2013

Alles so schlecht hier und überhaupt

Die Firestorm Version 4.4 stößt bei vielen gerade auf wenig Gegenliebe. Der einfache Grund: sie ist relativ fehlerhaft und macht keinen Spaß. Das kann bei einem Opensourceprojekt schon mal vorkommen, vor allem wenn die Firma Linden Research eben Druck macht und man gewisse Sachen einfach drin haben muss, wenn sie den Schalter umschalten.

Nun gibt es dazu passend auch den entsprechenden Heulthread in Slinfo. Sehr schön.

Was ich bei all diesen Sachen immer nie verstehe, ist folgendes: wenn alles so schlecht ist, und dieser Viewer so furchtbar – wieso benutzt man ihn dann noch? Es gibt genügend andere Viewer, die man genau so gut benutzen kann und wenn man mag, kann man ja auch die ältere Version benutzen. Alles kein Problem.

Und wer meint, Second Life sei voller Fehler und nur noch schlecht – was macht er dann noch hier? Warum ist er nicht schon gegangen? Es zwingt einen keiner dazu, Second Life zu benutzen, wenn man es nur noch unerträglich findet und es zwingt einen keiner dazu, einen Viewer zu benutzen, den man nicht mag.

Es ist nunmal so: die Entwickler um Firestorm arbeiten umsonst, das ist ihr Hobby und sie bekommen dafür gar nichts. Sie können tun und lassen, was sie wollen, und wenn sie keine Lust mehr haben, werden sie einfach aufhören. Fertig. Manchen Benutzern aber scheint in ihrem Anspruchsdenken das zunehmend aus dem Sinn zu entfliehen, denn sie halten sich für Kunden, die Ansprüche stellen können. Und das können sie nunmal eben nicht.

Class of 2003

Dieses Jahr feiert ja Second Life sein offizielles, zehnjähriges Jubiläum. Wobei: ist es wirklich zehn Jahre alt? Im Grunde ist es sogar noch etwas älter, denn man feiert nicht die Gründung des Grids – das existierte schon einige Zeit vorher – sondern die Zeit ab der offizellen Beta im April 2003. Natürlich muss man aber irgendwo einen Punkt setzen, und so wurde eben dieser gewählt.

Zehn Jahre also nun sind es bereits und was war das nicht bisher für eine Fahrt auf der Achterbahn. Second Life und ehemals Linden Lab nun Linden Research gibt es, trotz aller Unkenrufe, bis heute. Was wurde nicht schon das Grid und die dahinter stehende Firma dauernd und in Serie tot gesagt, aber allen Schwarzsehern zum Trotze konnte es sich bis heute halten. Das zeigt letzten Endes doch, dass trotz diverser CEO-Wechsel und Strapazen und Querelen zuminedst die Grundrichtung der Firma nach wie vor stimmt.

Die Träume vom 3D-Web allerdings haben sich nicht wirklich bewahrheitet, vielmehr kann man es nun als – Lindensprech – „shared creative space“ ansehen, eine geschlossene Insel mit sehr vielen einzigartigen, benutzergenerierten Inhalten, die nach wie vor gut funktioniert. Second Life ist sicherlich kein Hypethema mehr, aber es hat nach wie vor eine fanatisch-treue Fangemeinde, ist glücklich in seiner eigenen, kleinen Nische und existiert da munter vor sich hin.

Die Firma mag dabei inzwischen für Investoren so sexy sein wie ein Buchhalter oder eben AOL: man hat sich auf einem gesunden Niveau eingependelt, ist profitabel, wächst nicht großartig, aber kann davon gut leben und wird das wohl noch einige Zeit weiterhin tun können.

Der Gründer von Second Life, Philip Rosedale, hat sich ja inzwischen nach diversen Startups, die hauptsächlich darauf zielten, reale Menschen für Dienstleistungen und ähnliches zu vernetzen (Coffee&Power beispielsweise), wieder der Thematik der virtuellen Welten zugewandt und mit „High Fidelity“ da ein neues Pferd im Stall, dessen erklärtes Ziel es nunmal ist, die nächste Generation von virtuellen Welten ins Leben zu rufen. Wenn man sich anschaut, was Rosedale mit Second Life geleistet hat, dann ist er sicherlich visionär, charismatisch aber auch pragmatisch genug, das Ziel in annehmbarer Zeit wirklich zu erreichen. Man darf da gespannt sein und es ist ja auch kein Wunder, dass Linden Research da einer der Investoren ist.

