Der Lotse geht von Bord…

Der Lotse geht von Bord.

Lydius muss seit dem 19. August ohne seinen geistigen Vater Schweini Spitteler auskommen. Dieser hat wegen interner Meinungsverschiedenheiten nach dem Motto „Ich habe ein Problem mit X, aber wenn alle anderen mit X kein Problem haben, dann kann ja nur ich das Problem sein“ folgerichtig das Handtuch geworfen, sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und befindet sich seitdem erst einmal in einer Gorpause. Natürlich ist das für seine Stadt und darüber hinaus erst einmal ein gewaltiger Schock gewesen, für Spitte selber war es eine schwerwiegende Entscheidung, die ihm weiterhin starkes Magengrummeln bereitet, weil Lydius sein Kind ist, andererseits sicher aber auch eine Erleichterung gewesen.

Nun gibt es meistens für Handlungen wie diese einen Anlass, der letztendlich zu diesem Schritt führte, aber auch einen sicherlich tiefer sitzenden Grund. Teilweise wurden diese Gründe recht gut in den Kommentaren in Zastas Blog sichtbar sowie in einem versehentlich für die Öffentlichkeit zugänglichen Diskussionsthread im eigenen Forum von Lydius. Darüber hinaus schrieb auch Spitte selbst über seine eigenen Befindlichkeiten in seinem Blog, so dass sich da doch ein recht gutes Bild zeichnen lässt, woran es denn da hapert(e).

Lydius verliert damit erstmal seinen Visionär, seinen Schöpfer, seinen Motor und auch Klebstoff, der alles zusammenhielt. Spitte war in der öffentlichen Wahrnehmung immer eine Person, die auch mal durchaus auf Konfrontation aus gewesen ist, die innerhalb wirklich kurzer Zeit sehr viel erreichte, aber auch kein Blatt vor dem Mund nahm und mal immer wieder gerne aneckte. Einigen Lydianern zur Folge war er auch niemand, der sich nur für das tägliche Klein-Klein begeistern konnte und dem das zunehmend weniger Spaß machte, sondern lieber auch weiterhin gerne dicke Bretter bohren wollte, es auch probierte, teilweise dabei selbst intern in Lydius gegen Wände anrannte und daran zunehmend verzweifelte. Auch wirkte er in letzter Zeit manchmal leider ein wenig dünnhäutig im Vergleich zu früher.

In Lydius selber war er unangefochtener Taktgeber. Wie es aber bei einem ausgesprochenen Alphatier so meistens ist, vernachlässigt dieses meistens eines fast völlig: nämlich den Aufbau eines möglichen Stellvertreters oder gar Nachfolgers, oft werden geeignete Personen ja sogar bewusst oder unbewusst dann weggebissen. Dies jedenfalls schrieben nicht wenige Bewohner von Lydius in den diversen Diskussionen selber. Das wäre kein Problem, wenn man dann noch rechtzeitig damit anfängt.

So ist aber das Problem, vor dem nun Lydius steht, dass der Chef weg ist, er ein großes Machtvakuum hinterlässt und dieses eigentlich schnellstmöglich gefüllt werden sollte. Dazu kommt in dem Fall als ein weiteres Problem das Finanzierungsmodell von Lydius. Lydius wird zu mehr oder minder gleichen Teilen von einer gewissen Anzahl an Ownern monatlich finanziert, die natürlich dann OOC erst einmal dasselbe Mitspracherecht haben wollen. Das ist auch glasklar: wer zahlt, schafft an, und selbst wenn es sich dabei IC um eine niedere Rolle handeln sollte wie Kajira, so ist das OOC etwas völlig anderes!

Nur gilt auch hier dann leider oft: ist die Katze aus dem Haus, dann tanzen die Mäuse auf dem Tisch und zu viele Köche verderben den Brei. Da es keinen designierten Nachfolger gab, wird sich früher oder später zumindest jemand finden, der den Führungsanspruch für sich erhebt. Sollte es sich dabei dann allerdings um in der Sache jemand Erfahrungslosen handeln, quasi einen Möchtegern ohne besondere Führungsqualitäten, dann hat Lydius ein gewaltiges Problem das letzten Endes bis zur Bedrohung Existenz gehen könnte.

