Warlords of Draenor: wie man es schafft, ein erfolgreiches Spiel in den Boden zu rammen

World of Warcraft ist nach wie vor der Marktführer im Bereich der MMORPGs und befindet sich aktuell in seinem elften Jahr, so wie in seiner fünften Erweiterung namens „Warlords of Draenor“, kurz WoD. WoD erschien am 13. November 2014 und war am Anfang ein großer Erfolg: fast drei Millionen Abos wurden reaktiviert und auf nahezu allen Realms gab es anfänglich elend lange Warteschlangen, so dass viele Spieler sich darüber lautstark beschwerten und meckerten. Aber – es war einmal.

Was ist geschehen? Nun, das hier:

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Wie man sehen kann, gingen die Spieler genau so schnell in Scharen wieder im ersten Quartal 2015, wie sie zu Beginn von Warlords of Draenor erschienen waren. Mit anderen Worten: WoD hat es geschafft, sehr viele Spieler sehr schnell zu vergraulen, und dies so sehr, wie es bisher keine Erweiterung überhaupt geschafft hat. Es ist damit von der Abozahlenentwicklung her das schlechteste Addon aller Zeiten.

Was ist geschehen?
Tja, die Frage lässt sich einfach beantworten: Blizzard hat verdammt viele Designfehler gemacht, falsche Entscheidungen konsequent umgesetzt und geht diesen Weg teilweise bis heute. Wie bei jedem Addon, so spendierte Blizzard auch diesem ein bombastisches Cinematic:

https://www.youtube.com/watch?v=uhtzU9s9XQA

Das Problem daran ist nur, dass das Cinematic deutlich besser als das Spiel ist und das Spiel einfach den Erwartungen nicht gerecht wurde. Durch die Wahl eines alternativen Draenors in einer anderen Zeitlinie dachten viele an eine Art Burning Crusade 2.0, und das kam eben nicht.

Statt dessen gibt es eine Reihe von Bestandteilen und Entscheidungen zum Spiel, die zum Wegfall der Spieler geführt haben dürften, hier nun in nicht vollständiger Auflistung meiner Meinung nach die wesentlichen Gründe.

Das Spiel fühlt sich an wie mit der heißen Nadel gestrickt
Das gesamte Spiel fühlt sich unvollendet, unfertig an und wie mit der heißen Nadel gestrickt. Das ist es auch tatsächlich, denn Blizzard stockte das Entwicklerteam für WoD mit den Resten von Project Titan auf und es ging deutlich mehr Zeit für die Einarbeitung drauf, als sie anfangs dachten, aber sie hielten am Veröffentlichungszeitraum fest. Das führte dann eben dazu, dass viele Features, die man als nicht essentiell ansah, so nicht kamen, also anders oder gestrichen wurden.

Beispielsweise war es ursprünglich geplant, dass man den Standort der Garnison frei wählen kann – das wurde nicht umgesetzt. Ebenso sollte man die Garnison mit erlegten Wildtieren dekorieren können – nicht umgesetzt. Ganze Gebiete, die auf der Alpha-Karte von Draenor in der Blizzcon 2013 noch drauf waren, wie Faralon, gibt es nicht. Wirklich neue Hauptstäde – gibt es nicht.

Der Niedergang der Dungeons und Szenarien
In WoD gab es insgesamt acht neue Dungeons und keinerlei neue Dreierszenarien. Das ist bisher der absolute Tiefstand an Dungeons überhaupt, Mists of Pandaria brachte neun neue Dungeons mit, aber hatte dafür immerhin 18 (!) Dreierszenarien  und Cataclysm selber hatte noch stolze 14 Dungeons. Das, was es an aktuellen Dungeons gibt wie beispielsweise Auchindoun, ist schön gestaltet, aber es gibt davon eben eindeutig zu wenige.

Garnisonen aka Farmville
In WoD wurde für jeden Charakter verpflichtend eine Garnison eingeführt. Die Garnison ist die eierlegende Wollmilchsau für die Spieler: man braucht keine Berufe mehr, das macht alles die jeweilige Hütte in der Garnison, Materialien farmen macht man auch über die Garnison, Gold sammeln einem die Anhänger und fertig. Das Berufssystem wurde durch die Garnisonen komplett zerstört.

Dazu kommt, dass jeder Charakter bis zu 25 Anhänger haben kann und diese auf unterschiedlich lange Missionen schicken kann. Anhänger sind zu leveln, später auszustatten und auf den Missionen können sie dann Gold, Ausrüstung, Rufgegenstände und anderes mehr holen. Die Goldmissionen wurden inzwischen generft, aber das System der Anhänger führt dazu, dass die meisten Charaktere eben in ihren Garnisonen geparkt sind, um diese zu bearbeiten.