Was bleibt zu Second Life zu sagen? Die Lindens sind so bastelfreudig wie schon seit langem nicht mehr, arbeiten munter an der Infrastruktur und investieren in diese und ein Haufen verschiedener Projekte wie CHUI, Materialsystem, Serverside Avatar Baking und dergleichen ist gerade in der Mache oder steht kurz vor der Beendung und gridweiten Einführung. Linden Lab zeigt sich da wieder im Vergleich zu früher äußerst innovationsfreudig und gibt in dem Bereich den Takt an.

Totgesagte leben ja bekanntlich länger, und das bewahrheitet sich eben auch für Second Life. Es ist sicherlich da längst nicht alles Gold, was glänzt und nicht alles so gut, wie es sein könnte aber auch längst nicht so schlecht, für wie manche es inzwischen empfinden. Es wird uns auch noch die nächsten Jahre begleiten, erfreuen und zur Verzweiflung bringen, aber man regt sich letzten Endes nur über Sachen auf, die man mag. Und so wird es für viele von uns auch weiterhin sicherlich ein fester Bestandteil der Onlinepräsenz und -möglichkeiten sein und bleiben.

Und mit der Unterstützung für Oculus Rift ergeben sich auch interessante Möglichkeiten, die man so noch gar nicht absehen kann. Man darf also darauf gespannt sein, was noch alles auf uns zukommt.

In dem Sinne: Happy Birthday Second Life!

„Stalking“

And now for something completely different. Was genau ist Stalking oder auf Deutsch Nachstellung? Wer sich §238 StGB anschaut, der bekommt die juristisch seit 2007 gültige Definition des Begriffs:

(1) Wer einem Menschen unbefugt nachstellt, indem er beharrlich

1. seine räumliche Nähe aufsucht,
2. unter Verwendung von Telekommunikationsmitteln oder sonstigen Mitteln der Kommunikation oder über Dritte Kontakt zu ihm herzustellen versucht,
3. unter missbräuchlicher Verwendung von dessen personenbezogenen Daten Bestellungen von Waren oder Dienstleistungen für ihn aufgibt oder Dritte veranlasst, mit diesem Kontakt aufzunehmen,
4. ihn mit der Verletzung von Leben, körperlicher Unversehrtheit, Gesundheit oder Freiheit seiner selbst oder einer ihm nahe stehenden Person bedroht oder
5. eine andere vergleichbare Handlung vornimmt

und dadurch seine Lebensgestaltung schwerwiegend beeinträchtigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

Also genau das und nichts anderes definiert das deutsche Rechtssystem als Stalking. Stalking ist eine Straftat und kann entsprechend rechtlich verfolgt werden. Die Juristen haben damit ein klar definiertes Bild, was zum Komplex Stalking gehört und was nicht.

Showtime: Unfrei. Unfrei fühlt sich gestalkt, weil sie in gewissen Kreisen wohl einen gewissen Ruf weg hat und offenkundig da keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt, weil der Ruf im Laufe der Zeit nicht verschwand noch wirklich besser wird. Nur ist das schon wirklich Stalking? Solange es niemand gibt, der auch nur teilweise ins oben beschrieben Muster fällt und mit ihr so verfährt, ist die Antwort aus rechtlicher Sicht: natürlich nein.

Das, was sie erlebt, ist sicher alles andere als angenehm. Solange es aber niemand gibt, der wie oben handelt, ist das beileibe kein Stalking, sondern nur ein schlichtes „Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es hinaus.“ Es ist übles Getratsche, ja, und auch das macht meist keinen Spaß, wem schon. Stalking aber ist eine gänzlich andere Sache als das, und ja, die Menschen waren, sind und werden immer sehr nachtragend sein.

Der wohl passendere Begriff für den Komplex wäre Cybermobbing. Das könnte dann schon wiederum zutreffend sein, wenn da jemand(e) systematisch agiert.

