Archetypen im Voice-Chat

Wer sich einmal in Second Life in den Voice-Chat begibt, der wird feststellen, dass man häufig auf dieselben Archetypen an Leuten trifft, die den Chat bevölkern.

Als da wären in nicht vollständiger Aufzählung und keiner besonderen Reihenfolge:

  • den total übersteuerten Krächzer. Das richtige Einstellung seines Mikrofonpegels ist nicht so sein Ding, Hauptsache eben, es läuft. Man erkennt ihn einfach daran, dass über seinem Avatar die Voicezeichen meistens tiefrot sind, d.h. man hört ihn entweder ohrenbetäubend zu laut oder abgehakt, da bei zu großer Übersteuerung einfach das Mikrofon standardmäßig abschaltet. So oder so ist er kein angenehmer Zeitgenosse, da selbst ein Verringern seiner Lautstärke ihn nicht wirklich verständlicher macht.
  • Mrs. Brooks – sie hat ihr Mikrofon im Griff, aber wie Brooks aus Police Academy einfach die totale Piepsstimme und ist daher recht schwer verständlich, wenn noch andere Reden.
  • den Headsetverweigerer/Rückkopplungspfeifer: also jemand, der einfach über das in seinem Notebook/Webcam eingebaute Mikrofon spricht und dazu zugleich den Rest vom Chat über seine normalen Lautsprecher hört. Das Ergebnis ist eine fiese Rückkopplungsschleife, die oft einem entsetzlichen Tinnitus gleicht und extrem unangenehm ist. Besonders nervig wird dieser, wenn er nicht mit Push-to-talk spricht, sondern einfach alles aufnimmt und man so seine diversen Ehestreits/Fernsehsendungen mitbekommt, die nebenbei laufen.
  • Mampfi&Glucki: Push to talk ist nicht so seines, er hat sein Mikro immer offen und man hört ihn auch dann, wenn er gerade am fressen und saufen ist – oder die Nase schnäuzt. Töröö!

Also mal ehrlich: ein einfaches Headset kostet nicht die Welt, die gibt es in brauchbarer Qualität schon ab 20€. Wenn man schon Voice nutzen will, dann sollte man sich wenigstens ein Headset anschaffen und so keine Rückkopplungen erzeugen, die einfach nur nerven.

 

Aus dem Leben eines Moderators

Ich bin ja seit längerem einer der Moderatoren von Gor auf Deutsch – gut, da ich gerade kaum in SL bin, gehe ich logischerweise gerade kaum dieser Tätigkeit nach. Wenn man diesen Posten wirklich aktiv ausübt, dann darf man nicht allzu sehr zart besaitet sein und legt sich besser ein dickes Fell zu, denn die Reaktionen in dem Kanal sind doch fast jedes Mal dieselben.

Das Grundproblem an einem Gruppenkanal wie Gor auf Deutsch besteht darin, dass man einfach nicht wirklich von Linden Lab zuverlässig und einfach handzuhabende Hilfsmittel an die Hand gedrückt bekommt, diesen schnell und gut moderieren zu können. Mein Ideal selber dabei ist und bleibt IRC, wo man es mit Hilfe von diversen Befehlen sehr gut gebacken bekomt, in Second Life dagegen seit Jahren nicht.

Es gibt im Leben gewisse Tatsachen, denen man sich stellen muss, und für mich ist eine dieser Tatsachen, dass man Gor auf Deutsch niemals mit vernünftigem Aufwand im Chat so moderiert bekommen wird, dass da mal längere Zeit ein gewisses Grundniveau herrschen wird. Never ever!

Wenn man sich dieser Tatsache erstmal gestellt hat und diese akzeptiert, dann gibt es folgende Möglichkeiten, damit umzugehen: man lässt es dennoch laufen wie bisher, man spaltet die Gruppe in eine Info- und Chatgruppe auf oder aber macht den Chat komplett ein für allemal dicht. Ich persönlich bin ein Fan der Radikallösung, denn dann können sich andere mal gerne mit teilweise bemerkenswertem Niveau und diversen Diskussionen mit solchen Leuten herumschlagen, viel Spaß dabei.

Nicht, dass man es nicht gewohnt ist, aber es ist doch immer wieder faszinierend, wie sehr die Teilnehmer im Kanal meinen, da redet der Moderator nur irgendwelches Zeug, der Kanal ist zur ureigenen Unterhaltung da und fertig, und wenn der Typ da sagt, er würde irgendwann was machen, dann trifft das ja sicherlich die anderen, aber doch nicht mich!

Wenn dann der Typ aber mich doch – warum nur, oh warum? – stumm geschaltet hat, dann gibt’s fast immer Mecker, denn man selber ist doch natürlich völlig unschuldig, hat ja nichts getan und sowieso und überhaupt und wo, bitte, bleibt da die Redefreiheit?  Also das passiert fast immer so, Einsicht warum man stumm geschaltet wurde gibt es meist keine und danach melden sich die Leute in IMs.

Eine harmlosere Antwort ist dann noch die Frage, wieso XY weiter senden darf und man selber nicht. Erstens mal, wer sagt denn, dass XY es noch darf und zweitens wird das schon seine Gründe haben.

