Es gibt wieder ein deutsches Port Kar

Ich war heute mal wieder kurz in Second Life und durfte feststellen: es gibt seit 18.5. wieder ein deutschsprachiges Port Kar. Warum auch nicht, nachdem das letzte schon lange genug im Klo der Geschichte vor sich hindümpelt und rumstinkt.

Dieses Port Kar hat sich, als hätten sie frühere Rants von ZeuselDAman beherzigt, sich selbst das Etikett GE (Gorean Evolved) verpasst. Das finde ich gut. Wirklich und ohne Ironie. Wo denn bitte sonst als in Port Kar sollen denn auch Piraten tun und lassen können, was sie wollen?

Das passt doch schon mal sehr gut zusammen, und ansonsten mal schauen, wie sich die Sim eben so macht. Oder auch nicht.

Uneinheitliches Bild bei Third Party Exchanges

Nur der Vollständigkeit halber und um es mal langsam abzuschließen: das Bild, welches sich bei den Third Party Exchanges abzeichnet, ist uneinheitlich. Während manche von Linden Lab offenkundig klipp und klar gesagt bekam, dass sie nicht mehr tauschen dürfen steckt Virwox nach eigenem Bekunden in Verhandlungen mit Linden Lab, auch weiterhin seinen Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten zu können. Sie bekamen von Seiten Linden Labs einen Vorschlag und schauen nun, was daraus werden wird.

Too big to vanish? Wer weiß. Für die Kunden von Virwox ist es eine gute Sache, wenn es denn klappen sollte, für den Rest – adieu. Schade, ist dann aber so und das Vertrauen kommt so und so eben nicht so schnell wieder.

Vielen Dank für die Blumen, vielen Dank – wie lieb von Dir!

Auf Slinfo werde ich trotz meiner Abwesenheit dort seit Ende 2012 gerade wieder von Daemonika Nightfire munter zitiert. Stein des Anstoßes dabei ist es für sie, dass ich die ehemaligen Tauschbörsen als frühere Geschäftspartner von Linden Research bezeichne, was sie in ihren Augen niemals waren. Sie moniert dabei unter anderem, dass es auf wiki.secondlife.com keinerlei Auflistung der Tauschbörsen gäbe.

Tja, Daemonika – wie soll es die denn zum aktuellen Zeitpunkt noch geben, wenn von Linden Lab alles am 7. Mai gelöscht worden ist? Mhmh, das musst du mir dann doch mal genauer in Ruhe erklären.

Dabei ist ein wenig eigene Recherche gar nicht mal nun so schwer, beispielsweise über die Pressemitteilung von Eldex zum RISK-API, die ich seinerzeit verlinkte. Damit gerät man an folgende Weiterleitung im offiziellen Second Life Wiki: http://wiki.secondlife.com/wiki/L%24_Marketplace. Gut, das führt nun nur noch zur offiziellen Seite der LindeX.

Aber wozu gibt es web.archive.org, die Rumpelkammer des WWW? Eben, da hämmert man mal kurz die URL ein, auf die die Eldex verlinkte und findet eine Fassung derselben Seite wie beispielsweise diese hier von Januar 2012 unter http://web.archive.org/web/20110101175953/http://wiki.secondlife.com/wiki/L$_Marketplace .

Was lernt man daraus? Ja, Linden Lab hat früher im offiziellen Wiki externe Tauschbörsen aufgelistet gehabt. Das war so üblich. Linden Lab sagte sogar, dass diese Tauschbörsen für die Second Life Benutzer sicher sind, da sie das Exchange Risk API nutzten.

Übrigens kann man dann auch eine Beschreibung finden, was das Risk API genau war, nämlich hier: http://web.archive.org/web/20110112010141/http://wiki.secondlife.com/wiki/Exchange_Risk_API

Zitat:

We recognize that some users wish to operate a legitimate Linden Dollar exchange, free of fraud. For these users, Linden Lab has developed an Exchange Risk API. Use of this API will allow a buying exchange operator to receive the result of Linden Lab’s determination of the risk associated with the purchase of Linden Dollars in a particular transaction. For any transaction that uses the Exchange Risk API to determine Linden Lab’s risk evaluation, where that evaluation returns a result that indicates the transaction has acceptable risk, Linden Lab will not apply the above penalty policy to buyers. If the Exchange Risk API is not used, or it is used but returns a result indicating unacceptable risk, the above policy will apply. The Exchange Risk API uses the same risk assessment factors that Linden Lab uses for LindeX. We believe that this policy and API will allow legitimate third-party exchanges to operate with relatively low fraud activity.

Linden Lab stellte also denselben Algorithmus, den die LindeX zur Bonitätsprüfung von Avataren benutzte und bis heute sicher benutzt, externen Tauschbörsen zur Verfügung. Warum? Weil Linden Lab den Bedarf an solchen Börsen sah und wollte, dass diese sicher arbeiten können. Vor allem der Passus „legitimate third-party exchanges“ ist interessant, denn legitimate bedeutet auf Deutsch nichts weiter als seriös. Es gab also nach Meinung von Linden Lab seriöse Tauschbörsen für Linden Dollar, die von Dritten betrieben worden sind – und genau für diese war das Risk API gemacht.

