Sprache gegen Text

Wer nur ein wenig mit mir in Second Life länger zu tun hat(te), der weiß eines ziemlich sicher, nämlich dass ich einer der großen Sprachverweigerer vor dem Herrn bin. Das liegt etwa nicht daran, dass ich nicht das dafür notwendige Zubehör hätte, im Gegenteil, ich habe auf meinem Schreibtisch stets ein Headset mit eingebautem Mikrofon griffbereit sowie einen einfach zu bedienende Audioweiche.

Es hat vielmehr einfach etwas damit zu tun, dass ich nicht will. Ich will nicht ständig, stetig und überall Sprache (englisch: Voice) nutzen oder gar aufgedrängt nutzen müssen, nur weil viele inzwischen dafür zu faul sind, einigermaßen Texte zu tippen, um sich in Second Life mitzuteilen. Ich will es nicht und ich mache es auch nicht, daher meide ich meistens auch mit Wonnen solche Sims, wo hauptsächlich nur gesprochen wird oder stelle mich einfach auf AFK, damit von mir keiner etwas groß erwartet.

Woher kommt das? Ich persönlich bin noch zu Mailboxzeiten mit IRC groß geworden, in einer Zeit, als es noch kein Skype gab, man von Flatrates nur zu träumen wagte und der geschriebene Text das Maß aller Dinge war, denn es gab einfach nichts anderes. Ich kann gut und schnell tippen, was im Gegensatz zu mir ein Großteil der Mitmenschen auch nicht wirklich gut beherrscht und damit auch kein Problem, genau dies zu tun.

Der zweite Grund ist einfach, dass ich am Rechner ein Multitasker bin: wenn ich in Second Life bin, dann läuft Second Life nur selten alleine, sondern ich schaue mal hier und da in den Browser rein, schreibe noch nebenbei eine Email oder mache andere Sachen. All das geht problemlos dank der Historie, wenn eine Unterhaltung im normalen Chattext stattfindet, da kann ich ohne Bedenken mal woanders rein schauen, schaue kurz wieder in Second Life rein, lese nach und schon bin ich auf dem Laufenden.

Chat bedeutet für mich daher in Second Life eine, wenn auch nur kurze, Asynchronität. Ich bekomme einen gewissen Puffer, in dem ich zu reagieren Zeit habe und kann diesen für mich sinnvoll nutzen, diese Art zu agieren liegt mir und ich mag das so haben und nicht anders.

Wenn ich nun aber auf Voice umsteige, dann verschwindet die Asynchronität fast vollständig, und ich bin viel stärker an Second Life gebunden, muss mich also viel stärker an das laufende Geschehen binden und auf das aktuelle Geschehen konzentrieren. Dazu kommt dann noch, dass im Voice im Grunde auch immer nur einer sprechen kann, während es im Chat jederzeit problemlos möglich ist, sofort loszuschreiben. Ein Chat hat deutlich mehr parallele Züge an der Teilnahme, man kann deutlich mehr gleichzeitig kommunizieren und was einen nicht interessiert, das überliest man einfach, ein Gespräch aber findet fast nur seriell statt und ist daher doch deutlich eingeschränkter.

Abgesehen davon merkt man jeden guten Kopfhörer nach einiger Zeit auf den Ohren, egal wie hochwertig er ist. Weiterhin kommt dazu, dass man eben oft im Voice auch die typischen Nervgestalten hat, die es im Text einfach nicht gibt, wie den

  • Rückkoppler, der grundsätzlich nur über das Mikrofon seiner Webcam spricht und sich alles über seine Lautsprecher anhört und so für nette, tinnitusartige Pfeiftöne sorgt,
  • Zwangsbeschaller, der zwar keine Rückkopplungen verusacht, dafür aber laut und deutlich all seine Hintergrundgeräusche wie Streitereien oder Musik überträgt,
  • Mampfer und Schlucker, der lautstark mampft und gluckert, wenn ihn der Hunger packt und er durstig ist und alle daran teilhaben lässt,
  • Zoffenden: wenn schon Krach mit der Freundin, dann auch so, dass es jeder mitbekommt.

Das habe ich schon oft genug erlebt und muss ich auch wirklich nicht mehr haben.

