Schwarzmaler unter sich

Bei New World Notes wird wieder einmal über die Entwicklung von Second Life im Allgemeinen spekuliert, genauer geht es dabei um folgendes: Tyche Shepherd von Grid Survey hat auf Basis ihrer Datenreihen in der Entwicklung der laufenden Sims einen Trend ausgemacht und sagt voraus, dass Ende 2012 etwa 10% weniger Regionen am Laufen seien als Anfang 2012. Wenn sich diese Prognose bewahrheiten sollte, dann wäre das in der Tat massiv.

Dennoch greift dieser Artikel zu kurz und Linden Lab schon zu den lebenden Leichen zu zählen ist zu verfrüht, weil er einige Sachen nicht würdigen kann. Erstens weiß keiner, wie das neue Produkt oder die neuen Produkte von Linden Lab, an denen Rod Humble arbeiten lässt, auf dem Markt einschlagen werden. Was diese Produkte sein werden, das weiß bisher auch noch keiner. Sollten sie sich aber erfolgreich platzieren, dann hat Linden Lab ein weiteres Standbein für seine Geschäftstätigkeiten. So oder so, das werden wir bald erleben und das Lab arbeitet ja mit Hochdruck an dieser Diviersifizierung.

Auch wird es langsam lästig, dass sich New World Notes immer wieder und wieder als unbezahlter Consultant für Linden Lab gibt und ständig wie ein Mantra wiederholt, dass Linden Lab gewagte und radikale Änderungen an Second Life vornehmen müsse, damit die Benutzeranzahl wachse und die Einkünfte steigen, bevor es zu spät sei.

So etwas zu fordern ist immer verdammt einfach, aber wieso liefern sie nicht einfach mal Beispiele dafür, was genau man machen könnte? Da wird es schon schwieriger. Dazu kommt, dass keiner genau weiß, ob Linden Lab im Hintergrund nicht schon längst genau an solchen Änderungen werkelt. Die Kommunikation ist ja da nicht so berauschend, wie es die Schwarzmaler gerne hätten aber so muss das eben auch sein. Besser man führt eine Änderung genau dann ein, wenn sie ausgereift und fertig ist, so dass alle zufrieden sind als auf iterativem Wege.

Dass auch das übliche Mantra „Senkt endlich die Preise!“ nicht das Allheilmittel wäre, für das viele es halten, zerlegt Tateru Nino mit Freuden. Die Argumentation selber ist dabei auch nicht viel anders als die Meinige vom März diesen Jahres.

Second Life wandelt sich, dass ist völlig normal, aber nun schon so zu tun als falle einem der Himmel auf den Kopf ist zu verfrüht. Die Geschäftsführung von Linden Lab ist sicher nicht dumm, sondern weiß die Zeichen der Zeit zu deuten und keiner weiß, was die neuen Produkte sein werden noch wie sie einschlagen werden oder auch nicht. Jetzt schon alleine wegen des vorheresagten Rückgangs der Sims den Teufel an die Wand zu malen ist verfrüht. Linden Lab hat noch über sechs Monate Zeit, neue Trends in 2012 zu etablieren und dafür zu sorgen, dass sich der Wind dreht. Das wirklich Allerletzte, was sie dabei brauchen sind sicher die ungefragten Ratschläge von New World Notes, die letzten Endes als Binsenweisheit abzuhaken sind.

5 Gedanken zu „Schwarzmaler unter sich“

  1. Barth

    Mal abgesehen davon setzten sich die Einnahmen von Linden Lab aus verschiedenen Quellen zusammen , nicht nur Landverkauf. Premium Accounts und Marketplace spielen auch eine grosse Rolle. In 2011 waeren die Provisionen aus Marketplace immerhin ca 6 Mio Dollar.

    Es sind mehrere Innovationen auf dem Weg, die SL sicher noch attraktiver machen werden. Zum Beispiel verschiedenen Technologien die es dem User erlauben sein eigenes RPG zu gestalten – ein Markt, den SL bisher den gaming Firmen ueberlassen hat.

    Ich seh da gar nicht schwarz, ganz im Gegenteil. Weniger Landmasse? Na und gibt doch eh viel zu viele tote Regionen die kein Mensch braucht.

    Der Sleen

  2. Mal abgesehen davon stehen ja mit Jeff Bezos (CEO Amazon) und Pierre Omidyar (Ebay Gründer) schon seit einigen Jahren zwei dicke Investoren hinter Linden Labs, so schnell geht denen das Geld also nicht aus. Wenn die mal aussteigen, erst dann sollte man sich so langsam über SLs Zukunft Gedanken machen.

  3. @Sleen – gut beobachtet. Nur die Ableitung würde ich anders vornehmen. Warum sind denn so viele Regionen leer? Fehlts evtl. an Spieler? An Leuten die sich begeistern lassen? Ist auch schwer seitens linden mir immer schlechtere Performance als „Neuerung “ verkaufen zu wollen.
    Mal ehrlich – was ist denn spielbar?
    – TPs-gehen wie sie wollen – meistens wollen sie nicht
    – Scripte hängen sich mal eben Simweit alle auf was dazu führt das du alles manuelle neu starten darfst
    – Mainlandbesuch führt bei mir permanent zu Abstürzen
    – Rezzen geht – leider auch nicht immer

    und und und – willst du eine Welt erstellen als Spielbühne – vergiss es. Sobald mehr als 10-15 Avatare die Sim bevölkern ruckelts unerträglich und ein Spiel ist nciht mehr möglich.

    Wozu führt das? Nun-einige viele besinnens ich und bleiben weg. geben ihr land auf und stoppen ihre Angebote. Gib mal MITTELALTER als Begriff unter Ort ein – und vergleich mal das ergebnis mit dem vor einem jahr. Es gibt kaum noch etwas – und ich denke das liegt daran das viele gute Leute wegen besagter themen einfach auch das Game verlassen haben. Wozu hunderte Euro investieren wenn es keine gerechtfertigte gegenleistung gibt?

    1. Second Life als Produkt ist wie viele andere auch: Bewohner meldet sich an, verbringt eine gewisse Zeit und verschwindet dann für immer. Es gibt also eine Fluktuation, völlig normal.

      Das Problem an der Sache ist in SL: schafft man es, durch Neuzugänge die Weggänge zu kompensieren oder nicht? Momentan: nein, schafft man nicht.

      Dabei ist die Bewohnerschaft, die in SL noch aktiv ist, meist fanatisch in SL vernarrt. Aber Linden Lab fällt es schwer, diese Liebe auch in klingende Münze umzusetzen.

      Und der Rest stimmt auch alles nach wie vor – aber damit wird man prinzipbedingt wohl leider noch lange leben müssen. Second Life kommt mir von der Architektur her irgendwie vor wie das Fahrwerk eines Rasenmähers, auf das man einen 300PS-Motor eines Ferraris montiert hat, den dann startet und sich wundert, warum das mit dem Rasen durch die Landschaft nichts wird. Also tuckert man im Schrittempo vor sich hin und das, was die Lindens machen ist im laufenden Betrieb ein neues Fahrwerk zusammenschustern, das endlich mal die Leistung des Motors auf die Straße bringen kann. Ein durch und durch akrobatischer Akt also, der gefährlich ist und dazu dauert, denn man kann den Rasenmäher kaum mal länger anhalten, das würde ja Ausfälle in den Einnahmen bedeuten. Das ist die Crux von Second Life, denn sie haben zu der Vorgehensweise keine wirkliche Alternative.

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