Im Grunde könnte man die Missionen genau so gut per Smartphone-App erteilen, denn mehr dazu braucht es nicht. Garnisonen sind ein zentrales Spielelement, wenn nicht gerade sogar das Bestimmende. Und jeder Charakter hat eine, also ist jede Garnison einzeln zu bearbeiten, was dazu führt, dass man für jede Garnison sein eigenes Mikromanagement betreiben muss, also Anhänger auf Missionen schicken, die Runde machen und dergleichen.

Für Leute, die die Berufe gehasst haben, mögen sie schön sein. Sie haben aber weitgehend Berufe kaputt gemacht und sorgen dafür, dass die Spieler eben nun dort drin hausen. Was früher eine Hauptstadt war, ist heute die Garnison. Die Garnison hätte optional gestaltet werden müssen, wie seinerzeit die Ackerbauern in Mists of Pandaria, aber nicht so spielbestimmend wie nun geschehen.

Die Garnisonen sind mit ein Grund, warum viele inzwischen das Spielen beendet haben dürften, denn 13€ im Monat für diesen schlecht gemachten Farmvilleersatz zu bezahlen, das haben eben viele der selbst hartgesottenen WoW-Spieler nicht mehr eingesehen.

Der Mangel an Endinhalten
In WoW ist die Levelphase inzwischen irrelevant, das Spiel dreht sich hauptsächlich um Level 100 und soll dort die Leute motivieren. Es gibt drei große Bereiche, in denen man sich im Endspiel austoben kann, als da wären: PvE, PvP sowie Nebeninhalte.

Nun zu den Bereichen im Einzelnen:

1. PvE: die Schlachtzüge selber sind gut und solide gemacht, da gibt es im Grunde kaum Beschwerden. Viele Raider loggen aber auch nur noch für genau die Schlachtzüge ein, weil es sonst eben wenig zu tun gibt.
2. PvP: es gibt genau ein neues „Schlachtfeld“, nämlich Ashran und das wurde bis heute absolut nicht gut aufgenommen. Ansonsten Null, weder Arenen noch sonst etwas, dazu ein nach wie vor total verhunztes Balancing, so dass viele es inzwischen einfach aufgegeben haben.
3. Nebeninhalte: das waren früher die Berufe, Erfolgsjagden usw. Die Berufe sind dank der Garnison weitgehend ka putt, und es gab lange Zeit nur Dailies in Form von „Balkenquests“: man geht in ein Gebiet, tötet solange Mobs, bis der Fortschrittsbalken voll ist und bekommt dafür dann 800-1000 Apexiskristalle, die die neuen Tapferkeitspunkte darstellen. Diese Quests waren und sind dabei weder besonders abwechslungsreich noch gut gemacht, sondern einfach nur stupide.

Während die Raidfraktion noch einigermaßen zufrieden ist, ist es der Rest eben nicht und selbst von den Raidern loggen viele aktuell nur noch für die Schlachtzüge ein und haben sonst kaum noch Lust auf das Spiel.

Fliegen
Man sollte meinen, dass eine Funktion, die es wie das Fliegen seit über acht Jahren im Spiel gibt, ihre Berechtigung hat. Dem war eben nicht so, und was sich Blizzard hier geleistet hat, war ein Trauerspiel par excellence.

Es begann damit, dass man auf einmal auf viele Youtuber hörte, die der Meinung waren, das Fliegen das Spielerlebnis zerstören würde und PvP obendrein. Nun sind diese Youtuber zwar besonders lautstark und gut wahrnehmbar, aber eben nicht die Masse der normalen Spieler. Blizzard beging aber den Fehler, auf diese Youtuber zu hören.

Dies führte dazu, dass es die Ankündigung gab, dass Fliegen irgendwann in einem späteren Patch von Warlords of Draenor kommen würde, aber man konnte sich nicht direkt auf Level 100 eine Lizenz kaufen und fliegen. Dann war lange Zeit Funkstille, es gab keine weiteren Verlautbarungen von Blizzard zu dem Thema, bis auf einmal in einem Interview Ende Mai sich der Lead Game Developer Ion „Watcher“ Hazzikostas (zuständig für Schlachtzüge) zu der Äußerung hinreißen ließ, dass es Fliegen weder in Warlords of Draenor noch in den zukünftigen Erweiterungen geben wird.

Dieser Vorgang war gleich mehrfach bemerkenswert: es war die erste, definitive Äußerung zu dem Thema überhaupt, zweitens fand diese Äußerung mal eben so nebenbei in einem externen Interview statt, drittens schloss es noch gleichzeitig die zukünftigen Erweiterungen mit ein und viertens wurde dies nicht zuerst auf der eigenen Webseite von Blizzard mitgeteilt.