Es ist nicht so gut, wie es sein könnte aber auch nicht so schlecht, für wie manche es halten

Was ich damit meine ist ganz einfach die Entwicklung der bezahlten Abos von World of Warcraft. Nachdem es mit dem offiziellen Erscheinen der Erweiterung „Mists of Pandaria“ am 25.9.2012 gelang, endlich wieder über die magische Grenze von über 10 Millionen Abos zu gelangen – man war offiziell bei genau 10,2 Millionen, ein Plus von 1,2 Millionen gegenüber dem Ende von Cataclysmus – so kennt seitdem die Entwicklung nur noch eine Richtung: ab in den Keller. Im 4. Quartal 2012 gab es denn noch knapp 9,6 Millionen Abos und im 1. Quartal 2013 sank die Zahl nochmal umso schneller auf momentan 8,3 Millionen. Dies ist also ein Minus von 1,3 Millionen Abos innerhalb der ersten drei Monate des Jahres 2013.

Erklärungsversuche
Nun ist da die interessante Frage ja: woher bitte genau kommt dieser doch massive Rückgang? Eine Firma wie Blizzard ist ja nicht dumm, die rechnen immer nach dem Erscheinen mit ein wenig Schwund, viele pausieren auch zwischen Patches oder spielen zwischendurch was anderes, außerdem gibt es ja auch in WoW das allseits bekannte Sommerloch.

Also geht ein Hersteller eines solchen Produktes sicherlich von einem gewissen Schwund im Laufe der Zeit aus, den er mit Hilfe von diversen Taktiken mildern will. Klar. Aber ich bin mir auch sicher, dass diese 1,3 Millionen Abos weniger innerhalb des ersten Quartals 2013 doch um einiges größer liegt, als was sich Blizzard schlimmstenfalls an Schwund für diesen Zeitraum erhofft hatte.

So ist das aber eben bei Spielen, die noch einem Abomodell folgen: wenn es den Spielern zu zeitaufwendig wird oder sie schlicht und einfach keine Lust mehr haben, dann kündigen sie erstmal und kommen irgendwann wieder. Andere Mütter haben auch schöne Töchter, es ist aber die Frage, ob sie sich eben mit diesen wirklich anfreunden können oder nicht, und wenn nicht, sind sie irgendwann wieder in WoW anzutreffen.

Blizzard selber sieht einen der Gründe für den Rückgang übrigens so:

There has been less engagement by casual players.

Der andere sei in einer massiven Kündigungswelle in China begründet, wo Free to Play Standard sei und inzwischen viele mit WoW eben durch. A-ha, da ist er also wieder, der ach so böse Casual. Es gibt kaum ein anderes Spiel, in dem dieser Begriff Casual – was nichts anderes als Gelegenheitsspieler bedeutet – dermaßen negativ belegt ist wie in World of Warcraft, und in dem es Myriaden an Definitionen gibt, was denn nun bitte genau einen Casual ausmacht und was nicht.

Die meisten benutzen Casual in dem Sinne von „kann nix, will alles in Arsch geschoben kriegen, ist eine Raid-/PVP-Bremse und heult ansonsten immer, ständig und überall nur rum. Kurz gesagt: nervt nur, das Spiel wäre besser ohne sie dran.“

Das ist, wenn viele es als Schimpfwort benutzen, nunmal die gängigste Definition zu dem Wort. Andere sind da ein wenig humaner und sehen als Casual in erster Linie eben einen Gelegenheitsspieler an, der pro Woche nur ein gewisses Zeitkontingent aufbringen kann/will und betonen dabei noch gleichzeitig, dass nur „weil“ diese Leute weniger zeitlich aktiv sein können/wollen als der vermeintliche Rest in WoW, das nicht automatisch bedeuten würde, dass das nun allesamt automatisch grottenschlechte Spieler seien. Im Gegenteil, viele dieser Casuals leisten doch ganz famose Dinge, wenn man denn genauer hinschaue (und mal ehrlich: wer bitte kann/will sich für die Hardprogressphasen im aktuellen Addon und Raid wirklich bis zu 16 Stunden täglich an die Kiste hinsetzen und daddeln? Das vermögen nicht mehr viele zu leisten.)

