Wie die WoW-Entwickler manchen Spielertyp porträtierten

Es gibt in WoW eine Quest auf der Seite der Verlassenen, die viele als einer der humorvollsten Quests im gesamten Spiel überhaupt ansehen. Der Quest selber ist dabei im niedrigen Levelbereich von 20 angesiedelt, man kann ihn also relativ bald erledigen.

Der Quest besteht nun darin, dass man für eine gewisse Darthalia deren Arbeit übernimmt und selber zum Questgeber wird. Nacheinander kommen dann drei völlig unterschiedlich gestaltete NPCs angerauscht, in denen Blizzard unterschiedliche Spielerarchetypen, die fast jeder kennt, porträtiert hat und denen man jeweils genau einen Quest gibt. Diese Spielertypen werden dabei ganz schön auf die Schippe genommen. Ist das dann vorbei, dann ist der eigentliche Quest namens Beamtenmikado auch gelaufen.

Viele lachen sich bei dem Quest schlapp und brechen ihn mitunter sogar vor der Abgabe ab, nur um ihn erneut starten zu können, das Ganze dauert ja nur ein paar Minuten. Manche von Seiten der Allianz machten sich auch mal genau nur dafür einen Twink gar, um diesen Quest selber erleben zu können. Das Video schaut ihr euch am Besten im Fullscreenmodus an.

http://www.dailymotion.com/video/xga3nf_lustigste-wow-cataclysm-horde-quest-beamtenmikado-deu-hd_videogames

Linden Lab unterbindet die Nutzung ihrer eigenen Viewer mit Opensim

Linden Lab hat letzte Woche in ihren eigenen Beta- und Entwicklungsviewern den Kommandozeilenparameter „-loginURI“ ersatzlos gestrichen, mit dem es bisher möglich gewesen ist mit Linden Labs eigenen Viewern per Hand andere Grids anzusteuern.

Dazu gibt es folgenden Chatlog mit Oz Linden, in dem er es Nebadon Izumi erklärt:

[10:07] <nebadon> OzLinden : ping
[10:09] <OzLinden> pong
[10:10] <nebadon> are you guys really removing -loginURI support from the viewer?
[10:10] <nebadon> or is that just a mistake?
[10:10] <nebadon> cause latest Dev and Beta viewers get an error if you try to use it
[10:11] <OzLinden> that was deliberate, but there is a related bug that I’m working on now
[10:12] <nebadon> ok so it will eventually be back?
[10:12] <OzLinden> no, I don’t believe so
[10:12] <nebadon> why is it being removed?
[10:13] <OzLinden> part of cleaning up grid handling – it really doesn’t serve much useful purpose
[10:13] <nebadon> sure it does
[10:13] <nebadon> it lets us connect to opensim
[10:14] <nebadon> this essentially kills all support for OpenSim
[10:14] <OzLinden> which our Havok license does not allow

Kurz und gut: der Parameter wurde aufgrund von internen Bereinigungen am Gridhandling entfernt, da er zudem nicht wirklichen Sinn gemacht hätte. Nebadon warf ein, der Parameter hätte sehr wohl Sinn gemacht, da man so mit Linden Labs Viewern zu Opensim hätte verbinden können, worauf Oz Linden einwarf, dass die Havok Lizenz, welche Linden Lab erworben hat, genau das verbietet. Zur Erinnerung: wegen der Einführung des Pathfindings hat Linden Lab dem Viewer selber Teile von Havok beilegen müssen.

Was bedeutet das nun für die Zukunft? Die Mehrheit der Opensimbewohner hat ohnehin nicht Linden Labs eigenem Viewer benutzt, man bevorzugt Hippo, Imprudence und Singularity, sie wird es wohl kaum vermissen.

Für Viewerentwickler wiederum wird es nur dann interessant, wenn auch sie Pathfinding aktiv haben wollen, denn dann darf auch deren Viewer nur zu Second Life verbinden können. Firestorm hat das Problem so gelöst, indem es nun einen Firestorm für SL gibt und einen eigenen für Opensim geben soll.