Es kam also dazu, was kommen musste: ein massiver Shitstorm der Empörung bahnte sich seinen Weg, und die Kritik an Hazzikostas sowie Blizzard war so gewaltig, dass Blizzard zuerst hastig eine Fragestunde mit ihm anberaumte, die dann aber um eine Woche verschoben wurde und kurz vor dem Beginn der Fragestunde mit Hazzikostas verkündete Blizzard dann, dass es Fliegen nun eben doch wieder geben wird – und dann kam die Fragestunde.

Nur gibt es das Fliegen nun nicht mehr in der Form, dass man es charaktergebunden gegen Gold kaufen kann, sondern als accountweiten Metaerfolg, der unter anderem daraus besteht, dass man in den meisten Gebieten Draenors die wesentlichen Questreihen vollendet haben muss, weiterhin muss man die Gebiete weitgehend aufgedeckt haben, 100 Schätze in Draenor gefunden haben und im Tanaan-Dschungel bei drei neuen Fraktionen sich Ruf bis respektvoll erarbeiten. Die Rufquests dazu sind nicht alle parallel machbar, sondern nur hintereinander, was den Zeitaufwand noch ein wenig erhöht und benötigen nach Ansicht der Entwickler, wenn man es täglich macht, drei Wochen. Dafür bekommt man dann Fliegen auf Draenor accountweit ab Level 90 freigeschaltet so wie ein neues Flugtier.

Wobei Hazzikostas stellte auch klar, dass das Fliegen nicht direkt mit Patch 6.2.0 möglich sein wird, sondern dann „irgendwann“ mit einem Minor-Patch eingebaut werden soll, da es noch einige Bugs in Draenor gäbe, die man dafür ausbügeln müsste, also vermutlich kommt es irgendwann mit einer Version 6.2.X.

Was die Entwickler dazu geritten hat, das Thema so zu bearbeiten, weiß ich nicht – ich weiß nur, sie hätten besser von Anfang an die Finger davon lassen sollen,  es hätte viel Schaden vermieden. Man hat dadurch einen Konflikt erschaffen, den man sich hätte ersparen können.

PVP
Ist nach wie vor eine Lachnummer und der Mangel an neuen Inhalten beispiellos.

Die WoW-Marke
Blizzard hat von Wildstar gelernt und sich was einfallen lassen, den Goldhandel zum eigenen Vorteil zu nutzen und das Ergebnis ist die WoW-Marke. Das funktioniert so: Spieler A möchte gerne einen Batzen Gold, schafft es aber nicht oder hat nicht die Zeit, sich das zu erarbeiten. Also kauft er sich im WoW-Shop eine WoW-Marke für 20€. Diese Marke steht für einen Monat Spielzeit und Spieler A stellt diese ins Auktionshaus seiner Fraktion ein. Spieler B wiederum hat einen Haufen Gold, aber möchte sich nicht unbedingt Spielzeit gegen Echtgeld kaufen, also kauft er sich im Auktionshaus eine oder mehrere WoW-Marken und kann so seine Spielzeit verlängern.

Schlachtzugsformate und deren Zugänglichkeit
Es war prinzipiell im Spiel nie einfacher als heute, in einen organisierten Schlachtzug zu kommen. Sowohl das Ausrüsten als auch sich Nachrüsten ist kein nennenswertes Problem, noch ist man da auf die Mitspieler angewiesen, und es gibt aktuell vier Schwierigkeitsgrade, auf denen man die Schlachtzüge bestreiten kann: LFR, Normalmodus, Heroisch und Mythic.

Die ersten drei sind realmübergreifend möglich und erlauben dynamische Gruppengrößen von 10-30 Personen, der Mythic-Raid dagegen ist an den Realm gebunden und hat eine feste Gruppengröße von 20 Mann. In Verbindung mit dem Spielerrückgang und der mangelnden Realmpflege, trotz Serververknüpfungen, hat Blizzard das Raidformat „Mythic“ auf vielen mittleren und kleinen Realms getötet.

Weiterhin sind es vielen Spielern auch deutlich zu viele Schwierigkeitsgrade, mindestens einen davon sollte man wieder streichen und auch der Mythic-Raid ist im Grunde eine Überarbeitung wert.

Der Selfie-Patch 6.1
Der erste Patch an WoD, 6.1, brachte kaum nennenswerte, neue Inhalte mit sich (verbesserte Erbstücke, Weiterentwicklung der Garnison), dafür aber ein Feature, über das sich viele aufregten, nämlich die Integration mit Twitter. Übrigens funktioniert diese nur in Verbindung mit der Real-ID, wegen Jugendschutz und so, verstehen schon.

Gerade wegen diesem Mangel an neuen Inhalten wurde Blizzard für dieses Feature, das in Wirklichkeit von zwei Entwicklern als Nebenprojekt mehr so abends vorangetrieben wurde, regelrecht gegrillt.