Schlimmer ist dann in dem Fall nur noch, wenn es intern bereits zu einer gewissen Grüppchenbildung gekommen sein sollte, und statt dessen alle an einem Strang ziehen, man sich noch fröhlich intern gegenseitig bekämpft. Oft erkennt man diese Grüppchenbildung lange nicht wirklich, bis sich die Folgen dieser Gruppen einfach nicht mehr ignorieren lassen und dann ist erst einmal das Problem da. Denn solch eine Grüppchenbildung, und dafür reicht schon oft nur eine Person aus, die die Gruppe gewaltig runterziehen kann, kann schlimmstenfalls zu einer Spaltung bis hin zum Verlust der Sim führen. Ich habe das schon oft genug erlebt, wie so etwas zuerst schleichend abläuft bis dann letzten Endes das Ergebnis gerade so noch abgewandt werden konnte oder aber wirklich die Sim verloren geht. Oft folgen dabei auch die Mitbewohner dann nur zu gerne der Person, die am lautesten das Maul aufreißt anstelle der geeignetsten.

Wie auch immer, die kurzen Einblicke in die Internas Lydius, die ich erlangen konnte reichen aus um sagen zu können: die Grüppchenbildung ist bereits da. Genau ist es eine Person, an der sich die Reibereien entzündet, die geblieben ist und wie das ausgeht, wird sich erst noch zeigen müssen.

Die Führung einer Sim kann nie nur rein demokratisch funktionieren, das geht meistens schief. Besser ist dabei eine Art wohlwollender Diktator, der auch mal frühzeitig mit Augenmaß wirklich Köpfe rollen lässt, die der Sim schaden könnten. Damit ist man natürlich nicht Everybody’s Darling, aber das kann und darf man in dem Amt auch gar nicht sein. Man braucht ein verdammt hartes Rückgrat und muss auch lernen, seine Ansprüche an die Realität des Machbaren anzupassen. Visionen sind schön und gut, aber man darf auch nicht daran verzweifeln, wenn sich manche auf Dauer leider als nicht realisierbar erweisen sollten.

Wie auch immer – Lydius ist jetzt gerade in einer Selbstfindungsphase und einer Führungskrise. Jede Krise ist aber auch gleichbedeutend mit einer Chance. Wenn die Lydianer diese Chance zu ergreifen wissen, dann ist es gut. Sollten sie aber dem bereits im Gebälk der Sim nagenden Wurm des Verfaulens nicht Einhalt gebieten können, dann wird es diese Sim leider nicht mehr lange geben. Zu wünschen wäre es, das Lydius bestehen bliebe… was kommt, das wird die Zukunft zeigen.

6 Gedanken zu „Der Lotse geht von Bord…“

  1. Schon erstaunlich, dass wir beide da das berühmte Bismarck-Bild benutzt haben. Und dann aber auch irgendwie wiederum gar nicht verwunderlich, denn der Vergleich liegt auf der Hand – bis hin zu den deutschen Kolonien in Afrika. 😉
    Ich möchte meine Sicht der Dinge hier nicht noch einmal wiederholen, ich denke, ich habe in meinem Blog alles dazu gesagt, was ich der Welt mitteilen möchte. Aber ich möchte noch einmal wiederholen, dass man doch bitte Lydius nicht totrede – Kassandrarufen ist bei so etwas immer einfach und risikoarm, sich der Sache zu stellen dagegen ein hartes und undankbares Brot. Und das sage ich als der Owner, der wohl am tiefsten in der Schockstarre verharrt.
    Das Hilfreichste ist wohl, eine Verlässlichkeit für die Spieler zu schaffen, denn – wie mich eine liebe Person neulich mit dem Holzhammer erinnerte – nicht die Owner und nicht die Pixel sind Lydius, sondern die Spieler. Und dem ist wenig hinzuzufügen.

