Ich greife hiermit ein Thema auf, das schon Blaby bei sich drüben angeschnitten hat: Eventalts. Das Thema an und für sich ist weder besonders neu noch reißt es einem direkt vom Hocker, aber es kann es dennoch in sich haben. Ich mache dabei meinen Post hier bewusst nicht an einer einzelnen Sim/Gruppe fest, da es diese Spielweise schon oft genug in der Vergangenheit gab, so dass sich eine Betrachtung auf der Metaebene lohnt.
Worum geht es dabei eigentlich? Wenn man eine Sim und damit Rollenspielgruppe aufbaut, dann haben viele eben gerne ein oder zwei Plots am Laufen. Plots sind dabei schön und gut, benötigen aber vor allem eines, damit man sie zum Laufen kriegt: eine gewisse Mindestanzahl an Spielern. Was aber macht man, wenn man einen Plot gerne am Laufen hätte aber nicht die Anzahl an Spielern hat? Richtig: dann spielt man sie zur Not eben selbst mit ein oder zwei Alts von sich.
Das klingt erst einmal nach einer guten Sache, aber solche Eventalts haben nicht nur gute Seiten, sondern wollen mit Bedacht eingesetzt werden. Ein Plot lebt ja von Dynamik und Eigenleben. Wenn man aber alle wichtigen Schnittstellen des Plots mit eigenen Avataren besetzen sollte, dann ist das einerseits praktisch, weil man die Richtung in die er sich entwickelt besser beeinflussen kann. Andererseits läuft man so aber auch Gefahr, dass man dem Plot jedwedes mögliches Eigenleben nimmt, wenn man ihn dadurch zu fest in der Hand hat und so sprichwörtlich erdrückt.
Außerdem machen solche Alts es nicht unbedingt für wirkliche, neue Mitspieler einfach, dazu zu stoßen. Warum? Prinzipbedingt, weil der Mensch dahinter natürlich zur selben Zeit nur einen Avatar auf Rollenspielniveau steuern können wird. Was aber, wenn man mal beide Avatare gleichzeitig brauchen sollte? Da muss das dann entweder jemand anders spielen, was nicht einfach ist oder man erfindet ein Spiel. Also alles in allem eben nicht wirklich schön.
Zudem können solche Alts auch bei Außenstehenden den Eindruck entstehen lassen, dass in der Sim die Leute lieber unter sich sind und lieber mit sich selbst spielen und äußere Einflüsse nicht wirklich gerne gesehen werden.
Dazu kommt noch eine ganz einfache Sache: wenn man epische Plots spielen will, dann ist ja ein Punkt daran, der einem Freude bereitet, das Ungewisse. Wenn man aber nun fast alle Avatare, die daran beteiligt sind, selber spielen sollte, geht genau dieses Ungewisse großteils verloren, weil man ja im Grunde schon weiß, wie sich das alles entwickeln könnte oder sogar wird. Man beraubt sich dann damit selber möglichem Spiel.
Was anderes ist es, wenn diese Alts nun wirklich nur kurzzeitig für eine einzelne Veranstaltung, wie einen Markt heraus gekramt werden und man da beispielsweise einen Gaukler und ähnliches gibt. Das ist relativ problemlos und auch schadlos machbar. Sobald aber solch ein Alt beginnt, eine tragende Rolle in einem möglichst fiesen Plot zu spielen wird es schwieriger und nicht mehr so einfach.
Sie sind dann oft ein süßes Gift, das man nur zu gerne nimmt, aber meistens effektiv jedwedes Rollenspiel dauerhaft schleichend abtötet.
Jein. Es ist richtig, dass ein Plot-Alt im Plotgeschehen immer als NSC geführt werden muss, einfach weil seine Aktionen durch Metagaming (nämlich den Plotstrang) beeinflusst werden. Im Pen&Paper wäre so ein Charakter ein vom Spielleiter geführter.