Das war’s schon? 
Mit dem Erscheinen von Patch 6.2 ist auch das Endcinematic des aktuellen Schlachtzugs „Die Höllenfeuerzitadelle“ aufgetaucht. Dieses wirkt so, als sei dieser Schlachtzug in dieser Erweiterung der Letzte, immerhin killt man mit Archimonde erneut einen der Oberbosse der brennenden Legion.

Und was kommt danach? Es gibt keine definitiven Aussagen von Blizzard, wie lange WoD laufen soll, aber es deutet vieles darauf hin, dass damit WoD vorbei und gelaufen ist, denn anfangs erscheint auf einmal Varian Wrynn/Vol’jin in der eigenen Garnison und am Ende verabschiedet sich Khadgar von Yrel und fliegt davon, außerdem ist die legendäre Questreihe damit beendeet. Das ist für die bisher gleichzeitig teuerste Erweiterung aller Zeiten dann doch etwas wenig Inhalt, wenn das stimmen sollte, macht aber Sinn, denn im März 2016 kommt der Warcraft-Film in die Kinos und da bietet es sich doch an, gleichzeitig kurz zuvor oder danach die nächste Erweiterung zu veröffentlichen.

Mehr dazu erfahren wir dann wohl im November diesen Jahres auf der Blizzcon.

Fazit
Alles in allem ist mit WoD eine wirkliche Belebung der Spielerzahlen nicht mehr zu erwarten, dazu hat Blizzard es zu sehr vergeigt. Im Gegenteil, es ist noch ein weiterer Abgang zu erwarten. Für diese Erweiterung ist der Zug einfach abgefahren und die Frage ist, ob sie in der kommenden Erweiterung aus den Fehlern gelernt haben.

Der Verlust von fast einem Drittel der Spielerschaft innerhalb von nicht einmal drei Monaten ist einfach eine derbe Ohrfeige, daran kann man nichts schön reden. Der Zuwachs zu Beginn der Erweiterung zeigt eigentlich, welches Potential nach wie vor in dem Spiel steckt, eben weil es eine solch lange Geschichte hat. Die Frage ist aber, ob Blizzard es schaffen wird, in der zukünftigen Erweiterung wieder Boden gut zu machen oder nicht.

Von Töchtern und Nichten

Nur weil ich normalerweise wenig über mein eigenes Rollenspiel schreibe, bedeutet dies noch lange nicht, dass ich keines habe, im Gegenteil.

Ich bin nach wie vor ab und an in Belnend aktiv, und habe dort die Freuden der Fortpflanzung durch Veronkelung für mich entdeckt. Was in Entenhausen gut funktioniert, kann für Gor nicht schlecht sein – und daher hat mein Schriftgelehrter dort seit neuestem eine Nichte an seiner Seite. Ich bin mal gespannt, wie sich das auf Dauer so entwickeln wird.

Und dann kam ich noch wie die Jungfrau zum Kinde – naja, durch persönliche Empfehlung und ich wurde eben gefragt – im deutschen „Game of Thrones“-RP zu einer Tochter, die auf der Bäreninsel eine Zofe im Hause Forrester ist. Es war eine Episode in ihrem Leben, mehr nachzulesen hier und ich denke, es wird wenn überhaupt bei Episoden bleiben.

Dann gab es noch gestern den Pfarrer, der in Central City aufschlug und dort einer Nutte das Wort des Herrn predigte. Hallelujah!

Identitätsfeststellung in den USA

Weil es mir gerade so ist, mal folgendes: in Deutschland gibt es zur Identitätsfeststellung den Personalausweis so wie ein stark vertretenes Meldewesen, der Besitzes eines Personalausweis ist Pflicht für jeden Deutschen, das ständige Mitführen nicht. In den meisten angelsächsischen Ländern ist dies nicht der Fall, und auch die USA sind keine Ausnahme.

Es gibt keine Personalausweise in den USA und bisher ist jeder Versuch, solche einzuführen, mehr oder weniger gescheitert.

Womit wird also in den USA die Identität festgestellt? Mit dem Führerschein. Alternativ, wenn man keinen hat, gibt es auf Antrag eine „ID Card“, wie den Führerschein, nur ohne Erlaubnis zum Fahren. Oder aber man identifiziert sich gegenüber Behörden mit der Sozialversicherungsnummer.

Genauer wird das noch bei „USA erklärt“ erläutert. Wer also auf einer Sim, die in den USA spielt, wirklich von US-Bürgern Personalausweise verlangt bzw. Ausweise sehen will, der glänzt vor allem nur mit einem: Unwissen. Mehr nicht, denn wer keinen Führerschein und keine ID-Card hat, der hat eben keinen Ausweis – und das ist in den USA vollkommen legal.