Dennoch ist und bleibt der Casual das Lieblingshassziel Nummer Eins vieler Spieler, der Hauptgrund und Sündenbock für alle möglichen schlechten Entwicklungen. Es gibt ja auch nicht wenige Leute die der Meinung sind, man solle das Spiel wieder fordernder machen (Inis im Schwierigkeits erhöhen, Flugmounts komplett abschaffen, Questreihen einführen, um in Raids gelangen zu können und dergleichen mehr), damit das Spiel wieder an Tiefe gewänne. Viele erinnern sich dann auch noch so gerne an Classic, dass damals ja vermeintlich auch alles besser war (war es nur teilweise), und dass das Spiel im Vergleich dazu heute doch nur noch ein schlechter Witz sei. Mag sein, aber man ist nunmal im Jahre neun des Spielbetriebs, da ist es nur logisch, dass die Spielerschaft sich verändert und das Spiel sich ebenfalls, sonst wäre es schon längst nicht mehr auf dem Markt.

Übrigens wer mal genauer wissen will, wie manche sich da die Rückkehr zu den Gummistiefeln aus Holz vorstellen, der möge mal sich diesen Post auf Englisch durchlesen. Der machte doch massiv die Runde und fand einiges an Zustimmung. Andere träumen von der Wiedereinführung von Waffenskills, dass man wenn man levelt wieder einen Lehrer aufsuchen muss, um die neuen Zauber zu lernen, und und und…

Wie dem auch sei, Blizzard selber ist ja der Meinung, die Casuals seien ihnen davon gelaufen. Tja. Woran das wohl liegen mag? Der einfachste Grund dürfte darin liegen, dass sie es anfangs massiv mit den Dailies übertrieben haben. Diese waren gefühlt endlos, hirnlos, stupide und im Grunde nur finsterste Maloche und Timesink, mehr aber auch nicht, wie beim Goldenen Lotus. Inzwischen gab’s da ja eine gewisse Entwicklung und sie klatschen die Dailies auch nicht mehr nur so lieblos dahin.

Wegen dieser hat ja das Addon nun auch bei vielen den Spitznamen „Mists of Farmdaria“ weg, und das völlig zu Recht. Wer sich übrigens mal die Patchnotes seit 5.0.4 bis 5.3 in Ruhe durchliest und die Klassenmechaniken, die sich sowieso jedesmal sehr massiv änderten, außer acht lässt, der wird vor allem einen Bereich sehen, den Blizzard massiv ausgebaut hat: nämlich den Spielbereich für die Casuals. Blizzard hat seit 5.0.4 alles daran gesetzt, denen das Spiel schmackhafter zu machen und diese zu halten, der LFR wurde massiv vereinfacht (Stichwort: Deppennerf, besser bekannt als Unnachgiebigkeit, für jedes Sterben am Boss kriegt man 5% mehr Leben, Schaden und Heilleistung zugedacht), die Dailies massiv entschärft, Ruf für die aktuelle Fraktion gibt’s automatisch seit 5.2 im LFR/aktuellen Raid nur wie Wappenrock nur dass man keinen tragen muss, und und und… offenkundig haben die Sachen bis Patch 5.2 in der Menge jedenfalls nicht ausgereicht, den Weggang zu mildern.

Blizzard ist ja seit dem Erscheinen in diesem Bereich nur noch im Fehlerbeseitigungsmodus, sie versuchen zusammen zu kitten, was sie anfangs an Porzellan zerschlugen. Nur ich bezweifle, dass ihnen das noch wirklich gelingen wird. Ich sehe das deutliche Parallelen zu Microsoft Windows Vista: ein neues Produkt muss von Anfang an auf ganzer Linie am Tag seines Erscheinens überzeugen. Schafft es das nicht, dann hat es ab dem Datum einfach seinen Ruf weg und man kann nachbessern, was man will, es liegt nur noch wie Sauerbier in den Regalen und keiner will es haben. Vista war nach seinem Erscheinen als lahmarschiger Ressourcenfresser verschrien, was später Microsoft mit einem Service Pack gut in den Griff bekam, ansonsten grundsolide, nur wollte es danach einfach keiner mehr wirklich haben. Die ganze Welt klammerte sich an Windows XP. Mists of Pandaria hat eben seinen Ruf als Dailyhölle weg, und obwohl die Dailies längst nicht mehr so massiv und wichtig sind wie anfangs, wird Blizzard das auch in dieser Erweiterung nicht mehr aus den Köpfen der Leute rauskriegen.