Dass so etwas kommen wird, war klar. Die Auswirkungen sind aber wesentlich weniger drastisch, als mancher meinen könnte. Bei Hypergrid Business jedenfalls haben sie ein Fass aufgemacht und dabei alles zu Wort kommen lassen, was im Bereich Opensim Rang und Namen hat. Natürlich steht es jedem Entwickler von alternativen Viewern nach wie vor frei, diese Funktionalität wie auch immer geartet im eigenen Produkt zu bieten, sei es als Kommandozeilenparameter oder Gridmanager. Linden Lab jedenfalls wird das nicht mehr tun.

WoW und sein Problem mit den Bots

Die für viele treibende Motivation von WoW ist der Mensch in seiner Eigenschaft als Jäger und Sammler, kaum hat man im Endlevel 85 irgendeinen schönen Gegenstand erreicht, so sieht man möglicherweise an einem Mitspieler oder aber auf einer Webseite oder im Auktionshaus, dass es noch bessere Gegenstände gibt und schon ist das Jagdfieber neu entfacht.

Die Währung, mit der alle letztendlich für die Optimierung der eigenen Ausrüstung bezahlen, ist und bleibt die Zeit. Einige haben davon mehr, andere davon eben weniger übrig, die Faustregel ist aber je mehr Zeit man reinstecken kann, desto schneller kann man natürlich die eigene Ausrüstung optimieren, etwas Glück muss auch dabei sein und wenn ein paar Freunde mithelfen, dann schadet das auch nicht. Im Auktionshaus kann man zwar für gutes Gold relativ gute Gegenstände auch so ersteigern, aber die richtig dicken Dinger gibt es niemals dort, weil diese ganz einfach schon beim Aufheben seelengebunden sind, also nicht an andere Spieler weiter gegeben werden können.

WoW hat damit pro Realm also auch eine wie auch immer ausbalancierte Wirtschaft vorzuweisen, denn man braucht einfach überall und ständig Gold, wenn man mithalten und spielen will, und sei es nur für die Reparatur kaputter Waffen (die Gilde übernimmt das nur bis zu einem gewissen Betrag). Um an Gold zu kommen gibt es nun verschiedene Wege: man kann einen Sammelberuf (Jargon: Farmberuf) wie Kürschnerei, Bergbau oder Kräuterkunde ergreifen, sammelt dann fortan möglichst hochwertige Materialien (Jargon: Mats) und verkauft diese im Auktionshaus. Beim Verkauf im Auktionshaus aber gilt eben auch, dass sich erstmal ein Käufer finden muss und für viele, gewöhnliche Materialien wird es das einfach nicht wirklich geben. Je seltener und schwerer zu beschaffen, desto teurer natürlich der Preis, den man pro Einheit verlangen kann.

Natürlich kann man auch einen verarbeitenden Beruf wählen und so möglichst hochwertige Objekte herstellen oder Dienstleistungen wie Verzauberkunst anbieten, die hoffentlich ebenfalls häufig benötigt werden und gutes Gold einbringen. (Ein wesentlicher Unterschied zum Gold im Vergleich zum Linden Dollar besteht darin, dass man Gold nicht direkt bei Blizzard in Euro oder US$ tauschen kann. Gold ist als reine in game Währung vorgesehen, die nicht konvertierbar ist. Das hält aber manche Firmen nicht davon ab, einem gegen Zahlung von gewissen Beträgen in game Gold zuzustellen. Bei Diablo III übrigens verfolgt Blizzard mit dem Echtgeldauktionshaus einen anderen Ansatz.)

Wie es der Name aber schon sagt, benötigen verarbeitende Berufe Materialien, die bei der Ausübung des Berufs verbraucht werden. Viele wählen dabei entweder eine Kombination aus passendem Sammel- mit Verarbeitungsberuf (beispielsweise Bergbau und Schmiedekunst oder Kräuterkunde mit Alchemie), andere üben nur zwei Sammelberufe aus während andere wiederum alle Materialien grundsätzlich entweder im Auktionshaus besorgen oder sich mit Hilfe von Nebencharakteren (in SL gerne als Alt bezeichnet, deutscher WoW-Jargon: Twink, englischer WoW-Jargon: Alt) erarbeiten.

