Jeder kennt sie sicherlich und hat sie schon einmal erlebt: Diven im Rollenspiel. Auch wenn wir in unserem Sprachraum meist nur das Wort Diva gebrauchen, so gibt es durchaus auch männliche Vertreter dieser Gattung. Diva leitet sich vom lateinischen „divus“ ab und bedeutet einfach göttlich. Dabei ist der Gebrauch des Wortes durchaus unterschiedlich, während es vereinzelt Personen wie Greta Garbo gab, bei denen das Wort im positiven Sinne verwendet worden ist, hat sich auf breiter Front mehr die negative Verwendung durchgsetzt. Ein bekanntes Beispiel für eine Diva in der Berichterstattung ist dabei Mariah Carey. Bei Diven dieses Schlags handelt es sich dabei um Personen, denen man allgemein Hochmut zurechnet. Dies sind Personen, die dabei ihrer Umwelt durch gegebene oder vermeintliche Abgehobenheit durch Unnahbarkeit zu erkennen geben, es tritt häufig in Verbindung mit Launenhaftigkeit, Missachtung oder gar Schikanierung des persönlichen Umfeldes auf.

Ich möchte dabei zwischen Diven des Rollenspiels und Diven im Rollenspiel unterscheiden; Diven des Rollenspiels sind Personen, denen man tatsächlich eine gewisse Anerkennung aufgrund ihrer Leistungen zugesteht und dabei im Sinne von Greta Garbo sehen kann. Diven im Rollenspiel dagegen sind die absolute Pest, wenn man ihnen begegnet, denn solch eine Begegnung kann mitunter extrem nervig bis frustrierend sein. Und seien wir einmal ehrlich, erlebt hat das schon so gut wie jeder mindestens einmal, eher öfters als einem lieb ist.

Wie tickt nun so eine Diva, die im Rollenspiel auftritt? Zuerst einmal hält sie sich für absolut toll, begnadet und überhaupt. Sie findet ihre Fähigkeiten im Rollen spielt Klasse, meistens sind diese auch gar nicht schlecht und legt mitunter einen gesteigerten Wert auf ihr Aussehen, das kann so sein, es muss nicht, aber meistens ist das so. Die Diva unterteilt dabei gerne die Spielerschaft in gefällt mir besonders gut, naja geht so und bleib mir lieber von der Pelle ein, oft tut sie das auch namentlich in ihrem Profil so kund. Wenn sie denn schließlich irgendwo einmal sich ins RP begibt, dann kann sie alles ab, nur nicht, dass man sie unbeachtet links liegen lässt. Nicht beachtet zu werden ist für die Diva gleichbedeutend mit einer tödlichen Beleidigung, und so ergreift sie denn entsprechende Gegenmaßnahmen.

Eine einfache Maßnahme ist dann dabei, dass sie dafür sorgt, dass man sie im RP einfach beachten muss und nicht ignorieren kann. Das Phänomen kennt man auch unter dem Begriff Attention Whore, häufig sind solche wahre Diven, aber das muss nicht immer deckungsgleich sein. Natürlich weiß die Diva alles besser, sie kann alles besser und wenn jemand doch mal im Gegensatz zu ihr Recht hat, dann verfährt sie nach dem altbekannten Schema:

  1. Ich habe immer Recht!,
  2. falls ich mal nicht Recht haben sollte, gilt automatisch Punkt 1!

Damit eine Diva sich also im Rollenspiel wirklich wohl fühlen kann – die ganze Welt ist ihre Bühne und nur dafür da, dass man sie wahrnimmt – braucht es eine Spielerschaft, die sie beachtet und mitträgt. Für einen Ausraster von Seiten der Diva ist es dabei schon völlig ausreichend, dass man ihr Spiel zwar einigermaßen mitträgt, aber sie nicht genug beachtet. Sollte das passieren, dann zieht man sich besser warm an.

Wenn sie nicht an Ort und Stelle ausrastet, dann nutzt man dazu alternativ auch mal gerne diverse Gruppenkanäle oder füttert – modern, wie man ist – sein Kotzblog. Hauptsache, es geht dabei einem selber gut, wie der Rest sich danach fühlt ist ihr absolut egal, sei es nur, dass sie sich darin mal wirklich auskotzen, gleich RP-Logs posten oder noch die Spieler belehren wollen, wie es denn ihrer Meinung nach – nur die eigene Meinung ist dabei die einzig wahre Meinung – auszusehen hat!