    1. Ich möchte Lydius nicht tot reden – Lydius ist für mich gerade einfach am Scheideweg. Entweder es geht so oder so weiter – möglich ist Beides und ich wünsche mir, dass Lydius weiter Bestand hat.

      Ich bin insoweit nur auch bis zu gewissem Grade Realist. Ich habe selber mal 2009 eine Sim über drei Monate lang geführt, bei der es erst darum ging: in zwei Wochen ist die nächste Tier fällig und wo kriegen wir das Geld her? Das erledigte sich dann von alleine, aber ich weiß, was es bedeutet, eine Fullprimsim zu führen und wie schnell das auch einen ausbrennen kann. Deligieren kann man manche Sachen dann leider doch nur bis zu einem gewissen Grad oder aber manche machen das auch nicht mehr, weil sie da in der Vergangenheit zu sehr enttäuscht worden sind. Es ist natürlich auch eine Sache des Auftritts nach außen hin. Wenn eben XY als Anführer bekannt ist, werden die Meisten Leute sich auch bei XY an OOC-Sachen wenden und fertig, entweder weil sie es nicht anders wissen oder schon aus Prinzip, weil sie so direkt beim Chef sind.

      Dazu kommt, ich habe auch viele Gruppen im Laufe der Zeit kommen und gehen gesehen, und ich weiß aus eigener Erfahrung doch recht gut, was die Warnzeichen sind, auf die man achten sollte.

      Von daher – möge ich Unrecht haben und nichts für Ungut. 🙂

  2. Hätte ich bloss in Geschichte ein wenig mehr aufgepasst, vielleicht würde ich die Paralelle zum „Fürsten“ ja besser erkennen 🙂 – Naja….irgendwie schmeichelts ja – lacht. Vielleicht liegts ja auch daran dass dieser auch unter seinem Kaiser zu leiden hatten……und seine Ideen und seine Art nciht mehr so gut ankam…sei es drum. Ich bin kein alter Sack-fühle mich zumindest noch redht frisch und wenn einige Dinge unstimmig sind, ja dann sind sie es eben. Ich bin tollerant und jederzeit zur Diskussion bereit.
    Allerdings hat halt alles auch seine Grenzen und so eine Notbremse tut mal ganz gut. Mittlerweile lese und höre ich dass mich im Bezug auf „Lydius verlassen“ schon gar keiner mehr ernst genommen hat, da ich öfter die Faxen dicke hatte. Da müssen sie sich wohl zu sicher gewesen sein…….. 🙂
    Nun denn, ich habe viel Kontakt zu den Ownern. Nach wie vor sehe ich dieses Team, jene Leute die sowohl RP und auch Simerhaltung auf ihre Fahnmen geschrieben haben, als etwas unvergleichbares GUTES . Nicht weil sie langsam anfangen zuzuhören und zu verstehen, sondern weil sie das Herz und ihren Verstand an der richtigen Stelle haben. Und dabei bleibe ich auch wenn sich die Dinge nicht so ereignen wie ich es derzeit einschätze. Ich bin da ziemlich neutral. Gesagt was ich zu sagen hatte habe ich – der Rest wird sich zeigen. Aber ganz gleich was da noch so kommt – Lydius ist grossartig und es macht Spass dort den spielern zu folgen und sie zu erleben. Es ist der Fleck den ich immer im Visier hatte – Gor ein kleines bisschen erlebbar machen. Das kann man dort – weil dort gute Spieler sind. Völlig unabhängig ob ich da mitmische oder nciht

    1. Nun Anonymous (wer auch immer da schreibt), ein Team ist erst einmal immer etwas Gutes. Aber es bedeutet auch immer sehr viel Reibungsverluste, sehr viel zähe Diskussionen, Streitereien und schlimmstenfalls könnte es auch zur Spaltung kommen. Wenn so etwas dann geschehen sollte und gleich einige Teammitglieder gehen wie seinerzeit im Frühjahr 2009 auf Scagnar, dann wackelt erstmal die gesamte Sim gehörig.

    1. Ja wer tippt denn da? Irgendwie finde ich Anonymusse schlecht, man weiß nie, wer da etwas sagt… mal schauen, was sich da tunen lässt.

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