Kategorie: Business

Opensim, das tote Pferd

Manchmal entdeckt man in den Kommentaren zu Beiträgen von Hypergrid Business doch interessante Perlen. So auch in dem offenen Brief von Maria Korolov an die Lindens, wo sie eine Öffnung Linden Labs zu Opensim hin propagiert. Meine Meinung dazu habe ich schon gepostet gehabt: es liest sich so, als sei Opensim in Meinung Korolovs gescheitert, warum sonst will sie Zugriff auf den größten, etablierten Asset Store für virtuelle Welten haben?

Ich meine, schon alleine aus rein logischen Gründen: warum sollte Linden Lab so etwas tun? Das Einzige, was daraus resultieren würde, wäre ein massiver Aufstand der Content Creators, die ihre mühevoll erzeugten Objekte überall hin kopiert sehen und mit Abwanderung drohen. Mehr aber auch nicht.

So, nun aber zu dem Kommentar einer gewissen Cam an sich, den ich mal vollständig übersetze:

Ich kann es nicht glauben, dass du noch immer an der Schürze von Linden Lab hängst.

Zu allererst ist, was du vorschlägst, dass Linden Lab sein bisheriges Geschäftsmodell (das immerhin mehrere Millionen Dollar Umsatz erzeugt) aus irgendwelchen Gründen aufgeben soll. Sie fällen ihre täglichen Geschäftsentscheidungen auf der Grundlage verschiedener Daten und Jahren an Erfahrung, aber du meinst, sie sollten es ändern.

Denke doch mal darüber nur eine Sekunde nach, dies würde bedeuten, dass jeder Linden Lab brandmarkt, sie ihre Geschäftsbedingungen neu schreiben müssten und ihre Produkte neu schreiben. Man muss verrückt sein, zu glauben, dass Linden Lab auch nur eine Sekunde daran denken würde. Und was wäre das Ergebnis? Sie würden ihre Umsätze und Benutzerbasis teilen, und ab da wird es nur noch lächerlicher.

Linden Lab hat den Ruf, die Wünsche ihrer Benutzer komplett zu ignorieren, warum also meinst du, sie würden auf etwas, dass du oder ich (ihre Konkurrenz) möglicherweise zu sagen haben.

Als Philip Rosedale zurücktrat, da nahm er alles innovatige Denken mit sich und Linden Lab wurde zu einer Firma, deren einziger Daseinszweck ist, den Bestand von Second Life zu erhalten, es nicht zu verbessern, aber auch nicht zu verschlechtrern, nicht es freundlicher zu machen oder billiger oder all diese Dinge, die wir vielleicht gerne hätten, aber es einfach am Leben zu erhalten und sicherlich nicht wegen dir die Erfolgsformel zu ändern, auf welcher Meinung oder fragwürdigen Daten die auch errichtet sein mag.

Second Life war immer überteuert und das hat die Verkäufe nicht wirklich beeinträchtigt, was den Weggang verursacht ist, dass ganz einfach viele Leute mit Second Life durch sind. Man kann eben nur eine gewisse Zeit umherlaufen und in leeren Clubs sitzen, bevor man das Gefühl bekommt „das war’s.“ Ich bin mir sicher, jeder der dies liest, der kennt das Gefühl.

Nein Alex, du bist nicht der Negative hier, ich bin es und hier ist, warum…

Opensim ist das ungeliebte Kind von Linden Lab und sie wünschen, dass es einfach nur verschwinden würde. Du sprichst auch darüber, was „Opensim bereits habe“. Opensim hat alles, was falsch an Second Life ist plus einige Sachen noch dazu, es basiert auf einer zehn Jahre alten Technologie, die nicht wirklich gut skaliert. Diese Technologie ist in unserer schnellebigen Welt schon als archaisch zu bezeichnen, und Opensim ist noch immer eine Alpha, voller Fehler und die Entwicklung wird durch die ständigen Kämpfe darüber, in welche gemeinsame Richtung es sich eigentlich entwickeln soll, Egoismus und sporadisch vorkommende Sabotage behindert.

Verstehe mich nicht falsch, ich liebe Opensim, ich habe mehrere Grids und Communityprojekte selbst betrieben gehabt, bin mehrmals hingefallen und wieder aufgestanden, wie die meisten Gridbetreiber eben auch und aus irgendwelchen Gründen interessiert es keine Benutzer, niemand ist daran interessiert und die Leute, die es wirklich interessiert, die sind in Second Life. Was in Opensim übrig blieb sind Entwickler, Programmierer und Enthusiasten, aber keine normalen Benutzer, keine Spieler, diese sind weiter gezogen, wir nicht.