Meistens ist es aber dann so, dass die Kunden des Moderators ein wenig, nun… energiegeladener sind. Entweder folgt dann eine entsetzte Schimpfwortkanonade, wo ich mir gedanklich nur das Mantra „Red mit meiner Hand!“ aufsage – oder aber die Wut wird so übermächtig, dass sie die Gruppe gleich aus eigenen Stücken verlassen. Zumindest mit diesem Avatar, denn wer weiß wieviele Alts sie noch in der Gruppe haben, nicht wahr. Manche Leute sind ja mit ihren allseits bekannten Altarmadas wirklich schlimmer als die Pest.

Die etwas humorigere Variante ist dann, dass mit einer Beschwerde wegen Machtmißbrauchs gedroht wird. 50% der Leute, die das androhen, tun das auch tatsächlich, was sie nur nicht so ganz dabei verstanden haben ist, dass die meisten Beschwerden sehr schnell im Papierkorb landen.

GaD ist noch immer eine rein private Veranstaltung und keine Behörde. Ich selber finde das Bild von einer Kneipe immer sehr passend: es kann erstmal jeder rein und raus, der mag und da drin sein Bierchen zischen, wenn aber jemand es zu sehr übertreibt, dann wirft der Wirt ihn mitunter sehr schnell heraus. Nur ist GaD in den Köpfen vieler Teilnehmer nicht ihre Kneipe, sondern ihr ureigenstes Wohnzimmer, wo sie flauschig lauschig im Ohrensessel versunken herumsitzen, den Fernseher einschalten und so unterhalten werden wollen. Und gibt es keine Unterhaltung, dann startet man kurzerhand irgendeine Nonsensdiskussion oder spielt den Nekromancer und belebt eines der Dauerthemen wie „Wo sind all die Männer nur geblieben?“ wieder, und schon läuft der Laden. Ja, so funktioniert GaD in der Tat für viele, sie sehen es als ihr ureigenstes Amüsement an und als ihr Recht an, da ungehindert treiben zu können, was sie wollen. Pech nur, wenn dann die Moderation mal wach ist und das wirklich anders sehen sollte… dann wird ja der Bildempfang massiv gestört und das nervt!

Naja, so oder so, es ist jedes Mal dasselbe, es ist eine mehr oder minder ge/mißglückte Verwaltung des täglichen Wahnsinns, aber auch eben nicht mehr – was fehlt, ist eindeutig eine bessere Gestaltung des Wahnsinns. Aber dazu – siehe oben – bräuchten wir erst einmal die zuverlässigen, technischen Hilfsmittel und nicht die Krücken, die uns Linden Lab gibt, so dass man gerade mal nur hinkend durch die Gegend humpeln kann…

Neues JIRA-Ticket: „Access“-Tab für Gruppen

Großvater IRC scheint mal wieder die gruppengeplagten SL-Bewohner zu inspirieren. Nun wurde im JIRA ein Ticket eingereicht, in dem vorgeschlagen wird, dass eine Bannliste geführt wird, in der man nachlesen kann warum jemand gebannt/rausgeworfen ist und solange er drinsteht, kann derjenige zumindest mit dem Avatar nicht mehr beitreten. Alts sind da natürlich etwas anderes.

Alles in allem eine sinnvolle Idee, ob sich Linden Lab dazu erweichen lassen wird steht wie üblich leider auf einem anderen Blatt.

Was, wenn SL-Chatbenutzer im wirklichen Leben genau so wären wie in SL

Gerade gab’s mal wieder so die typische Laberrunde in einer großen SL-Gruppe und manche Mitmenschen können und/oder wollen einfach nach wie vor nicht verstehen, dass so eine Gruppe nicht für sie alleine existiert und man irgendwann einmal nach zwei Ankündigungen, wobei zwischen diesen noch drei bis vier Minuten vergangen sind, dass sie doch bitte mal aufhören mögen, eben zu anderen Mitteln greift und kurzerhand den Saft abdreht, denn dafür sind schließlich die entsprechenden Werkzeuge da. Denn die anderen 100 Mitleser interessiert es nun einmal recht herzlich wenig, wenn sich da Leute herzen, knuddeln oder sonstwas machen, sondern empfinden es meistens schlicht und einfach nur als nervigen Spam, der doch bitte schnell aufhören möge.

Dann geht danach regelmäßig der Weihnachtsbaum auf, von wegen wie kann man nur, meistens gibt’s dann von mir den Hinweis: „Einfach, ich hab’s zweimal offen angekündigt und irgendwann setze ich meine Ankündigungen eben in die Tat um, wenn ihr nicht hören wollt.“, kein Wunder, dass nun alles nur noch schlechter wird und auch ja, ich bin nun mal weg. Einfach in 99% der Fälle hilft da nur auf Durchzug schalten und gut ist es.