Dazu kommt eben, dass auch manche Spieler einfach mit dem ganzen Asien-Setting und Pandaren im speziellen absolut nichts anfangen können. Sei’s drum.

Und woher kommt das?
Ja, da ist sich die Community auch uneins: viele meinen, es käme daher, weil Blizzard die Casuals zu sehr versucht habe zu hofieren. Andere wiederum sind der Meinung, es käme vor allem daher, weil Blizzard es einfach versuche, alles und jedem Recht zu machen, dabei zu sehr auf die Community hören würde und zu wenig auf die eigenen Erfahrungen vertrauen.

Mag zwar sein, aber wenn man sich wiederum anschaut, wie nach jeder Klassenänderung des Gejaule in den Foren wie beispielsweise „Schurken sind im PVP immer noch unbrauchbar! FAIL, sind aber nichts anderes von Blizz gewohnt!“ losgeht, dann geht Blizzard sicherlich längst nicht auf alles ein, was die Community denn gerne so haben würde.

Raids und Geisterrealms
Ein weiteres Thema sind Raids und Realms: im Unterschied zu Drachenseele, vor allem nach all den Nerfs, haben es die aktuellen Schlachtzüge seit Mogushangewölbe eben im Normalmodus schon in sich. Der Raidkader muss deutlich beweglicher sein als früher, es gibt Bossfähigkeiten, mit denen ein einzelner es schafft die ganze Gruppe über den Jordan gehen zu lassen, wenn er nicht schnell genug und richtig schaltet und auch sonst sind in Raidgruppen deutlich weniger unterwegs als zu Cataclysmus.

Häufig hört man dann die Standardbeschwerde „Dank LFR kriegen wir keine Spieler mehr!“, wobei die Zielgruppe für den LFR primär diejenigen sind, die ohnehin normal niemals in normale Raidgruppen gegangen wären. Also so richtig ist das dann nunmal nicht. Der LFR ist für zwei Sachen gut: Charaktere möglichst schnell ausrüsten und für Gelegenheitsspieler, die nicht in Raidgruppen können/wollen, da sein, um ihnen mal die Raidinhalte zwanglos zu zeigen. Fertig.

Dank der Anonymität in diesen Gruppen geht’s dabei meistens so kuschelig zu wie bei den Flodders. Mindestens. Wer schon immer mal sehen wollte, zu welchen grotesken Leistungen die Menschheit fähig ist, wenn sie sich vermeintlich anonym fühlt, der findet hier einen unendlichen Quell der Freude und Unterhaltung. Manches könnte man so glatt verfilmen und auf RTL2 senden, denn es ist und bleibt nunmal absolut kein Aushängeschild.

Apropos Aushängeschild, große Teile der Community sind nun auch für’s Spiel absolut keines. Für manche sicher auch ein Grund, zu gehen.

Schwerer wiegen da schon die Realms. Die Beschwerden darüber, dass vereinzelte Realms einfach nur noch tot sind und zu Geisterrealms mutiert seien, sind nun beileibe nicht neu, sondern gehen mindestens bis ins Jahr 2010 zurück. Es ist nun eine einfache Tatsache, dass die momentan aktive Realmstruktur für das Spielermaximum zu Zeiten von „Wrath of the Lich King“ ausgelegt worden ist, als es über 12 Millionen Abos gab. Die Spieler gingen, die Realms blieben und damit inzwischen eine starke Migration von mittleren bis kleineren hin zu den vollen. Der letzte auf denen macht dann Totentanz und das Licht aus. Blizzard verdient sich daran eine goldene Nase und macht ansonsten nichts, das Problem zu beseitigen. Wozu auch, denn Zahlemann&Söhne klappt eben bisher doch noch einfach viel zu gut.