Sammelberuf darf man dabei wortwörtlich verstehen: man reist mehr oder weniger planvoll durch die Gegend, wo das Objekt vorkommt und hofft, dass man es ernten kann. Beispielsweise braucht man für viele hochwertige Alchemierezepte Schattenjasmin, der nur zu einer gewissen Anzahl im Schattenhochland vorkommt oder aber Flüchtige Luft, die man wiederum in der Instanz Vortexgipfel bekommt oder bei einer gewissen Stadt in der Region Uldum, wenn man da gewisse NPCs reihenweise genügend umhaut. Bei einer Wahrscheinlichkeit des Fallenlassens dann von 12% etwa kann man sich ja ausrechnen, wie lange das beispielsweise bei flüchtiger Luft dauert, bis man dieses Objekt zehn mal geerntet hat, wenn ein toter NPC von dem begehrten Gegenstand dann irgendwas meinetwegen im Bereich 0-3 hat, und die NPCs muss man auch erst alle finden und sich ggf. zu denen durchkämpfen. Das dauert einiges an Zeit.

Die einfache Faustformel beim Verkauf im Auktionshaus ist auch hier: je langwieriger der Sammelprozess, je schwieriger zu bekommen, desto höher der Preis pro Einheit. Logisch!

Nun beginnt aber das eigentliche Problem an der Sache: viele Sammelberufe in WoW sind eine gigantische Time Sink, mit irgendwas will schließlich Blizzard ja die Mitspieler möglichst lange ans Spiel binden, das ist eine der Maßnahmen dazu (übrigens hat im letzten Quartal WoW 1,1 Millionen Abonnenten verloren, es sind bald drei Millionen weniger als das Maximum von 12 Millionen). Time Sinks kommen vor allen den Leuten entgegen, die sehr viel Zeit zur Verfügung haben, die sie ins Spiel investieren können (beispielsweise Senioren, Hausfrauen, Schüler usw.). Der Rest, der die Zeit dazu eben nicht hat, der kauft sich dann das Zeug mittels Gold im Auktionshaus und so haben beide was davon, soweit jedenfalls die Theorie.

Das Problem liegt aber dann oft darin, dass der Rest keinerlei Ahnung hat, wie er erstmal die notwendige Goldmenge für die begehrten Objekte erarbeiten soll. Manche lassen es einfach bleiben, schließlich wird in WoW keiner gezwungen solch einer Arbeit nachzugehen, andere wiederum aber freuen sich dann darüber, dass es eine sehr stark ausgeprägte Dienstleistungsindustrie rund um WoW gibt, die sich genau auf das Beschaffen von Gold und mehr spezialisiert hat. Beispielsweise gibt es die Firma Randy Run, die einem gegen Zahlung harter Euronen in WoW alles Mögliche nur zu gerne besorgt, und die sind nicht die einzige Firma dieser Art.

Eine andere Möglichkeit, die dann aber auch viele nur zu gerne nutzen, ist der Einsatz von Bots. Ein Bot ist wie in Second Life einfach ein Programm, das gewisse Aufgaben anstelle eines Menschen erfüllen kann. Bots gibt es zuhauf und man kann diese meistens bei Firmen gegen Zahlung einer monatlichen Gebühr mieten (typischerweise im Bereich von 15-20 Euro).

Ein moderner Bot macht dabei alles rund um die Uhr und automatisch, was das Herz begehrt: er geht automatisch für einen von Level 1-85 questen, man muss da gar nichts tun außer abwarten bis er durchgerast ist und hat nach ein paar Tagen den neuen Charakter dann zur Übernahme zur Verfügung, ebenso kann man dem Bot aber auch auftragen, dass er für einen auf PvP-Schlachtfelder geht und da kämpft.

Damit gehen die Probleme auch schon los, ein Bot ist zwar natürlich mehr oder weniger dumm und arbeitet immer dieselben Befehle ab, aber auf Schlachtfeldern gibts zur Belohnung Punkte. Diese Punkte sammeln sich dann an, natürlich hauptsächlich für Siege, und man kann sich damit in den Hauptstädten mächtige Rüstungsteile und Waffen kaufen. Gegen einen gut ausgerüsteten Bot im PvP dürfte man es schwer haben, weil er ganz einfach sehr viel schneller als ein Mensch reagiert. Das ist also unfair.