Irgendwie erinnert mich die Mentalität mancher, werter Mitmenschen dabei fatal an diese Leute, wie sie hier im Video gezeigt werden. Im wirklichen Leben würde sich wie da dargestellt ja auch keiner so verhalten, aber in Second Life, ja, da ist das dann doch alles ein wenig anders und manchmal kann man sich dann nur noch wundern. Aber Wundern hilft, denn Ärgern bringt uns da nicht wirklich weiter…

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Ein paar Gedanken zu Chats und deren Moderation

Vorweg: das ist meine private Sicht der Dinge, nicht mehr, nicht weniger und sicherlich längst nicht erschöpfend.

Nachdem ich ja nun seit ein paar Tagen in GaD als Moderator tätig bin, kann es nicht schaden mal ein paar meiner grundlegenden Überzeugungen und Erfahrungen zu Chats im Allgemeinen zu formulieren. Die wichtigste Grunderkenntnis beim Benutzen eines Gruppenchats ist dabei diese:

Die Nutzung eines Chats ist kein Recht, sondern ein Privileg!

Das bedeutet ganz einfach, dass es eine oberste Instanz in einem Chat gibt – nämlich den Gründer mit dessen Beauftragten – und diese entscheidet im Zweifelsfall, ob man noch daran teilnehmen darf oder nicht, und wenn nicht mehr, ob nur zeitweilig oder für immer nicht mehr. Ohne kann es auch ab einer gewissen Chatgröße nicht mehr funktionieren, das ist nicht anders als ein Wirt in einer Gaststätte, die zwar für den Publikumsverkehr offen ist, zur Not aber auch mal Randalierer hinaus werfen können muss. Natürlich wird ein Wirt auch darauf achten, dass seine Gaststätte Zulauf hat und von der Mischung an Leuten besucht wird, die er haben will und zum Leben braucht, aber dennoch wird es mal immer solche Situationen geben. Wem so etwas nicht gefällt, der kann und wird womöglich auf Dauer seinen eigenen Chat zum selben Thema einrichten.

Weiter ist dabei auch dies wichtig:

Ein Chat braucht einen klar definierten Rahmen!

Ein Chat – besonders wenn er themenorientiert ist – ist nie alleine eine Veranstaltung zum reinen Selbstzweck, sondern dient einem oder mehreren Zielen. Diese müssen irgendwo einmal festgehalten werden, damit allen Teilnehmern klar ist, was sie erwarten können und was nicht, was erwünscht ist und was nicht. Ein bisschen Rauschen wird es immer geben, aber das Ziel ist eindeutig, das Rauschen so niedrig wie möglich zu halten.

Die besten Regeln bringen nichts, wenn man nicht deren Einhaltung durchsetzt!

Das ist eigentlich selbstverständlich: einige Querulanten wird es immer geben, die einen Chat möglicherweise als ihr Zuhause betrachten und meinen in ihm treiben zu können, was sie wollen – damit muss man leben. Aber genau dann kommt es darauf an, dass man auf die Einhaltung der Regeln pocht und wenn die Störenfriede nicht von selbst klein beigeben, nicht zögert die Mittel und Wege zur technischen Durchsetzung der Regeln auch zu benutzen. Denn genau dafür sind sie da!

Moderatorentscheidungen sind Ad-Hoc-Entscheidungen und werden nicht diskutiert!

Ein Chat ist keine Demokratie, sondern eine wohlwollende Diktatur. Das bedeutet, dass man sich natürlich beim Treffen einer Entscheidung als Moderator vom gesunden Menschenverstand leiten lassen sollte und auch je nach Situation eine gewisse Sensibilität an den Tag legen sollte, um eine möglichst angemessene Entscheidung zu treffen. Man sollte seine Entscheidung natürlich auch begründen können, aber sich auch danach nicht in Diskussionen darüber verwickeln lassen. Wenn eine Entscheidung getroffen ist, sollte man dazu stehen und sie auch durchziehen! Das ist vergleichbar dem Schiedsrichter auf dem Fußballfeld, und dessen Entscheidungen werden dort ja auch nicht diskutiert.

Du hast die Macht, also zögere nicht sie zu nutzen wenn nötig aber zieh dir auch ein dickes Fell an!

Wenn man Moderator ist dann sollte man nicht zögern auch alle zur Verfügung stehenden Mittel und Möglichkeiten so zeitnah wie möglich zu nutzen. Man sollte lieber den Anfängen wehren als eine Chatrunde wirklich eskalieren zu lassen. Manche Teilnehmer werden dann ziemlich sicher ihren persönlichen Frust über die Ungerechtigkeit der Entscheidung ziemlich pampig bei dir per IM ablassen – aber denen ist man keine Rechenschaft schuldig. Am Besten schaltet man nur auf Durchzug und antwortet so wenig als möglich darauf, damit sie keine Angriffsfläche finden.

Moderiere einen Chat nicht zu Tode!

Auch das ist klar: man muss eine gewisse Balance halten bei seiner Tätigkeit zwischen dem, was man als Moderator will und dem, was die Community will, denn ansonsten wenn man es übertreibt wandert sie womöglich ab und es bleibt eine leere, leblose Hülle. Das ist das Schwerste daran, diese Balance zu finden und auch zu halten. Das mag nicht immer gelingen, aber man sollte es in der Mehrheit seiner Taten schaffen.