Natürlich ist so ein Spiel mit einer solchen Diva nicht gerade einfach; das führt dazu, dass es ihr häufig extrem schwer fällt, einen dauerhaften Spielpartner/in zu finden, der ihre ständigen Launen und Stimmungsschwankungen auch auf Dauer erträgt und erduldet. Da die meisten Mitmenschen in Second Life etwas besseres zu tun haben, als sich neben all dem Ärger des wirklichen Lebens noch hier zusätzlichen Ärger aufzuhalsen, führt das dazu, dass die Diva meistens ihre Spielpartner nicht lange an ihrer Seite hat. Irgendwann haben sie einfach die Nase voll und hören mit dem Spiel auf.

Nur kommt bei dem extrem ich-bezogenen Weltbild, welches die Diven haben, ihnen meist nicht einmal im entferntesten in den Sinn, dass der Grund für diese Probleme in ihrem eigenen Verhalten liegen könnte. Nicht doch, man selber ist doch perfekt und die ganze Welt reißt sich um einen, also liegt der Fehler natürlich immer bei den Anderen. Ist die Diva weiblich, dann liegt beispielsweise der Grund warum sie keinen Mann abbekommt, daran, dass die restlichen Frauen ja immer so tierisch eifersüchtig sind und die Männer nicht die Eier mal in der Hose haben, sich gegen ihre Frauen durchzusetzen. Natürlich, so beteuert dabei die Diva dann oft, ist sie ja frei von jedweder Eifersucht – und tut das solange, bis der Mann sich tatsächlich mal eine zweite Frau ins Spiel holt. Dann zeigt sie häufig ihr wahres Gesicht und beißt die Konkurrenz entweder offen oder im Verborgenen gnadenlos weg, vielleicht ist sie sogar noch besitzergreifend wie eine Python. So etwas tut sich kein normaler Mann allzulange an, denn auf solche Behandlung stehen nur wenige, und dann ist die Diva wieder männerlos. Dazu kommt, dass Second Life ein Dorf ist, das sich so etwas schneller herumspricht als einem lieb ist und die Diva so schnell ihren Ruf weg hat, der letzten Endes dazu führt, dass viele von ihr Anfang an die Finger lassen werden.

Manchmal teilt sich die Diva ihre Mitspieler auch nach potentieller Nützlichkeit für sich selbst ein, wer für sie nützlich ist, sein könnte oder von wem sie etwas will, mit dem redet sie wie ein Wasserfall, der Rest wird eher en passant abgehandelt oder gleich komplett ignoriert. Schließlich will man ja Prioritäten setzen.

Es gibt sehr viele Menschen, die feine Antennen dafür haben, wenn sie eine solche Diva vor sich haben; je nach Rolle versuchen sie dann die Diva so schnell als möglich zu entsorgen, ehe sie sich freiwillig einen solchen Berg an Problemen wirklich antun wollen.

…und wenn sie denn nicht aus lauter Langeweile gestorben sind, dann ziehen sie sich entweder darüber lautstark lamentierend, dass das RP nicht mehr so ist, wie es sein sollte, offen schmollend vom RP zurück oder ändern ihr Verhalten und haben am RP denn fortan Spaß. Dabei ist es sicher, dass sie kaum jemand wirklich vermissen wird – oft kommen sie denn aber irgendwann doch wieder, weil sie ohne das RP nicht können, machen meistens so weiter wie bisher und tun der Gemeinschaft nicht den Gefallen, gänzlich aufzuhören oder sich zu ändern. Damit beginnt dann das Spielchen von vorne.

4 Gedanke zu “Diven im Rollenspiel”
  1. *amüsiert sich köstlich*

    Ich glaube du bist mal wieder einer gemeinsamen Freundin über den Weg gelaufen, oder?

    Es gibt da jemanden, auf den deine Beschreibung so derart perfekt passt… oh, wenn sie es doch nur endlich begreifen würde!

    DANKE, Bart!

  2. Ich glaube ich weiß von wem du da redest. Hehe. Lachen, nicken, Miststück denken. Zu lange halte ich mich mit denen aber nicht auf. Wenn solche auf mich losgehen sagt es etwas über sie aus, nicht über mich.
    Naja…
    Die wird es immer geben…

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