Ab und an, wenn ich in Stimmung bin, habe ich gegen ein nettes Schwätzchen als normales Gespräch nichts einzuwenden, aber ständig – bitte, das könnt ihr gerne haben, aber dafür bin ich nicht geschaffen, dabei kann ich nicht wirklich abschalten und es nervt mich einfach. Da vergnüge ich mich dann doch lieber anders.

Slinfo.de schafft auf unbestimmte Zeit politische Diskussionen ab

Heute gab’s einen längst überfälligen Paukenschlag im Forum Slinfo.de: mit Wirkung ab 18:00 Uhr werden auf Anordnung des Betreibers politische und wirtschaftspolitische Diskussionen von den Moderatoren fortan direkt geschlossen.

Dies ist eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung, da die Politikdiskussionen immer mehr und mehr wie ein Krebsgeschwür wucherten, mit Second Life absolut nichts zu tun haben und das Klima einfach nur noch nachhaltig vergifteten. Wie lange nun diese Linie gefahren wird bleibt abzuwarten, mit einigen Wochen bis Monaten ist aber durchaus zu rechnen.

Was bleibt ist natürlich die Frage, ob die Krawallschachteln der politischen Diskussionen, die ja nicht einfach mal so das Forum verlassen, noch zu einem friedlichen Miteinander fähig sind und wieder dahin zurück finden werden oder eben nicht. Aber auch das wird die Zeit zeigen.

Die Rückbesinnung auf das Grundthema des Forums an sich, nämlich Second Life und sonst gar nichts, kann auf Dauer dem Forum nur nützen.

Ich begreife es nicht, oder: die Invasion der Gruselpüppchen!

Bei den weiblichen Avataren haben sich auf breiter Front in Second Life inzwischen Meshkörper mit Meshköpfen durchgesetzt und das aus gutem Grund: sie sehen einfach deutlich besser aus als der Systemstandard und haben bessere Funktionen.

Besonders beliebt sind dabei die Körper von Maitreya. Dies hat zu einer paradoxen Situation geführt: einerseits lebt Second Lifes Kleidungsbranche sehr stark von der Individualisierung des Avatars, denn jeder will anders aussehen und gibt dafür eine Menge Geld aus, genau das Ziel zu erreichen.

Andererseits laufen aber inzwischen sehr viele mit dem Kopf von Maitreya herum. Gerade der Kopf und seine Gestaltung ist einer der wichtigsten Faktoren bei der Gestaltung der eigenen Individualität in Second Life, was einfach psychologische Gründe beim Menschen und seiner Wahrnehmung hat. Und gerade jetzt laufen einmal sehr viele Leute, die Wert auf ihre Individualität legen, mit demselben Kopf von Maitreya herum.

Die Dinger sind einfach nur grässlich hässlich, püppchenhaft und sehen überall ziemlich gleich aus, was die eigene Individualität zerstört, denn man wird austauschbare Einheitsware, so wie eben auch jede Barbie von Mattel im Grunde gleich aussieht. Wobei das Problem nicht nur Maitreya betrifft, deren Kopf ist aber am verbreitetsten, viele andere Meshköpfe sehen auch nicht besser aus.

Aber mal ehrlich: muss das denn sein, dass man einen Haufen Geld ausgibt, nur um dann die eigene Individualität zu sabotieren und sich so einen Gruselkopf aufzusetzen, bei dem einen wirklich so ziemlich alles vergeht? Ich finde nicht.

Angespielt: Wildstar Reloaded

Einige von euch kennen vielleicht Wildstar, das MMORPG, das antrat, die Hardcorespieler von WoW glücklich zu machen, in dem es alles knüppelhart machte, was es nur zu machen gab – die Levelphase, 40-Mann-Raids und anderes mehr – und nach kurzer Zeit nach seiner Veröffentlichung in 2014 so tot war, dass es nun am 29. September 2015 unter dem Namen „Wildstar Reloaded“ als Free to play wiedereröffnet wurde.

Wildstar bedient sich dabei des typischen F2P-Modells: wer gewisse Annehmlichkeiten haben will, der muss dafür zahlen. Wer nicht, der lässt es eben bleiben. Die Frage dabei ist aber: was bekommt man eigentlich dafür und worum dreht es sich?

wildstar01

Dieser freundliche Herr da oben ist Oddball Jenkins, seines Zeichens ein Angehöriger des Volks der Chua und Esper von Beruf. Esper können alleine mit Hilfe ihrer Gedanken töten und heilen, daher brauchen sie keine althergebrachten Waffen. Er sieht ziemlich durchgeknallt aus und das ist er auch, im Grunde ist das ganze Spiel in diesem comichaften, quietschbunten Stil gehalten, der nach einer Art Cowboyshowdown im Weltraum aussieht.