Nur ist es eben auf solchen Realms auch so, dass es noch zu Cataclysmus gut möglich war, dort Raidgruppen ins Leben zu rufen und zu betreiben. Mit MOP ist das, als hätte man einen Schalter umgelegt, denn häufig merken die Leute dort vor allem eines: die guten Spieler sind weg bzw. genauer nicht mehr so zahlreich vorhanden. Viele Gruppen sind dort erstens teilweise am Schwierigkeitsgrad mancher Bosse wie Elegon oder Garalon zerbrochen, oder aber einfach daran, dass die Leistungsträger irgendwann einfach auf einen der vollen Realms wie Blackmoore oder Aegwynn gingen und so ein Loch hinterließen, das keiner mehr stopfen konnte. Deswegen sind auch inzwischen viele Raidgilden auf diese Realms komplett transferiert, und ein Ende davon ist eben bisher nicht absehbar.

Was wird…
Blizzard ist und bleibt Blizzard. Sie werden alles tun, um die Abozahlen mindestens stabil zu halten, wenn nicht gar vielleicht mit dem Erscheinen von Patch 5.4 wieder etwas zu steigern. Patch 5.4 wird einen neuen Raid mit voraussichtlich 12 Bossen bringen, und wenn man sich die Geschwindigkeit anschaut, in der momentan Blizzard die Patches so raushaut, dürfte dieser voraussichtlich Ende August/Anfang September kommen. Da ist dann der Sommer bald vorbei und das Spielen könnte für einige wieder interessanter werden.

Ansonsten wird Blizzard wohl kaum auf die Leute hören, die der Meinung sind, man müsse nur möglichst viel Schwierigkeit wieder einbauen und Annehmlichkeiten ausbauen, schon werde das Spiel wieder tiefer und interessanter. Der Zug dürfte schon seit langem endgültig abgefahren sein. Wenn man sich dazu Blizzards Meinung anschaut, dass eben die Gelegenheitsspieler sich weniger engagieren würden, dann muss man auch kein Albert Einstein sein um daraus zu folgern, dass sie alles versuchen werden, diese wichtige Zielgruppe wieder stärker an’s Spiel zu binden und vor allem im Spiel zu halten.

Was das dann genau bedeuten wird, das wird sich noch zeigen. So richtig dürften sie da auch erst mit Patch 5.4 losbrettern, denn der liegt dafür zeitlich eben genau richtig. Und den Rest muss man sehen, manches lässt sich sicherlich nicht mehr bereinigen, aber man ist ja lernfähig und ich bin mir sicher, bei der nächsten bereits geplanten Erweiterung machen sie dann wieder manches anders. Ob nun besser oder schlechter, das wird sich dann eben zeigen.

Es gibt wieder ein deutsches Port Kar

Ich war heute mal wieder kurz in Second Life und durfte feststellen: es gibt seit 18.5. wieder ein deutschsprachiges Port Kar. Warum auch nicht, nachdem das letzte schon lange genug im Klo der Geschichte vor sich hindümpelt und rumstinkt.

Dieses Port Kar hat sich, als hätten sie frühere Rants von ZeuselDAman beherzigt, sich selbst das Etikett GE (Gorean Evolved) verpasst. Das finde ich gut. Wirklich und ohne Ironie. Wo denn bitte sonst als in Port Kar sollen denn auch Piraten tun und lassen können, was sie wollen?

Das passt doch schon mal sehr gut zusammen, und ansonsten mal schauen, wie sich die Sim eben so macht. Oder auch nicht.

Uneinheitliches Bild bei Third Party Exchanges

Nur der Vollständigkeit halber und um es mal langsam abzuschließen: das Bild, welches sich bei den Third Party Exchanges abzeichnet, ist uneinheitlich. Während manche von Linden Lab offenkundig klipp und klar gesagt bekam, dass sie nicht mehr tauschen dürfen steckt Virwox nach eigenem Bekunden in Verhandlungen mit Linden Lab, auch weiterhin seinen Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten zu können. Sie bekamen von Seiten Linden Labs einen Vorschlag und schauen nun, was daraus werden wird.

Too big to vanish? Wer weiß. Für die Kunden von Virwox ist es eine gute Sache, wenn es denn klappen sollte, für den Rest – adieu. Schade, ist dann aber so und das Vertrauen kommt so und so eben nicht so schnell wieder.

Vielen Dank für die Blumen, vielen Dank – wie lieb von Dir!