Weiter gibt es aber auch für viele Bots einen Farmmodus, also der Bot tut dann den lieben langen Tag nichts anderes als durch die Gegend ziehen und möglichst hochwertige Materialien zu sammeln. Das wird von Blizzard natürlich noch weniger gerne gesehen, weil es die Wirtschaft massiv verzerrt. Diese Materialien landen dann oft in rauen Mengen zu wenn nötig auch billigen Preisen im Auktionshaus und sorgen dafür, dass der Rest es schwerer hat, selber noch diese Materialien zu sammeln. Das Problem an einem Farmbot ist einfach, dass dieser 24 Stunden lang aktiv sein kann während ein Mensch ja auch seinen Schlaf benötigt, und ständig und überall alle wertvollen Gegenstände abernten kann, so dass ein Mensch nur noch wenig Chancen hat, selber mal einen zu erwischen.

Nun ist die Community, was den Einsatz solcher Bots angeht, zwiegespalten: die überwiegende Mehrheit sieht sie einfach nur als ständiges Ärgernis an und ist froh, dass Blizzard dann als Hersteller die daran hängenden Accounts regelmäßig und dauerhaft sperrt. Übrigens eine Tatsache, auf die viele Hersteller von Bots dick und fett hinweisen, dass Automatisierung gegen die AGBs von Blizzard verstößt und genau das nach sich ziehen kann.

Es gibt aber auch eine gewisse Anzahl an Spielern, die eben diese Bots mit dem Argument einsetzt, dass sie eben auch gerne an den richtig geilen High Level Content rankommen wollen, eben auch richtig viel Gold haben wollen, aber wegen Beruf/Kind/Kegel einfach nicht die Zeit haben, sich nun das alles selbst zu erarbeiten und genau daher diese Bots brauchen. Sie sehen den Einsatz dieser Bots als legitimes Mittel an, mit dem Rest der Spieler (der dann oft in ihren Augen viel zu viel Zeit und viel zu wenig Leben hat) mithalten zu können und geben nur zu gerne Blizzard die Schuld dafür, dass sie solche Bots wegen der vielen Time Sinks eben einsetzen müssten, um eben mit dem Rest wirklich mithalten zu können. (Natürlich wird kein Mensch dazu gezwungen, aber in der Tat sehen das viele Botbenutzer eben genau so, denn irgendwie muss man ja auch die Kosten des Einsatzes vor sich selbst rechtfertigen, 15 Euro für einen Bot und 13 Euro monatlich für WoW ist ja auch nicht mehr gerade ganz billig).

Anders gesagt: mit der Progarmmierung und dem Betrieb solcher Bots kann man einiges an Umsätzen erwirtschaften. Eine Firma in Deutschland beispielsweise, die das tat, ist die Bossland GmbH in Dresden. Diese betrieb Bots und am Ende hat Blizzard alle Accounts der Firma eben gesperrt. So weit, so gut.

Aber nun kommt das Interessante: natürlich hat die Bossland GmbH kein Interesse daran, klein beizugeben und sich diesen Geschäftsbereich so „ruinieren“ zu lassen, also hat diese gegenüber Blizzard eine Klage eingereicht. Die Klageschrift ist als PDF hier öffentlich von Bossland selber publiziert worden.

Wenn man sich die Argumentation durchliest – das Verfahren läuft noch – dann beschert das einem gewisse Aha-Momente: beispielsweise, dass Blizzard eine deutsche Niederlassung in München hat, und genau diese wurde mit verklagt.

Die Hauptargumentation der Klageschrift ist dabei recht einfach und kurz zusammengefasst diese: da dem Benutzer beim Abschluss des Vertrags mit Blizzard deren Allgemeinen Geschäftsbedingungen nicht in gesetzmäßig vorgeschriebener Form zur Verfügung stünden, könnten diese folgerichtig nicht Bestandteil des Vertrags mit Blizzard sein.

Wenn sich das Gericht dieser Argumentation anschließen würde, dann wäre die einfache Folge diese: das Löschen von Accounts deutscher Botbetreiber wäre bisher rechtswidrig gewesen und diese müssten reaktiviert werden. Als Folge einer solchen Entscheidung würde Blizzard entweder ziemlich sicher Rechtsmittel einlegen oder aber die AGBs gesetzeskonform dem Benutzer bei Vertragsabschluss zur Verfügung stellen, sofern das nicht ohnehin schon inzwischen abgeändert worden ist, die Klage datiert vom Januar 2012.