Und so sieht es dann im Spiel aus, ein typischer Ort im Anfangsgebiet:

wildstar02

Das Spiel selber ist in diesem großen, einfachen, farbigen und plakativen Comicstil gehalten. Wer das nicht ab kann, der ist hier schon mal definitiv falsch. Die Figuren sind alle derartig überzeichnet und auch der Humor ist ziemlich überdreht.

Worum es geht? Nun, es gibt im Weltraum zwei Fraktionen, einmal das die Galaxie beherrschende Dominion, das aus vier Völkern besteht und die Verbannten, die ebenfalls aus vier Völkern bestehen. Das Dominion fand kürzlich die sagenumwobene Heimat ihrer Väter, den Planeten Nexus, und will diesen für sich in Anspruch nehmen, dumm nur, dass die Verbannten diesen Planeten auch fanden und diesen zu ihrer neuen Heimatwelt machen wollen. Es gibt also zwei Fraktionen, die sich gegeneinander spinnefeind sind und dazu sechs Klassen.

Das Ganze ist dann ziemlich old school implementiert, es gibt das bekannte Questsystem und ab und an Herausforderungen. Die Questtexte sind auf Briefmarkengröße dargestellt und naja, mal so und mal so. Das Kampfsystem bedient sich sog. Telegrafen, was toll klingt aber im Grunde nichts anderes als eine ständige Anzeige ist, in welchem Bereich der eigene Zauber und die der Monster Schaden machen und wo nicht. Man ist also ständig in Bewegung – das System hat auch TERA in seinen Anfangsgebieten implementiert, danach aber abgeschaltet, ist also absolut nichts neues.

Das Leveln stellt keine große Anstrengung dar, es zeigt sich gewohnt weich und langweilig. Vermutlich war dies vor der Umstellung anders. Ansonsten ist auch alles drin, was man von einem MMORPG eben so erwarten kann, aber wirklich innovativ ist dieses Spiel dann eben auch nicht. Es folgt nur bekannten Pfaden und wagt keine Neuerungen.

Aktuell kommen durch die Umstellung massive technische Probleme dazu in Form von Warteschlangen, ständigen Verbindungsabbrüchen, unangekündigten Serverwartungen tagsüber und oftmals massivem Lag im Spiel. Wer es wirklich spielen will, der sollte besser ein bis zwei Wochen warten, bis diese Probleme wohl vom Hersteller beseitigt worden sind.

Ist es nun ein schlechtes Spiel? Sicher nicht, es ist gut und solide gemacht, aber auch nichts wirklich neues. Für viele wird es einfach nur ein Lückenfüller sein bis in World of Warcraft die neue Erweiterung „Legion“ auf den Markt kommt, und dann sind sie erst einmal wieder weg.

Festungen Gors, heute: die Marsh Wood Piraten

Ich habe heute beim Simhopping eine mir bis dato unbekannte Gruppe gefunden, die Rollenspiel sowohl auf Englisch als auch Deutsch nach Simbeschreibung macht, die Marsh Wood Piraten auf der Sim Marsh Wood.

Der Simanfang sieht hoffnungsvoll aus:

mw1

Der Rest der Sim ist es nicht:

mw2

Die Regeln besagen unter anderem das völlige Verbot von Enterhaken, und welchen Weg man als Angreifer nehmen muss, ist mal wieder durch die Simgestaltung vorgegeben. „Durch diese hohle Gasse muss er kommen“ war beim Bau da das Motto, und so ziemlich alle Vorteile auf der Sim liegen mal wieder in der Hand der Einwohner. Diese verfügen natürlich auch über die beliebten Rutschleinen so wie das Krebsgeschwür aktueller Gorsims, diese unsäglichen Roleplaydoors.

Kurz und gut: da will man nicht hin, solange man nicht kämpfen will. Besser ist da eindeutig links liegen lassen und sich einen gesetzteren Spielort suchen!