Auf Slinfo werde ich trotz meiner Abwesenheit dort seit Ende 2012 gerade wieder von Daemonika Nightfire munter zitiert. Stein des Anstoßes dabei ist es für sie, dass ich die ehemaligen Tauschbörsen als frühere Geschäftspartner von Linden Research bezeichne, was sie in ihren Augen niemals waren. Sie moniert dabei unter anderem, dass es auf wiki.secondlife.com keinerlei Auflistung der Tauschbörsen gäbe.

Tja, Daemonika – wie soll es die denn zum aktuellen Zeitpunkt noch geben, wenn von Linden Lab alles am 7. Mai gelöscht worden ist? Mhmh, das musst du mir dann doch mal genauer in Ruhe erklären.

Dabei ist ein wenig eigene Recherche gar nicht mal nun so schwer, beispielsweise über die Pressemitteilung von Eldex zum RISK-API, die ich seinerzeit verlinkte. Damit gerät man an folgende Weiterleitung im offiziellen Second Life Wiki: http://wiki.secondlife.com/wiki/L%24_Marketplace. Gut, das führt nun nur noch zur offiziellen Seite der LindeX.

Aber wozu gibt es web.archive.org, die Rumpelkammer des WWW? Eben, da hämmert man mal kurz die URL ein, auf die die Eldex verlinkte und findet eine Fassung derselben Seite wie beispielsweise diese hier von Januar 2012 unter http://web.archive.org/web/20110101175953/http://wiki.secondlife.com/wiki/L$_Marketplace .

Was lernt man daraus? Ja, Linden Lab hat früher im offiziellen Wiki externe Tauschbörsen aufgelistet gehabt. Das war so üblich. Linden Lab sagte sogar, dass diese Tauschbörsen für die Second Life Benutzer sicher sind, da sie das Exchange Risk API nutzten.

Übrigens kann man dann auch eine Beschreibung finden, was das Risk API genau war, nämlich hier: http://web.archive.org/web/20110112010141/http://wiki.secondlife.com/wiki/Exchange_Risk_API

Zitat:

We recognize that some users wish to operate a legitimate Linden Dollar exchange, free of fraud. For these users, Linden Lab has developed an Exchange Risk API. Use of this API will allow a buying exchange operator to receive the result of Linden Lab’s determination of the risk associated with the purchase of Linden Dollars in a particular transaction. For any transaction that uses the Exchange Risk API to determine Linden Lab’s risk evaluation, where that evaluation returns a result that indicates the transaction has acceptable risk, Linden Lab will not apply the above penalty policy to buyers. If the Exchange Risk API is not used, or it is used but returns a result indicating unacceptable risk, the above policy will apply. The Exchange Risk API uses the same risk assessment factors that Linden Lab uses for LindeX. We believe that this policy and API will allow legitimate third-party exchanges to operate with relatively low fraud activity.

Linden Lab stellte also denselben Algorithmus, den die LindeX zur Bonitätsprüfung von Avataren benutzte und bis heute sicher benutzt, externen Tauschbörsen zur Verfügung. Warum? Weil Linden Lab den Bedarf an solchen Börsen sah und wollte, dass diese sicher arbeiten können. Vor allem der Passus „legitimate third-party exchanges“ ist interessant, denn legitimate bedeutet auf Deutsch nichts weiter als seriös. Es gab also nach Meinung von Linden Lab seriöse Tauschbörsen für Linden Dollar, die von Dritten betrieben worden sind – und genau für diese war das Risk API gemacht.

Die Benutzung dieser API unterlag auch einer eigenen Nutzungsbestimmungen, nachzulesen hier: http://web.archive.org/web/20101230125410/http://wiki.secondlife.com/wiki/Linden_Lab_Official:API_Terms_of_Use

Das ist dann doch alles in allem viel Aufwand für eine Sache, die Linden Research so angeblich nie gewollt hat. Wer natürlich so – wie sage ich das nett – denkbar falsch an diese Sache herangeht wie hier nun Daemonika und nur sich die Webseiten von Second Life und Linden Research nach der Abschaffung all dieser Sachen, die Löschungen geschahen am 7. Mai, anschaut, der kann das natürlich nicht mehr auf den aktuellen Seiten finden. Wie denn auch? Linden Research hat doch alles, was damit zu tun hatte, mit Abschaffung dieser Dinge auch gelöscht. Da ist es doch kein Wunder, dass man jetzt dazu absolut nichts mehr finden kann!

