sein. Wer wütend ist, der hat diese Prügel garantiert verdient gehabt! Tja, und damit haben sie einen dann schon im Sack, so einfach geht das!

Mit diesem schönen Begriff wurde das berechtigte Anliegen friedlicher Demonstranten in den Dreck gezogen, und das Schlimme daran ist: er hat sich in den Medien etabliert. Damit zeigt sich auch nur, wes Geistes Kind diese in Wirklichkeit sind, von einer vierten Macht im Staate zu sprechen ist da hinfällig. Sie sind es nicht mehr, vielmehr sind Medien die das Benutzen und damit den Bürgern unterstellen, sowieso im Unrecht zu sein, blinde Unterstützer des Systems, seine Apologeten, aber sicherlich nicht mehr dessen kritische Beobachter, was aber die eigentliche Rolle der Medien sein sollte.

Und das ist nur ein Beispiel dafür, wie man in der Presse gewissen Ereignissen, die zuerst für jemand unerfreulich sein sollten, durch kreativen Sprachgebrauch so drehen kann, dass sie auf seine Verursacher oder denjenigen, auf den man es haben will, zurückfällt. Im Englischen nennt man das übrigens Spin-Doctoring und in der Politik ist dies inzwischen ein weites, etabliertes Betätigungsfeld.

Der Begriffe, die man prägt und so die Sprache nach eigenem Gusto neu gestaltet und instrumentalisiert, gibt es natürlich viele.

Weitere Begriffe, die unangenehme und unappettitliche Sachverhalte verharmlosen, und unser Hirn damit vernebeln, sind beispielsweise diese:

  • Kollateralschaden: Tötung von Zivilisten,
  • Intelligente Wirksysteme: Streubomben und Waffen,
  • nicht tödliche Wirkmittel: nicht tödliche Waffen (die aber bleibende Schäden verursachen können und alles andere als angenehm sind),
  • Vorwärtsverteidigung: Angriff,
  • Siedlungspolitik: Vertreibungspolitik,
  • umstrittene Verhörmethode: Folter,
  • „er wurde behandelt“: „er wurde gefoltert“,
  • robustes Mandat: militärischer Auftrag mit der Option zu töten,
  • Freisetzung: Entlassung, Kündigung,
  • Gerechtigkeitsdebatte: Neiddebatte,
  • Sozialabbau: Reformen,
  • Wirkstoff: Gift,
  • thermische Abfallbehandlung: Müllverbrennung

usw.usf., ich denke da wird vielen klar, was ich genau damit meine. Unsere heutige Sprache ist regelrecht damit durchdrungen, am Ende weiß keiner mehr genau, was damit gemeint sein sollte und genau das ist das Ziel davon.

Eine weitere Facette des Sprachmißbrauches dabei sind diverse, rhetorische Kniffe, die man vielleicht nicht sofort durchschaut. Beispielsweise sind dabei Präsuppositionen sehr beliebt.

Beispielsweise kann man formulieren:

In seiner Zeit als unbescholtener Pfarrer traf sich Ottokar Mustermann häufiger mit Theophil Bombastus.

Sollte es dann eine Gegendarstellung geben, so kann man negiert formulieren:

In seiner Zeit als unbescholtener Pfarrer traf sich Ottokar Mustermann nicht häufiger mit Theophil Bombastus.

Der Trick daran ist aber, ganz egal was man sagt, es bleibt hängen, dass es eine gewisse Anzahl an Treffen gab. Und das ist der rhetorische Trick daran. Ebenso bleibt „unbescholtener Pfarrer“ bestehen.  Aber „zu seiner Zeit“ bedeutet, dass er das damals war, jetzt aber nicht mehr ist. Es bleibt also etwas bestehen und wird nicht hinterfragt, egal was ich behaupte. Ich kann damit so elegant dem Pfarrer reinwürgen, dass er inzwischen nicht mehr unbescholten ist, egal was ich sage, und er merkt es ziemlich wahrscheinlich nicht einmal.

Und dergleichen gibt es eben inzwischen leider viel, viel mehr. Interessant für Leute, die sich an dem Thema interessieren, ist das Blog des Linguistik-Professors Martin Haase aus Bamberg, denn der beschäftigt sich vor allem mit solchen Themen. Dümmer wird man keinesfalls davon.