Es gibt auch Rollen, die generell ein gewisses NSC-Muster mit sich bringen, weil sie nur eingeschränkt frei agieren können, Herrscher zum Beispiel. Lurius, als Ubar, hätte mit Fug und Recht jeden Zugereisten auf Cos, den er im Verdacht hatte ein Del-ka Spion zu sein (also so gut wie alle) standrechtlich hinrichten lassen können. Das wäre aber höchst kontraproduktiv und dem Spiel mehr als abträglich gewesen (was bedeutet, man muss sinnig im Spiel erklären, warum man dies nicht tut). In solchen und ähnlichen Positionen kann man nicht einfach „frei nach Schnauze“ spielen, man muss schon überlegen, was für Auswirkungen das eigene Handeln auf andere und das Spiel an sich haben, die über Vorgaben durch Rolle und Setting hinausgehen. Die Aufgabe eines solchen Charakters ist es immer Dinge anzustoßen, nie sie zu beenden.
Auf der anderen Seite, um mal beim klassischen Beispiel zu bleiben, wird der langbärtige Typ in der Robe, der die Helden in der Taverne beauftragt, das nächtgelegene Verlies/Katakomben zu erforschen (bzw. plündern), diese üblicherweise eben nicht begleiten. Ein solcher NSC-Alt muss immer eine Nebenrolle im Vergleich zu den tragenden Hauptrollen der SCs im laufenden Plot sein (was nicht bedeutet, dass er auf anderer Ebene keinen persönlichen Plot haben darf – wie z.B. wiederum Lurius, der nebenher auf Freiersfüßen wandelt).
Problematisch wird es nur dann, wenn ein Plot nicht genug Interessenten findet oder zu versanden droht. In solchen Fällen muss man entweder neue Impulse geben oder auf etwas anderes umschwenken, aber egal was und wie man es tut, es wird nahezu immer als Eingriff empfunden. Ein weiteres Problem ist in solchen Fällen das Timing (ein Alt wird nicht dauerhaft gespielt und Plot-Interessierte Spieler sind auch nicht 24/7 on), vor allem wenn zu wenig Spieler vor Ort sind, um Informationen „einfach mal so“ in die Menge zu streuen, damit sie von anderen aufgegriffen werden können. In solchen Fällen kommt man um OOC-Absprachen/Hinweise schlicht nicht herum, was – auch wenn es so nicht gemeint ist – ebenfalls für einige wie Regieanweisungen wirkt.
Es ist immer ein Drahtseilakt, vor allem, da man es eben nicht mit einer festen, eingeschworenen und vertrauten Kleingruppe wie am Spieltisch zu tun hat und die Vorstellungen wie etwas zu funktionieren hat und wo die jeweiligen Grenzen sind, oft weit auseinander gehen.
Geb ich dir völlig Recht Bart, deshalb waren Laurenzia und Tullius nur erschaffen worden, um max. zwei Wochen auf dem Thron von Ar zu sitzen, um dann gestürzt zu werden, und das am liebsten von Neuspielern, von aussen, wie es ja dann auch passiert ist, Tullius wurde tatsächlich von nem dritten getötet, sowie auch Laurenzia von dem dritten in den Kennel geworfen wurde.
Ich denke, dass in Blabys Blog sehr viel vermutet wird , ohne wirklich was zu wissen. Ich bin auch ehrlich gesagt enttäuscht.
Gruss, Dev
süßes gift, ja, das ist gut gesagt 😀
[…] http://blog.no-carrier.info/2013/12/13/eventalts/ […]
Alles schon genau wie von dir beschrieben erlebt aber ich denke da war es eher gewollt das keine Eigendynamik aufkommt in den Plots
Ich sehe ja ein, es kann sehr viel für die Verwendung von Eventalts sprechen. Dennoch glaube ich: Nothing beats the real thing. Wenn ich an dieses RP Kasra-Aventicum denke, mit all seinen Pannen und Highlights… mit dem absoluten Highlight Luc Loire contra Cry Hawker *schnurrrrrrrr*
Schade, dass wir so etwas nicht öfter hingekriegt haben!
…mehr Spieler auf weniger SIMs seinerzeit. Aber ich lade Dich natürlich gerne mal nebst Cry ins arer Badehaus ein, Chara. Zu nem Exklusiv-Revival, hihi 😉