Und wer dann noch wie Daemonika hier der Meinung ist, ich habe damit nun Unrecht, weil sie zum jetzigen Zeitpunkt nichts mehr dazu finden kann, der hat einfach nicht lange und ausdauernd genug nach diesen Informationen gegraben. Aber sie sind alle schon noch da – man muss nur wissen, wo man zu suchen hat.

Ja, und angeblich konnte auf die Auflistung der Exchanges jeder schreiben, der wollte nach Daemonika. Angeblich. Nur wer sich das Archiv mal anschaut, der sieht, dass auch hier Daemonika irrt. Wozu sonst nämlich stand da dieser Satz darunter?

If you are a reseller and you’d like to be included in this directory, please send us a support ticket at the Support Portal

Das heißt doch nur, dass diese Seite jeder lesen konnte, aber nur von Linden Lab Mitarbeitern bearbeitet werden konnte und nichts anderes. Einfacher gesagt: Linden Lab hat sich die Einträge vorher genau angesehen. Da kam nicht jeder drauf, der aufgenommen werden wollte. Diese Einträge waren von Seiten Linden Labs explizit geprüft und für gut befunden worden.

Waren L$-Tauschbörsen Partner von Linden Research? Ja!

Sleen ist ja der Meinung, die Tauschbörsen in dritter Hand waren keine Geschäftspartner von Linden Research. Nun ja, kann man sein, nur einige Fakten sprechen eben dagegen:

  1. Es gab das sog. „RISK API“, eine Programmierschnittstelle, die Linden Lab Drittparteien nach erforderlicher Registrierung bereit stellte und die Bonität eines Avatars zurücklieferte. Die Zielgruppe dieses APIs waren explizit „Linden Dollar Exchanges.“ Warum sollte Linden Lab so etwas bereit stellen, wenn sie was gegen externe Umtauschbörsen haben und sie nicht als wichtig erachteten? 
  2. Die Tauschbörsen selber sahen das auch anders. Es gab bei Linden Lab eine Seite, auf der die offiziell zertifizierten Tauschbörsen aufgelistet waren, die das RISK-API benutzten. Eldex beispielsweise warb offen damit.

Das ist dann alles doch etwas zu viel Aufwand für eine Sache, die Linden Lab nur als „Kunden“ nach Meinung Sleens betrachtete. Externe Tauschbörsen waren von Linden Lab früher gewollt und man hat sie sogar noch programmtechnisch unterstützt.

Was nun den Meinungswandel bewirkt hat, darüber kann man weiterhin nur mutmaßen, da es keine offizielle Begründung dazu gibt.

Monopole, Monopole…

Das wirklich Ärgerliche an der Geschichte mit dem Schließen der Tauschbörsen in Second Life ist nicht, dass es passierte, sondern wie es passierte. Das, was sich Linden Lab da ja geleistet hat, ist eine Nacht und Nebel-Aktion wie aus dem Bilderbuch.

Nun haben einige Tauschbörsen kein Geschäftsfeld mehr. Klingt unschön, ist es wohl auch für diese. Wenn man eine wirklich respektvolle Geschäftsbeziehung hat, die auf Gegenseitigkeit beruht, dann warnt man seine Geschäftspartner zumindest lange genug im Vorfeld über den Schritt vor. Die ärgern sich dann zwar auch, aber sie können wenigstens in Ruhe planen. Das ist hier ja eben nicht passiert.

Quasi über Nacht wurden die Tauschbörsen und deren Benutzer ohne jede weitere Begründung vor vollendete Tatsachen gestellt. Linden Lab haut mal kurz rein und der Rest darf’s ausbaden. So arbeitet einfach keine normale Firma. Das ist das Gebahren eines Monopolisten, der seine Konkurrenz mit einem Schlag eliminieren will, nicht mehr und nicht weniger.

Mit diesem Schritt hat Linden Lab sehr viel Porzellan zerschlagen und Vertrauen zerstört. Sicher, Second Life wird weiter existieren, nur wie bitte soll man nun Linden Lab noch als seriösen Geschäftspartner überhaupt ernst nehmen? Diese Zeiten sind erst einmal vorbei.