Ob nun die Argumentation der Klagenden schlüssig ist oder nicht, ich habe da keine Ahnung und kann es auch nicht beurteilen. Es ist jedenfalls aber ein äußerst interessanter Rechtsstreit, der da gerade statt findet und die Mehrheit der Community hätte sicherlich absolut kein Problem damit, wenn alle Bots ein für allemal endlich verschwinden würden. Machbar mag es sein, aber wie wir ja alle aus Second Life wissen ist das immer letzten Endes ein Wettlauf zwischen Hase und Igel, so schnell wird man sie leider nicht los werden.

Chuck Norris vs. Bruce Lee

Keine Ahnung warum, aber mir ist gerade danach:

Man beachte Chucks zu der Zeit beachtlich wucherndes Brusthaar. 😀

Interessanter Fakt am Rande: Chuck Norris hat selber zugegeben, dass er in einem echten Kampf gegen Bruce Lee keine Chance gehabt hätte und der ihn windelweich geprügelt hätte (gut, in der Szene hat er auch keinen Stich gegen Bruce Lee, aber es dauert wohl einige Minuten länger als nötig bis er ko ist, Lee hat es nicht besonders eilig und es ist sowieso nach einem Drehbuch gestellt für den Film).

Was lernen wir also daraus? Chuck ist Gott, aber Bruce Lee ist noch Götter – ähm ja, oder so… und dank Katze am Anfang geht’s sogar noch als Cat Content durch! 😀

Rant: GNOME 3.0 saugt unendlich!

Für einen Großteil meiner Arbeit nutzte ich GNOME unter Linux, das neben KDE eines der beiden großen Desktop Environments ist. GNOME 2.X war zum Arbeiten einfach eine Freude, es war stabil und hatte ziemlich genau die Konfigurationsmöglichkeiten und Features, die man erwartet und braucht, ohne dabei überladen zu wirken noch stand es einem bei der Arbeit groß im Weg. Dabei ist es mir völlig egal, dass manche diese Version nicht sexy fanden oder zu sehr Windows ähnlich, denn mal ehrlich: seit dem Macintosh 1984 und Windows 95 hat sich doch in Hinsicht auf die am Computer verwandte Bedienungsphilosophie sich wenig geändert. Sie mag zwar nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss sein, aber sie ist wohlbekannt und funktioniert!

Irgendwie ist aber in letzter Zeit der Zug der Zeit, dass die Entwickler der Software der Meinung sind, besser zu wissen was die Anwender wirklich für ihre tägliche Arbeit benötigen und haben wollen als die Anwender selber! Diese Geisteshaltung führt dabei zu den merkwürdigsten Entscheidungen und häufig dazu, dass sich Entwickler und Benutzerbasis voneinander stark entfremden, die Benutzer die Entwickler bestenfalls als arrogant empfinden und sich nach Alternativen umsehen, ggf. diese starten und selbst entwickeln.

Kein Benutzer liebt die Software, die er benutzt wirklich, sondern er entscheidet sich aus dem vorhandenen Sumpf an Kröten für diejenige, die beim Runterschlucken am wenigsten Schmerzen verursacht. Wenn die bisher gewohnte Kröte auf einmal zu sehr das Wachsen anfängt, dann findet die Mehrheit sehr schnell eine neue Kröte, also neue Software auf die sie wechselt.

Bei GNOME ist es so, dass der Schritt auf 3.0 mit einem gehörigen Wechsel in der Bedienungsphilosophie einherging. Man baute einen Desktop zusammen, der so ziemlich jede bisher bekannte Bedienungsweise über den Haufen warf, dabei gut aussieht und völlig unbenutzbar ist. Jeder kennt beispielweise den System Tray, wo Benachrichtigungen angezeigt werden. Dieser ist bei GNOME 3 nun standardmäßig unten am Bildschirm und ausgeblendet, man muss erst mit der Maus hin um zu sehen, was sich tut. Fenster benötigen ja auch keinen Button mehr zur Maximierung, also weg damit, und wozu noch ein Startmenü, wenn es ein komischer Aktivitätenbildschirm auch tun kann, und und und.. .und bitte alle Konfigurationsmöglichkeiten weg, die es noch in GNOME 2.X gab, denn das stört ja nur.