Die Benutzung dieser API unterlag auch einer eigenen Nutzungsbestimmungen, nachzulesen hier: http://web.archive.org/web/20101230125410/http://wiki.secondlife.com/wiki/Linden_Lab_Official:API_Terms_of_Use

Das ist dann doch alles in allem viel Aufwand für eine Sache, die Linden Research so angeblich nie gewollt hat. Wer natürlich so – wie sage ich das nett – denkbar falsch an diese Sache herangeht wie hier nun Daemonika und nur sich die Webseiten von Second Life und Linden Research nach der Abschaffung all dieser Sachen, die Löschungen geschahen am 7. Mai, anschaut, der kann das natürlich nicht mehr auf den aktuellen Seiten finden. Wie denn auch? Linden Research hat doch alles, was damit zu tun hatte, mit Abschaffung dieser Dinge auch gelöscht. Da ist es doch kein Wunder, dass man jetzt dazu absolut nichts mehr finden kann!

Und wer dann noch wie Daemonika hier der Meinung ist, ich habe damit nun Unrecht, weil sie zum jetzigen Zeitpunkt nichts mehr dazu finden kann, der hat einfach nicht lange und ausdauernd genug nach diesen Informationen gegraben. Aber sie sind alle schon noch da – man muss nur wissen, wo man zu suchen hat.

Ja, und angeblich konnte auf die Auflistung der Exchanges jeder schreiben, der wollte nach Daemonika. Angeblich. Nur wer sich das Archiv mal anschaut, der sieht, dass auch hier Daemonika irrt. Wozu sonst nämlich stand da dieser Satz darunter?

If you are a reseller and you’d like to be included in this directory, please send us a support ticket at the Support Portal

Das heißt doch nur, dass diese Seite jeder lesen konnte, aber nur von Linden Lab Mitarbeitern bearbeitet werden konnte und nichts anderes. Einfacher gesagt: Linden Lab hat sich die Einträge vorher genau angesehen. Da kam nicht jeder drauf, der aufgenommen werden wollte. Diese Einträge waren von Seiten Linden Labs explizit geprüft und für gut befunden worden.

Waren L$-Tauschbörsen Partner von Linden Research? Ja!

Sleen ist ja der Meinung, die Tauschbörsen in dritter Hand waren keine Geschäftspartner von Linden Research. Nun ja, kann man sein, nur einige Fakten sprechen eben dagegen:

  1. Es gab das sog. „RISK API“, eine Programmierschnittstelle, die Linden Lab Drittparteien nach erforderlicher Registrierung bereit stellte und die Bonität eines Avatars zurücklieferte. Die Zielgruppe dieses APIs waren explizit „Linden Dollar Exchanges.“ Warum sollte Linden Lab so etwas bereit stellen, wenn sie was gegen externe Umtauschbörsen haben und sie nicht als wichtig erachteten? 
  2. Die Tauschbörsen selber sahen das auch anders. Es gab bei Linden Lab eine Seite, auf der die offiziell zertifizierten Tauschbörsen aufgelistet waren, die das RISK-API benutzten. Eldex beispielsweise warb offen damit.

Das ist dann alles doch etwas zu viel Aufwand für eine Sache, die Linden Lab nur als „Kunden“ nach Meinung Sleens betrachtete. Externe Tauschbörsen waren von Linden Lab früher gewollt und man hat sie sogar noch programmtechnisch unterstützt.

Was nun den Meinungswandel bewirkt hat, darüber kann man weiterhin nur mutmaßen, da es keine offizielle Begründung dazu gibt.

Monopole, Monopole…

Das wirklich Ärgerliche an der Geschichte mit dem Schließen der Tauschbörsen in Second Life ist nicht, dass es passierte, sondern wie es passierte. Das, was sich Linden Lab da ja geleistet hat, ist eine Nacht und Nebel-Aktion wie aus dem Bilderbuch.

Nun haben einige Tauschbörsen kein Geschäftsfeld mehr. Klingt unschön, ist es wohl auch für diese. Wenn man eine wirklich respektvolle Geschäftsbeziehung hat, die auf Gegenseitigkeit beruht, dann warnt man seine Geschäftspartner zumindest lange genug im Vorfeld über den Schritt vor. Die ärgern sich dann zwar auch, aber sie können wenigstens in Ruhe planen. Das ist hier ja eben nicht passiert.

Quasi über Nacht wurden die Tauschbörsen und deren Benutzer ohne jede weitere Begründung vor vollendete Tatsachen gestellt. Linden Lab haut mal kurz rein und der Rest darf’s ausbaden. So arbeitet einfach keine normale Firma. Das ist das Gebahren eines Monopolisten, der seine Konkurrenz mit einem Schlag eliminieren will, nicht mehr und nicht weniger.

Mit diesem Schritt hat Linden Lab sehr viel Porzellan zerschlagen und Vertrauen zerstört. Sicher, Second Life wird weiter existieren, nur wie bitte soll man nun Linden Lab noch als seriösen Geschäftspartner überhaupt ernst nehmen? Diese Zeiten sind erst einmal vorbei.