Hier ist die schlechte Nachricht, die ihr alle wisst aber nicht wahr haben wollt: das Einzige, was zwischen Opensim und seinem Niedergang steht ist die Möglichkeit, dass irgendwer irgendwann die Möglichkeit entwickelt, es einfach in einem Webbrowser laufen zu lassen. Wenn das passieren würde, dann hätten wir anstelle von vielen, leeren Welten in den man sich nur langweilt und es nichts zu tun gibt die fortschrittlichsten, 3D-Webseiten der Welt. Es wäre ein Durchbruch, denn die Leute könnten einfach von Ebay oder Facebook in dein Gridfliegen und dann könnte es abheben (ich persönlich denke nicht, dass dies möglich ist, warte aber auf den Pixieviewer, sofern Sunny da etwas vorweisen wird.)

Ich habe drei Jahre lang die Akzeptanz von Opensim im Firmenumfeld studiert und dies ist eine Zusammenfassung der Ergebnisse. Firmen werden niemals eine Software nutzen, die im Alphastadium ist, ganz einfach wegen der schnellen Änderungen in der Software und Firmen wollen keine großen Risiken in einem engen Markt eingehen, was nichts anderes bedeutet als, dass solange Opensim im Alphastadium ist, eine Menge an Möglichkeiten vorbeizieht und der Code einfach nur älter wird. Die andere Sache, die Firmen davon abhält, es einzusetzen ist der Fakt, dass Opensimulator unsicher ist, die Liste der Sicherheitslücken lange ist und kaum jemand etwas benutzen wird, dass nach all diesen Jahren immer noch so unsicher ist. Also verrotet die Möglichkeit des kommerziellen Takeoffs direkt am Weinstock.

Reden wir also über soziale und freizeitliche Aspekte. Macht mal eine Google Trends Analyse, beginnend mit „Opensim“ als Suchbegriff, gut das liefert einige Treffer, die nach 2009 langsam aber stetig sinken, wenn man nun  „virtual worlds“ hinzufügt sieht man, dass Opensim im Vergleich dazu mickrig aussieht, was nur bedeutet, dass Opensim für den Bereich nicht die erste Wahl ist. Wenn man nun als Suchbegriff „Second Life“ eingibt, dann sieht man den Konkurrenten in der Sache und wogegen man antritt. Opensim verschwindet gegenüber Second Life nahezu in der Bedeutungslosigkeit.

Danach gebe man einmal „Minecraft“ ein und lande so in der Realität. Ich könnte nun noch ausführen, wieso Minecraft Second Life und Opensim killt, das ist aber eine andere Geschichte (und sage keiner, Minecraft sei nur ein Spiel, denn viele nutzen es auch als eine virtuelle Welt).

Sagen wir mal, wenn Philip Rosedale das Beste aus Second Life mit dem Besten an Mine Craft kombiniert, dazu die neueste und beste Technologie verwendet, dann wird Hi-Fi Minecraft das antun, was Minecraft Second Life angetan hat und diese Diskussion hier sinnlos sein. Dies wird dann die neue Plattform mit globaler Reichweite, Opensource, skalierbar, und am allerwichtigsten, brandneu. Was werde ich da wohl tun?

Ich höre nun einfach auf, auf ein totes Pferd einzudreschen und ziehe weiter.

Sorry.

Das hat schon interessante Punkte, wobei der Viewer im Browser ist so eine Sache. Mit Cloudparty hatte es solch einen gehabt, aber wirklich profitabel war die Firma wohl nie. Es reicht eben nicht nur aus, die Technik zu haben, sondern man braucht auch noch ein Alleinstellungsmerkmal, so dass genügend Leute gewillt sind, sich da zu engagieren.

Sagen wir mal einfach, Opensim hat eine für sich einigermaßen komfortable Nische belegt, das trifft es im Grunde ganz gut. Mehr wird da aber mit dem jetzigen Entwicklungsmodell auch nicht mehr drin sein.

Warum die rein solidargemeinschaftliche Finanzierung einer Sim nicht funktioniert

Cori schiebt mal wieder Frust, und der Grund dafür ist diesmal, dass es im Südland ein nach ihren Worten „kleines“ Finanzierungsloch gab.

Klein bedeutet dabei immerhin sportliche 107.000 L$, was in etwa 320 Euro bedeutet. Das ist immerhin die komplette Monatsmiete für eine Fullprimsim plus noch eine Homestead gleich oben drauf, also „klein“ kann man diesen Betrag nicht mehr wirklich nennen.

Nun ist das Loch inzwischen dank diversen Spendern gestopft, aber Cori hat da die Idee, dass es 376 Mitglieder in der Südlandgruppe gäbe, und wenn jeder von denen nur 1000 L$ spenden würde, dann hätte man das doch locker drin. Soweit die schöne Theorie. Nur wie sieht das in der Praxis aus?

Natürlich sind das keine 376 Personen, sondern wenn man all die Karteileichen, Alts und Spaßalts, wo eine Kajira nur in einer Panthergruppe spielt, raus rechnet, dann kommt man realistisch gesehen wohl mehr in den Bereich 60-100 Personen. Dann kommt es so, dass die meisten zuerst sich der Gruppe verpflichtet fühlen, wo sie spielen, dann der Sim und vielleicht noch dann dem Verbund. Genau in dieser Reihenfolge. Wenn also 20% der Leute wirklich nennenswert spenden, dann ist das schon recht viel und vor allem ist es dann schon ein höherer Betrag als das, was Cori eben so vorrechnet, denn bei 60 Personen wären das 12 Leute.