Nun steht GNOME 3.6 vor der Türe, und die Entwickler feiern sich mal wieder heftig selber für ihre Runderneuerung am Dateimanager Nautilus, eine der großartigen Neuerungen ist die Entfernung der Compact View, einer Darstellung im Dateimanager die grob etwa mit der von „Kleine Symbole“ im Windows Explorer vergleichbar ist. Diese wurde nun ersatzlos trotz massivem Protests gestrichen! Warum? Weil einige Entwickler der Meinung sind, dass die Listen- und Symboldarstellung ausreiche, man in der Compact View häufig nicht alles sähe und vertikal scrollen müsse, und das sei bah! Also weg damit!

Und so arbeiten die Entwickler von GNOME 3 munter weiter daran, sich selber überflüssig zu machen, denn kein halbwegs vernünftiger Mensch möchte GNOME 3 wirklich auf seinem Rechner als Produktivumgebung benutzen. Was sie mit GNOME 3 hingelegt haben und hinlegen ist ein Undesktop der Extraklasse, eine Benutzerumgebung, die sehr gut für ein Tablet geeignet ist und mit einem solchen prima funktionieren würde – würde es denn ein GNOME 3 Tablet geben! Gibt es aber nicht und wird es so schnell nicht geben, was aber die Entwickler nicht davon abhält, ihren eingeschlagenen Weg in die selbstgewählte, völlige Bedeutungslosigkeit munter weiter zu beschreiten, indem sie GNOME 3 ohne Not für den Desktop völlig unbenutzbar machen! Übrigens sind sie damit ja nicht alleine, Microsoft hat mit Windows 8 genau denselben Weg beschritten, aber wenigstens hat Microsoft ein Tablet, auf dem sein Betriebssystem denn auch läuft! Dennoch, egal ob GNOME 3 oder Windows 8, beide sind und bleiben für den Desktop unbenutzbar und eine absolute Qual!

Dabei ist an GNOME 3 längst nicht alles schlecht, die Technik im Unterbau mitunter sehr gut brauchbar, aber die Präsentation ist einfach nur furchtbar. Kein Wunder also, dass mit MATE jemand die Quellcodebasis von GNOME 2.X geforkt hat und diesen nun unabhängig von GNOME 3.X weiter entwickelt, Canonical lieber sein eigenes Unity als Standarddesktop pflegt und es ein Projekt namens Cinnamon gibt, dessen erklärtes Ziel es ist, weitestgehend das alte Look&Feel von GNOME 2.X auf GNOME 3 zu portieren.

Währenddessen wundern sich einige GNOME-Entwickler inzwischen öffentlich darüber und beklagen sich, dass eine große Distribution nach der anderen ihr Engagement für GNOME massiv runterschraubt oder gar einstellt (SUSE, Nokia), sie lieber andere Desktop Environments anstelle von GNOME zum Standard erklären (Ubuntu, Linux Mint) und wichtige Applikationen bisher nicht auf GTK3+ portiert worden seien. Da könnte man ja meinen, da sei die Nachricht mal langsam so angekommen, aber Irrtum, wenn man sich dann mal wieder diesen Beitrag über Nautilus 3.6 durchliest, in dem u.a. das Entfernen der „Compact View“ des Dateimanagers als Fortschritt gefeiert wird, kann man nur sagen: Leute, ihr habt den Knall noch immer nicht gehört!

Und solange sich das nicht ändert und die Entwickler endlich mal aufgerüttelt werden, um aufzuwachen und wieder auf ihre Benutzer zu hören, bleibt nur noch eines zu sagen: Ruhe in Frieden, GNOME 3! Mit der Attitüde kann das ja nichts mehr werden und irgendwie ist XFCE auch nicht schlecht. Die Entwicklungszyklen dort sind zwar länger, aber immerhin hören die Entwickler dort noch deutlich mehr darauf, was ihre Benutzer wollen oder auch nicht.