Will man als Simbesitzer eigentlich aber ständig auf eine fluktuierende Spielerzahl und deren Spenden angewiesen sein? Normalerweise nicht, denn man verliert sich da im Klein-Klein des Geldeintreibens, den Leuten Hinterherrennen und vor allem kann man damit nicht über Monate hinweg planen. Eine wirklich schöne Situation ist das also nicht. Außerdem macht man sich dadurch auch erpreßbar, denn manche Spieler halten sich immer auf einmal, wenn sie Spenden geben für Gott oder zumindest gleichberechtigten Simbesitzer und wollen dann auf einmal unbedingt der Sim ihren eigenen Stempel aufdrücken. Wenn man dann nicht mitmacht, dann drohen sie mit Abwanderung.

Was könnte man also statt dessen machen? Einsparungen bei der Tier, natürlich. Dies kann man dadurch erreichen, dass man entweder eine Sim aufgibt, die nicht mehr genug gebraucht wird (Thassaland wäre da meiner Meinung der passende Kandidat dafür) oder aber, indem man die Sims nicht mehr direkt bei Linden Lab mietet, wo neben der Miete noch 19% Mehrwertsteuer fällig werden, sondern in world bei einem US-Landbaron, der nur seine Lindendollar will und damit glücklich ist. Südland aktuell ist komplett selbst gemietet und die monatliche Tier (3x Fullprim, 2x Homestead) dürfte sich ziemlich genau auf 1000 Euro betragen. Rechnen wir mal die Mehrwertsteuer raus, dann kommen wir auf einen Betrag von 840 Euro/Monat.

Das wäre entweder mit einem Umzug verbunden oder aber man findet einen US-Landbaron, der den Verbund so übernimmt wie er ist und dann an einen zurück vermietet. Da ist dann also die einfache Frage: warum macht man das nicht? Weil man eben alles selbst unter Kontrolle haben will, denn wenn ein Landbaron pleite geht sind die Sims meist schneller weg als man PIEP sagen kann – und das ist auch schon desöfteren passiert. Andererseits wenn man seinen Landbaron sorgfältig genug auswählt, ja dann, wer weiß…

Cloud Party geht, Rod Humble ging bereits

Machen wir es kurz: Cloud Party wird bald Geschichte sein. Yahoo hat das Entwicklerteam eingekauft, damit die zukünftig bei denen an irgendwas arbeiten werden, jedenfalls wird Ende Februar Cloud Party offline gehen. Sie haben inzwischen Anleitungen online gestellt, wie man seine Kreationen exportieren kann und wünschen ihren bisherigen Kunden alles Gute. Schade, aber da war wohl der Geschäftsbetrieb einfach zu unsicher und Yahoo muss wohl mit so viel Geld in Richtung der Inhaber gewedelt haben, dass die einfach keine Lust mehr hatten, Cloud Party weiter zu betreiben. Verständlich.

Die andere Nachricht ist, dass Rod Humble (auch bekannt als Rodvik Linden) bereits seit letzter Woche seinen Hut als Geschäftsführer von Linden Lab genommen hat. Angeblich will er an einem neuen Kunstprojekt arbeiten und hat daher seinen Hut nach drei Jahren genommen. Ungewöhnlich ist jedenfalls die Art und Weise, wie es passierte, denn es gab dazu von Seiten Linden Labs keinerlei Pressemitteilung noch sonst etwas, sondern von Rod Humble nur private Statements in Facebook, dass er letzte Woche seinen Hut genommen habe.

Inzwischen ist er auf lindenlab.com/about auch als CEO entfernt worden, daher gehe ich davon aus, dass diese Meldung ebenfalls stimmt. Die Frage ist nun, wer Humble nachfolgen wird. Dass es wieder Rosedale wie Kai aus der Kiste sein wird halte ich für eher unwahrscheinlich, wo der doch inzwischen mit High Fidelity an der nächsten Generation der virtuellen Welten auf Basis einer Voxelengine arbeitet, die bald in die geschlossene Alphaphase startet. Damit dürfte der mal im Gegensatz zu früher wohl kaum die Zeit dafür haben.

Humble war im Vergleich zu anderen Geschäftsführern von Linden Lab sicherlich einer der besseren gewesen, mit einer Vision für die virtuelle Welt an sich, einem Gefühl an sich, aber auch genügend Geschäftssinn und Erfahrung in der Spieleindustrie. Die spannende Frage ist nun, wer denn nun Humble nachfolgen wird.

Linden Lab? Nein, Linden Research!

Der Titel sagt schon alles: es ist interessant, wie viele Leute immer noch von Linden Lab sprechen, dabei wurde die Firma schon vor einigen Monaten in Linden Research umbenannt. Das muss eben die Macht der Gewohnheit sein. 😉